Vollbildwandlung
Die Vollbildwandlung, in englischen Deinterlacing genannt, ist ein notwendiger Vorgang bei der Darstellung von Halbbildern im Zeilensprung auf einem Wiedergabegerät, welches physisch nur Vollbilder darstellen kann. Dazu gehören unter anderem Plasma und LCD Flachbildschirme sowie Projektoren (LCD und DLP). Die Vollbildwandlung, auch etwas ungenau Zeilenentflechtung genannt, versucht aus der Gesamtinformation des Video-Datenstroms die fehlenden Zeilen eines Halbbild (Field) zu generieren, damit das Display mit einem Vollbild (Frame) angesteuert werden kann. Während die Abtastung von Vollbildern als Halbbilder ein Kinderspiel darstellt - es wird ja einfach jede zweite Zeile verworfen bzw. nicht gesendet, ist die Vollbildwandlung ein fehlerbehafteter und sehr aufwändiger Vorgang. Nicht zuletzt die Algorithmen des eingesetzten Verfahrens bestimmen die erreichbare Wiedergabequalität eines Bildes erheblich. Die Blu-ray Disc vermeidet deshalb den Zeilensprung bei der Speicherung und verwendet für Kinofilme 24p, ein Vollbildverfahren. Auf der Digital Versatile Disc (DVD) dagegen, wie auch bei den Vorläufern SVCD und VCD, werden auch ursprüngliche Vollbilder wie Kinofilme im Zeilensprung aufgezeichnet. Das klassische Video auf VHS und auch viele moderne Kameras verwenden aus Gründen der Kompatibilität zum Fernsehen Halbbilder, also auch den Zeilensprung. Die Vollbildwandlung kann sowohl in der Quelle, also z.B. einem Blu-ray Disc Player als auch im Display selbst, z.B. dem Plasma Schirm vorgenommen werden. In ersterem Fall werden die Bildinformationen progressive (480p, 576p, 720p und 1080p) an das Display geleitet, in letzterem Fall erhält das Display die Videobilder mit Zeilensprung. Im ungünstigsten Fall wird ein Vollbild auf der Blu-ray Disc aus Gründen der Einstellungen in Halbbilder zerlegt (1080i) und muss dann vom Bildschirm wieder in Vollbilder gewandelt werden. Eine gute Vollbildwandlung erkennt den zuletzt genannten Fall, durch Vergleiche der Halbbilder kann ein entsprechend intelligentes Verfahren die zugrunde liegenden Vollbilder wieder zusammensetzen und eine fehlerfreie Darstellung generieren. Diese Erkennung benötigt jedoch Zeit, weshalb mit einer guten Vollbildwandlung eine Lippensynchronisierung erforderlich werden kann. Auf der DVD gibt es ein Flag, welches das Wiedergabegerät über die Herkunft der Bilddaten informieren soll, damit würde die Erkennung stabilisiert. Leider wird dieses Flag oft falsch gesetzt und die Vollbildwandlung mit der falschen Strategie durchgeführt. Geräte mit diesem Vorgehen nennt man Flag-Reader, bessere Entflechtung versprechen spezielle bildbearbeitende Prozessoren. Bei Videos und Live-Übertragungen, die naturgemäß im Halbbildverfahren vorliegen (sofern sie nicht mit neuesten Kameras aufgenommen wurden), ist die einfache Zusammensetzung von zwei Halbbildern eher kontraproduktiv. An den Rändern sich durch das Bild bewegender Objekte oder bei Schwenks der Kamera werden vertikale Kanten und Objekte auseinandergerissen, also Kamm-Artefakte erzeugt. Feine Strukturen und horizontale Kanten dagegen neigen zum Flimmern, wenn die fehlenden Zeilen eines Halbbildes durch das andere einfache Verfahren der Interpolation generiert werden. Für hochwertige Vollbildwandlung werden Mischformen aus Erkennung, Zusammensetzung, Interpolation und Kantenglättung eingesetzt; das ist sehr aufwändig und solche Prozessoren entsprechend teuer. Die EBU hat in einer Untersuchung bei gleicher Bandbreite festgestellt, dass für die überwiegende Anzahl Zuschauer eine Vollbild-Abtastung und Übertragung mit geringerer Zeilenzahl ein subjektiv detailreicheres und besseres Bild erzeugt wie eine nominell größere Zeilenanzahl im Halbbildverfahren. Deshalb wird in Europa HDTV von den Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten in 720p eingeführt, anstatt das in Amerika und Japan verbreitete 1080i zu verwenden, was die privaten Sender wie Pro7/Sat1 und AnixeHD sowie Bezahlsender wie Premiere anbieten.