Baaria
Dieses Mal einmal etwas ganz anderes. Von Zeit zu Zeit schaue ich mir einmal solche etwas ruhigere Filme an, die eine gewisse Laufzeit haben und zudem auch etwas Sitzfleisch bedürfen, die das aber auch wert sind. Bei Baaria hatte ich schon als ich den Zeitlichen Bogen der Handlung von mindestens 50 Jahren gesehen habe Interesse gehabt mir den Film einmal anzusehen. Es hat aber noch einige Zeit gedauert, bis er in meinem Player lag.
Giuseppe Tornatore, der im Jahre 1988 einen Oscar für den Besten fremdsprachigen Film „Cinema Paradiso“ bekam, zeichnet hier eine nostalgisch angelegte und bewegende Hommage an seine sizilianische Heimat sowie eine liebvolle Erinnerung an seine Familie.
Giuseppe verzaubert den Zuschauer mit einer Reise durch das Sizilien des 20. Jahrhundert das durch viele politische und soziale Umwälzungen geprägt war. Die Geschichte umfasst den Zeitraum von den 30er Jahren bis hin zu den 80er Jahren.
Um das authentisch herüber zu bringen brauchte Giuseppe etwa 35.000 Komparsen. Die Hauptrollen wurden mit weniger bekannten Schauspielern besetzt. Dazu gesellten sich 30 sehr gekannte Schauspieler in kleinen Rollen. In 25 Drehwochen entstand so ein durchaus als imposant anzusehendes Sittengemälde der damaligen Zeitgeschichte Siziliens.
Baaria war zudem seit 18 Jahren der erste italienische Film, der das Filmfest Venedig eröffnen durfte. In Italien war Baaria zudem ein sehr großer Erfolg in den Kinos und bekam zudem eine Nominierung für den Golden Clobe als bester fremdsprachiger Film.
Der Film spielt in der Heimat des Regisseurs, in Bagheria. Im Mittelpunkt steht das Liebes- und spätere Ehepaar Peppino und Mannina,
aus deren Perspektive die Filmhandlung erzählt wird. Peppino ist der Sohn eines Schäfers. Dessen Kindheit ist geprägt von den unterschiedlichen politischen Umständen wie Faschismus, Zweiter Weltkrieg, Kommunismus in Italien, sizilianische Mafia sowie den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen und Spannungen im Italien der Nachkriegszeit.
Die Blu Ray Disc habe ich eher zufällig entdeckt und muss sagen, sie hat mich nicht enttäuscht. Obwohl ich kein spezieller Italienkenner bin, habe ich mich schnell in dem Film heimisch gefühlt. Die Zeit schien stillzustehen im positiven Sinne und man durfte Zeitzeuge sein in der Entwicklung des Italiens in den Kriegswirren,
bis hin zu den 80er Jahren. Rund 50 Jahre Entwicklungsgeschichte werden so im Rahmen einer Familiengeschichte abgedeckt. Es ist zwar in Teilen vielleicht etwas zu plakativ und manchmal zu schemenhaft, dennoch bekommt man einen Einblick in die sizilianische Seele mit allen seinen Schattenseiten. Der Film verbindet Drama und zarte komödiantische Ansätze bis hin zu biographischen Zügen.
Der Film erzählt vom Faschismus und Krieg, vom kargen, handwerklich-bäuerlichen Leben, von Hunger und sozialer Ungerechtigkeit, vom Kommunismus, Familienbeziehungen, der Liebe, den Träumen und Enttäuschungen, von Sizilien, seiner Mentalität und seinen Mythen. Vielleicht wäre eine etwas straffere auf weniger Aspekte angelegter Film etwas kurzweiliger ausfallen und könnte ein breiteres auch ausländisches Publikum erreichen. Insgesamt geht für mich die Laufzeit in Anbetracht des Gesamtinhaltes jedoch in Ordnung. Der Film wurde in Italien von den Kritikern geteilt aufgenommen, verkläre er doch Sizilien und gehe nicht kritisch genug damit um. Zudem überschattet die Tötung eines Rindes den Film indem man ihm Tierquälerei vorwarf.
Das Bild ist stark mit farblichen Stilmitteln versehen und bekommt zu Beginn hierdurch den alten staubigen Charakter der Vorkriegsjahre, später wird die Farbskala immer neutraler bis zum Ende hin. Die Schärfe und der Kontrast sowie der Schwarzwert sind Top und so macht das Filmbild wirklich Spaß.
Kein geringerer als Ennio Morricone zeichnet verantwortlich für diesen tollen Score, der den Film schon alleine deshalb Hörens und sehenswert macht. Die Qualität des Surroundsound ist auf sehr hohem Niveau und kann seinen starken Charakter mit einem kräftigen Bassfundament wenn nötig massiv unterstreichen.
Direktionaleffekte gibt es einige und so kommen auch die Rears zu Wort.
Ansichtssache:
Film: 4 von 5 (da er bewusst schon etwas gewollt speziell ist)
Bild: 4 von 5 (sattes verträumtes bis ins reale gehende Bild)
Ton: 4,5 von 5 ( Ennio Moriccone lässt grüßen)
Fazit:
Ein Film, der trotz seiner Laufzeit von 152 Minuten zu keinem Zeitpunkt langweilig wird , da sich ständig etwas tut und man so immer wach bleibt, zudem sich der Film um normale filmische Konventionen nicht so kümmert und schon einmal abrupt eine Szene verlässt um wo anders wieder aufzutauchen. Er lässt den Zuschauer teilhaben an den Lebensumständen der Protagonisten, bringt jedoch auch die faschistische Phase eher leicht auf die Leinwand und lässt schon manchmal etwas den neutralen Blick von außen vermissen. Es ist so wie der Regisseur auch sagte eine etwas verklärte Geschichtsschreibung der Sizilianer, in dem die damalige Mafia nur eine Begleiterscheinung ist und das bei 35 Mio US Dollar Produktionskosten.
In diesem Sinne
Eure
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Kommentare
Hört sich schon mal gut an. Ob ich hier mal einen Blick wage, muss ich noch mit mir ausmachen. So eine Zeitgeschichte einer Familie bzw auch einer Region hatten wir ja schon einmal mit "Heimat" von Edgar Reitz. Das war schon große Klasse und ein großes TV-Ereignis.
Natürlich kann man 152min Film nicht mit drei Staffel vergleichen, ist aber bestimmt sehenswert, da der Regissuer ja eine gute Vita hat. Muss mal schauen, wie nicht mich entscheide. Gute geschrieben und macht auf jedenfall neugierig. Danke. :-)