Killing Season (Travolta vs De Niro)
ist ein Film, der vor dem Hintergrund des Bosnienkrieges in den 90er Jahren, ein Rachedrama in den Apalachenwäldern präsentiert.
Es wurden schon so einige Filme gedreht, die den Bosnienkrieg und die Umstände oder die Nachbereitung dieses Krieges zum Thema hatten.
Hier ist es der ehemalige serbische Untergrundkämpfer Emil Kovac gespielt von John Travolta, der nicht vergessen kann und 18 Jahre lang auf die Möglichkeit gewartet hat um einem der damaligen amerikanischen Eindringlinge,
die ihn und seine Kameraden damals überwältigten, entgegen treten zu können.
ist ein Schauspieler, der in einem speziellen dramaturgischen Rollenprofil verhaftet ist, wenn er nicht gerade eine der für mich eher sonderbar wirkenden Komödien spielt. Diese Rollen hier passen zu ihm, wie zu sonst keinem anderen. Hier ist er jedoch einmal der verfolgte und nicht der gnadenlose Verfolger. Aber auch
passt hier bezüglich des Rollenprofils sehr gut, schafft er es doch, einen sarkastischen Gegenpol zu dem extrem trockenen Schauspiel von De Niro zu setzen, sodass insgesamt ein homogenes kammerspielartiges Psychodrama entsteht.
Leider hatte man den Film falsch promotet, sodass eine fehlgeleitete Erwartungshaltung beim Kinopublikum entstand, die der Film nicht erfüllen konnte. Dafür kann aber der Regisseur nichts, der hier mit bildmäßigen Stilmitteln, die Tristes in der sich beide, Protagonist und Antagonist, befinden herausgearbeitet hat. Denn beide sind gewissermaßen auf der Suche nach dem Vergessen. Jeder möchte abschliessen mit einem grausamen Thema, das beide gefangen hält. Der eine in dem er die Einsamkeit sucht, der andere indem er Rache möchte für die Vergangenheit und das was ihm zugestossen ist. Beide haben grausame Dinge getan und jeder legt sich seine eigene Rechtfertigung dafür zurecht.
In einigen Rückblenden auf den Bosnienkrieg und die Lebensbiographien, öffnen sich die Akteure Stück für Stück dem Zuschauer und geben ihre Rechtfertigung preis. Jeder hat seine eigene Sicht auf die Vorkommnisse im Bruderkrieg und jeder hat seinen eigenen Weg damit umzugehen.
Herausgekommen ist ein sehr intensiver Film, der kein Actionfilm ist, sondern durch einige Wendungen und einem Katz und Maus Spiel die Spannung hoch hält und es hierbei schafft den Zuschauer bis zum Schluss im Unklaren über den Ausgang des Filmes zu lassen.
Wer ist der Verfolgte und wer der Verfolger
Gejagter?
Jäger?
Ist das das Ende?
oder das?
Das Ende steht dann sinnbildlich als Metapher für die Erkenntnis, das es keine Gewinner in einem Krieg geben kann und das man später auch nicht mehr versteht, wie es überhaupt dazu gekommen ist, das es immer mehrere Blickwinkel gibt und jeder sich seine eigene Wahrheit zurecht legt, an der er sich für den Rest seines Lebens entlangbewegt. Die ewige Traumatisierung auch der sogenannten härtesten Kerle weicht nicht einem Vergessen der Umstände, dennoch muss man sich irgendwann darin zurechtfinden.
De Niro verkörpert in seinem Rollenprofil den ehemaligen Soldaten der sich immer wieder in die Einsamkeit zurückzieht. Hier kann er scheinbar die Vergangenheit am besten verarbeiten.
Die Familie schottet er gegen sich ab.
Travolta verkörpert in seinem Rollenprofil den mit Hass erfüllten nicht vergessen könnenden Untergrundkämpfer der scheinbar nur auf der Suche nach den ehemaligen amerikanischen Eindringlingen zu sein scheint und dann auch wie aus dem Nichts irgendwann an seinem Rückzugsort auftaucht.
Bild:
Das Bild ist wie bereits gesagt sehr durch Stilmittel geprägt, entsättigt und sehr farbstichig, wirkt es teilweise ebenso verstörend, wie die Bilder die dem Zuschauer gezeigt werden. Diese wirken sehr realistisch. Gelb und Blautöne aber auch fast Schwarzweißbildcharakter wechseln sich immer wieder ab, durchdrungen von einzelnen hervorgehobenen Farbklecksen. Es scheint gerade so als wollte der Regisseur das Augenmerk weg von der Farbigkeit hin zur Handlung hierdurch verstärken. Das ist im durchaus gelungen. Die Bildschärfe ist durchaus auf gutem HD Niveau mit einem immer vorherrschenden Filmkorn passt das Bild insgesamt zum Film.
Ton:
Der Ton ist in HD Master5.1 auf Deutsch enthalten und sehr atmosphärisch abgestimmt. Die Räumlichkeit ist, wenn erforderlich hervorragend. Die Pfeilgeschosse fliegen sehr authentisch wirkend durch den Raum. Tieftonpassagen gibt es auch, wenn das Wetter sich bemerkbar macht, dann glaubt man, das es draußen wirklich gerade donnert, so direkt und präsent sind die Donnerattacken im Raum platziert. Die Dialoge sind natürlich weitestgehend auf die Front abgemischt.
Insgesamt dem Film angemessen präsentiert sich ein unaufgeregter Akzente setzender Surroundsound.
Ansichtssache:
Film: 4 von 5
( wegen der eindringlichen Vergangenheitsbewältigungsstudie)
Bild: 3,5 von 5
(unter dem Gesichtspunkt der BD Möglichkeiten, ansonsten trotzdem stimmig in Bezug auf den Film)
Ton: 4 von 5
(Der Ton passt gut)
Fazit:
Ein Thriller der etwas anderen Art, der das spezielle Genre durchaus bereichert und zwischen den Zeilen funktioniert, sich vermutlich jedoch erst vollständig bei der zweiten Sichtung öffnet, wenn es denn jemand macht.
Ergänzung:
Beide Schauspieler bekamen eine Biographie geschrieben, die Grundlage war für ihre Rolle. Beide wussten also bereits voher genau welche Figur sie zu spielen hatten. Tavolta nahm seine Rolle so ernst, das er sogar nach Bosnien reiste um sich dort mit Ehemaligen zu unterhalten um sich besser in seine Rolle hineindenken zu können.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
Aus der gleichen Kategorie : SloMos ! - Die Zweite
Top Angebote
Mein Avatar
Kommentare
Eine Sache ist mir aufgefallen: Travolta hat im O-Ton einen sehr schönen osteurop. Akzent (kann leider nicht beurteilen, wie realistisch der klingt), sein deutscher Sprecher Thomas Danneberg hat diesen gleich weggelassen. Entweder weil die 2 Branchengrößen Brückner und Danneberg den Film sehr schnell wegsynchronisiert haben (weil sehr teure Sprecher und Splendid nur kleines, armes Studio), oder weil Danneberg es einfach nicht überzeugend machen konnte...
Deshalb hab ich die schicke schwarze Amaray gestern in der Müller-Aktion gegen einen anderen Film ausgetauscht und mich wieder damit abgespeist "Killing Season" nur mal zu Leihen.
Nach deinen Review - verdammt!!!! Hätt ich ihn doch mitgenommen. *g*
Ich finde es SUPER, dass du hier die psychologischen Aspekte so toll ansprichst, dass weckt nun die Neugierde erneut und läßt mich doch wieder hoffen, dass zu bekommmen was ich erwartet hätte!
DANKE!!
Beeindruckender Blog, mit hervorragenden Momentaufnahmen.
Vielen Dank. harry.
Der Film scheint also keinerlei besondere Reaktionen bei den Zuschauern erregt zu haben.
Was ein sehr schlechtes Zeichen ist, besonders bei so einem nicht so einfachen Thema! Sogar eine komplette Ablehnung des Streifens seitens des Publikums wäre mir da schon lieber gewesen.
Aber so...scheint den Film doch niemanden richtig zu rühren. Den Action Liebhabern ist er zu fade, für Thrillerfans zuwenig "Thrill", für Cineasten die Story/Charaktere lieben, nicht "Tief" genug in die delikate Situation eingeht...der Film sitzt irgendwo zielsicher zwischen den Stühlen!
Aber dein Review wirft schon ein etwas anderes Licht auf den Film. Taugt er vielleicht doch als Charakterstudie? Gibt die Story vielleicht doch genügend Hintergrund und Background her?
Scheint fast so...
Danke jedenfalls, für ein interessantes Review und sollte ich dem Film jemals mal im TV begegnen, werde ich mich ihm stellen! ;-)
Was den behandelten Film angeht, fällt Dein Votum überraschend positiv aus gegenüber den sonstigen. mir hierzu bekannten Kritiken - vor diesem Hintergrund bin ich geneigt mal nen Blick zu riskieren, was ich sonst trotz De Niro + Travolta wohl gelassen hätte, denn leider ist allein deren Besetzung schon lange kein Garant mehr für inhaltliche Qualität.
Schön geschriebener Blog