Im Herzen der See in 3D
Basierend auf einer wahren Begebenheit, die zum Roman Moby Dick inspirierte.
Lange musste ich warten, bis wieder einmal ein Film, der von den Gefahren der Seefahrt erzählt und mich damals vor 12 Jahren in seinen Bann gezogen hatte, in die Kinos kam. Ich spreche von Master und Commander, einem Film der möglichst nahe an der Wirklichkeit sein wollte und daher, auch das Publikum spaltete.
Demnach war ich wirklich mehr als gespannt auf diesen Film.
Im Herzen der See hatte es nicht leicht im Kino. Bevor ich die Gelegenheit hatte, mir den Film im Kino anzusehen, war er auch schon wieder draußen. Was war geschehen, dass der Film so schnell wieder verschwunden war. Fast kam es einem so vor, als ob der Film schlecht sein müsse, denn einige Kritiker ließen sich dazu hinreißen, den Film doch wirklich mit Moby Dick zu vergleichen. Nichts lag Ron Howard vermutlich ferner als das. Lediglich die Oberwellenschwingung des Klassikers kommt hier zum Vorschein um einen Aufhänger für einen Seefahrerfilm zu haben, der ansonsten wohl gänzlich am Publikum vorbeigegangen wäre. In Nordamerika konnte er am ersten Wochenende 11 Mio. US Dollar in seine Fässer laden, dennoch konnte er bisher seine Kosten nicht ganz wieder eingespielen.
Mitte 1819 sticht das Walfang Segelschiff Essex mit dem ungleichen Gespann Kapitän Pollard und dem Obermaat Owen Chase, in See. Die aus ungleichen Lebensverhältnissen stammenden Männer, verbindet eigentlich nichts. Der Kapitän ein privilegierter Sohn einer angesehenen Familie und Chase der Sohn eines Bauern, stellen keine gute Verbindung dar. Der Kapitän ist zudem vollkommen unerfahren und will seine Autorität in fragwürdigen Entscheidungen testen um das Schiff mit Waltran zu füllen. Eine Entscheidung, die später nicht nur die Essex, sondern auch das Leben vieler Männer kosten wird.
"Die beiden Männer liegen völlig apathisch im Boot, ihre Beine und Füße sind durch den Hunger geschrumpft, der ganze Körper ein einziges Geschwür. Aber das Fruchtbarsten: Die Männer lecken an den menschlichen Knochen die überall im Boot verteilt liegen und die sie auch nicht hergeben wollen, als ihre Retter sie zu sich an Bord hieven".
So beschrieben es die Matrosen des Walfängerschiffs "Dauphin", das sich ihnen darbot, als sie am 23. Februar 1821 Georg Pollard und einen seiner Matrosen unweit der chinesischen Küste entdeckten.
Im Roman ist der Untergang der Essex das Ende. In Wahrheit überlebten aber alle 20 Mann den Untergang der Essex. Im Herzen der See erzählt die Geschichte, wie sie wirklich war.
Nantucket ist eine Insel die zum Bundesstaat Massachusetts gehört und
war damals quasi der Ort von dem alle Walfangschiffe starteten um das begehrte Tranöl zu bekommen.
7000 Anleger für die Schiffe gab es dort. Die Essex war nicht gerade riesig und mit 238 Tonnen schon 20 Jahre alt.
Die Geschichte erzählt über Stolz, Karriere und dem schon damaligen amerikanischen Zwang etwas zu erreichen im Leben, gab Ron Howard in einem Interview preis.
Es war Ignoranz oder ein Versehen, schrieb der Schiffsjunge Nickerson in seinem 100 Seiten langen Bericht, den man erst 1960 fand. Es dauerte zudem etwas, bis man die Aufzeichnungen entsprechend zuordnen konnte.
Den wohl folgenschwersten Fehler machte wohl Chase am 20. 11.1820. Ein weißer Pottwal etwa 85 Fuß lang und 80 Tonnen schwer rammte das Schiff Backbord, zerstörte den Kiel und machte sich auf einen zweiten Angriff zu starten. Ein bis dahin nie gesehenes Verhalten eines Wals.
Chase griff nach einer Lanze und benutzte sie nicht, da er vermutlich in einem Reflex das Ruder eines der Boote schützen wollte. Ein fataler Fehler.
Ein unfassbarer Leidensweg begann.
Die Crew musste wegen der Authentizität, stark abmagern und bekam über viele Wochen hinweg nur 500 - 800 Kalorien pro Tag, berichtete Chris Hemsworth in einem Interview.
Ein ungleiches Paar
Abschied oder Heimkehr?
Die Fahrt beginnt
Die Jagd hat begonnen
Der Weg zu den Walen ist weit.
Die Wale sind gefunden
Die Rache ist mein
Das Schiff ist verloren
Der Wal lässt nicht ab
Ein letzter Gruß
Land
Die Irrfahrt nimmt kein Ende
Wird sie ihn wieder sehen?
Ron Howard erzählt uns die Geschichte, die einer der Überlebenden niedergeschrieben hatte und die Melville einst dazu inspirierte Moby Dick zu schreiben und setzt hier auf eine möglichst authentische Darstellung, die ohne Pathos daherkommt. Hemsworth und Howard kennen sich bereits aus Rush und so schafft es Howard die Figur Chase charakterlich hervorragend auszuloten und Hemsworth hierdurch zu einer sehr guten Leistung zu animieren, in der er mehr zeigen darf als in seinen bekannten hammerharten Vorläufern. Mit etwa 2 Stunden ist der Film nicht wirklich lang und komprimiert die Ereignisse und die Charaktere leider teilweise etwas.
Als 3D Fan hatte ich natürlich in erste Linie einen Film im Auge, der mich mit grandiosen Bildern unterhalten sollte und mir die See mit allen ihren Facetten zumindest ins Heimkino holen sollte. Ich wollte die See riechen. Der Potwal sollte förmlich durch meine Heimkino schwimmen.
Lässt man die Rahmenhandlung einmal außen vor,
Dann ist das dem Film bei mir teilweise wirklich gelungen.
Eigene Sicht:
Die Ereignisse auf hoher See werden dramatisch der Altersfreigabe entsprechend dargestellt. Hier hätte man m.E. die Altersfreigabe höher ansetzten sollen um die Ereignisse und nachfolgende Odysee noch authentischer im Film herauszustellen. Vermutlich hätte man dem Film dann aber Effekthascherei vorgeworfen. Es ist also schwierig ein solches Thema das zudem der Vergangenheit angehört so interessant zu gestalten, das das breite Publikum den Film gerne anschaut. Bei einem Budget von 100 Mio. US Dollar ist das gewiss ein Muss, dessen Wunsch sich jedoch nicht ganz erfüllt hat.
Mir hat dieser Mix aus Ereignisdarstellung und Rückblick durchaus gefallen. Die wahren Ereignisse wurden kohärent dargestellt, die Dramartugie der Geschehnisse gut und spannend inszeniert. Sicher hätte man sich lediglich auf die Grundstory konzentrieren können und hätte mehr Zeit dafür zur Verfügung gehabt. Man hätte auch für die Heimauswertung eine längere Fassung präsentieren können, hat man aber nicht. So ist es ein Film geworden der für viele nicht Fisch und nicht Fleisch ist, der viel wollte, jedoch nicht konnte. Für mich war die Darstellungstiefe durchaus ausreichend und man konnte sich schon gut ausmalen, was die Männer mitgemacht haben und zu welchen Maßnahmen sie gezwungen waren. Alles was wahr ist, ist auch im Film angedeutet und insoweit konnte man durch die Darstellung des Schiffsjungen eine reale ohne Effekthascherei inszenierte Story präsentieren. Nur reicht das heute leider nicht mehr zum Erfolg. Schade eigentlich.
Bild in 3D:
Obwohl der Film nicht nativ in 3D gedreht wurde, hat man es geschafft ein Bild zu präsentieren, das einem nativ in 3D gedrehten Film schon sehr nahe kommt. Aufgrund des durchaus großen CGI Anteils ist das auch nicht verwunderlich. Der Film gewinnt zudem durch die 3D Darstellung ernorm an Aussagekraft und zieht den Betrachter mitten rein in die Szenerie, man steht sozusagen auf dem Schiff und hängt in der Tagelage, steht auf dem Walfangboot und. Die Schärfe ist hervorragend und die Farbskala ist ausgewogen.
Ton:
Ja der Surroundsound ist hier schon was besonderes. Im deutschen auch in Dolby Atmos oder 7.1 Tru HD vorliegend, gibt der Ton wirklich Gas und kann auf ganzer Linie überzeugen. Der Ton wird ungemein authentisch, macht man die Augen zu findet man sich direkt an Bord der Das es wieder. Die Geräuchkulisse ist sehr einfühlend und man entdeckt ständig etwas neues. Man wird förmlich an den Ort des Geschehens transportiert. Die Wale schwimmen direkt durch den Raum und man hebt unweigerlich die Füße, wenn ein Säuger unter einem durchtaucht. Man wischt sich die Gicht aus dem Gesicht und leidet mit den versehrten Überlebenden, die dem Knarzen der Blanken schutzlos ausgeliefert sind.
Ansichtssache:
Film: 3,8 von 5 ( der Film hätte etwas mehr zusätzliche Spielzeit vertragen können.
Bild in 3D: 4 von 5 ( für ein konvertierten Bild sehr gut)
Ton: 4,5 von 5 ( satter authentisch wirkender Surroundsound, dem noch etwas mehr Kraft gutgetan hätte)
Fazit:
Leider kann der Film meinen Master and Commander nicht topen, das wäre auch zuviel verlangt. Es fehlt dem Film etwas die Tiefe, die man bei einem Film dieser Art erwartet konnte. Vielleicht ist das aber auch zuviel verlangt. Geblieben ist ein kurzweiliges Drama, das in der 3. Dimension besonders gut funktioniert. Leider hatte man nicht den Mut die Altersfreigabe anzuheben und so mehr reale Härte ins Drama zu bringen und ein anderes Publikum ins Kino zu locken.
Hat man zudenm die Möglichkeit den Film in 3D auf einer großen raumfüllenden Leinwand zu sehen, dann ist das sicher von großem Vorteil, denn dann schwappt das Meer förmlich ins Heimkino und man macht die Eimer bereit um danach die Pfützen aufzuwischen.
Große Bilder brauchen ein großes Bild und einen großen Ton. Das ist hier definitiv gegeben.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Blu Ray Charly
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Kommentare
Danke für die Schöne Vorstellung!
Gerade weil es nicht eine reine eins zu eins Moby Dick Geschichte ist.
Leider hat er mich
a.) von der Story
und vor allem
b.) vom 3D
her überhaupt nicht überzeugt.
Eine der Filmentäuschungen 2015!