The Walk
Es gibt immer wieder Filme, bei denen einem beim Ansehen eines Kinotrailers ein "WOW" entfährt. The Walk ist genau so ein Film, den ich mir eigentlich im Kino bereits ansehen wollte. Leider ist es nicht dazu gekommen, sodass ich auf die Blu Ray Disc warten musste. Natürlich sollte es die 3 D Fassung sein, von der ich mir ein tolles Filmerlebnis erhofft.
Ein Drahtseilspaziergang zwischen den Twin Türmen in New York , erschien mir schon etwas abwegig, mir war bis dahin nicht bekannt, das es diesen Drahtseilakt gab.
42 m Distanz haben die beiden Eckpunkte der Türme gehabt, die am 11.9.2001 durch einen perfiden Angriff auf die freie Welt zum Einsturz gebracht wurden und denen rund 2800 Menschen zum Opfer fielen.
Ich weiß es noch wie heute. Ich saß in meinem Büro und ein Kollege stürzte zu mir hinein und teilte mir mit, das gerade eben ein Flugzeug in das WTC Gebäude gestürzt sei. Ich dachte zunächst an einen makaberen Scherz. Die Bilder auf unserem Fernsehgerät ließen mich erschaudern und selbst hier war mir damals kurz darauf klar, das wird die Welt massiv verändern.
Nichts wird mehr so sein wie vor diesem Ereignis hatte man damals gesagt und man sollte bis heute recht behalten. Diese zwei Türme
stehen als Synonym und Eckpfeiler für die zivilisierte Menscheit und für fast alles, was danach passierte. Deshalb ist es schon ein wenig verwunderlich, dass man bisher keine Film über die Twins gedreht hat, zu groß schien die Ehrfurcht bezüglich der ehemals höchsten Gebäude der Welt, in der die Weltwirtschaft zu Hause war.
Dieser Film ist somit auch ein Tribute an diese zwei Türme und benutzt diese Geschichte um sich vor diesen beiden Türmen zu verneigen und sie im kollektiven Gedächtnis zu halten. Zemeckis hat es geschafft die Türme im ganzen Glanz virtuell wieder zum Leben zu erwecken.
Philippe Petit ist bereits in jungen Jahren vom Hochseil fasziniert und schaut sich im Zirkus am liebsten die Hochseilartisten an. Insgesamt hat es ihm aber der gesamte Zirkus angetan und so bringt er sich einiges davon selbst bei.
Ein Arztbesuch, in dem er die zwei Türme erstmalig in einem Artikel wahrgenommen hat,
waren noch im Bau und brachte ihn auf die Idee, den Spaziergang zwischen den zwei Türmen wagen zu wollen. Eine Vision eines jungen Verrückten würde man denken, aber weit gefehlt.
Nach Jahren der Vorbereitung war es dann soweit.
Im Jahr 2008 gab es bereits eine Dokumentation über diese grandiose waghalsige irrsinnige Aktion, die man sich eigentlich in seinen kühnsten Gedanken nicht ausmalen kann. Was wäre aber die Welt ohne diese verrückten waghalsigen Typen, die Grenzen überschreiten und somit die Messlatte immer höher legen, was ein Mensch leisten kann.
Alleine der Gedanke daran ohne Sicherung Wind und Wetter ausgesetzt frei über dem Himmel auf einem Seil von einem Zoll Dicke zu walken, treibt einem normalen Menschen schon den Puls in die Höhe.
Für diese Dokumentation gab es damals einen Oscar für den besten Dokumentarfilm.
Robert Zemeckis der hier diese Biografie in kinoreife Bilder umsetzt, wählt jedoch einen anderen Weg. Er nimmt sich die Freiheit Petit nicht als den schwierigen Charakter darzustellen, der er eigentlich war, sondern stellt die wahren Ereignisse in einen humorvollen leichteren Rahmen, der aber nicht über die Verrückheit hinter dieser Aktion hinwegtäuschen soll. Natürlich kann ein solches waghalsiges Unterfangen nicht ohne eine Vielzahl von Helfern geschehen,
denen bewusst war, auf was sie sich hier eingelassen haben und auch eine Verhaftung mit einkalkulieren. So entwickelt sich die Geschichte auch eher etwas langsam von den ersten Gehversuchen eines jungen Petit
aber keineswegs langatmig oder gar langweilig, ganz im Gegenteil, es macht Spaß zuzuschauen, wie ein solcher Coup ähnlich eines Heist Krimis minutiös geplant wird. Die Mannschaft dafür zusammen zu bekommen bedarf schon einer gewissen Überzeugungskraft.
Zemeckis (Forest Gump), nimmt hier auch gleich eine ähnlich gelagerte Erzählstruktur nur ohne Pralinen ein und begibt sich mit seiner Herangehensweise auf die typische Blockbuster Schiene um natürlich ein großes Publikum für den Film zu interessieren.
Eigene Sicht:
Sicher ist es schwierig eine bekannte Geschichte so in Form eines Blockbusters zu packen.
Das ist ihm aber durchaus gelungen, denn der Film hat seine Ausgaben von 35 Mio US Dollar mit 61 Mio Us Dollar weltweit fast verdoppelt und kann somit als erfolgreich angesehen werden. In den USA hatte er zwar einen etwas schleppenden Start, obwohl man eigentlich vermuten würde gerade dort würde er einschlagen, jedoch hat der Rest der Welt dieses Husarenstück mehr als herausgerissen.
Obwohl der Film sich bezüglich der Charakterzeichnung des Philippe Petit nicht so an die reine Wahrheit hält und den egozentrischen Menschen Petit eher charmant darstellt, kommt in einigen Szenen der Charakter durch und wird auch entsprechend eingearbeitet in die Erzählstruktur des Films, also so ganz weit weg vom Original ist der Charakter nicht. Der Filmtitel wurde während der Produktion mehrmals abgeändert. Vom eigentlichen Buchtitel der Autobiographiesphase “ To Reach the Clouds” wurde er zu “ To Walk the Clouds” um schließlich in den endgültigen Titel The Walk zu gründen. Dieser Titel passt absolut, denn er zeigt, worum es hier eigentlich hauptsächlich geht ein Spaziergang auf den Wolken, nur den Himmel vor Augen, diese enorme Kraft wird auch in sensationelle Bilder gepackt.
Sicher kann man aus einer Lebensgeschichte mehr herausholen. Ich denke aber, das Zemeckis das nie in dieser Form im Sinn hatte. Er hat sich m.E. geradlinig an die Grundstruktur gehalten und den Weg hin zum Walk verfolgt. Die Geschichten daneben sind eigentlich nur kurze Randerscheinungen, so habe ich es zumindest gesehen und dann passt es wieder. Petit hat ja noch viele andere Walks gemacht, die aber für den Amerikaner uninteressant gewesen wären. Ohne diesen Walk zwischen den Türmen, wäre Petit nur ein Seiltanzverrückter unter vielen geblieben.
Bild:
Welcher Film ist für 3D prädestiniert, wenn nicht dieser, der den Zuschauer beim Spaziergang zwischen den zwei Türmen, den Schweiß auf die Stirn und die Hände treibt, wenn man von seinem sicheren Sitzplatz aus in die Tiefe schaut. Menschen mit Höhenangst bekommen selbst hier ihre Probleme. So birgt auch das erzählerische Warten auf das eigentliche Finale, das von einem Regisseur schwer in Form eines Spielfilme, der als Tragikomödie angelegt ist, die Gefahr des Übersteuerns und erzeugt somit eine große Erwartungshaltung beim Zuschauer. Diese Erwartungshaltung wird dann aber auch erfüllt und man ist mit dabei beim Walk seines Lebens, diesem waghalsigen verbotenen Spaziergang zwischen den Türmen,
wobei der erste Schritt der schwerste ist und
die nunmehr nicht mehr dort stehen sondern als Ground Zero ihre Schatten hinterlassen haben. In IMax aufgenommen in Real 3D zudem gefilmt, ist es jedoch schade, das man die packende Filmsequenz nicht im 16:9 Format auf die BD und so auf die Leinwand gebracht hat, das hätte den Bildern noch mehr Tiefe gegeben.
Zemeckis hat zudem fast original die Szenerie nachgestellt.
Es gibt zudem einige gut gemachte kurze Pop Outs bei denen man schon, mal zusammenzuckt.
Ton:
Zu Beginn des Films ertappt man sich dabei zu schauen, ob man den Film auch im richtigen Tonformat hört, fast monoral kommt der Ton zentral aus dem Center. Begibt man sich aber kurz zu den anderen Lautsprechern sind diese gewiss nicht still, sondern eher unscheinbar. Erst später wird einem klar, das Zemeckis hier den Ton mit in das Gesamtkonzept eingebettet hat und so langsam aber beständig immer mehr die anderen Lautsprecher mit ins Spiel oder den Walk bringt. Am Ende haben wir es dann mit einem gewohnt kräftigen HD Master Surroundsound zu tun, der einem den Hubschrauber über den Kopf schweben lässt und auch ansonsten atmosphärisch zu gefallen weiß.
Ansichtssache:
Film: 4 von 5 ( ein gut gemachtes Stück Zeitgeschichte, das prächtig zu unterhalten weiß)
Bild: 4 von 5 ( in manchen Einstellungen vermutlich dem großen Einsatz von Bluscreen ohne die der Film die Türme nicht mehr zum Leben erwecken kann, geschuldet etwas weich und nicht wie gewohnt scharf, jedoch trotzdem große Bilder schaffend.)
Ton: 3,8 von 5 ( für mich trotz dem tonalen Stilmittel etwas zu zaghafter Umgang mit den Surroundkanälen)
Fazit:
Ein Film, der lange im Gedächtnis bleibt, da er etwas erstmalig in wirklich laufende Bilder übertragen hat, das eigentlich unmöglich scheint. 44 Minuten und 8 Walks hat Petit vollzogen und dabei auch noch einige Kunststücke vollzogen, der Teufelskerl.
Was wäre die Menscheit ohne Visionen, hier hat jemand seinen ganz persönlichen Traum gelebt und umgesetzt, das zeugt einem wirklich Hochachtung ab.
Hätte er einen Antrag gestellt, so hätte es diesen Spaziergang wohl niemals gegeben. So gibt es über die Zeit hinaus eine Erinnerung an die Türme und die Amerikaner können auch hierbei mit ihrem Trauma abschließen, denn dort wo die Türme standen gibt es jetzt ein futuristisches Bahnhofsgebäude, als Verbeugung an das WTC, das wie eine Friedenstaube stilisiert aussieht. Knapp 4 Milliarden Dollar hat dieser dennoch umstrittene Bahnhof gekostet.
Petit hat Gordon - Levitt, die ersten Schritte auf dem Hochseil selbst beigebracht, soadss Gordon am Ende von 8 Tagen allein über das Seil spazieren konnte.
In diesem Walk
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly
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Kommentare
Vielen Dank für das schöne Lese-Vergnügen. :-)
Auch wenn ich sehr früh das Gefühl hatte, dass ich hier keinen der besten Robert Zemeckis-Filme seiner Karriere sehen werde, so zeigt "The Walk" vielleicht etwas noch etwas viel wichtigeres auf: Das hier speziell zwei Kräfte am Werke sind/waren, die noch das klassische Blockbuster-Kino, das Kino zum Träumen, beherrschen.
In der heutigen Kinolandschaft sind Zemeckis und sein Haus-und-Hof-Filmkomponist Alan Silvestri fast schon eine aussterbende Gattung. Der ganze Film steuert quasi von Anfang an direkt auf das Finale zu. Das Überqueren des Drahtseils ist ein Dem-Himmel-so-nah-Event, auf das Regie und Musik fast sehnsüchtig warten. Man merkt Silvestri`s sorgfältigen Score an, dass er sich in einem vertrauten, harmonischen Umfeld bewegt. Ähnlich wie Zemeckis zaubert Silvestri in manchen Szenen eine Atmosphäre, die noch einmal den oftmals märchenhaften Spielberg-Touch von Robert Zemeckis`Hintergrund unterstreicht. Das ist zu keiner Zeit das Bestmögliche, wozu Zemeckis und Silvestri eigentlich fähig WÄREN. "The Walk" ist meinen Augen eher eine Bestandsaufnahme. Fast so, als würden sowohl Robert Zemeckis als auch Filmkomponist Alan Silvestri noch einmal rufen: "Seht her, es gibt uns noch !"
Ich kann nicht leugnen, dass dieses Gefühl beim Ansehen des Films einen leicht wehmütigen, ja manchmal sogar traurigen Hintergrund bei mir hinterließ. Daher ist "The Walk" für mich eher ein Film, der den Status von Zemeckis und Silvestri noch einmal aufzeigt. Als wenn es sich vielleicht auch ein wenig um einen Abschied handelt, den ich nicht richtig erklären kann....und hier auch nicht will.
Danke für deine Review. Bitte mehr davon.
:-)
Ja, der 11. September hatte viele Spekulationen losgetreten.
@ Artonius
Wenn, dann aber in 3D
So auch hier!
Der Streifen bietet sehr gute Unterhaltung und das 3D unterstützt die Story dort gut, wo es Sinn macht. Die Tiefenwirkung hat mir stets gut gefallen, allen voran natürlich beim eigentlichen Walk!
Ein toller Film, der immer mal wieder den Weg in den heimischen Player finden wird... Gerade wegen des guten 3D!
P. S. Wer ernsthaft glaubt, Terroristen seien in den Twin Towers geflogen, glaubt wohl auch noch an den Osterhasen!
Dann wünsche ich viel Spaß beim Walk.
Also für mich hat er eine ganz gute Gewichtung gefunden um den Film nicht seelenlos zu gestalten.
@Sawasdee1983
Es hat mal jemand geschrieben, das Levitt vermutlich zu intelligent sei um in Hollywood Karriere machen zu können.
Hab den Film gesehen und war total überrascht, komplett anders als ich dachte. Levitt spielt die Rolle super (im O-Ton fleißig mit Akzent und halb auf Französisch) die zweite Hälfte ist dann mega Spannend.
Sicher kann man aus einer Lebensgeschichte mehr herausholen. Ich denke aber, das Zemeckis das nie in dieser Form im Sinn hatte. Er hat sich m.E. geradlinig an die Grundstruktur gehalten und den Weg hin zum Walk verfolgt. Die Geschichten daneben sind eigentlich nur kurze Randerscheinungen, so habe ich es zumindest gesehen und dann passt es wieder. Petit hat ja noch viele andere Walks gemacht, die aber für den Amerikaner uninteressant gewesen wären. Ohne diesen Walk zwischen den Türmen, wäre Petit nur ein Seiltänzverrückter unter vielen geblieben.
Es stimmt das 3D hätte man für die erste Hälfte des Filmes nicht wirklich benötigt und wenn man den Film dann auch noch über einen LCD schaut, dann ist 3D sowieso so eine Sache. Bei mir sind es aber 3m Breite und dann entfalltet dieser Part eine ganz andere Wirkung.
Vielen Dank für Deine Einschätzung und 7 von 10 sind ein sehr guter Wert für den Film.
Da nicht alle die Kommentare sehen können, habe ich den ersten Teil noch in meine Eigene Sicht einegefügt.