Fury oder Herz aus Stahl
Herz aus Stahl steht im Steelbook schon etwas länger in meinem Filmregal und mein Sohn Nr. 1 und ich kamen eher durch Zufall gestern auf diesen Film. Es gab einmal wieder sehr unterschiedliche Kritiken zu diesem Antikriegsfilm Action Drama, das auf wahren Begebenheiten beruhen soll. In diesem Fall ist das aber auch eher unerheblich, denn im Krieg verwischen sich die Geschichten und aus kleinen Soldaten können schnell große Helden werden.
Im April 1945 rücken die alliierten Streitmächte gegen Hitlers letztes Aufgebot in Deutschland vor.
Mit allem was dem Führer noch zur Verfügung steht stemmt er sich gegen die drohende Niederlage. Hitlers stark dezimierte Wehrmacht hat mit ihren Tiger-Panzern aber immer noch ein Ass im Ärmel: Während die deutschen Geschosse die Panzerung der alliierten Fahrzeuge leicht durchschlagen, prallt das US-Feuer an den deutschen Panzern meist wirkungslos ab.
Die US-Panzer sind den deutschen Panzern mit ihrer besonderen Panzerung von 110 mm technisch unterlegen. Don Collier (Brad Pitt)
führt eine fünfköpfige Panzerbesatzung an, zurück aus einem verheerenden Einsatz, bei dem einer der Frontschützen getötet wird, wird Don Collier der unerfahrene Soldat Norman (Logan Lerman) zugeteilt, der seit 8 Wochen an der Front ist und bisher nur als Schreiber eingesetzt wurde.
Demnach hat er noch nie einen Panzer von innen gesehen und soll nun mit Colliers brutal abgehärteten Kämpfern bei einer wichtigen Offensive dabei sein. Seine erste Aufgabe ist das Reinigen des Panzers nach der Schlacht, hier wird einem schlagartig klar, dass Ayer ein sehr realistisches Kriegsszenario aufbaut, das vor nichts halt macht.
Don "Wardaddy" Collier, der schon viele Schlachten geschlagen hat und den Krieg daher bestens kennt, stößt mit seinen Männern
ins feindliche Gebiet vor, wo sie sich bald in einer ausweglosen Lage wiederfinden,
zahlenmäßig massiv unterlegen und mit schlechteren Waffen ausgestattet als der Gegner. Am Ende steht ihr Panzer als einzige Bastion einer feindlichen Übermacht gegenüber.
Herz aus Stahl ist ein wirklich beeindruckender Antikriegsfilm, wenn man ihn mit den richtigen Augen zu sehen versteht. Hier wird nichts geschönt und hier wird auch nicht aus dramaturgischen Gründen überzogen. Es handelt sich nur um einen Funkenschlag im Krieg. Eigentlich ist es nicht so wichtig wer hier gegen wen kämpfen muss. Eigentlich geht es nur um den Wahnsinn aller Kriege, egal wo sie ausgeführt werden. In diesem Wahnsinn wird man schnell erwachsen und muss rasent schnell lernen, wenn man überleben möchte.
Es geht ums Überleben in dem vom Menschen gemachten Irrsinn aller Kriege und davon haben wir im Moment ja auch noch genug in den verschiedensten Krisenherden der Welt. Dieser Wahnsinn wird anhand einer Panzerbesatzung um Don Collier beeindruckend herausgestellt. Jeder kann sich in die einzelnen Charaktere hinein versetzten. Brad Pitt verkörpert den Panzerführer, schon sehr authentisch und sorgt somit für die Erdung des Films. Shia LABeouf zeigt hier, das er auch sehr gut besondere Charaktere spielen kann. Auf diese Rolle hat er sich ganz besonders vorbereitet und soll sich zum Unmut der Crew wochenlang nicht gewaschen, einen Zahn selbst gezogen haben und den Panzer nur verlassen haben, wenn die Sicherheit es nicht anders zuließe. Aber auch der hinzugestoßene Neuling Logan Lerman, zeigt den Wahnsinn in jeder Aufnahme.
Ich glaube nicht, das man sich, diese Eindringlichkeit in der die Soldaten insgesamt standen auch nur annähernd vorstellen kann. Schaut man sich diesen Film auf einer großen Leinwand mit einer entsprechenden Surround Anlage an, dann bekommt man zumindest ein Gefühl für die claustrophobische Situation im Inneren eines solchen Panzers. Im Film Lebanon wurde es auch noch weiter auf die Spitze getrieben. Strahlende Helden scheinen David Ayer hierbei scheinbar nicht zu interessieren. Ayer hat sich in „Herz aus Stahl“ mit dem Zweiten Weltkrieg in den letzten Zügen beschäftigt und das insgesamt äußerst schmutzige Kriegsgeschäft um Gerechtigkeit und Ehre, mit einer berauschenden Panzer Action sozusagen entwaffnet, denn man sieht hier dem Irrsinn, direkt ins Auge.
Bereits in der ersten Einstellung sehen wir einen Reiter langsam aus der Tiefe des Bildes auf uns zu kommen, die Kamera nimmt einen Panzer ins Visier, der Reiter zieht an ihm vorbei und wird schlagartig attackiert. Ein Messer verschwiendet mit einem nicht genau erklärbaren Geräusch direkt in seinem Auge. Die physische Brutalität, auf die David Ayer hier in diesem Antikriegsfilm wert legt ist sofort ersichtlich.
Diese Sichtbarmachung geschieht durch die Augen eines jugendlichen Anfängers (Logan Lerman), der noch nie das Innere eines Panzers gesehen hatte, als er dazu verpflichtet wird an die Front zu rollen. Aus seiner Perspektive erzählt der Film.
In den Gesichtern der Panzerbesatzung erkennt man die Spuren jahrelanger Kriegspraxis. Ich startete das Töten der Deutschen in Afrika, nun töte ich die Deutschen in Deutschland, sagt Wardaddy (Brad Pitt), wie ihn seine Panzerbesatzung nennt. Dennoch bleiben die Charakter eher diffus, man erfährt nicht viel von Ihnen, als sei es eigentlich egal, denn im Krieg befreundet man sich mit niemandem, denn es kann schnell vorüber sein. Kurz bekommt man in Momenten mit, das Wardaddy vermutlich eher aus einem Guten Haus stammt, denn sein Auftreten ist entsprechend, seine Kriegsgeschichte wird bei der Körperpflege schlagartig klar, er ist zudem Gebildet und auch Bibelfest, Norman der junge Neuling spielt zudem Klavier, Boyd spielt hier den Gläubigen, dem Gott die Kraft zu geben scheint und der es zudem schafft, dem Rest der Besatzung hierdurch eine besondere Ruhe zu vermitteln.
Der Film ist zweigeteilt, zum einen ist es die Materialschlacht, die im Film eine maßgebliche Rolle spielt, indem bereits zum Anfang darauf hingewiesen wird, was besonders eindrücklich im Kampf dreier US Panzer gegen einen Tiger Panzer der Deutschen klar wird. Zum Anderen ist es der psychische Wahnsinn der auf allen lastet, woraus dann letztendlich amerikanische Helden geboren werden, ob sie wollen oder nicht.
Der ganze Wahnsinn gipfelt hier in einem exemplarischen Irgendwo, einer Wegkreuzung ohne jegliche strategische Bedeutung, an der sich die Panzerbesatzung einem letzten Gefecht gegen die fröhlich singende SS Truppe stellt.
Kurze Zeit des Innehaltens
Ruhe vor dem Sturm
Den Feind im Auge
Die fiese Fraze des Krieges
Du bist ein Held heißt es am Ende und die Tür schließt sich.
Bild:
Das Bild ist passend zum Geschehen auf der Leinwand dreckig und staubig, jedoch dennoch scharf und im zeitlichen Kolorit gehalten. Mit vielen Farbstilmitteln, wird die Tristes des Krieges herausgearbeitet.
Ton:
In DTS HD Master, macht der Ton alles richtig. Hier wird man mitten in das Geschehen gestellt, wobei einem die Patronen und Gesch0ße nur so um die Ohren fliegen. Die enorme körperliche Wahrnehmung aller Geschehnisse ist massiv und man rutscht nervös auf dem Sofa umher, sucht förmlich nach Einschlägen im Raum wenn die Geschoße in Richtung Zuschauer fliegen. Ein Unbehagen macht sich breit und man kann ansatzweise verstehen, wie sich ein Soldat da gefühlt haben muss.
Alle Lautsprecher werden ständig mit Signalen versorgt und werfen diese massiv in den Raum, der Tiefbass ist ebenso massiv und mächtig in vielen Szenen. Der Raum vibriert unter dem vorbeifahrenden Panzer das Sofa scheint förmlich mitzufahren. Der Film versteht es aber auch die Stille darzustellen und ihm dieses Unbehagen auch mit auf den Weg zu geben. Insgesamt eine mehr als imposante Soundkulisse.
Ansichtssache:
Film: 3,8 von 5 (der Film ist eher für den amerikanischen Markt produziert und somit etwas zu einsichtig ausgefallen)
Bild: 4 von 5 ( das Bild passt zum Gesehenen)
Ton: 4,5 von 5 (es fehlt noch das Quäntchen Schlagkraft)
Fazit:
Im Original heißt der Film schlicht Fury und das passt auch am Besten. Mit Herz aus Stahl hat man im deutschen die Metapher Kiste ausgepackt und man kann den Titel mehrdeutig sehen. Zum einen auf den Protagonisten übertragen, der im Laufe der Zeit seine Empathie gegenüber dem Feind vollkommen verliert um zu überleben. Der aber dennoch genug Empathie besitzt um in gewissen Momenten seine Menschlichkeit zu behalten. Zum anderen auch auf den Panzer übertragen, der ein Herz aus Stahl besitzt.
Der Film ist eine Momentaufnahme im Irrsinn des zweiten Weltkrieges. Bewusst zeigt er gravierende Schockmomente. „Lass sie doch brennen“ sagt einer der Panzerbesatzung während Norman ihnen den Gnadenschuß verpasst.
Definitiv kein Film ab FSK 16.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
Alias
Bluray Charly
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Kommentare
Tolle Kritik! Bin gespannt, der steht noch auf meiner Watchlist! Hatte letztens das Doppelpack mit "Company of Heroes" in den Händen, las dann aber weniger gute Bewertungen darüber, weshalb es wohl doch die Einzelfassung von FURY wird. Es sei denn, ich bekomm ihn noch mal wo geliehen.
Danke! :)