Jesse James Ermordung

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1. August 2013

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford, stand auch seit einer geraumen Zeit bei mir im Regal.

Wie auch immer fand der Film den Weg in meinen Player und verblieb dort für unendliche 160 Minuten.

Ich habe mir überlegt, ob ich diesen Film hier vorstelle, da er auch nicht mehr so ganz neu ist.
Letztendlich zählt für mich aber die Aussergewöhnlichkeit des Filmes und den Mut einen solchen vollkommen gegen den Mainstream laufenden Film in die Kinos gebracht zu haben.
Viele konnten mit dem Film nichts anfangen, da sich niemand mehr die Zeit nehmen möchte, einen Film sich langasam entblättern zu sehen ähnlich einer Raupe die zum Schmetterling wird.

Dieser Film ist ein echtes Ungetüm. Hier muss man schon sehr zu einem masochistischen Verhalten tendieren, habe ich mir des öfteren während des Filmes gefragt. Es ist der erste Film, den ich mit meinem neuen exzellenten Mitsubishi Beamer gesehen habe. Man hatte der Streifen ein Glück.

Nach einer gewissen Zeit hat man sich an das Erzähltempo gewöhnt, genau so, als ob man einen Marathonlauf macht, die ersten Kilometer sind beschwerlich, nach einer gewissen Zeit findet man zum Rhythmus und läuft fast wie von alleine dem in der unendlichen Ferne gelegenen Ziel entgegen. Nach dem Erreichen des Zieles ist man glücklich, den langen Weg gelaufen zu sein und stolz auf das Erreichen der Zielmarke.

Bei diesem Film geht es einem ähnlich einem Marathonläufer, es beginnt mit dem Aufenthalt einer Gewissen Anzahl von Männern in einem Waldstück. Durch dieses Waldstück verläuft eine Eisenbahnstrecke. Die noch letzten lebenden James Brüder wollen mit einer zusammengewürfelten Bande einen letzten Überfall auf einen Eisenbahnzug machen. Hier soll sich scheinbar viel Geld befinden. Der Überfall gelingt, jedoch ist lange nicht so viel dabei herumgekommen, wie man sich erhofft hatte.

Die Bande zerstreut sich, nachdem das erbeutete Diebesgut irgendwie aufgeteilt wurde. Der junge Robert Ford, biedert sich als feuriger Verehrer Jesse James an und schafft es trotz einiger Erniedrigungen für eine gewisse Zeit bei ihm bleiben zu dürfen.

Jesse James, der mittlerweile 34 Jahre alt ist wird immer sonderbarer und verhält sich narzisstisch und entwickelt eine Depression. Diese führt dazu, das er einen seiner alten Freunde letztendlich tötet, wodurch die anderen befürchten ebenfalls getötet zu werden, so bewegt sich der Film langsam aber bedächtig seinem Finale entgegen, indem Robert Ford seinen verehrten aber mittlerweile auch verhassten Bandenchef, der mit den Ford Brüdern noch einen Banküberfall durchführen möchte, erschießt.

Der Film ist ein Tribut an den wahren Wilden Western, wo nicht ständig geschossen und gemordet wird, sondern wo man sich monatelang irgendwo verkricht und wartet bis es wieder so weit ist, trotzdem schafft es der Film mit dem entschleunigten Erzähltempo, den Zuschauer wach zu halten und den Geschehnissen auf der vor ihm ablaufenden Szenerie zu folgen und dem Ende entgegen zu fiebern. In der Mitte des Filmes, dachte ich, verdammt hier muss doch noch einmal etwas Action in den Film hinein. Diese Action hätte den Film in seinem fast zu bis Schmerzgrenze treibenden Langsamkeit zerstört und das unfassbare Schauspiel von Brad Pitt und dem sagenhaft aufspielenden Casey Affleck vollkommen untergraben und somit den gesamten Stecknadelfallenden Spannungsbogen aufgehoben.

So hat der Regisseur konsequent an seinem Erzählstil und Tempo festgehalten und ein, wenn auch bleischweres Filmmeisterwerk geschaffen, das psychodelicher nicht mehr sein kann in seiner Aussage.  

Ein paar besondere eigene Screenshots möchte ich Euch auch hier nicht vorenthalten:
















Das Bild:

Das Bild ist ganz besonders zu bewerten, es beinhaltet eine besondere Bildästethik und Schönheit in der Bildaussage sowie eine spezielle Bildsprache, es wird mit einer feinen Mimik gearbeitet, sodass viele Szenen schon fast etwas pantomimisches an sich haben, dass man es schlecht beschreiben kann. Die Farbscala passt hervorragend zu einem Western, die etwas zurückgenommene Schärfe ist hier auch eher von Vorteil als von Nachteil, die erdigen Töne unterstreichen die Ästhetik des Bildes. Der Kontrast sowie der Schwarzwert sind sehr gut zu bewerten, insgesamt handelt es sich hier um ein hervorragendes zu einem Westerngenre passendes Bild.

 

Der Ton:

Dieser lebt von seiner Geräuschkulisse und dem sanften Filmscore, der sich über den gesamten Film legt. Der Ton wirkt immer unaufgeregt und unterstreicht auch hier die visuelle Kraft der Bilder. Dennoch werden alle Lautsprecher immer subtil mit Signalen versorgt, sodass man glaubt sich direkt in der Szenerie zu befinden. Mir hat dieser Sound sehr gut gefallen.

 

Ansichtssache:

 Film: 4,5 von 5 (wegen dem Mut einen solchen Film ins Kino zu bringen)

Bild: 4 von 5 (wegen der Authetität die das Bild transportiert)

Ton 4 von 5 (wegen der autentischen Geräuschkulisse die Gänsehautfeeling bringt z. B. das Mückengesumme, Regen usw.usw.)


Fazit:
Für diesen Film mus man sich Zeit nehmen, wenn man einen Actionfilm sehen möchte, sollte man warten bis man bereit ist auch einmal einen sehr ruhigen Film anzusehen, ansonsten wird das nichts.
Der Film ist aber unbedingt für jeden Cineasten empfehlenswert, der die Kraft der Bilder einmal auf sich wirken lassen möchte.

 

 



 

 
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Ich LIEBE Western, halte Brad Pitt für einen hervorragenden Schauspieler, weiß Casey Affleck zu schätzen und kann durchaus mit abgefahrenen Filmen was anfangen...

... aber DER HIER geht gar nicht!

Mit das Schlechteste, das ich je gesehen habe!

Eine erneute Sichtung ist absolut ausgeschlossen!!!

Überlegt es Euch SEHR SEHR gut, ob Ihr Eure begrenzte Lebenszeit dadurch reduzieren wollt!
NX-01
02.08.2013 um 21:19
von NX-01
#6
Ehrlich, ich hab ihn nie ganz gesehen, obwohl ich mit langsamen Film auch sehr gut zurecht komme und oft begeister bin. Aber hier, weiß ich echt nicht?

Dein Review hört sich echt toll an! Und ein Kumpel hat ihn mir auch stets aufgedrängt. Der wurde vom Bann des Film eingesogen und war danach richtig süchtig. Der Soundtrack dazu vermittelt ja auch astrein manch besonderes Feeling und wie du sagst, ergibt er einen Spannungsbogen.
Ausserdem unterstreicht er wunderbar einige besondere Momente!

Danke für das Review!
MoeMents
01.08.2013 um 21:25
#5
Ich war vor dem Schauen auch ein bisschen Skeptisch, aber bin dann auch langsam in den Film reingekommen. Hat mir dann sehr gut gefallen ;)
Olorin
01.08.2013 um 19:00
von Olorin
#4
Einer der ganz ewigen Filme, die mir nicht zu Ende ansehen konnte und wollte. Für mich einer der schlechtesten Filme aller Zeiten, da könnte ich mir sogar Titanic mehrfach ansehen, bevor obiges Machwerk auch nur noch einmal bei mir im Player landen würde ..... Und ich kann mit ruhigen Film schon etwas anfangen.
Gandalf123
01.08.2013 um 18:35
#3
Mir hat der Film damals auch richtig gut gefallen und nicht nur, weil Brad Pitt mitspielt! :-)))) Schöner Blog! :-) LG von Irmy.
Pandora
01.08.2013 um 18:14
#2
Danke für den gewohnt profunden und liebevoll bebilderten Blog!
Der Film selbst steht schon lange auf meiner gedanklichen "to see list" - gleichwohl bin ich irgendwie bisher nicht recht dazu gekommen, diesen Vorsatz umzusetzen - Dein Blog proklamiert dringende Änderung dieses Umstandes :-).
Danke für den wunderbaren Blog!
Cineast aka Filmnerd
01.08.2013 um 17:42
#1

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