The Irishman
Martin Scorsese der Altmeister der filmischen Langsamkeit hat wieder zugeschlagen und es geschafft Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci gemeinsam vor die Kamera zu bringen in Filmrollen die ihnen förmlich auf den Leib geschneidert sind.
Robert De Niro und Al Pacino trafen in Pate erstmals aufeinander. Nein das stimmt ja gar nicht. Sie standen zwar beiden in Pate II vor der Kamera jedoch sind sie im Film nicht aufeinander getroffen.
Im Gegensatz später im Film Heat. Dort standen sie sich gegenüber, der eine als Polizist und der andere als Bankräuber.
Dann 10 Jahre später gab es ein erneutes aufeinandertreffen, im Film "Righteous Kill" mimen beide Polizisten die auf der Jagd nach einem Serienkiller sind.
Robert DeNiro und Martin Scorsese arbeiteten erstmals im Film Taxi Driver zusammen. Nach Casino war erst einmal Schluß und jetzt nach über 22 Jahren stehen beide wieder zusammen, der eine hinter der Kamera und der andere davor.
Robert DeNiro fiel zufällig das Drehbuch von Steven Zaillian zum True-Crime-Report I Heard You Paint Houses von Charles Brandt aus dem Jahre 2003 in die Hände. Hierin wird die unglaubliche Lebensgeschichte des Weltkriegsveterans Frank „The Irishman“ Sheeran (De Niro) erzählt, der durch seinen 411 Tage dauernden Militäreinsatz in Italien mit der italienischen Kultur in Kontakt kam. Durch seine dort erworbenen Sprachkenntnisse und sein spezielles Loyalitätsverständnis sowie Opportunismus, waren die Grundlagen gelegt um sich in das italoamerikanische organisierte Verbrechen in Philadelphia zu integrieren und somit auch nichts in Frage zustellen, denn das hatte er schon im zweiten Weltkrieg gelernt und für sich verinnerlicht.
Robert DeNiro war sichtlich fasziniert von der Thematik und zeigte das Drehbuch Martin Scorsese, der sowieso nicht ganz glücklich mit dem eigentlich angedachten Thriller war.
Er sprach mit Paramount, die aber enttäuscht absprangen, da sie das andere Thriller Projekt favorisierten. Dann übernahm Netflix die Finanzierung von "The Irishman" sowie die Rechte an dem 160 Mio. US Dollar Projekt. Das war auch für Netflix ein harter Brocken. Dennoch konnte Martin Scorsese erreichen, das der Film eine Zeitlang in den Kinos zu sehen sein sollte, bevor er bei Netflix landet und zunächst nur noch dort gestreamt werden kann.
Nachdem ich den Film auf der großen Leinwand (131 Zoll) in meinem Heimkino gesehen habe, muss ich auch sagen, genau da gehört er hin und nur auf der wirklich großen Leinwand kann ein solches Zeitepos seine ganze Magie entfalten. Immerhin sitzt man für 209 Minuten im abgedunkelten Raum und lässt insgesamt knapp 30-50 Jahre amerikanisches Zeitgeschehen an sich vorbeiziehen.
Martin Scorsese bittet zudem sein Publikum sich auch zu Hause die Zeit zu nehmen und sich den Film an einem Stück anzusehen, sonst gehe viel von der Magie des Films verloren. Denn der Film zeigt auf, warum DeNiro und Al Pacino und auch Joe Pesci zum Besten gehören, was das Kino jemals als Charakterdarsteller zu bieten hatte.
Apropo Al Pacino, für ihn ist es, man glaubt es kaum die erste Zusammenarbeit mit Martin Scorsese.
Diese Zusammenarbeit ist für Scorsese ein echter Glücksfall, denn seine Protagonisten kennen sich aus dem ff und spielen so ihre Rollen mit einer faszinierenden Realität. Jede Sekunde kauft man ihnen ab. Auch wenn sie nichts sagen, sagen sie eine ganze Menge, man steigt förmlich in ihre Köpfe und kann mit ihnen Denken und ergründen was gerade in der Person vor sich geht.
De Niro spielt den ehemaligen Mafiakiller namens Frank Sheeran, der auf sein Leben zurückblickt. CGI Technik (das einzige Manko im Film) macht es möglich, das die Protagonisten in Rückblenden wie ihr junges Ich erscheinen.
Es ist schon grandios, was da heute möglich ist. Der Film zeigt das Verhältnis von Frank Sheeran zu dem Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa der auf rätselhafte Weise verschwunden ist und niemals wieder auftauchte. Hoffa wird von Pacino gespielt sowie Alfredo Bufalino.,
Dieser Film ist unspektakulär spektakulär und reißt einen trotz der langsamen und dennoch extrem spannenden Erzählweise förmlich mit.
Die Zusammenarbeit von DeNiro mit Martin Scorsese, begann wie oben schon erwähnt 1976 mit Taxi Driver wofür er die Goldene Palme erhalten hatte. Für den Film" Wie ein wilder Stier" ebenfalls mit DeNiro in der Hauptrolle als Boxer wurde er 1981 für den Oscar nominiert. Jedoch musste er noch 26 Jahre darauf warten um mit dem Film " The Departed" einem FBI Thriller dieses mal ohne DeNiro einen Oscar zu erhalten.
Zurück zum eigentlichen Film um den es hier geht.
Es ist also sozusagen die Lebensgeschichte von 3 Männern, die sich zufällig über den Weg laufen oder besser gesagt, das Schicksal ist ihr gemeinsames Schicksal.
Dieser Film zeigt die Epoche ziemlich ungeschminkt und geradeheraus.
Ansichtssache:
Braucht Die Welt eigentlich noch ein solches Mafia oder Gangster Epos voller Egomanen und gewaltbereiter Männer, in dem Frauen nur Stafage sind, die ihre Taten damit rechtfertigen, das sie ja nun einmal eine Familie zu ernähren hätten. Nein, eigentlich braucht die Welt solche Filme nicht mehr und dennoch hat der Film eine durchaus nachvollziehbare Existenzberechtigung, nämlich die, das er aufzeigt welche Wege ein Mensch zu beschreiten vermag, wenn er in die falschen Kreise gerät.
Was wäre eigentlich passiert, wenn Frank Sheeran seinen späteren Freund Bufalino an der Tankstelle nicht getroffen hätte, wenn man ihn nicht herumgereicht hätte und ihn vom Schweinehälften Transpoteur zum Killer gemacht hätte. Sicher man muss sich auch erst einmal dazu verleiten lassen. Jedoch hat Frank bereits im Krieg gelernt keine Fragen zu stellen. Sicher irgendjemand hätte vielleicht doch die Drecksarbeit der Paten übernommen, und Frank Sheeran hätte vermutlich ein beschauliches bescheidenes und friedfertiges Leben geführt und wäre nicht zum Massenmörder geworden ohne Reue und Einsicht. Haben sie keine Reue für das was sie getan haben, wird er später gefragt. Nein ich kannte meine Opfer ja gar nicht.
Betrachtet man die aktuellen Verwerfungen weltweit, so kann man durchaus hier erkennen, das jemand in etwas hineingeraten kann, aus dem es dann auch ideologisch keinen Ausweg gibt.
Mit 209 Minuten ist der Film lang hat auch durchaus seine Längen und er fordert etwas Sitzfleisch, das es aber auf jeden Fall Wert ist.
Ein filmisches Meisterwerk, wäre da nur nicht die eher suboptimale CGI Verjüngungskur, die nur bedingt funktioniert hat. Gesichter kann man verjüngen, Körper aber leider noch nicht wirklich.
Wertung:
Film: 4,5 von 5 Punkten (einfach grandioses altmodisches Kino mit Noir Elementen)
Bild: 4,5 von 5 Punkten ( hervorragendes Bild in allen Belange der Zeitepoche jeweils perfekt filmisch angepasst)
Ton: 4 von 5 Punkten (unspektakulär aber dennoch immer latent präsent)
Fazit:
The Irishman zeigt, das Martin Scorsese es nicht nötig hat, seinen Stil noch weiterzuentwickeln, er ist genau da, wo er immer hin wollte und wo er sich am wohlsten fühlt, dieses Genre beherrscht er wie kein anderer. Auch seine Protagonisten sind genau da angekommen, wo sie ihre besten Leistungen abgeben konnten, im spezifischen Charakterschauspiel, das den Akteur ganz und gar fordert, in dem er die Hosen runter lassen muss und das haben alle Protagonisten mit Pravour getan, bis zum nicht schmeichelnden Schluß. Wer will schon zitternd und nicht mehr Laufen könned, seine letzte Filmszene haben.
Wer ihn im Kino verpasst hat, kann ihn zumindest jetzt auf Netflix anschauen, bevor er irgendwann auch als Konserve zu haben ist.
Ich antworte auf jeden Kommentar!In diesem Sinne
Eure C.T.
Rechtehinweis: Geschützte Namen/Marken bzw. präsentierten Bilder werden von mir rein Privat benutzt und ich besitze keinerlei Rechte an den Bildern, die nicht von mir persönlich fotografiert wurden. Sollte der Blog Text Zitate beinhalten, so werde ich diese mit Anführungszeichen und der dazugehörigen Quelle kennzeichnen.
Hier können Sie Ihren Bloginhalt einfügen
Top Angebote
Mein Avatar
Kommentare
Oh ja, verdammt langer Satz, ich habe ihn mal etwas entschärft. Oft bin ich so im Flow, das mir das garnicht auffällt.
Danke für Deinen Kommentar.
(Ich glaube, du wirst selbst überrascht sein, wie lang der erste Satz deines zweiten Absatzes ist) :D
So hat der Film aber auch eine Chance ein breiteres Publikum zu erreichen. Solche Filme gehen heute leider in der breiten Masse unter.
Und ja der Pseudo Kino Release ist nur für die Oscar,s und zählt für mich nicht.Scorsese Filme kann man sich im Gegensatz zu den ganzen Disney Filmen auch noch nach vielen Jahren ansehen.
Natürlich ist es schön, das der Film doch noch realisiert wurde.
Aber es ist auch eine Trendwende zu erkennen, das das klassische Erzähl - und Charakterkino immer mehr schwindet...
Ich hoffe noch auf einen Blu-Ray Release :-)
Wenn nicht, bleibt mir wohl nix anderes übrig....