Life of Pi

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28. April 2013

Life of Pi

Als ich das erste mal von diesem Film Kenntnis erlangte und mir den ersten Filmtrailer ansah, war klar, hier handelt es sich um einen extrem bildgewaltigen Film, zumal das er auch in 3D in die Kinos gelangen sollte. Widrige Umstände hinderten mich jedoch daran mir diese Bilderflut im Kino anzusehen. Ich musste also auf die Blu Ray warten und habe diese pünktlich in meinen Händen, in 3D und 2D natürlich.

Verschiedene Reviews haben diesen mit 4 Oscars prämierten Film außerordentlich hoch bewertet.
Einige haben dem Film aber auch so gar nichts abgewinnen können und ihm ihre Zustimmung verweigert.

Eines ist jedoch ganz klar, dieser Film spaltet die Lager. Woher kommt es, das ein Film so unterschiedlich gesehen wird.

Die Kritiker sind derart gespalten, das es scheinbar nur grandiose Kritiken oder geradezu vernichtende gibt. Wie kann das sein, das ein Film so unterschiedlich gesehen wird. Ist der Film missverständlich beworben worden, ist die Erwartungshaltung bei einem Ang Lee Film so groß, das die Enttäuschung so extrem ausfällt. Haben sich diejenigen, die den Film sehr schlecht bewerten, im Vorfeld nicht hinreichend mit der Thematik des Filmes beschäftigt. Ist der Trailer nicht aussagekräftig genug. Ist das Buch zu stark im Kopf verankert. Vielleicht von jedem etwas, ich weiß es nicht.

Sicher kann man bemängeln, dass der Film religiöse Inhalte hervorhebt. Natürlich kann man kritisieren, dass der Film zu bunt zu süß zu kitschig geworden sei. Natürlich kann man dem Film vorwerfen, dass die Handlung eine lange Einführung hat. Natürlich kann man dem Film vorwerfen, das er Formatwechsel besitzt. Natürlich kann man dem Film auch vorwerfen, dass er nicht genau dem Buch folgt

Aber es handelt sich hier um einen Film und die Verfilmung des Buches schien bisher als unmöglich. Ang Lee hat das Unmögliche jedoch möglich gemacht und uns hier einen GRANDIOSEN Bilderrausch geliefert, dem man sich als Filmenthusiast einfach nicht entziehen kann.

Sicher jeder Film hat so sein Publikum und jeder Film löst etwas in einem aus, sei es Freude, Spannung, Abscheu, Faszination etc. Zum Schluss bleibt ein Film im Kopf oder er verliert sich sehr schnell wieder.

Dabei habe ich den Film bisher noch gar nicht komplett gesehen, es sind nur die gesammelten Eindrücke aus Fragmenten zu dem Film, die mich diese Worte schreiben lassen. Um mir also wirklich eine eigene Meinung bilden zu können muss ich den Film also erst komplett gesehen haben.

Das habe ich dann auch getan und merkwürdiger Weise bleibt das o.a. inhaltlich bestehen.

Der Film kann durchaus die Lager spalten. Aber ist der Film schlecht oder doch herausragend?

Nachdem ich den Film nun gesehen habe ohne das Buch gelesen zu haben, was es mir vielleicht einfacher macht, komme ich zu folgendem Ergebnis:

Life of Pi ist ein Gesamtkunstwerk und in seiner Erzählstruktur bisher einzigartig. Die Storyline die sich langsam aber stetig weiterentwickelt und die aus zwei sehr unterschiedlichen Lebewesen mit der Zeit eine Einheit bilden ist eine Metapher auf den Respekt vor dem Leben des Anderen. Unterschiedlicher kann somit die Ausgangsituation nicht sein. Ein Tiger der seinem Instinkt folgt und ein Mensch in Form von Pi, der seinen Intellekt nutzt um diese unbeschreibliche Situation zu meistern.  Der Film weicht aus dramarturgischen Gründen in einigen Bereichen vom Buch ab und schafft es hierdurch, dem Film die Mystik zu geben, die er benötigt um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Kann man sich nicht auf diese Story einlassen, so findet man vermutlich keinen Zugang zu diesem Film und neigt dazu den Film gänzlich abzulehnen.
Der Film wurde an wunderschönen Schauplätzen in Kenting,(http://de.wikipedia.org/wiki/Kenting-Nationalpark), Montreal, Munnar (http://de.wikipedia.org/wiki/Munnar), Pondicherry (http://de.wikipedia.org/wiki/Puducherry) sowie in Taichung (http://de.wikipedia.org/wiki/Taichung) aufgenommen. Es kamen nur digitale Kameras zum Einsatz und es wurde keine Motion Capture Verfahren angewendet. Das Budget betrug etwa 120 Mill US-Dollar. Für die Rolle des Pi wurden in Indien etwa 5000 Jugendliche gecastet und in Taiwan wurde ein gigantischer Wellentank gebaut.

 

1884 sank ein Schiff Namens Mignorette im Ozean, in dem vier Menschen einschließlich eines Kabinenstewards genannt Richard Parker überlebten, dieser wurde getötet und von den anderen drei Überlebenden gegessen. Yann Martel, Schriftsteller des Buches Life of Pi, nannte den Bengalischen Tiger 'Richard Parker' beruhend auf diesen Ereignissen.

Diesen Film einer konkreten Bewertung zu unterziehen ist nicht ganz einfach. Das Buch ist wunderbar in Bildern umgesetzt und fesselt den Zuschauer von der ersten Minute an, die Erzählung ist fließend und wirkt sehr relaxt, trotz der unglaublichen Geschichte auf Hoher See, das ist es was bei mir den Zauber dieses Filmes ausmacht. Eine Art Robinson Crusoe Geschichte auf dem Meer an der  der Protagonist wächst und sich selber findet. Der Mensch ist zu erstaunlichen Dingen fähig, wenn er muss, das zeigt sich hier durch die gnadenlose Konfrontation mit dem Tiger, der trotz allem ein wildes Tier bleibt.

Ang Lee sagt in einem seiner Interviews:
"In mancher Hinsicht ist das Filmemachen meine Art zu leben und viele, in diesem Fall, tausende Mensche verbrachten fast vier Jahre damit eine Geschichte zu erzählen, an die sie glauben, es ist also eine große Verantwortung. Wir arbeiten sehr hart, Tag und Nacht mit ganzer Seele. Wir gewähren einen Vertrauensvorschuss."

"Jeder am Set sagte ihm  (Pi) was er zu tun habe, aber nach einem Monat wird einem klar, er führt unser ganzes Team, wie er sich benimmt, wie er handelt, wie er auftaucht, er ist eigentlich unser geistiger Führer. Ich glaube, das ist nicht nur ein anständiger oder talentierter junger Mann, ich glaube, uns führte das Schicksal zusammen."

Eigentlich begleitete er  nur seinen Bruder zu einem Vorsprechen und ohne jedwede Ambition kam er dann selbst an diese Rolle, wenn das kein Schicksal ist.

 

 

 Hier einmal ein paar schöne Leinwandfotos:

 































Bild:
Life of Pi beeindruckt zunächst einmal durch sein außerordentliche Bildsprache, sein überbordenden Farben, seine Bildschärfe, sein CGI Effekte etc. die in 3D hier nicht mittel zum Selbstzwecks sein sollen, sondern der Geschichte die Tiefe geben, die man sich erhofft.
Alle Atribute für ein grandioses Bild könnte man hier anführen., aber eines bringt es auf den Punkt, Perfekt.
Ang Lee hat sich natürlich bei dem Bildseitenformatwechsel etwas gedacht. in zwei Szenen ändert sich das Bildformat, wie man es schon bei Nolan in den Batman Filmen kennt, nur hier sind es nicht die IMAX Formate sondern der Wechsel von 16:9 auf 21:9 für die fliegende Fischszene und 4:3 in der Szene, wo Pi und Richard Parker auf dem Boot liegen und ein großer glühender Fisch unten durch schwimmt. Eine Bildseitenformat-Verschiebung ist etwas, dass Ang Lee bereits seit der Filmschule machen wollte und in diesem Film ergab es Sinn, sagt er. Das 21:9 Bildseitenformat wurde gewählt, um die visuelle Tiefe zwischen dem fliegenden Fisch und dem Ozean zu erhöhen. Wie Lee sagte, sei dieser Spielraum die einzige Möglichkeit gewesen, diese fliegende Fischszene mit einem schwarzen Rand zu versehen und den Fisch ausserhalb des Bildes wandern zu lassen. Das 4:3 Format ist eine Homage an den Bucheinband des Original Buches. Es ist das genaue Image aber mit einem Wal darauf.

Der Filmscore passt wunderbar zu dem Gesehenen und  unterstützt den Film in seiner Erzählung. Er rundet das Gesamtbild auf eine sehr wohltuende Weise ab. Der Surroundsound ist hier auch sehr realitätsbezogen und alle Kanäle werden, wenn erforderlich bedient. Von markigen bis hin zu sehr feinen Tönen ist alles dabei und hüllt einen in einen Kokon aus Film und Ton.

Fazit.
Dieser Film ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Filme betrachtet werden und eine dringende Aufforderung sich nicht davon abhalten zu lassen diesen Oscar prämierten Film anzusehen, der für mich ein echtes Kunstwerk darstellt und von jedem echten Filmfreund gesehen werden muss. Der Film erschliesst sich auch in seiner ganzen Opulenz erst beim zweiten Betrachten wirklich, soweit man sich nicht im Vorfeld schon etwas mit der Thematik beschäftigt hat.

P.S.
Noch etwas aus gegebenem Anlass.
Hier werden kein trastischen Fressszenen gezeit. Ang Lee hat dieses Kapitel mit viel Gefühl in den Film eingebaut ohne dass man wegsehen muss. Es gehört aber auch zur Story und kann nicht ausgeblendet werden.

Film: 5 von 5
Bild: 5von 5
Extras: 4 von 5
Spaßfaktor: 5 von 5

 CT

 

Kommentare

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Sehr schön bebildert! Dankeschön!
Saibling
29.04.2013 um 17:19
#4
sehr gut geschrieben , das macht lust auf mehr , nämlich diesen film . du hast mich jetzt sehr neugierig gemacht , den film setze ich mir auf die wunschliste da ich eh ein tierfreund bin , und aus anderem grunde , das die tiger bald ausgestorben sind von menschenhand wenn nicht bald was unternommen wird . der mensch macht sich zu gott , es ist alles so schlimm , in seiner geldgeilheit und machtbesessenheit . ja mir wird er mit sicherheit gefallen , danke noch und grüsse

JOE
JOE SMITH
28.04.2013 um 23:10
#3
Guten Abend @CHARLY*.! Vielen Dank für deinen hervorragend gestellten Blog. Als ich das erste Mal, von dem Titel des Filmes hörte, hat ich keine Vorstellung was mich erwarten könnte.? Hatte leider schnell das Interesse verloren und verlor ihn aus dem Gedächtnis. Da mit den Presseberichten kontrovers gewirbelt wurde, machte mir die Entscheidung nicht leichter. Mit deinen Erkenntnissen, die ich bisher von Dir erhielt, bekam ich jene Informationen und Eindrücke, die ich für meine Kaufentscheidung brauchte. Daher werde ich den Film kaufen und Sichten. In diesem Sinne...
docharry2005
28.04.2013 um 21:49
#2
Eine inhaltlich und sprachlich wirklich beeindruckende Blog-Review! Ganz phantastisch + dazu toll bebildert! Erstklassig!
Zudem schreit der Blog danach, daß ich den Film nun endlich kaufe :-).
Danke für diesen vorzüglichen Blog!
Cineast aka Filmnerd
28.04.2013 um 11:14
#1

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