Joker!
1940 wurde Joker erstmals in einem DC Comic präsentiert und sollte eigentlich genauso schnell wieder verschwinden. Whitney Ellsworth entschied jedoch weise, dass man einen solchen Charakter nicht einfach sterben lassen kann, so ist bis heute Joker ein fester Bestandteil im DCU.
In Batman 1 trat er als kaltblütiger mordender Widersacher mit Gift als herumhantierender Psychopath auf. Hieraus entwickelte sich bis in die 1950er Jahre hinein eine Narrität der der Justiz immer etwas voraus ist. Erst in den 1980er Jahren fand Joker wieder zu seinen psychopatischen Wurzeln zurück.
Wasim DCU bisher jedoch fehlte war eine sogenannte "Origin Story" um die Figur selbst.
Todd Philips Regisseur und Drehbuchautor von "Joker" ist nach eigenen Aussagen eigentlich gar kein Fan von Comicgeschichten, wie er in einem Interview zum Besten gibt.
" Sie neigen dazu, laut zu sein, eben eine bestimmte Art von Film. Ich dachte mir, vielleicht kann ich etwas daraus machen".
Seid "Dark Knight" gab es keinen vergleichbaren Joker mehr im Kino zu sehen. Die Performanceinterpretation des Schurken Joker durch Heath Ledger war legendär und schien unerreichbar zu sein.
Der aktuelle außerhalb des DCU angesiedelte Joker mit Joaquin Phoenix als Arthur Fleck alias Joker, will das ändern und so schrieb Todd Philips eine interessante Entstehungsgeschichte der Figur.
3 Jahre werkelte Todd an dem Projekt mit einem eher bescheidenen Budget von 55 Mio. US Dollar. Dark Knight hatte ein knapp dreifaches Budget zur Verfügung. Warner fand seine Idee zunächst verrückt, schränkte ihn aber nicht ein und so konnte er seine Vision der Entstehungsgeschichte weiterentwickeln.
" Unser Film steht natürlich in Verbindung mit der Comicwelt, am Ende aber für sich allein"
Das kann ich nur bestätigen.
In den Medien wird der aktuelle Joker dann auch kontrovers diskutiert und zudem sehr unterschiedlich bewertet. Für die Einen ist der Film ein Meisterwerk, für die Anderen vergeudete Zeit und die Eintrittskarte nicht wert.
Nun gut, dachte ich mir, dann schauen wir uns doch dieses verkappte Meisterwerk oder eben misslungenes Film Machwerk einmal an.
Die Comicfigur des psychopathischen Jokers wurde, in den Comics und den bisherigen filmischen Interpretationen, auch in der Historie als ein ganz besonderer ambivalenter und psychisch mehrdimensionaler Charakter dargestellt. Daher stellte man sich oft die Frage, wie ist Joker zu dem geworden was er in den DC Comics darstellt. Ist er wirklich der skrupellose irrsinnige Psychopath, der vor nichts halt zu machen scheint oder steckt da wesentlich mehr dahinter.
Dieser Frage hat sich der Regisseur und Drehbuchautor Todd Philips gestellt und mit "Joker" einen sehr ambivalenten aufrüttelnden Film beschert, in dem Joaquin Phoenix tief in die Psyche des bisweilen bizarren Clowns einzudringen versteht um den ganzen Wahnsinn des Jokers auf den Zuschauer loszulassen.
1989 bekamen wir eine Variante des Jokers serviert, die inszeniert durch Tim Burton auch mit dem aus Shinning bereits mit einiger psychopathischen Erfahrung ausgestatteten Jack Nicholson zu sehen war, der zwar auch verrückt auftrat, jedoch einen durchaus klaren Verstand zu haben schien und dem Grunde nach abgründig Böse war.
Dann Jahre später kam "der" Joker in die Kinos. Heath Ledger, spielte den Joker mit einer solchen Intensität, das man glaubte, es könne eigentlich nicht mehr besser gehen, hier war schon erkennbar, das die Figur eine harte Kindheit hinter sich gehabt haben muss, denn eine Szene mit seinem Messer gibt hierüber auf erschreckende Weise Auskunft.
Mit dem nunmehr in den Kinos laufenden Film wird jedoch eine "neue" fiktive Entstehungsgeschichte vom Joker erzählt.
Da es zum Cahrakter des Jokers bisher keinerlei niedergeschriebene Vorlage gab, konnte sich, es gibt zwar einige Ansätze in älteren DC Comics, die man hätte aufgreifen können. Jedoch hat sich Todd Philips für einen neuen interessanten Ansatz entschieden und sich eine ganz besondere Geschichte ausgedacht, losgelöst von den bisherigen Comics.
Den für eine solche Rolle perfekten Protagonisten fand man in Joaquin Phoenix, der als grandioser Charakterdarsteller schon die eine oder andere spezielle Figur mit Pravour gespielt hat. In Walk the Line und Gladiator war Joaquin Phoenix bereits für einen Oscar nominiert und es müsste mit dem teufel zugehen, wenn hier keine Nominierung erfolgen sollte.
Unvergessen ist die Rolle des römischen Kaisers Commodus in dem Film Gladiator. Auch hier spielte er die Rolle des ungeliebten Sohnes, der eigentlich nur geliebt werden wollte und dem sein Vater nicht zutraute nach seiner Herrschaft das Königreich Roms zu führen. Auch hier verstand er es der Rolle eine unfassbare Authentizität und Intensität zu geben, die einem teilweise den Atem stocken ließ.
Im "Joker" verkörpert Phoenix diese Rolle so intensiv, das er sogar über 20 kg Gewicht verloren hatte um der Rolle diese auch körperliche Intensität und Authentizität einzuhauchen.
Herausgekommen ist dabei ein ganz spezielles Psychogramm eines Menschen der sich vom zwanghaft lustigen Clown, der in Stressituationen in hektische Lachattacken ausbricht, langsam aber beständig zu einem Wahnsinnigen entwickelt. Arthur Fleck tut dies alles aber nicht, weil er bösartig, zynisch oder gemein ist. Er hat eine Krankheit, vergleichbar dem Tourette-Syndrom, nur dass es sich „Pseudobulbar Affect“ nennt. Arthur Fleck, der immer ein Stand-up Comedian werden wollte, wird durch seine Umwelt förmlich in den Wahnsinn getrieben fühlt.
Ständig bekommt Arthur Fleck eins auf die Mütze, er wird verprügelt, von seinem Arbeitgeber entlassen und von seinen Freunden verraten. Auch seine Mutter hat ihn scheinbar ewig betrogen, indem sie ihm seine wahre Herkunft verschwiegen hat. Alles das kann Arthur nur schwer verkraften und greift zu massiven Mitteln um sich zu schützen.
Joker spielt zur Zeit des jungen Bruce Wyann. Sein Vater Thomas lebt ebenfalls noch und kandidiert zum Bürgermeister wegen der schwierigen sozialen Situation in Gotham City, die bereits zu einigen Unruhen geführt hat.
Jokers Mutter Penny Fleck war ehemals eine Angestellte von Thomas Wyann und vermutlich hatten sie ein Verhältnis, so stellt es zumindest Penny für sich dar.
Seine neurologische Zwangsstörung, wird von seiner Umwelt jedoch immer wieder falsch verstanden und so bringt ihn diese Zwangsstörung in schwierige Situationen. Einmal wird er so schwer verprügelt, dass ein Arbeitskollege ihm später eine Waffe zur Selbstverteidigung zugesteckt. Sein ganzes Leben lang träumte Arthur davon ein Stand-up Comedian zu werden und so vergöttert er den König der Comedians Murray Franklin. Abends steht Arthur häufig als Stand-up Comedian auf der Bühne. Zufällig wird ein Auftritt von ihm in einem Variete Theater aufgezeichnet, die Murray Franklin dazu veranlasst, Arthur in seine Sendung einzuladen. Aber was ist Realität und was ist Fiktion, genau diese Frage stellt man sich öfter im Laufe des Films, denn es gibt die Momente, die einem ein Stirnrunzeln bereiten. In Folge gibt es auch einige Twists im Film selbst, die vermutlich auch einige Kritiker zu gewagten Thesen bewogen haben.
Todd Philips geht in diesem Psychogramm, bei dem er Drehbuchautor und auch Regisseur ist, erheblich über die Wahrnehmungsgrenze seines Publikums hinaus. Am Ende fragt sich der hoffentlich aufmerksame Zuschauer, was er hier eigentlich gesehen hat denn hier kann man sich nicht einfach so berieseln lassen, sondern man muss schon konzentriert beim Film bleiben um die kleinen Anspielungen zu erfassen.
Fazit:
Hatte Heath Ledger mit seiner Interpretation des Jokers damals bereits Filmgeschichte geschrieben, so schafft Joaquin Phoenix hier quasi die Quadratur des Kreises, denn der Zuschauer vergisst vollkommen, das er sich eigentlich in einer Comicverfilmung befindet. Die Figur des Jokers wird langsam fast in Zeitlupe entwickelt und dennoch wird es niemals langweilig, da man viele kleine Facetten dieser Figur mitgeteilt bekommt und genau das macht den Film so interessant und spannend. Die Nebenrollen sind sehr gut und passend besetzt, so dass Phoenix auch immer entsprechend gute Sidekicks für die jeweilgen Szenen hat um sich ganz seiner Rolle hingeben zu können.
Klammert man einmal kurz den Bezug zum DC Universum aus und legt auch die Abschlussszene gedanklichzur Seite und lässt den Film einfach in der Krawallnacht der Clownmasken Übergriffe enden, dann hat man es hier mit einem durchaus gesellschaftskritischen Film zu tun, der dem Zuschauer den Spiegel vorhält und Intoleranz anprangert.
Denn Arthur ist hier eigentlich ein Opfer der Gesellschaft und der gedankenlosen Sparmaßnahmen des Gesundheitswesens, man kann Mitleid mit ihm bekommen, bei dem zwanghaften Versuch die Menschen mit seinem speziellen zwanghaften Lustigsein für sich zu gewinnenn. Doch die Welt quitiert Arthurs Clownerie mit Gewalt und Abneigung, wobei interessanter Weise hier auch ein Stand-up Comedian letztendlich eine Schlüselrolle einnimmt. Murray Franklin mimt hier den bekannten Comedian, der sich auf Kosten anderer lustig macht und den Arthur somit mitveranwortlich für sein Dilemma mit ansieht.
Die Schlussszene lässt dann Platz für alle möglichen Denkansätze, das kann brillant sein und der Regisseur hat sich natürlich etwas dabei gedacht, führt aber auch zu unterschiedlichen Interpretationen der eigentlichen Relevanz des Films insgesamt, sei es die Relevanz für das DCU oder auch als klassischer Film mit dem besonderen Fingerzeig.
Ab hier gibts Spoiler:
Todd Philips hat Joker so inszeniert, das man je nach Sichtweise den Film anders interpretieren kann. Er hat ihn mit zwei etwas verstörenden Filmwendungen versehen, die einen anderen Blick auf den Film zulassen. So ist die Geschichte um die Nachbarin, seiner Phantasie entsprungen und wird sogar im Film selbst aufgelöst. Der letzte Besuch der Nachbarin im Film leitet hier die Auflösung ein. Der Weggang nach einem kurzen Dialog, läßt die Frage offen, was dort noch passiert ist.
Diese Szene zeigt auf, das Arthur vielleicht gar nichts von dem erlebt hat, was uns der Film weiß machen möchte. Er könnte die gesamte Zeit in der Phychratie verbracht haben, Diesen Hinweis gibt die letzte Szene in der Psychiatrie, in der er seiner Therapeutin mitteilt, das sie seinen Witz sowieso nicht verstehen würde. Vorher noch in Handschellen wirkt er urplötzlich befreit und geht mit blutverschmierten Sohlen über den Flur. Vielleicht ist das die einzige reale Szene im gesamten Film. Aber wer weiß das schon so genau.
Todd Philips hat zudem hierzu bewusst keine Hinweise gegeben.
"Wir sprechen oft über die Spitze des Eisberges, aber nie über die Dinge, die jemanden dort hinbringen"
Genau das ist der Film, der Weg zum kumulierten Wahnsinn, durch chronische Missachtung der Gesellschaft. Er bietet Denkansätze hin zu unserer derzeit verrückten Richtung unserer Gesellschaft und dem Leben in den Großstädten, dem Versagen der Verantwortung der Reichen und Mächtigen, hin zur verstörenden Titelfigur, die für vieles stehen kann, was im Moment so allles schiefläuft.
So ganz nebenbei hat Joker gleich mehrere möglichen Ende aufzuweisen. Auch das ist ein filmisches Novum.
Ansichtssache:
Film: 4 von 5 (Ich hätte auf die Schlussszene verzichtet, aber Todd hat sich natürlich etwas dabei gedacht)
Bild: 4 von 5 (Kino 4 im Cinedom in Köln)
Soundtrack: 4,5 von 5 (passt wie die Faust aufs Auge).
In diesem Sinne!
Lasst den Joker entscheiden!
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