ES (2017)

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25. September 2019



Stephen King dürfte jedem bekannt sein. Er hat Bücher wie Carrie oder Shinning geschrieben, die ihm durch Hollywoodverfilmungen zu Weltruhm verhalfen.
Es ist ein Buch aus dem Jahre 1986  mit insgesamt 1536 Seiten, das erst 2011 als vollkommene Übersetzung auf den deutschen Buchmarkt erschienen ist. 1990 wurde das Buch erstmals als zweiteilige Fernseh-Horrorserie verfilmt.
Im Lexikon des Internationalen Films findet man folgenden Eintrag:

"Beachtliche (Fernseh-)Verfilmung eines Horror-Romans von Stephen King, die geschickt eine bedrohliche Atmosphäre aufbaut und auf unnötige blutige Effekte verzichtet. Für Freunde des Genres spannende Unterhaltung.“

Einen so bekannten Horrorstreifen von Stephen King zu modernisieren und ihn auf ein aktuelles visuelles Kinoformat zu bringen ist schon ein kleines Wagnis. Dann auch noch den dicken Wälzer von über 1500 Seiten in zwei Teilen mit einem Zeitversatz von einem Jahr in die Kinos zu bringen erfordert wirklich Mut. Hierdurch ergibt sich jedoch die Möglichkeit dem Buch näher zu kommen, als der Versuch alles in einen vielleicht dreistündigen Film zu packen. Wie man erfahren konnte hat Stephen King selbst hierbei geholfen.
Im Gegensatz zum Buch spielt ES nicht im Jahre 1960 sondern 18 Jahre später im Jahre 1988 und kommt in ES-Kapitel 2 in der aktuellen Gegenwart an.

Stephen King hatte den Roman als junger Familienvater im Alter von 30 Jahren verfasst und in einem Interview erzählt, das das Buch viele Anleihen aus seiner Heimatstadt, sich selbst, seinen Kindern und vielen anderen Beobachtungen sowie einem mysteriösen erbauten Kanalnetz mit im Roman verarbeitet. Der Roman ist also gewissermaßen eine Realfiction.

Derry ist ein kleiner fiktiver Ort im beschaulichen Bundesstaat Maine in dem jedoch sonderbare Dinge vor sich gehen. Ständig verschwinden Kinder auf mysteriöse Weise in dem Ort und niemand scheint wirklich Notiz davon zu nehmen.

ES lebt im Kanalsystem des kleinen verschlafenen Ortes Derry und tritt in der Gestalt eines Clowns in Erscheinung, hierdurch erweckt er Vertrauen bei den Kindern. Pennywise wie er sich nennt schleicht sich so in die Köpfe der Kinder ein und kann sie so manipulieren und verführen. 
Bill Denbrough, dessen Bruder Georgie vor einiger Zeit nicht vom Spielen mit seinem Papierschiffchen nach Hause gekommen ist,                                                                    
kommt mit dem verschwinden seines Bruders nicht zurecht, seine Eltern wollen jedoch möglichst alles vergessen und er sucht Monate später immer noch nach seinem Bruder. Nach und nach bildet sich um Bill eine Gruppe gleichaltriger, die alle irgendwie Außenseiter sind und ihr eigenes Problempäckchen mit sich herumtragen. Sei es Bill selbst der wegen seinem Stottern immer wieder von älteren Jungs gehänselt wird oder Ben, der wegen seiner Köperfülle ständig verfolgt wird, Beverly, die sich gegen die Annäherungsversuche ihres Vaters wehren muss, Richie der wegen seiner Brille und seiner flotten Sprüche ständig mit den älteren Jungs im Ort aneinander gerät, Eddie der unter Asthma leidet und daher zu den Loser gehört sowie noch Stanley der Jude ist und Mike, der wegen seiner Hautfarbe gehänselt und drangsaliert wird. Die Gruppe die nach und nach zueinander findet gibt sich den Namen " Club der Verlierer". Durch ihre Ängste sind sie besonders empfänglich für die Angriffe von ES und ohne s zu wissen hate so jeder von ihnen seine persönliche Begegnung mit dem Bösen.                
Ben hat sich lange mit dem Phänomen der verschwundenen Kinder beschäftigt, denn alle 27 Jahre kehrt das Grauen in den Ort zurück und es verschwinden immer mehr Kinder. Was kann bloß dahinterstecken. Die Erwachsenen im Ort haben sich längst dem Schicksal ergeben. Bill, der verzweifelt alles versucht um seinen Bruder wiederzufinden schafft es die Gruppe dazu zu bringen der Ursache auf den Grund zu gehen. Hierbei treffen sie auf zutiefst verstörende Details und begeben sich in die Abgründe von "ES" . Niemand kann sich sicher sein denn  "Es" gräbt sich tief in die Psyche der Kinder ein.

                           

Ein Remake eines Klassikers, der als zweiteiliger Fernsehfilm zu den bekanntesten Horrorverfilmungen gehört und den echte Horrorfilmfans natürlich schon lange gesehen haben, kommt erneut als Zweiteiler in die Kinos. Ein Zweiteiler im Kino ist mittlerweile ja nicht mehr ganz neu und so wird in Teil 2 die Geschichte des Club der Verlierer im erwachsenen Alter weitererzählt. Das Original das als Fernsehfilm eher mit bescheidenen finanziellen Mitteln zurechtkommen muss setzte eher auf Kopfarbeit statt auf besonders gruselige Effekte. Diese Kopfarbeit funktioniert bei einem perfekt inszenierten Horrorfilm jedoch auch heute noch. Suspens Effekte gepaart mit intelligent eingesetzten Schnitten und Surround Kulissen können ein Gefühl erzeugen, dem man sich nicht entziehen kann.

                         

Das Remake geht nun aber einen anderen Weg  ES geizt nicht mit schaurigen Gestalten, Pennywise wird als gruseliger Clown mit einem gigantischen Gebiss zelebriert. Körperteile fliegen umher oder werden abgerissen und es wird einiges an klassischen Horrorelementen dem Zuschauer untergejubelt. Das Remake ist spannend inszeniert, obwohl man ja weiß, dass es noch einen Teil 2 gibt. Das ist natürlich für den Kinogänger ein kleiner Spannungskiller, muss er doch ein ganzes Jahr auf diesen 2.Teil warten. Das Buch von Stephen King hat über 1500 Seiten und ist sehr detailliert und damit eigentlich schwer als ein Film mit allen seine Facetten auf die Leinwand zu bringen. Kein Film kann so ein Buch mit einem Film gerecht werden. Es gibt es keine Längen im Film, jede Szene macht Sinn und bringt den Club der Verlierer näher an ihr Ziel, nämlich sich ihrer Angst zu stellen und diese zu überwinden. Andrés „Andy“ Muschietti der hier Regie führt und schon den Horrorstreifen Mama in die Kinos brachte wusste das genau und so hat er es auch gar nicht erst versucht.
Er erzählt die Geschichte entschlackt und lässt immer wieder die Effektgalerie auf den Zuschauer los. Irgendwie passt das hier aber alles zusammen und kommt nicht als alleinige Effekthascherei rüber sondern unterstreicht das sehr authentische Schauspiel der 7 Protagonisten. Hier jemanden herauszustellen, fällt schwer, denn jeder spielt hier eine perfekte Rolle. Diese junge Gilde an Schauspieler sind ein Glücksfall für den Regisseur man hätte keine bessere Truppe zusammenstellen können. Die Jungschauspieler haben sich zunächst einmal über einen gewissen Zeitraum kennenlernen können und so ist die Truppe schon vor Drehstart zu einer eingeschworene  Einheit verschmolzen, in der jeder jeden schon gut kennt und so die Freundschaft glaubwürdig in den Film einbringen können. Jeder hat zudem sein Rollenprofil sehr gut verinnerlicht und kann es authentisch präsentieren.

Deverly ragt vielleicht hier etwas durch ihre besondere Rolle heraus. Muschietti hat nicht den Versuch unternommen dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken, sondern er hat sich dem Buch verschrieben und versucht die Essenz des Buches in grandiose Bilder zu fassen. Der Film erzählt die Geschichte trotz der Gewalt durchaus sensibel. Da wirkt nichts aufgesetzt oder überzeichnet. Die Überzeichnung und Unvorhersehbarkeit überlässt man dem Clown Pennywise, den Bill Skargärd perfekt performt  und der auch gut in einen Batman Film hineinpasst hätte.

Pennywise schafft es in die Köpfe derer zu gelangen, die der Angst verfallen sind auch das wird filmisch sehr gut herausgearbeitet. Die Momente der ersten Begegnung der einzelnen Protagonisten mit Pennywise teilweise sehr heftig und teilweise eher beiläufig passen sich der jeweiligen Filmsituation sehr gut an. Sensibel erzählt Muschietti die Geschichte der Außenseiter von ihren Ängsten, von ihren Problemen, von ihrem Kampf gegen die schlimmen Eltern und von ihrem Alleinsein, diese Storyline spickt er mit wahlweise schockierenden und enorm gruseligen Einlagen. Vor allem die ikonische Anfangsszene in der der Clown den kleinen Georgie holt, gelingt ihm hervorragend und wird drastisch inszeniert. So gelingt ihm sofort der Einstieg in den Horror und jeder weiß sofort, das hier nicht gekleckert wird. Natürlich kann Muschietti bei gut zwei Stunden Laufzeit nicht annähernd so tief ins Buch eindringen.  Doch er trifft  den Kern des Buches und schlägt so ein weiteres Kapitel im Horroruniversum auf. 
Mir hat der Film trotz einiger horrorfilmmäßiger Logiklöcher, die bei einem solchen Horrorfilm gewiss dazugehörigen gut gefallen und ich wurde auch hier und da einmal gruselig überrascht.

Film: 4,5 von 5
 

Bild: 4,5 von 5
Das Bild ist sehr filmisch und dennoch scharf. Um in den vielen dunklen Szenen alle Details erkennen zu können musste der Schwarzwert etwas gedrückt werden, sonst wären viele Szenen vermutlich im schwarz nicht mehr hervorgetreten. Das passt aber sehr gut zur Gesamtbild Performance, die außer dem knallroten Ballonrot und dem gelben Jäckchen von Georgie etwas in Richtung Technicolorfarben der 1980er Jahre tendieren. Hierdurch werden auch einige Szenen etwas entschärft.
 

Ton: 4,5 von 5
in der 4K Fassung liegt der Ton auch in Deutsch in Dolby Atmos vor. Hier ist es immerhin ein 5.1 HD Master Ton, der jedoch nicht von schlechten Eltern ist. Er bringt die jeweilige Atmosphäre sehr gut ins Kino und der Sub hat reichlich zu tun, sodass einem öfter die Hosenbeine wackeln. Der Filmscore nimmt ebenfalls die Themen der 80er Jahre mit auf und passt sich energetisch in das Bild ein, sodass sich eine Einheit aus Bild und Ton ergibt.
Die Dialoge sind zudem perfekt ins Bild integriert und sehr gut verortet auch wirkte der Surroundsound sehr realistisch und Halleffekte in der Kanalisation kommen besonders gut. Pennywise fliegt im Kino von Speaker zu Speaker ohne dass ein Übergang erkennbar ist. Insgesamt ist der Surroundsound auf sehr hohem Niveaus was ihn durchaus zum Demomaterial werden lässt. Schade ist nur, das man dem Film in dieser Fassung den Dolby Atmos Ton vorenthalten hat.
Insgesamt ein mehr als zufriedenstellender Ton mit einigen guten Schockmomenten.
Die Abwertung gibt es nur für den fehlenden Atmos Ton.
 

Fazit:
Ja, Remakes gibt es mittlerweile von vielen Klassikern des Horror Suspens Kinos.

Es ist immer eine Gradwanderung, wenn Kultfilme in ein neues Gewand gepresst werden. Die Verantwortung ist groß. Diese Neuinszenierung die sich auf den Kinderpart konzentriert und geschickt in zwei Teile aufgeteilt wurde um die Charaktere besser entwickeln zu können ist sehr gelungen und schafft so einen entstaubten auf den aktuellen Stand der Bildkunst gebrachten Horrorfilm, der Stephen Kings Roman mehr als würdig vertritt und so das Grauen in der kleinen Stadt drastisch erlebbar werden lässt.

Ein Remake das auch nicht Horrorfilm Fans begeistern wird, denn trotz der drastischen Szenen kommt nie der Moment auf, indem man glaubt, der Film würde abdriften. Muschietti, der schon in seinem Kinoerstlingswerk Mama mit Kindern zusammenarbeitete, hat es hier geschafft eine Kinderklicke zusammen zu stellen, die man sich besser nicht vorstellen kann. Der Film zeigt vortrefflich wie aus eine Truppe die vor allem wegläuft eine Gruppe wird, die sich ihrer Stärken besinnt und es so schafft auch die eigenen Ängste zu überwinden um sich dem Bösen und unvermeidlichen entgegenzusetzten. Hierbei wird auch die Sprache der jungen Gilde sehr authentisch in den Film integriert um so die 80er Jahre in die der Film zeitlich verlegt wurde real werden zu lassen. Die Erwachsenen spielen hier lediglich Randfiguren die einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sind. So zeigt sich alle 27 Jahre das gleiche Ereignis.
Produzent Seth Grahame-Smith zitierte Stephen Kings Meinung dazu vor dem Kinostart auf Twitter: „Steve hat mich gebeten euch auszurichten, dass er „Es“ heute gesehen hat und euch wissen lassen möchte, dass ihr euch um den Film keine Sorgen machen braucht, weil die Produzenten einen großartigen Job gemacht haben.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.

In diesem Sinne
Eure
C.T.



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