Brooklyn- Liebe zwischen zwei Welten-
Dieser Film ist etwas ganz besonderes.
Liebesfilme gehören nicht so unbedingt zu meinen Favoriten hinsichtlich der Sichtung. Es kommt aber schon einmal vor, das mich ein Film irgendwie dazu bringt ihn mir dann doch anzusehen, zumal, wenn der Film direkt 3 Oscarnominierungen erhalten hatte. Mann wird älter und so verschieben sich dann schon etwas die eigenen Vorlieben. Dieser Film ist so ein Vertreter, der einem aufzeigt, das es immer noch gut gemachte Lovestorys mit Dramatik auch ohne Schnulzen Faktor gibt. Denn die Protagonistin ist trotz ihrer verletztlichen Persönlichkeit eine wirklich starke Frau. Dafür bekommt man schon zu Beginn so ein Gefühl. Hier in diesem Film entwickelt sich etwas, habe ich mir so gedacht und hastete gedanklich von einer Szene zur anderen. Wann hatte es das bei mir schon einmal gegeben und das gerade bei einer etwas anderen Lovestory.
Die bereits im Jahre 2010 für ihren produzierten Film -An Education für einen Oscar nominierten Produenten Finola Dwyer und Amanda Posey der Wildgaze Pictures, wollten das gleichnamige Buch von -Colm Tóibín- in ihrem Film aus einem etwas anderen Blickwinkel darstellen. So ist der Film Brooklyn-Eine Liebe zwischen zwei Welten- nicht nur eine Geschichte über eine Auswanderung in unbekannte Gefilde, sondern auch ein Kammerstück über die Findung seines wahren Ichs, eingerahmt in eine historische Zeit, aber auch universell genug um für jeden ein Teil seiner eigenen Identität zu erkennen. Jede Entscheidung im Leben hat Konsequenzen und richtet den Magneten des Lebens in eine bestimmte Richtung aus. Die Entscheidung des Herzens ist dabei die wohl weitreichendste im Leben eines jeden Menschen.
Die Protagonistin Eilis, dargestellt von Saoirse Ronans (auch im wahren Leben eine Irin) wandert im Jahre 1950 aus ihren Heimat in Irland nach Brooklyn New York aus um dort ein neues Leben zu beginnen, da für sie in Irland scheinbar keine Zukunft besteht.
In Brooklyn angekommen, wird sie von Heimweh geplagt und einem schlechten Gewissen ihrer Mutter gegenüber, die jetzt von ihrer Schwester versorgt werden muss.
Pater Jim Broadbent selbst eine irischer Immigrant beschafft Eilis erst einmal eine Arbeitsstelle in einem Kaufhaus einen Abendkurs in Buchführung und ein Zimmer in einem sogenannten Boardinghaus.
Nach den anfänglichen Schwierigkeiten macht sie Bekanntschaft mit einem jungen Mann, der sie geschickt umwirbt und mit dem sie sich ein Leben dort in Brooklyn vorstellen kann.
Ein schwerwiegendes Ereignis in ihrer Heimat zwingt Eilis jedoch für einen Monat zurück nach Irland zu reisen. Dort ist auf einmal alles ganz anders. Ihre in Brooklyn erworbenen Kenntnisse werden dort scheinbar dringend benötigt und so ganz nebenbei ist sie nunmehr auch attraktiv für das männliche Geschlecht, sie wird auch hier umgarnt und muss sich entscheiden für einen Leben in ihrer Heimat oder ein Leben fern ab ihrer Heimat in Brooklyn.
Was sich hier so einfach nach einer Liebesroman Verfilmung anhört ist jedoch sehr vielschichtig und sowohl bildtechnisch als auch schauspielerisch hervorragend in Szene gesetzt.
3 Oscar Nominierungen hatte der Film bekommen. Das Thema Liebe zwischen zwei Welten wird sehr einfühlsam und ohne Kitsch inszeniert und die Protagonistin nicht als einen Mensch dargestellt wird, der sich nur von der Sicherheit leiten lässt. Der Film zeigt Eilis als eine einfühlsame und nachdenklichen zauberhaften Teenager, die im Laufe des Films zu einer Frau heranreift und die trotz der sie plagenden Zweifel letztendlich weiß was sie möchte, Der Film zeigt eine persönliche Zerreißprobe zwischen ihrer eigenen Familie und sich selbst sowie ihrer Heimat in Irland..
Er zeigt ein aufstrebendes Amerika, in das ständig viele Menschen emigrieren um sich hier eine neue Zukunft aufzubauen. Es zeigt auch die Notwendigkeiten der Integration in einem fremden Land um dort auf Dauer bestehen zu können. Es zeigt den Zusammenhalt einer Gesellschaft fern ab der eigenen Heimat, in der sich die Heimatverbundenheit zeigt, ohne die Intergration zu vernachlässigen.
Aber alles das wäre einfach nur eine Romanze, wenn nicht die zwei Hauptprotagonisten so wunderbar agieren würden. Es ist eine wahre Freude diesen zwei Akteuren zuzusehen. Der Film lebt somit erheblich von der Chemie zwischen den Beiden. Saoirse Ronan als Eilis Lacey wird vielen nicht wirklich bekannt vorkommen, obwohl sie schon in vielen Filmen mitgespielt hat und auch schon einiges an Preisen eingeheimst hat. Nominierungen für den Oscar in Abbitte. 2009 folgte die Hauptrolle „In Meinem Himmel“ und etwas später spielte sie in „Wer ist Hanna“ die Hauptrolle als Hanna. Aber auch in anderen Kinoproduktionen spielte sie bereits mit.
Doch Saoirse Ronan nimmt nicht jede Rolle, sie achtet sehr darauf, das ihre Rolle im Film intelligente Charaktere darstellt. "Für mich ist es wichtig, intelligente Frauen zu spielen, weil man in der Kunst meiner Meinung nach eine gewisse Verantwortung trägt, das echte Leben darzustellen", erklärte sie in einem Interview mit dem 'Time'-Magazin. "Jetzt, wo eine starke Veränderung in Richtung Feminismus stattfindet, ist es umso wichtiger und Männer und Frauen sollten komplexe Frauen auf dem Bildschirm sehen." Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Emery Cohen der ebenfalls den wenigsten bekannt sein dürfte und Antonio Fiorello verkörpert, tritt hier nicht als Schwerenöter auf, sondern als ernst zu nehmender Verehrer, der die liebenswerte nach außen hin eher introvertiert auftretende Eilis unbedingt gewinnen möchte und hierbei so feinfühlig und zart vorgeht, wie man es heute wohl nicht mehr erleben wird. Hierbei zeigt der Regisseur auch Gespür für die Wahrnehmungen in dieser Zeit.
Ansichtssache:
Trotz des vordergründig einfach gehaltenen Skripts ist der Film, der eher ruhig inszeniert wurde, aber dennoch immer eine Erwartungspannung aufrecht erhalten kann, dank der hervorragenden Regie von John Crowley, der übrigens mit dem Film Boy A schon einmal einen Schauspieler nämlich Andrew Garfield (The Amazing Spider-Man) zum Durchbruch verhelfen konnte, zu keiner Zeit langatmig gehalten. Er hat keine Längen sondern er entwickelt sich ständig weiter.
Der Film ist aber nicht nur ein kleiner Ausschnitt einer Lebensbiographie sondern er hat auch witzige Momente an Bord und es gibt eine Reihe schöner Dialoge bei der Überfahrt, wo man herzhaft lachen kann oder wenn z. B. einer der jüngeren Brüder von Antonio sich über die Iren auslässt oder die weniger anständigen Mitbewohnerinnen im Boardinghaus sich gegenseitig anzicken, weil sie denken miteinander in Konkurrenz stehen zu müssen, während die erzkatholische Pensionsmutter immer einen passenden Spruch parat hat.
Er zeigt auch das Brooklyn der 50er Jahre in seiner schönen Einfachheit.
Man kann sich zudem sehr gut in die Gedankenwelt der Protagonistin hineindenken und die Zerrissenheit aber auch letztendlich ihre Endscheidung verstehen, denn selten hat man eine Protagonistin gesehen, die dermaßen in ihrer Rolle aufgeht, sie besitzt eine Unmittelbarkeit und eine emotionale Tiefe, die sie vermutlich schon jetzt für höhere Weihen im Film Business prädestiniert. Sicher ist diese Rolle für sie eine Schlüsselrolle in ihrer weiteren Schauspielkarriere.
Film. 4,5 von 5 (grandioses Erzählkino der alten Schule, dem man noch stundenlang zuschauen könnte.
Bild: 4,5 von 5 ( hervorragend fotografiert, denn auch die Kamera scheint Eilis zu lieben und umschmeichelt sie mit grandiosen Close -Ups und hat wunderbare liebevolle Sets)
Ton: 4,5 von 5 ( wunderbare Musik die etwas wärmendes hat, dem man sich nicht entziehen kann)
Fazit:
Brooklyn-Liebe zwischen zwei Welten- ist einer der Filme in dem man sich einfach wohlfühlt und der wie ein gutes Buch wirkt, das nie enden soll. Die Geschichte ist zauberhaft jedoch ohne Pathos und Kitsch erzählt und schafft es , einen von Anfang an dabei zu halten. Man möchte einfach mehr von Eilis erfahren und ist am Ende fast enttäuscht, das man nicht länger an diesem Leben teilhaben darf. Nicht ohne Grund war der Film ein Oscar Aspirant.
In diesem Sinne
Eure
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Kommentare
Hatte glaube ich die Story bei der Oscarnacht in der Werbepause aufgeschnappt und wurde nachdenklich, dachte mir den schaue ich mal bestimmt an. Durch deinen Blogeintrag ist er wieder mir in Erinnerung gekommen und setze ihn gleich mal auf die Merkliste.
War damals auch von den "Die Brücken am Fluss" sehr begeistert, Clint Eastwood und Meryl Streeb spielen großartig. War damals vielleicht auch etwas empfänglich für dieses Thema. Aber heute schaue ich ihn mir den einmal im Jahr an.