Nightcrawler- Jede Nacht hat ihren Preis

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16. März 2016




Wer schaut sich nicht die Berichterstattungen über Ereignisse im Fernsehen an. Hierbei geht es oft um eine ausgewogene Berichterstattung aber auch um Einschaltquoten, denn diese sind der Geldhahn an dem die privaten Sender hängen und nur damit finanzieren sie ihr Pflichtprogramm. Das ist grundsätzlich überall gleich.

In diesem Thriller verkörpert Jake Gyllenhaal, den ich vor kurzem noch als Boxer im Film Southpaw gesehen habe, einen Soziopaten,

der sich als Gelegenheitsgauner durchschlägt. Er hat eine ganz besondere Sicht auf sich selbst und ist davon überzeugt, dass der Erfolg nur dann zu einem kommt, wenn man sich dafür massiv einsetzt und alles diesem Erfolgsziel unterordnet. Hierbei ist jedes Mittel recht und so wird Lou Bloom

zufällig darauf aufmerksam, wie ein Sensationsjournalist mit der Kamera direkt an einem Unfallort Aufnahmen schießt um diese an meistbietende Nachrichtensender zu verkaufen.

Das bringt ihn nach langer erfolgloser Arbeitssuche dazu es selbst zu versuchen.

Bewaffnet mit einer Kamera und Funkgerät macht er seine ersten Gehversuche und  kann bei einem erfolglosen Nachrichtensender KWLA in Los Angeles sein erstes Bildmaterial verkaufen.

Hierdurch motiviert und angetrieben von der zum Erfolg verdammten Regisseurin Nina

stürzt er sich immer tiefer in den Bild Sensationsjournalismus hinein. Herbei ist im jedes Mittel recht.

Der Sensationsjournalismus, sei es Paparazzi Fotografie oder auch Kamerajournalismus sogenannte Nightcrawler sorgen dafür, dass die Sensationsgier der Menschen täglich neu befriedigt wird. Die Fernsehanstalten setzten diese Aufnahmen als Quotenbringer ein um ihre Werbeeinnahmen und somit den Marktwert des Sendes zu erhöhen. Natürlich macht sich der Sender die Finger hierbei nicht selbst schmutzig sondern greift auf freie Mitarbeiter oder Agenturen zurück, die das Material liefern. Der Überlebensdrang in der Branche ist groß und nur die Einschaltquoten zählen im hart erkämpften Markt der privaten Sendeanstalten. Täglich muss die Frage neu geklärt werden, womit man den Zuschauer beim eigenen Sender hält. Da kommt so ein Mann wie Lou Bloom genau recht. Bloom entwickelt einen extremen Ehrgeiz und sein „Helfer“

versucht ihm öfter ins Gewissen zu reden. Der Fernsehsender möchte aber immer öfter besseres Material und so begibt sich Bloom auf einen gefährlichen Weg der Skrupellosigkeit, hierbei schreckt er vor nichts zurück um sein Ziel zu erreichen.

Dan Gilroy, gibt hier sein Filmdebut als Regisseur. Er gehört zur Familie der Gilroys, die alle irgendwie im Filmgeschäft zu Hause sind. Dan ist mit Rene Russo, die die Rolle der Regisseurin Nina verkörpert, verheiratet und war ehemals mit Madonna liiert. Als Drehbuchautor hat er an Filmen wie The Fall, Real Steel und Das Bourne Vermächtnis mitgearbeitet. Nightcrawler ist seine erste Regiearbeit und diese macht er verdammt gut. Er schafft es dieser Geschichte, die sich mit dem Sensationsbildjournalismus beschäftigt und hierbei die Machenschaften in Form eines Thrillers bloßstellt, ein anders Gesicht zu geben, als das was man schon so kennt. Er geht überspitzt beklemmend und  satirisch an dieses Thema heran und zeigt auf, wie weit die Gier nach Erfolg den Menschen treiben kann. Hierbei ist diese Art von Sensationsgier nur eine Facette von vielen anderen. Er hält zudem dem Zuschauer einen Spiegel vor, der sich diese Art von Berichterstattung im Fernsehen ansieht und umso drastischer die Bilder umso höher die Einschaltquote. Hier wird ein ganz einfacher Regelmechanismus dargestellt. Bloom kommt nur durch reinen Zufall in dieses Business hinein. Mit seiner schnellen Auffassungsgabe,

mit der er gerne kokettiert, erkennt er als Empathie freier  Charakter seine Chance die sich hier ergibt und schlachtet diese gnadenlos aus.

Eigene Sicht:
Jake Gyllenhaal, gibt hier eine Glanzvorstellung. Nach Prince of Persia hatte er sich aus dem Hollywood Geschäft herausgezogen und mit Filmen wie Prisoners. Southpaw aber auch Enemy gezeigt, dass er ein grandioser Charakterdarsteller geworden ist, der Filme dominiert und den Rest der Darstellerriege neben sich platzen lässt wie Seifenblasen. Genau das ist hier auch der Fall, eigentlich sind die restlichen Darsteller nur Stichwortgeber in diesem atemberaubenden Thriller. Der Film verzettelt sich nicht auf Nebenschauplätze, die er hier nur kurz anreist und den Zuschauer bewusst mit Fragezeichen im Kopf zurück lässt. Das ist ein intelligenter Kniff.
Dieser Film ist eine wirklich interessante Charakterstudie eines Gesellschaftsphänomens.

Bild: Das Bild ist auf sehr gutem HD Niveau angesiedelt. Manchmal fehlt ihm zwar etwas das letzte Quäntchen Schwarz, jedoch ist das Meckern auf hohem Niveau. Die Bildschärfe ist tadellos und die Farben passen sich wunderbar der jeweiligen Szenerie an. Da der Film vornehmlich im Dunkeln spielt, ist der Kontrast sehr gut gelungen, wenn auch hier und da einige Detail abhanden kommen.

Ton:
Der Filmscore ist echt Klasse und wartet mit einem kräftigen Grundton auf, der bis hinab in tiefste Basstrukturen zu gefallen wie. Trotzdem wirkt der Surroundsound nicht zu überladen sondern wirkt sehr realistisch im Raum verteilt, sodass einem die sehr gute Räumlichkeit nur dann auffällt, wenn man besonders hinhört.

Hier wirkt nichts übertreiben. Direktionaleffekte gibt es auch einige und die Pistolenschüsse, kommen satt und authentisch aus den Lautsprechern. Kein Lautsprecher muss hierbei zurückstehen.

Das Grollen des roten Flitzers

ist massiv und massiert das Sofa gut durch, hier hat man den Eindruck als würde man direkt im Auto mit fahren auf diesem Psychotrip.


Ansichtssache:

Film: 5 von 5 (grandiose Schauspielkunst kombiniert mit toller spannender Story und das bei einem Regiedebut)

Bild: 4 von 5 ( wegen der kleinen Schwarzwertfehler)

Ton: 4,5 von 5 (nahe dran)
 

Fazit:

Wer die Entwicklung von Jake mit verfolgt hat, der hat mit diesem Film seinen derzeitigen Höhepunkt erlebt. Ein Film für jeden Thriller Fan und für denjenigen der mal wieder einen wirklich guten mit einer Top Story ausgestatteten Film sehen möchte.

Passt auf euch auf in der Nacht, denn jede Nacht hat ihren Preis.


In diesem Sinne

Eure

C.T.

alias

Bluray Charly



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Geschützte Namen/Marken bzw. präsentierten Bilder werden von mir rein Privat benutzt. Die Rechte liegen bei Verleih. Ich besitze keinerlei Rechte an den Bildern, die nicht von mir persönlich fotografiert wurden. Sollte der Blog Text Zitate beinhalten, so werde ich diese  mit Anführungszeichen und der dazugehörigen Quelle kennzeichnen.

 





 

 

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@Sawasdee1983
Sicher ist der Film böse und gleichzeitig genial in seiner einfachen Gesellschftskritik
@Brathering
Ein Film den man gesehen haben sollte, wenn man Filmfan ist.
@MoeMents
Die Abgründe sind massiv und zeigen in bedrückender Weise den Narzismus auf, dem man erliegen kann, wenn man nicht gelernt hat sich selbst zu refelktieren.
Charlys Tante
17.03.2016 um 17:04
#4
Geniale Kritik, liest sich wie aus einem Guss!

Die Medienexploitation bekommt von mir keine Bestätigung in Sachen Sensationslust. Der Film klingt sehr gut, wenn man wohl auch schon vermutet in welch Abgründe sich die Reise stürzt. Aber Gyllenhall zuzusehen wie er die verletzliche Nacht (fürs Fernsehen) ausschlachtet, fesselt bestimmt ans (absurde) Geschehen.

DANKE
MoeMents
17.03.2016 um 16:11
#3
Danke.
Ich hab das jetzt eher überflogen, da ich den Film noch nicht gesehen habe. Aber klingt interessant.

Und Blocksatz ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. ;)
gelöscht
16.03.2016 um 12:22
#2
Wie immer gut geschrieben, ich fand den Film sehr sehr böse, vor allem zum Schluss, wobei der Gute Jake wirklich klasse spielte
Sawasdee1983
16.03.2016 um 11:52
#1

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