Katakomben
Vor kurzem habe ich mir zusammen mit meinen Kids den Horror Film Katakomben angesehen.
Hierbei handelt es sich zunächst einmal um eine fiktive Geschichte um eine Wissenschaftlerin, die den Stein der Weisen sucht. Auf Grund von Informationen im Iran muss er sich in den Katakomben von Paris befinden. Kurzfristig wird ein Team organisiert, das sich gut in den Katakomben auskennt. Die Wissenschaftlerin wird hierbei von einem Journalisten mit Kamera von Anfang an begleitet. Der Abstieg in den Untergrund zeigt allen Beteiligten im Laufe der Story die persönlichen Grenzen auf.
Natürlich gibt es die Katakomben von Paris wirklich und wer das Internet durchforstet, der wird eine Unmenge an Informationen bekommen, so habe ich mich auch einmal mit diesem Phänomen beschäftigt, was ich bestimmt ohne die Sichtung dieses Filmes nicht gemacht hätte. Meine Geschichtsunterricht beginnt damit, dass die heutigen Katakomben schon seit dem 12. Jahrhundert als unterirdischer Steinbruch vorherrschte. Zunächst wurde bereits vor 2000 Jahren in oberirdischen Steinbrüchen Baumarterial für die Stadt herausgeholt. Die Verlagerung in den Untergrund vornehmlich in einer Tiefe von 5 bis 35 m war wohl auch eine Folge der immer größer werdenden Stadt und dem unermesslichen Bedarf an Baumaterial für Kirchen, Herrenhäuser und Paläste. wie Ton und Gips. So ist über die Zeit ein weit verzweigtes Stollennetz von über 300 km entstanden, was fast vollkommen unter der Stadt teilweise im Verborgenen liegt. Man kann die halbe Stadt durchqueren ohne jemals ans Tageslicht zu kommen. Hier unten gibt es auch eine ganze Reihe von dunklen Gestalten oder auch Obdachlosen, die hier eine Unterkunft gefunden haben. Einige Stollen wurden für die heutige Untergrundbahn benutzt oder für Versorgungsleitungen. Andere sind bis heute noch nicht erforscht und als Carrière inexplorée (dt. unerforschter Steinbruch) geführt, es sind geschätzte 100 km. 1780 die Friedhöfe waren überfüllt, die Stadt erstickte fast an dem Geruch der Verwesung. Besonders schlimm war es im Zentrum, wo sich der "Cimetière des Innocents" (Friedhof der Unschuldigen) befand, wo zu dieser Zeit eine Kellermauer dem Druck der Friedhofserde nicht mehr stand hielt und die Leichen in den Keller inmitten von Fässern und Vorräten stürzten. Es musste also schnell gehandelt werden. Dann 1785 wurde der "Cimetière des Innocents" endgültig aufgelöst. Aber wohin mit den Gebeinen? Die zum Teil schon stillgelegten unterirdischen Steinbrüche stellten sich als idealer Ort heraus. Ein 11.000 Quadratmeter großer, zu der Zeit von der "Inspection des Carrières" bereits konsolidierter Bereich, wurde zu Katakomben umfunktioniert. Es entstand ein unfassbares Gebeinehaus von annähernd 6 Millionen Pariser Bürgern. Durch einen Schacht in der Avenue René-Coty wurden die Gebeine in die Tiefe versenkt. Zunächst war die Vorgehensweise etwas unorganisiert, wurden dann aber später, Schädel und Knochen aufgeschichtet und durch eine bestimmte Anordnung wurde ihnen ein dekorative Anblick verliehen. Gedenktafeln und Holzkreuze kennzeichnen die Herkunftsfriedhöfe.
Heute ist ein kleiner Teil der Katakomben etwa 2 Kilometer als Museum ausgebaut und für Besucher zugänglich. Eigentlich wird auch nur die Leichenhalle, die sich über etwa 1 km erstreckt als Katakomben benannt. Der Hauptteil des Steinbruchtunnelsystems bleibt jedoch unzugänglich. Ein Trakt der gehört der Bank von Frankreich, die dort den Goldschatz der französischen Nationalbank untergebracht hat.
Im Film werden einige Elemente ganz gut aufgegriffen und für den dramartugischen Part des Filmes genutzt. Einige der Szenen wurden auch direkt in den „Katakomben“ gedreht. In der Kreidehöhle hört man z. B. kein Echo wenn man schreit, die Wände scheinen die Töne regelrecht aufzusaugen. Man muss auch beim Gehen vorsichtig sein in den Kreidehöhlen, da sich plötzlich Spalten öffnen und bodenlose Gruben auftun können. Es ist schon alles etwas unheimlich dort.
Die ungesicherten Stollen werden von einer sogenannten Subkulturszene (Die Kataphilen) illegal genutzt und von der Polizei bekämpft. Die Polizei kontrollierte regelmäßig. Wer erwischt wurde, hatte mit einem Bußgeld zu rechnen. Um die Kataphilen ist mittlerweile Ruhe eingekehrt, doch erst 2004 machte die Polizei eine große Entdeckung: Ein vollständig eingerichteter Kinosaal verbarg sich 20 Meter unter dem Chaillot-Palast gegenüber dem Eiffelturmes - mit Filmrollen, Bar und einer Botschaft: "Sucht uns nicht!"
Darüber hinaus gibt es aber auch einige Hobbyforscher die in einem gewissen Rahmen geduldet werden und den unerforschten Teil der Katakomben erforschen und kartieren und ihre Ergebnisse im Internet innerhalb der Szene teilen. Aber auch illegale schwarze Messen etc. gibt es immer wieder einmal, die jedoch nicht geduldet werden.
Den früheren Haupteingang zu den Steinbrüchen und somit zu den heutigen Katakomben nennt man auch Barrière d'enfer („Schranke der Hölle“).
Wieviel Wahrheitsgehalt auch hinter dieser Geschichte stecken mag. Eines ist jedoch sicher, es ranken sich Mythen und Geheimnisse noch heute um diese Katakomben.
Was liegt also näher als darüber einen Horrorfilm zu drehen und dann auch noch teilweise an Originalschauplätzen. Zunächst ist es einfach nur ein Horrorfilm, der sich an einem etwas anderen Ort abspielt und jedem seinen eigenen Spiegel vorhält, denn jeder Teilnehmer hat ein Ereignis erlebt, das er bis jetzt noch nicht wirklich verarbeitet hat und das ihn oder sie belastet. Im Verlauf des Filmes kommen diese belastenden Ereignisse immer mehr zum Vorschein und stellen den einen oder anderen vor eine wegweisende Situation.
Bilder vom Film:
Die Professorin
Fundstück
Auf dem Weg
Verzweigung
Über 6 Mio Skelette schön angeordnet
1 km entlang der Katakomben
Einwurfsstellen
Der Plan
Die Heimsuchung
Bilder im Kopf?
Forscherdrang
Knapp geschafft
Eigene Sicht:
Die Katakomben sind grundsätzlich ein guter Ansatz, man hat eine attraktive und durchsetzungsfähige Wissenschaftlerin, die zudem auch noch sympathisch ist. Dann hat mein eine an Indiana Jones angelehnte Grundstory mit der Suche des Stein der Weisen, der alles zu Gold machen kann und der zudem Heilkräfte besitzt. Kreuzritter als Bewacher sind auch vorhanden und man hat zudem diese Katakomben, die die wenigsten bisher gesehen haben. Es wurde an Originalschauplätzen gedreht tief unter der Erde, man hat die manchmal schon etwas nervige Kameraführung im Found Footage Stil, dazu gesellen sich Kopfkameras, die das Ganze auf ein erträgliches Maß senken und man hat einen tollen Score, der saftig einige Szenerien unterstützt. Man bekommt in einigen Szenen einen kleinen Klaustrophobie Effekt mit und man hat gute Schauspieler, die es schaffen glaubwürdig zu spielen und trotzdem springt der Funke nicht wirklich über. Es beginnt wirklich gut. Man steigt hinab, verläuft sich, es fällt etwas zusammen man hört Geräusche etc. Dann wechselt der Regisseur jedoch scheinbar auf ein anderes Drehbuch und versucht durch Pseudohorror den Zuschauer zu verängstigen. Es huscht mal schnell jemand durchs Bild, es gibt Gewaltakten. Geister tauchen auf. Man bedient die gesamte Gilde der Stereotypen die in einem Geister Horrorstreifen auftauchen können. Mit ganz wenigen Ausnahmen sind sie nur leider so vorhersehbar, das man sich noch nicht einmal erschrecken kann, zumindest das wäre schon ein Positivum. So bleibt bei mir ein zwiespältiges Ergebnis, wonach ich den Film unterteile in eine gelungenen realistisch wirkenden Ersten Akt und in einen weniger gelungenen zweiten Akt, der dann doch zu phantastisch wird. Dennoch hat der Film einmal auf eine etwas andere Art und Weise Einblicke in diese sagenumwobenen Katakomben gebracht und wer nach dem Film einiges darüber liest, der findet auch die Hinweise im Film wieder. So wird in dem wohl den meisten bekannten Roman "Das Parfum" (1985) von Patrick Süsskind sehr realistisch die Atmosphäre des stinkenden Paris beschrieben. Alexandre Dumas beschäftigte sich in seinem Roman "Les Mohicans de Paris" (1854) mit revolutionären Kräften im Untergrund; Schauplatz: die Pariser Katakomben. Die katastrophale Situation der Arbeiter in der Unterwelt soll Victor Hugo zu seinem Werk "Les Misérables" (1862) animiert haben, in dem ein Aufständischer von der Polizei durch die finstere Kloake gejagt wird. Hugo lieferte seinerzeit ein genaues Bild des Pariser Kanalsystems. Und auch "Das Phantom der Oper" (1911) nach der Vorlage von Gaston Leroux führt in die Unterwelt - die der Pariser Oper, wo sich ein entstelltes Wesen verborgen hält.
Wenn man sich etwas mit der Thematik beschäftigt, dann stößt man auf einige Interessante Fakten auch aus anderen Katakomben z. B. Palermo (Wachsmumien) etc. Einige Elemente die hier phantastisch wirken entstammen durchaus der wissenschaftlichen Realität, das gibt dem Film eine etwas andere Sicht.
Bild:
Das der Film im Found Footage Stil gedreht wurde, kann und darf man hier natürlich keinen Hochglanzfilm erwarten. Ein dunkles aber gar nicht so schlechtes und vielen Szenen Stilmittelbedingtes grieseliges Bild ist vorherrschend, das zudem auch noch in den Katakomben etwas entsättigt daher kommt. Man kann sich aber durchaus mit diesem Bild anfreunden, da es zum Film passt. Ein echtes HD Bild würde hier nicht passen. Es ist aber dennoch scharf genug, das man es als HD Bild in einigen Szenen ausmachen kann ohne hier jedoch zu glänzen. Ob ein DVD Bild wesentlich schlechter aussehen würde.
Ton:
Der Surroundsound ist durchaus als gelungen anzusehen und zu hören. Hier wird der Ton wirklich gut zur Unterstützung der Szenerie benutzt und man kann sich in einigen Szenen aufgrund der guten Soundunterstützung einfühlen. Direktionaleffekte sind auch einige vorhanden und die Rears werden mit eingebunden. Der Sub oder die Subs dürfen auch Ihre Membranen zum Schwingen bringen. Der Filmscore ist passend zum Film aufgebaut. Mich konnte der Sound überzeugen.
Ansichtssache:
Film: 3 von 5 (wegen dem doch schwächeren 2. Akt)
Bild: 3 von 5 (eigentlich kann man dieses Bild nicht objektiv bewerten)
Ton: 4 von 5 (hier kommt die teilweise vorhandene Spannung gut rüber)
Fazit:
Wer die Katakomben noch nie gesehen hat und einmal einen Einblick bekommen möchte und wer auf doch letztendlich etwas schräge Pseudohorrorgeschichten steht, der sollte durchaus einen Blick riskieren. Den Film kann man sich schon gut ansehen und in Teilen ist er auch gut gelungen, dazu besitzt er manchmal einen unfreiwilligen Humor.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly
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