Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street"
The Wolf of Wall Street ist einer der Filme, die ich nicht so recht einzuordnen verstehe.
In vielen Kritiken als ein Meisterwerk herausgestellt, aber ebenso auch als ein Machwerk eines gealterten Scorseses, bin ich leider nicht wirklich warm geworden mit diesem Film. Ich weiß bis jetzt noch nicht wirklich woran es gelegen hat.
Die Trailer und Erzählungen haben mir zwar schon die Richtung vorgegeben, was ich dann aber zu sehen bekam, war für 3 Stunden schon etwas viel.
Vielleicht war es die etwas zu langatmige ermüdende Inszenierung mit teilweise sinnentfreiten improvisierten Dialogmarathons.
Aber einmal von Anfang an.
Scorseses wollte mit dem Film dem Zuschauer einen Mann präsentieren, der es geschafft hatte, die Gier im Menschen zu erkennen und hemmungslos auszunutzen. 200 Millionen US Dollar vermutet man als Schaden, den seine Machenschaften hinterlassen hatten. Zeitweise konnte er 50 Mio. US Dollar im Jahr verdienen. Wie war das alles nur möglich. Der Film gibt zwar einige Hinweise, versteift sich dann aber im wahrsten Wortsinn auf die niederen Instinkte des Mannes und zelebriert uns einen Rausch der Zügellosigkeit, indem es keine Grenzen zu geben scheint.
Geld regiert die Welt könnte man meinen und es ist natürlich wahr. Geld regiert die Welt und macht jeden empfänglich für die Verlockungen des Lebens. Davon kann sich niemand freisprechen.
Belfort ging sogar soweit, dass er seinen Mitarbeitern ein ausschweifenden Lebensstil verordnete und sie ermutigte über ihre Verhältnisse zu leben, damit sie dann noch härter arbeiten mussten um ihre Schulden zu begleichen. Das nenne ich "echte" Fürsorge und zeigt schon darin, mit wem man es hier zu tun hat. DiCaprio sympathisierte hier mit einem wirklichen ekelhaften Camäleon sowohl im Film als auch außerhalb.
Die Verfilmung des Buches von Belfort benutzt Scorseses nur um einen Rausch zu zelebrieren, der zunächst 4 Stunden dauern sollte und der noch wesentlich expliziertere pornographische Elemente enthalten hätte, der dann aber um ihn überhaupt im Kino zeigen zu können auf 180 Minuten gekürzt werden musste um die FSK 16 zu erhalten.
Ich habe mir wirklich gründlich überlegt, welche Bilder ich hier zeigen soll, herausgekommen sind diese hier.
Chronologie der Ereignisse:
Vorspann
Vorzeigefrau
Lets Beginning
Showtime
Der Broker ist geboren
Was für Aktien?
So viel!
Oh, was ist das denn?
Gehversuche
Er hat die Masse am Haken
die paar Spesen
Das rockt
Das wird keine Freundschaft
klar!
Dankbarkeit
für Naomi
Shipingtour
Verzweiflung
Gestrandet
Motivation
Wie kommt man da wieder heraus?
Auf der Lauer
Kannst Du mir helfen
Die Schweizer
Aufgeben?
oh je mi ne
ein letztes Mal
Ein schwerer Gang
Geld regiert die Welt
Das Original
(die Bildrechte liegen bei Paramount Pictures)
Die Fälschung
Eigene Sicht:
Der Film ist nur mittelbar ein Fingerzeig, wenn man ihn denn suchen möchte, ganz so genau weiß man es aber nicht, ob Scorseses, das hier auch mit einbringen wollte.
War das alles legal, spricht Di Caprio alias Belfort aus dem Off. Nein absolut nicht. Aber wir machten viel Geld.
Schön die Schlange würgen, bekommt er als Newcommer als hilfreichen Rat mit auf den Weg, zweimal täglich, das hält den Kopf frei, bevor am Black Monday seine Firma das zeitliche segnet und so verschwindet der Finanzprofi im Nirvana der Vergesslichkeit.
Scorsese zeigt diese künstlich gezüchtete Scheinwelt mit der eigenen Virtuosität und setzt, damit szenisch auf manische und orgiastische Inszenierungen, genau so wie Belford Aktien verkauft. Er peitscht den Zuschauer durch die Höllen der Dekadenz. Hauptsache Überdosis, nach dem Motto: Zu viel ist nie genug. Und das drei Stunden lang.180 Minuten sind aber einfach zu lang und die Möglichkeit ein etwas tiefgründigeres Bild über das warum ist so etwas möglich gewesen zu zeigen, wurde verfehlt oder auch gar nicht angestrebt. Ein ausgrätschen aus dem Buch an bestimmten Stellen, wäre ein Mittel gewesen, dem Film mehr Inhalt zu geben, als die reine Kroteske und ihm vom reinen Biopic Charakter hin zu einem wirklich guten Finanzthriller zu entwickeln, das war aber so nicht gewollt, denn wen interessiert denn trockener Aktienhandelstoff. Der Film musste plakativ und dadurch oberflächlich sein um erfogreich zu sein. Das ist zunächst einmal nicht schlimm, denn es gib viele gute aber dennoch oberflächliche Filme. Hier wurde aber leider eine Chance nicht genutzt.
Grundsätzlich erleben wir das nach den Ereignissen der letzten Jahre im Moment auch wieder. Die Börse ist ein Ort für Scharlatane geblieben. Die Augen werden immer noch verschlossen und jeder hofft der Gewinner zu sein.
Betrachtet man den Film losgelöst und stellt ihn in einen fiktionalen Kontext, so ist es ein wirklich gut inszenierter Film, der sich dann nicht ernst nimmt und mit ironischen Untertönen zu gefallen weiß, der zwar dann immer noch zu lang ist, aber seine Momente hat.
Übrig geblieben ist aber ein Film, da er auf einer wahren Begebenheit beruht, dem es aber leider an etwas spezieller Substanz fehlt, der sich immer wieder wiederholt und die Geschichte in der Geschichte vergisst, der sich ständig selbst feiert und mit einigen gut eingebauten Seitensträngen, die die Arbeit des FBI und der Justiz auch etwas besser ins Bild gebracht hätte, wäre es möglich gewesen trotz der Kenntnis des Ergebnisses ein spannendes personenübergreifendes Zeitzeugnis zu schaffen, so blieb aber selbst das gute Schlussdrittel etwas zu oberflächlich und plakativ.
Sicher sind DiCaprio trotz seiner 180 Minuten Overacting und auch einige andere Schauspieler, die jedoch nur eine kurze Spielzeit bekommen haben und vielleicht auch nur als Einheizer für die Trailer dienten, grandiose Schauspieler und spielen sich die Seele aus dem Leibe, es gibt einige zum Schmunzeln angelegte Szenen, bei denen man sich anschließend fast schämte dafür, das man überhaupt gelacht hat, sodass mir öfter das Lachen auch verging.
Wie schreibt der Spiegel:
„In Scorseses Manege darf der hedonistische Raubtierkapitalismus der späten Achtziger ungebändigt wüten, was seinen Schauspielern dankbare Szenen beschert. Und es sorgt verlässlich für Lacher im Publikum, wenn jede neue Ausschweifung die vorherige übertrifft“
Eigentlich sei das Buch eher sperrig und nicht einfach filmisch zu übertragen gewesen, sagte Scorsese im Interview.
Das trifft es genau auf den Punkt.
Es ist eine Spirale ohne Ende, die sich dort über Jahre entwickeln konnte und die nur aufgrund eines Zufalls zur Verurteilung führte.
Scorsese teilt uns mit, das er hier nicht der Moralapostel sein wollte. Der Film sollte die ungeschönte Nacktheit der Geschehnisse offenlegen ohne wesentlichen Fingerzeig.
Die Schauspieler hatte auch so ihre Probleme mit ihren Rollen und legten sich ein Begründung zurecht, damit sie sich abends nach dem Dreh nicht schlecht fühlten. Es wurde viel improvisiert, sodass ich zumindest hier nicht weiß, wieviel Autobiographie überhaupt noch im Film steckt. Scheinbar sind hier auch teilweise die Gäule durchgegangen.
Wenn man eine Yacht wie ein James Bond Bösewicht hat, dann kann man sich auch einmal so verhalten,oder? (o-Ton)
Das sagt eigentlich schon alles über den Charakter und die Geschichte scheint keine wesentliche Rolle zu spielen, glaubt man dem Regisseur.
Aber ist es nicht die Aufgabe eines Regisseurs, dem Zuschauer eine moralische Zündschnur zu legen, an der er sich vorbeihangeln kann um dieses Hochstapler Epos zu überstehen.
Leider wurde die Rolle des FBI Agenten etwas stiefmütterlich im Film behandelt. Er hatte sich extra mit dem damaligen Agenten getroffen um mehr über die Beziehung zwischen ihm und Belford zu erfahren und das auch in seine Rolle mit einbringen zu können. Ob mehr im eigentlich angedachten 4 stündigen Film enthalten ist, wer weiß.
Bild:
Das Bild dieses Filmes ist gut, aber leider nicht hervorragend. Es gibt gesättigte ins orange gehende Hauttöne und eine Reihe von überblichteten Szenen, genau wie der Film selbst. Das Bild ist scharf, jedoch gibt es auch defokusierte und auch zumindest auf unserer Scheibe fehlerhafte Szenen. Der Bildkontrast ist etwas zu hoch, dennoch ist der Kontrast und Schwarzwert sowie die Farben passend zum Film.
Ton:
Der Film ist ja nun wirklich enorm Dialog lastig und hier fehlt es dann meistens auch an einer Grundtonuntermalung. Der Filmmusik fehlt es auch manchmal an Bindung und sie poltert einfach so hinein, ich hätte mir mehr Musik mit Zeitbezug gewünscht. Surroundsoundelemente waren eher rar gesät und der Bass wird auch nur ein zweimal benötigt. Das ist ja bei einem solchen Film auch nicht wirklich tragisch. Der Sound ist wie der Film eine Ausgeburt skuriller Widersprüche und der lauten Extreme.
Ansichtssache:
Film (als Biopic): 3 von 5 ( da es ihm etwas an bestimmender Substanz fehlte und er sich leider zu sehr im Kreis drehte und nach der Sichtung der Extras ist auch klar, das die Biographie hier nur den Handlungrahmen vorgibt)
Film (als Fiktion): 4 von 5 (losgelöst von allen Konventionen)
Bild: 3,5 von 5 (da es schon etwas comichaft wirkt)
Ton: 3,5 von 5 ( da es ihm an Homogenität fehlt)
Fazit:
The Wolf of Wallstreet hätte mich wirklich voll begeistern können, wenn man ihn nicht zu sehr als eine beissende Slapstick Komödie gezeigt, sondern ihm ein etwas ernsteres Gesicht gegeben hätte. So hat der Film m.E. sein eigentliches Ziel verfehlt (wenn es das denn jemals gegeben hat und nach Sichtung der Extras, muss man das fast verneinen) und zeigt uns im wesentlichen nur, den krotesken Aufstieg und Niedergang eines Selbstdarstellers, dessen Buch, da nicht wirklich relevant nur rudimentär herangezogen wurde und so befinden wir uns eher in einer Satire, in der der Protagonist erkannt hat, wie man einen Kugelschreiber verkauft (auch wenn er keine Mine besitzt).
Dieser Film bietet auf jeden Fall reichlich Diskussionsstoff oder etwa nicht.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly
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Kommentare
Seit einiger Zeit steht das schicke gelbe Steelbook bei mir in der Sammlung und der Film wartet somit auf Sichtung im Heimkino.
Empfehlenswert ist es, den Film reinzuschmeißen, wenn der Abend schon "fortgeschrittener" ist (hoffe, Ihr wißt, was ich meine), denn dann kann man ihn an besten genießen.
Fazit: Ganz großes Kino - wie von DiCaprio & Scorsese auch nicht anders zu erwarten!!! Daumen ganz klar hoch!!!
Aber selbst, wenn nur die hälfte wahr sein sollte, wär es immer noch erschreckend zu sehen, wie wenig die Brooker den Anleger interessieren (und das halte ich für absolut wahr).
Der Film ist wohl eher als Satire zu sehen, anstatt einer Biografie.
Vielen Dank für den Blog.