American Hustle
Ja, könnte man sagen, endlich wieder einmal ein echter Film, der durch seine Erzählstruktur zu überzeugen weiß. Was allerdings ganz und gar nicht überzeugt, ist wieder einmal die sonderbare Altersfreigabe von 6 Jahren.
Ich möchte an dieser Stelle kein Moralapostel sein, weit gefehlt. Aber hier ist man gehörig über das Ziel hinausgeschossen.
Sicher werden Eltern ihre Kinder nicht bei einem solchen Film mit ins Kino schleppen, zu Hause kann das dann aber bei unbedarften etwas anders aussehen und was machen die kleinen nicht alles um nicht ins Bett zu müssen. Um hier dem Filminhalt die richtige Richtung vor zu geben, wäre eine FSK 12 wesentlich besser gewesen, da es eine feinere Gliederung in Deutschland nicht gibt. Dann können Eltern immer noch entscheiden, ob ihre Zöglinge mit 9 oder 10 die Reife besitzen einen solchen Film richtig einzuschätzen.
Aufgrund der Gesamtthematik, die den Film prägt, ist es m.E. kein Film, der für die Altersgruppe 6 Jahre geeignet ist. Sicher muss und soll sich hier jeder seine eigene Meinung bilden.
Nicht schmälern kann diese Einschätzung den Filminhalt, der einem die 70er Jahre förmlich ins Zimmer bringt. Ich, der ich in dieser Zeit meine besten Jugendjahre hatte und mit Discokugel und Hemden mit sonderbar langen Kragen und knatsch bunten Farben, Schlaghosen, übergroßen Brillen, aus heutiger Sicht schon etwas gewöhnungsbedürftigen Brillen, groß geworden bin, wurde hier hervorragend abgeholt und fühlte mich in die „Gute alte Zeit“ zurückversetzt, sozusagen zurück in die Zukunft.
Der Film ist ein Stück "Kulturgeschichte" eingebettet in eine Gangsterstory die locker auf den FBI Akten Abscam beruht. Es gibt einen grandiosen Cast, der mit Christian Bale und der bezaubernden Amy Adams, die mich damals schon in „Verwünscht“ verzauberte, hervorragende Protagonisten am Start hat.
David O. Russel hatte schon mit The Fighter (2010) und Silver Livings (2012) großen Erfolg und konnte hieran durchaus anschließen und diesen noch ausbauen. Christian Bale spielte bei The Fighter einen Boxer, der ausgemergelt seine Geschichte feilbot. Für die Rolle in American Hustle nahm er 30 kg an Gewicht zu und war nie so sexy wie in diesem Film, gaben die meisten Frauen zu Protokloll. Nun gut, das sollen Frauen beurteilen. Aber auch Jennifer Lawrence hatte in Silver Livings mehr als Erfolg und setzte damit ihre Karriere erfolgreich fort. Amy Adams kennt auch mittlerweile jeder und über Brodley Cooper und Jeremy Renner, muss man als Fantasy Fan eigentlich kein Wort mehr verlieren. Alle diese Stars spielen in der obersten Liga und damit war klar, das dieser Film ein Erfolg werden musste. Aber auch andere Größen treten hier auf, lasst euch überraschen und wer sich auch im HBO Universum etwas zu Hause fühlt, dem sind auch noch einige Schauspieler aus dem HBO Universum aufgefallen.
American Hustle erhielt eine Vielzahl an Oscar Nominierungen
in der Kategorie Bester Film, Beste Regie für David O. Russell, Bestes Originaldrehbuch, Beste Hauptdarstellerin für Amy Adams, Bester Hauptdarsteller für Christian Bale, Beste Nebendarstellerin für Jennifer Lawrence, Bester Nebendarsteller für Bradley Cooper, Bestes Kostümdesign für Michael Wilkinson, Bestes Szenenbild sowie Bester Schnitt.
Leider konnte er nicht einen einzigen für sich verbuchen. Ich glaube nicht, das es das schon einmal gegeben hat.
Das schmälert aber die Klasse des Filmes in keinster Weise, konnte er doch noch einige andere Preis einfahren. 3 Golden Globe waren dann aber noch drin.
Die Kritiken vielen sehr wohlwollend aus und insgesamt bekam der Film eine sehr positive Rückmeldung.
Im Hinblick auf die Altersfreigabe, lag der Film schon eine geraume Zeit bei mir rum, da wir ich mir hier ein eher gebremstes Filmszenario vorstellte.
Davon kann im Film aber keine Rede sein.
Ein Hustler ist nichts weiter als ein Gauner oder Schwindler, der es sich auf Kosten anderer gut gehen lässt und in Saus und Braus lebt. Grundsätzlich bewegt sich der Film auf einem schmalen Grad zwischen Komödie, Drama und Thriller Elementen ohne diese jedoch zu sehr auszuwalzen, schafft es der Film immer kurz zuvor die Kurve zu bekommen und somit, eine gewisse Grundspannung aufrecht zu erhalten, da man unbedingt wissen möchte was als nächstes geschieht. Auch ist die Storyline geschickt aufgebaut und hält so den Zuschauer trotz des manchmal etwas zu dialoglastigen Storyverlaufs wach. Christian Bale
ist hier wirklich eine Klasse für sich und mit Amy Adams
gibt er eine grandioses Gaunerpärchen ab, sie spielt die etwas "verrucht" daherkommende, ihre Reize ausnutzende Betrügerin wirklich sehr überzeugend.
Ein klassisches Heist Movie, ist es dennoch nicht auch kein Bonny und Clyde Verschnitt, die Story ist einfach etwas überdreht aber dennoch in seinen Grundzügen der Realität entnommen.
Russel beschreibt in American Hustle die Geschichte eines Betrügers seiner Gefährtin sowie eines skrupellosen dem eigenen Erfolg verhafteten FBI Agent,
die letzlich gezwungenermaßen zusammen versuchen die Oberhand über die Korruption von Politikern zu gewinnen um diese dingfest zu machen
Irvin Rosenfeld ist dabei sehr eloquent
und zusammen mit seiner Partnerin schafft er fast alles um jeden dahin zu bekommen, wo er ihn hin haben möchte, dabei gehen beide auf jeweils eigene Art und Weise äußerst manipulativ vor. Der FBI Agent, versucht hierbei selbst die Fäden in der Hand zu halten. Das das alles nicht gut gehen kann, wenn zuviele zuveile Fäden in der Hand haben, kann sich nunmal jeder selbst ausmalen. Hierbei treten sie in die betrügerische Welt von New Jersey ein
und erkennen zu spät, das diese Nummer eigentlich etwas zu groß für sie geraten ist. Seine Frau bringt ihn hierbei auch immer wieder in Schwierigkeiten
Irvin ist nicht gerade das, was man einen Adonis nennt. Er hat einen Bauch wie ein Bierfass
und seine Haare, muss er mit der Kunst eines Konditors morgens zusammen setzen, hierbei ist ihm jedes Mittel recht.
Trotzdem verliebt sich die hübsche Sydney Prosser in ihn.
Russel schafft es hierbei, den dialoglastigen und mit Zweigesprächen zwischen Mann und Frau
reichlich gespickten Streifen, dennoch sehr unterhaltsam und spannend zu gestalten. Bei Irvin ist Vertrauen sein Charisma und das benutzt er rücksichtslos für seine Zwecke, ja gut, fast rücksichtslos.
Der eigentliche Skandal der Storyline reicht zurück bis 1978 und einer F.B.I. Untersuchung über politische Korruption. Operation Abscam steht als Psydonym für arabischer Betrug oder der weniger abfällige Begriff Abdul Betrug.)
(Bilder: bluray .com)
American Hustle ist einfach ein guter Film. Hier sieht man auch allen Akteuren an, dass sie viel Spaß dabei hatten.
Eigene Ansicht:
Der Film ist sehr schön in das Ende der 70er Jahre eingebettet und zeigt insgesamt sehr realistisch die damalige Lebensphilosophie, die direkt aus dem Leben gegriffen zu sein scheint. American Hustle ist ein kleines Kunstwerk, schafft er es doch die Verknüpfung zwischen verschiedenen Genres so elegant zu verlinken, das es wie aus einem Guss wirkt. Der auf Tatsachen beruhende Film ist ein Kaleidoskop seiner Zeit, er zeigt in grandiosen Bildern, wie ein Gaunerpärchen getrieben von einem machtsüchtigen kleinen FBI Agenten dazu "benutzt" wird, kleine Gauner und Politiker der Korruption zu überführen. Hierbei verstricken sich die drei immer mehr in die Geflechte illegaler Machenschaften von Politik, Mafia und FBI. Es war damals ein echter Skandal und zeigt bis heute, wie das Geschäft um Macht und Einfluss auch heute noch funktioniert. Auf der einen Seite die vermeintlichen Gesetzesvertreter dazwischen diejenigen, die die Augen verschließen und dann die korrupte Seite, die sich nur zum Wohle der Stadt korrumpieren lässt. Das hochkarätige Filmensemble trägt besonders zum Gelingen bei.
Ich, der im Zeitalter der 70er Jahre aufgewachsen bin, finde mich sozusagen mitten drin in dieser Zeit, muss hier und da Lachen oder auch schmunzeln, finde schöne Momente des Nachdenkens, der besondere Dresscode dieser Zeit ist exzellent getroffen, von der Kleidung bis hin zu den Frisuren passt alles perfekt. Aus heutiger Sicht wirkt das schon etwas wie Retro Science-Fiction, sodass einer der Freunde meines Sohnes Nr.1 fragte, „Seit ihr damals wirklich so rumgelaufen“. Ja, kann ich da nur antworten. Riesen Brille und Hemdkragen, mit denen man einen Erstechen konnte sowie Hosen mit riesigem Schlag, waren damals der Hit und dann noch alles schön bunt und schrill, dazu trug man, wenn man es sich leisten konnte einen langen Ledermantel, ich hatte so ein Ding damals. Die Hemden hatten Neonfarben in plakativem grün und sattem rot oder knalligem gelb. Die Musik passt hervorragend und ist den Erwerb des Soundtracks wert. Nach dem Film, fragt man sich dann unweigerlich, wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät, ist er schon vorbei?
Bild:
Das Bild aufgenommen auf 8, 16 mm und 32mm Film ist trotzdem einfach toll, gekonnt gelingt es auch bildtechnisch die Zeit einzufangen und so eine Symbiose zwischen Bildsprache und Bild selbst so zu verbinden, dass man gar nicht mehr darauf achtet, ob hier und da einmal ein Bilddetail verloren gegangen ist, das ist eigentlich wurscht. Egal, hier gibt es einen dem Film angepassten Kontrast, einen unaufgeregten Schwarzwert, teilweise etwas überzogene Farben, besonders rot und gelb kommt sehr plakativ (Zeitbezug), Korn ist auch im Bild, passt aber auch zu den Szenerien und da wo man ein Farbstilmittel braucht, ist es auch vorhanden. Die Schärfe ist etwas zurückgenommen, trotzdem sind Details sehr gut erkennbar ohne die Protagonisten jedoch zu überzeichnen. Man kann also durchaus auch hier von einem harmonischen Bild ausgehen, dessen Ästhetik schon grandios ist. Die Protagonisten lassen sich hier in ihre geheimsten Falten schauen und schrecken auch nicht vor Natürlichkeit zurück. Christain Bale alias Irvin Rosenfeld, spielt wieder einmal sehr unprätentiös und nimmt hierbei seine Kollegen mit auf eine schöne Verwandlungsreise. Locken und die Fingernägel stehen im Mittelpunkt, genauso wie das Eisfischen oder sonstige Trivialitäten. Amy Adams alias Eddy Greensly lässt die Kamera sehr nah an sich heran und spielt ebenfalls superb auf.
Ton:
Der Film ist zwar dialoglastig aufgrund seiner Storyline, der Filmscore dazu ist aber einfach schön und bringt die Epoche wunderbar herüber,
man kann teilweise mit den Beinen wippen, es laufen Filme im Kopf ab, man erinnert sich zurück an Momente der eigenen Zeit. Diejenigen die nicht in dieser Zeit aufgewachsen sind, können das vielleicht nur bedingt nachvollziehen. Die Discoszene erinnert mich sehr schön an meine eigene Disco Ära. Hier auch ein schönes Tribut an Saturday Night und viele tollen Hits der Zeit, die damals direkt ins Ohr gingen und immer noch frisch klingen.
Meistens ist das Geschehen auf die Front abgemischt, jedoch vereinzelt gibt es auch atmosphärische Direktionaleffekte im Film und die Rears werden dann schön mit feinen Nebengeräuschen einbezogen, sodass ich manchmal glaubte die Geräusche kommen von draussen.
Ansichtssache:
Film: 5 von 5 (dieser Film ist einfach ein Knaller und macht spaß auch beim zweiten oder dritten Ansehen, garantiert)
Bild: 4 von 5 ( nach der reinen HD Lehre)
Ton: 4,5 von 5 (toller Score, tolle Tracks jedoch fehlt es manchmal etwas an Nachdruck)
Fazit:
WOW, was für ein Film, den man so nicht erwartet hat und das trotz der 10 Oscar Nominierungen, von denen er unfassbar, keinen bekommen hat. Dieser Film zeigt ganz deutlich, wie ein guter Film gemacht werden kann, der verschiedene Genres gekonnt ineinander verwebt. Comedy, Crime und Drama sowie ein Hauch Nostalgie kam in mir hoch. Dieser Film hat mich emotional wirklich getroffen, obwohl ich das so nicht erwartet habe. Die feine Mimik der Protagonisten ist hierbei erste Sahne und macht die Sichtung schon fast zur Pflicht. American Hustle ist ein Paradebeispiel für Spaß am Film, den man allen beteiligten ansieht.
Die Einspielergebnisse von etwa einer Viertelmilliarde US Dollar sprechn für sich.
Hierbei ist der Film kein Actionstreifen, der voranprischt und rastlos versucht einen Klopper nach dem anderen zu bringen. Nein, er ist grandioses Erzählkino, das sich langsam öfnet und den Zuschauer immer tiefer hineinzieht in diese grandiose (habe ich das schon gesagt) durchtriebene intelligente und nicht mit Überraschungen geizende Geschichte und bis zum Ende begeistert.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Blu Ray Charly
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Kommentare
Wie gewohnt erstklassiges REVIEW!!!
Sollte ich eines besseren belehrt werden, steht einer Sammlungsaufnahme natürlich nichts im Wege... aber das bleibt erst einmal abzuwarten.
Apropos "Oscar-Verlierer":
"True Grit" & "Gangs of New York" sind bei je 10 Nominierungen auch leer ausgegangen und das obwohl es beide hervorragende Filme sind!
Dann gab es 1977 noch "Am Wendepunkt", der sogar 11 Mal ins Klo gegriffen hat genauso wie 1985 das Meisterwerk "Die Farbe Lila", die ebenfalls bei 11 Nominierungen das Nachsehen hatte!
Sowas ist manchmal nicht zu fassen...
Der Film selbst war sehr unterhaltsam, wobei Russel schon besseres abgeliefert hat
Mir hat der Film auch sher gut gefallen (nicht 5/5, die bestwerten verwende ich nicht so inflationär) - richtig gute Muckegute Schauspieler, ein guter Schuss Humor und eine mitreissende Story. Inhaltslose Action habe ich nicht vermisst. Ursprünglich sollte der Film eigentlich American Bullshit heissen (was viel passer passt als American Hustle). JLaw ist imo viel zu Jung für ihre Rolle. Eigentlich. Aber die ist so gut zurechtgemacht und spielt so gut, das einem das gar nicht auffällt.
Das mit dem FSK 12 habe ich aber auch nicht verstanden. Wirklich nichts an dem Film rechtfertigt FSK 12.
CT. Deine Meinung zur FSK finde ich völlig ok. Nun ja, aber nicht immer aller Meinung.
Übrigens die Blogs auf unserer Plattform werden immer vielfältiger und von höherer Qualität.
Mir ist DERZEIT keine Plattform die BESSERES abliefert.
Vielen Dank fürs Review zu "American Hustle." Gefällt mir sehr.