Only God Forgives
Faszinierend (Cinema), Hypnotisch (Hollywood Reporter), Sehenswert (Spiegel Online), so wird Only God Forgives angepriesen und mit den vielen sonstigen Vorschußlorbeeren schlägt man dann einmal schnell zu, zumal Ryan Gosling in diesem Film mitspielt und mit The Place beyond the pines einen wirklich guten Film gemacht hat. Diesen werde ich später auch noch in einem Blog würdigen, wer weis.
Aber, ja, was soll ich dazu sagen. War es Marketing oder ist es tatsächlich so, dass der Film absolut sehenswert ist.
Dieser Film ist für die Altersgruppe ab 16 freigegeben, zunächst sollte er nur eine Altersfreigabe ab 18 Jahren bekommen, welche Szenen hat man hier herausgeschnitten, das es für die 16er Zielgruppe passte? das verstehe zunächst einmal wer will, ich kann es zumindest nicht nachvollziehen. Hier wird Gewalt sehr ausführlich zelebriert und überlagert teilweise die Filmsituation dermaßen, dass man eigentlich wegsehen möchte.
Gesehen habe ich den Film mit einem meiner Jungs und einem Freund. Beide kamen zum Schluss zu einem unterschiedlichen Ergebnis. Mein Sohn hätte den Film schon nach 20 Minuten ausmachen können, der Freund fand diesen Film grandios gut. Ich bin noch sehr unentschlossen, wie ich diesen Film wirklich einschätzen soll. Gewiss entbehrt er nicht einen gewissen Reiz des sogenannten Voyourismus. Der Film ist fast fotographisch aufgebaut. Man könnte fast meinen, dass in vielen Szenen das Storyboard eins zu eins gefilmt wurde. Langsame Kameraführung mit vielen Standkameraeinstellungen, geben ein Fenster frei auf die teilweise verstörende Szenerie, die sich dort abspielt.
Die Geschichte scheint fast nebensächlich zu sein. Eine nachvollziehbare Storyline möchte uns der Regisseur scheinbar nicht mit auf den Weg geben, selbst das Ende entbehrt sich dessen. So bleibt man vermutlich, außer denjenigen, die den Film verstanden haben, nach dem Abspann etwas ratlos zurück und fragt sich, was habe ich denn da gerade gesehen. Ist es eine manisch depressive Bildcollage oder der geniale Einfallsreichtum eines begnadeten Regisseurs, der uns zum Denken anregen möchte.
Das letztere hat er zumindest geschafft. Ich habe schon einige etwas verstörende Filme gesehen, die auch nicht mit Härte geizten, dieser Streifen besitzt vielleicht die typische asiatische Härte und obwohl er eine französich/dänische Filmproduktion ist, wirkt er so als sei er für den asiatischen Markt produziert worden.
Die Story passt auf eine Tempotaschentuch:
Ein junger scheinbar von Drogen eingenebelter Mann tötet eine Prostituierte und wird daraufhin vom Vater der Prostituierten ebenfalls getötet. Die Mutter des jungen Mannes kommt daraufhin nach Bangkok um ihren Sohn zu identifizieren und natürlich um Rache zu nehmen. Dieser Rachegedanke setzt eine Spirale der Gewalt frei, die hier in Bildern mit einer besonderen „Ästhetik „ eingefangen und ausschweifend dargestellt werden.
Aber, welche tiefere Symbolik versteckt sich hinter diesem Film, der mit einigen Auszeichnungen wie z.B.als bester Film auf dem Sydney Filmfestival 2013 ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus bekam Nicolas Winding Refn eine Nominierung für die Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2013.
Die Kritiken vielen ebenfalls eher ambivalent aus und so fragt man sich, he hast du diesen Streifen etwa nicht verstanden.
Dieser Film ist ein Thriller ohne den Thrill zu zelebrieren, er bewegt sich extrem langsam vorwärts. Besitzt eine mystische Note, Obzession und Voyourismus des Betrachters wechseln sich ab in seiner einfachen Bildsprache ist er auf eine besondere Art faszinierend und schreckt doch gleichzeitig ab. Der Film provoziert ohne zu provozieren. Ist es vielleicht doch ein Meisterwerk?
Na dann, schaut mal hier:
Garantiert jugendfrei
Der Bruder
Der Auslöser
Der Unnahbare
Der Richter
Der Großvater
Der Obzessionist
Die Ware
Das Opfer
Die Mutter
Der Sohn
Die Ware
Die Vorführung
Der Täter
Der Auftraggeber
Die Tat
Der Täter
Der Rächer
Das Kind
Die Autraggebende
Der Vollstrecker
Die Hände
Der Sänger
Kann man diesen Bildern trauen?
Dieser Film scheint ein Widerspruch in sich zu sein
Bild:
Das Bild ist hervorragend, hier gibt es nichts zu meckern. Schärfe, Kontrast, Schwarzwert alles top of HD, nur in den Filmteilen in denen Rot vorherrscht kommen die Kameras etwas an ihre Grenzen und soften das Bild ungewollt etwas, so wie in einem Livekonzert, indem die Lichter auch manchmal zu leichten Überstrahlungen führen.
Ton:
Der Surroundsound ist ebenfalls auf einem hervorragenden Niveau. Der Klangteppich der sich in den Kinoraum ergießt ist schon aller Ehren wert. Teilweise hypnotisch, teilweise sehr markant bis grächzend aber auch feinfühlig und leise kommt der Sound mit einer sehr guten Struktur daher. Die einzelnen Szenerien werden hierbei hervorragend unterstützt unberücksichtigt dessen, was man von diesem Film halten möchte.
Ansichtssache:
Film: 2,9 von 5 (ich habe einiges nicht wirklich nachvollzogen)
Bild: 4 von 5 (wegen der Überstrahlungen in einigen Szenen)
Ton: 4 von 5 (etwas mehr Nachdruck in eineigen Szenen hätte dem Film gut getan)
Fazit:
Only God Forgives ist kein Film für jeden. Er ist ein spezieller Genrestereifen, der schlecht einzuordnen ist und von seiner Mystik zu leben scheint. Die Auszeichnungen und Nominierungen kann ich persönlich noch nicht nachvollziehen und ohne den spröden Ryan Gosling, na ja, wer weis, ob ich den Film überhaupt wahrgenommen hätte. So habe ich ihn nun gesehen und das war’s dann vielleicht aber auch. Eindeutig zu hart für die Altersgruppe, Ekel wechselt sich ab mit einer nicht zu verleugnenden Faszination der Bilder. Betrachtet man den Film als eine Art Kunstwerk, kann er funktionieren. Möchte man einen Thriller sehen, der sich erst ganz langsam entwickelt, kann der Film funktionieren. Möchte man einen Tarantinoverschnitt sehen, kann der Film funktionieren. Wer aber einen Thriller sehen möchte der den üblichen Mustern folgt, muss hier zwangsläufig enttäuscht werden.
Aber gerade wegen dieser Ambivalenz habe ich diesen Blog verfasst.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
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Kommentare
Leider muß ich diesmal sagen:
Das Steingesicht Gosling (siehe hierzu nur mal die von Dir gewählten Bilder mit ihm) kommt mir nicht ins Haus!
Letztere hab durch seine wenigen, gleichwohl vielfältig besonderen Filme Kino auf ein neues Level - und überhaupt machten die Filme des "Mitternachtskinos" (Lynch, Waters etc.) das "neue" Kino für meinen Geschmack erst zu dem, was es heute ist.
Refns "Only God forgives" folgt dieser "Tradition", ist hart, bildgewaltig, vielschichtig + Interpretationsfähig - ein Film der fordert und den man folglich entweder mag oder eben nicht.
Ich sehe den Film auch deutlich anders als Du und bin insoweit völlig bei Moe und Kodi - für mich einer der wenigen echten Kinomeilensteine der letzten Jahre.
Die unterschiedliche Sichtweise trügt den Genuß Deines gewohnt exzellent gefertigten Blogs aber in keiner Weise -Danke für selbigen!
Und dein Titel stimmt ja inzwischen auch schon...fast...;-)
und tatsächlich wurde der Film sehr gespalten aufgenommen (Gott sei Dank, bin ich fast geneigt zu sagen!), aber ein kleiner Tipp meinerseits noch...Der User "CineasticDriver" hat einen einfach wunderbaren Blog zu diesem Film geschrieben, der es einfach auf den Punkt bringt und den du dir einfach durchlesen MUSST, vor allem wenn du dir unsicher bist wie du diesen Film einteilen/bewerten solltest.
Auch sehr zu empfehlen, vor allem wenn du an der Symbolik des Films interessiert bist..."Moements" hat nämlich ebenso einen wahrhaft göttlichen Blog zu diesem Film geschrieben, der übrigens "Only God forgives" heißt, siehe dein erstes Bild, und nicht "Only Got Vergives" (würde diesen Tippfehler ausbessern, wirkt unfreiwillig komisch, dachte ich würde einen ironisch gemeinten Blog zu lesen bekommen!)
Der Film ist bestes Kino im ursprünglichen Sinne und für mich DIE Möglichkeit wie man dem inzwischen fast schon übermächtigen TV Serien begegnen kann. Diese Bildersprache die den Zuschauer (heraus)fordert kann SO einfach nur die große Leinwand bieten!
Für genau solche Filme ist KINO/BluRay (wieder nur meine Meinung) eigentlich gedacht/gemacht. Hart, voller Symbolik, hintergründig, faszinierende Bildsprache/Erzählung die noch lange im Hinterkopf arbeitet (wenn man sich darauf einlassen will) Der Film erzählt in fast jeder Einstellung seine Gesichte in seinen genialen, mehrdeutigen, symbolischen Bildern und nicht über seine Dialoge! (Die Fingerübung des Regisseurs "Winding Refn" auf diesem Gebiet namens "Walhalla Rising", scheitert noch an diesem Anspruch, mit diesem Film hat er es aber geschafft!)
Dein winzig kleiner Tippfehler (fergives) ist für mich fast schon Beispielhaft. SEHEN ist das Zauberwort dises Streifens!
Aber natürlich, man kann so einen Zugang zu einem Thema mögen, man muss es aber definitiv nicht. Die mehr als gespaltenen Meinungen zu diesem Film beweisen es ja. Habe mir den Film auch zuerst äußerst widerwillig angetan, war dann aber restlos begeistert! (DANKE nochmals an CineasticDriver für diesen faszinierenden Blog, wie auch an Moements) weil er es sich eben NICHT einfach machte und z.B. versuchte DRIVE zu kopieren, oh nein, das hat er definitiv nicht getan. Und ich danke dem Regisseur dafür, das er so mutig war und mir ein unvergessliches cineastisches Ereignis damit geboten hat!
Bin ein Riesenfan des Streifens und inzwischen auch des Regisseurs!
Danke jedenfalls für deinen Blog und deine Meinung dazu.
Dies ist auf alle Fälle ein Film der niemanden gänzlich kalt lässt (egal ob in positiver oder negativer Weise) und alleine DAS ist schon eine Leistung die ich ihm hoch anrechne!
Ich mochte den Film sehr und hab ihn danach auch auseinander zerpflügt, der ließ mich einfach nicht mehr los.
Ist aber auch keine Film den man sich ganz schnell wieder ansieht...
die wunderbare Ästhetik wäre zwar jederzeit zu Genießen aber in Summe braucht der Film definitiv seine Wirk- und auch Verdauungszeit.
Ich hab hier das Mediabook, und finde es fantastisch! Die FSK ist hier echt wieder mal eine Frechheit!
Zur Abrundung empfehle ich dir meinen Blog hierzu, wenn du ihn nicht eh schon gelesen hast.
Danke für dein tolles Review, auch wenn er ambivalent scheint, hast du das wunderbar hervor gebracht!