The Revenant in 4K
Als ich diesen Film im Kino gesehen hatte, habe ich mir danach gedacht, wenn Leonardo DiCaprio jetzt keinen Oscar erhält, dann bekommt er ihn wohl niemals mehr, denn so unfassbar gut kann man nicht so oft spielen. Nachdem der Film dann als Blu Ray Disc im Handel war, musste er von mir sofort geordert werden. Jedoch hatte ich den Film nie im Player liegen, so groß war die Ehrfurcht vor diesem grandiosen Survival Western Thriller. Ich wollte ihn nicht für mich verheizen, sondern ihn mir mit etwas Abstand noch einmal einverleiben. Dann bekam ich nach dem Erwerb eines 4K LCD nebst zweier Player die 4K Fassung in die Hände und nun nach einer gefühlten Ewigkeit lag der Film erstmalig in der 4K Fassung in meinem Player.
Wer ihn noch nicht kennt bisher, für den gibt es hier eine kleine inhaltliche Einführung:
Basierend auf einer wahren Begebenheit ist The Revenant eine Geschichte über der unbändigen Fähigkeit des Menschen sich anzupassen und für die geliebte Familie, weit über die Grenzen der körperlichen Widerstandsfähigkeit hinauszugehen.
Während einer Expedition in die noch unerforschte Wildnis der USA des 19. Jahrhunderts wird der legendäre Scout und Erforscher Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) brutal von einem Braunbär angegriffen und von Mitgliedern seines eigenen Teams aufgegeben. Allein und halb tot weigert sich Glass sich der aussichtslosen Situation hinzugeben. Getrieben von der Liebe zu seiner indianischen Frau und Sohn stellt er sich einer Odyssee über 200 Meilen durch den ungezähmten Westen, um sich bei dem Mann der ihn zurückließ zu rächen.
Alejandro G. Inarritu, der als Regisseur sich bereits Academy Award Gewinner nennen kann brachte mit The Revenant die beispiellose Legende des Hugh Glass auf die große Leinwand und lässt hierbei den Zuschauer in Mysterien, die Schönheit und die Gefahren des amerikanischen Lebens des Jahres 1823 eintauchen. Der Film erkundet die Veränderung, die ein Mensch im Stande ist zu vollführen, um sein Überleben zu sichern. Als Mix aus Thriller, Survival und Wildnis Reise erkundet Inarritu in seinem Film die Urinstinkte des Menschen für Glauben, Gerechtigkeit, Würde und Familie. Für den Regisseur, ist es der erste historische Film, war er doch vorher schon mit Babel oder Birdman sehr erfolgreich, für den er den Academy Award für das beste Bild gewann. Auch mit diesem Film könnte er nicht nur in dieser Kategorie den einen oder anderen Preis gewinnen. Er schafft es den Zuschauer, mit einer Mischung aus visueller Direktheit und emotionalen Intimität, tief an Ort und Zeit in der sich die Geschichte ereignet zu transportieren. Hierbei spielt vor allem die Pace und die Drehart eine besondere Rolle. Abgesehen vom Start des Films, der den Zuschauer eine Schlacht zwischen Indianern und Expeditionsteilnehmern, der auch Glass und sein Sohn angehören, hautnah miterleben lässt, baut sich das Geschehen in einem gemächlichen Tempo auf. Gemächlich heißt jedoch nicht gleichzeitig langwellig, vielmehr bekommen wir als Zuschauer das Gefühl die Strapazen, die Glass in den nächsten Monaten durchlebt mitzuerleben und mitzufühlen. Selten ist einem Regisseur dies in einer solchen Intensität gelungen wir in The Revenant.
Für etwa zwei Jahrhunderte steht die Geschichte des Hugh Glass als eine der erstaunlichsten Erzählungen, die ein Mensch über die Grenzen des Körpers, Geistes und der Seele hinaus zu überstehen in der Lage ist. Leonardo DiCaprio in die Rolle des Hugh Glass schlüpfen zu lassen ist ein genialer Schachzug. Anders als in vorherigen Filmen, in denen er besonders durch seine Portraitierung der Charaktere Jay Gatsby oder Jordan Belfort in Hinsicht auf Artikulation und Verhalten herausstach, hört man DiCaprio in diesem Projekt aufgrund seiner Verletzungen eher selten sprechen. Die Rolle als Glass stellte DiCaprio vor eine ganz neue Art der Herausforderung und zwar die Zuschauer mit einer im höchsten Maße körperlichen und rohen Performance, die sowohl in Sachen Mimik und als auch schauspielerischer Klasse ihres gleichen sucht und die Figur real erscheinen lässt.
Auf der anderen Seite spielt Tom Hardy Glass`s Gegenpart John Fitzgerald, der ihn nicht nur verrät, indem er Glass schwerverletzt zum Sterben zurücklässt, sondern somit gleichzeitig auch zum Grund des Willens zum Überleben wird. Fitzgerald ist ein gebrochener Mann, der voller Vorurteile steckt, er fürchtet sich vor dem Unbekannten und ist hierdurch nicht in der Lage sich anderen und Neuem zu öffnen. Die Figur Fitzgeralds ist äußerst interessant, da seine Motive klar und deutlich aufgezeigt werden. Er ist ein Mann der nichts Besitzt und der hoffte durch die Expedition ein lukratives Geschäft abzuschließen und sich Geld für die Zukunft zu verdienen. Mit der Aufgabe Glass bis zu seinem Tod zu versorgen wird ihm ein großer Betrag angeboten, der ihm erlauben würde seine Zukunft zu sichern, nachdem die Expedition nach dem Angriff der Indianer womöglich ertragslos geendet hätte und ergreift diese Chance. Als er seine Zukunft dahinscheiden sieht wechselt er in seinen persönlichen Überlebensmodus. Töten oder getötet werden und die einzige Person die seinen Weg kreuzt ist Glass. Er stellt also einen völligen Kontrast zum Glass`s Figur und Hardy spielt die Rolle ebenfalls mit Bravour, wie er es schon in anderen Projekten getan hat.
Domhnall Gleeson spielt in Captain Henry eine historische Figur und einer der Gründer der Rocky Mountain Trading Company und der Verantwortliche für die Expedition am Missouri. Anders als in Überlieferungen wird Captain Henry in dieser Phase als Mann dargestellt, der gerade dabei ist sich in die Rolle eines Captains zu entwickeln und fühlt sich in seiner Lage nicht besonders sicher. Dies zeigt sich besonders, als er es nicht über sein Herz bringt Glass den Gnadenschuss zu geben und stattdessen Fitzgerald damit beauftragt sich um Glass zu „kümmern“.
Will Poulter unter anderem bekannt aus The Maze Runner spielt einen der legendärsten Guides des Westens, Jim Bridger. Im Film ist er jedoch noch ein junger Mann, der auf seiner ersten Expedition ist und ebenfalls lernen muss, der zu werden, zu dem er letztlich wurde, in dem er seine Ängste überwindet und sich für das Richtige entscheidet.
Regisseur Inarritu und Produktionsdesigner Jack Fisk ist mit The Revenant ein mit ihren ausgewählten Settings, realitätsnaher Survival-Wildnis Epos gelungen, der die Gegebenheiten der damaligen Pelzjäger ohne jegliche Beschönigung darstellt. Die Menschen waren in der Wildnis begrenzt und hatten meist nur ein paar Äxte, Messer oder wenige Schusswaffen zu ihrer Verteidigung, von Körperhygiene ganz zu schweigen.
Der Cast ist exzellent zusammengestellt und die einzelnen Charaktere ergänzen sich in ihren Motiven wunderbar. DiCaprio und Hardy spielen auf einem unfassbar hohen Niveau, dass es hier wundern würde, würden nicht mindestens Oscar oder Academy Nominierungen folgen.
Dazu bietet der Streifen unglaublich schöne Aufnahmen der unberührten Natur und lässt den Zuschauer oft mit offenem Mund zurück, über die wunderbar inszenierte und schonungslose Geschichte des Hugh Glass.
Bild in 4K:
Diesem glänzenden Inhalt folgt nun das Bild in 4K und ich war gespannt, ob es halten kann, was es verspricht. Verdammt, entwich es mir unbewusst, das ist mal ein Bild. Unfassbar scharf, denn der Film wurde weitestgehend mindestens in 4K digital gedreht, wie man lesen kann und das zeigt sich auf ganzer Linie. Kein künstlich eingebautes Filmkorn trübt hier die Bildschärfe. Der Regisseur hat hier scheinbar bewusst darauf verzichtet hier einen der Zeit angepassten Bildqualitätslook zu erzeugen. Er wollte vermutlich einen Gegenpool setzten und mit besonders scharfen Bildern auch die ganze tristes der filmischen Szenerie darbieten. In 4 K ist das Bild über jeden Zweifel erhaben und für mich das bisher beste 4K Bild was ich gesehen habe.
Oberes Bild jeweils UHD Disc
Unteres Bild jeweils Blu Ray Disc
Die UHD besitzt einen etwas höheren Blauanteil gegenüber der BD die eher grünlich daher kommt.
Da der Film viel im Dunkeln spielt, ist der Schwarzwert hier natürlich sehr wichtig und gerade hier kann das Bild im Gegensatz zum heller abgestimmten BD Bild punkten. Die jeweilige Szenerie ist gerade auch in Close up extrem scharf und schon fast dreidimensional. Die 4K Variante erreicht in der Auflösung und Schärfe absolute Referenzwerte.
Hier sieht man, das die etwas fahlen Farben bei der UHD Disc kräftiger sind.
Die Farben und die Kontraste sind in UHD satter.
Man hat für die Bilddynamik normales HDR 10k verwendet, sowie natürlich Rec.2020. Leider kann mein Beamer den vollkommenen Farbraum nicht darstellen, man bekommt aber dennoch einen guten Eindruck. Auf meinem 4K LCD betrachtet, bleiben fast keine Wünsche offen. Aber auch auf dem Beamer bekommt man schon bessere Farben zu Gesicht, trotz der eingeschränkten Stilmittel bedingten Farbpallette, von grün, blau, orange und braun. Gerade Grün und Orange wird satter herausgearbeitet. Die jeweilig der Szenerie angepasste Farbskala wirkt dennoch hervorragend und gegenüber der Blu Ray Disc wärmer und farbintensiver. Hierzu habe ich wieder einmal einige Vergleichsbilder gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Die UHD ist wesentlich farbkräftiger
Die UHD Disc besitzt einen besseren Schwarzwert.
Hier ist einmal ein Beispiel wo die Unterschiede in den Farben eher marginal sind. Wobei die BD ein ganz wenig blauer ist.
Insgesamt ist das UHD Bild schärfer und in der Farbgebung für mich persönlich schöner.
Neben dem grandiosen 4K Bild an sich, sind die Bilder auch künsterlich auf extrem hohem Niveau. Man sieht jeder Einstellung an, das der Regisseur hier keine Szene dem Zufall überlassen hat. Es gibt eine ganze Reihe grandis komponierter Bilder zu sehen.
Ton:
Im Kino in Dolby Atmos, hat man die deutsche Fassung mit DTSl 5.1 abgespeist. Diese ist aber so wie bei der BD Fassung dennoch gut gelungen und bringt eine schöne Surround Kulisse an die Ohren. Bei mir ist sie dann etwas auf DTS 7.1 aufgebohrt und bringt ein tolles Rundherumfeeling in den Kampfszenen, wenn einem die Pfeile nur so um die Ohren zischen oder auch in den eher intimen Waldszenen, wenn man den Ton etwas weiter aufdreht als üblich, denn der Film ist ja durchaus ruhig gehalten und kann das gut vertragen. Aber auch Tiefbass Gewitter gibt es einige, wenn sich z.B. ein Wasserfall in die Tiefe stürzt und man denkt gleich zu ertrinken, dann macht der DTS Sound gute Arbeit. Besonders beeindruckend sind für mich jedoch die stillen Moment, wenn der Wind säuselt oder ein paar Äste knacken oder sonst was im Unterholz vor sich her säuselt und man im Nacken Gebräuche vernimmt, bei denen es einem schon etwas unbehaglich werden kann.
Also insgesamt doch ein guter Ton auch ohne HD Master im Gepäck.
Fazit:
Obwohl The Revenant nun schon zwei Jahre am Markt ist, habe ich Ihnen nun erstmals bei mir zu Hause gesehen und war wieder so beeindruckt wie im Kino. Dieser Film ist für Western Fans, ein Must see, der einen so schnell nicht los lässt und der lange im Kopf verweilt, denn das gesehenen nimmt einen schon mit und man fragt sich wirklich, wie man so eine Tortur überleben konnte.
Film: 5 von 5 (sensationelles Survival Spektakel)
Bild in 4K: 5 von 5 (einfach grandios)
Ton: 4 von 5 (alleine wegen dem fehlenden HD im Ton, dennoch ein guter Surroundton, bei dem man nicht wirklich was vermisst)
Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit meinem Sohn Alexander erstellt.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
Rechtehinweis: Geschützte Namen/Marken bzw. präsentierten Bilder werden von mir rein Privat benutzt und ich besitze keinerlei Rechte an den Bildern, die nicht von mir persönlich fotografiert wurden. Sollte der Blog Text Zitate beinhalten, so werde ich diese mit Anführungszeichen und der dazugehörigen Quelle kennzeichnen.
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Kommentare
Mir gefallen solche Filme sowieso schon gut und daher musste ich damals auch schon im Kino sehen. Der Film fusst ja auf wahren Gegebenheiten, ob nun das Pferd auch dazugehört, soll mal dahingestellt sein. Dramaturgisch gefiel er mir in der überragenden Bildqualität natürlich noch besser.
Aber wie gesag, über Geschmack lässt sich schwer streiten.
Danke für eure Zeit zum Lesen meines Reviews.
Wir waren zu dritt im Kino, gingen raus und alle drei sagten: "hm, das war jetzt nicht so der Hit."
Der Film ist deutlich zu lang. Außerdem bedient er sich so vieler dummer Bilder. Das Reinkriechen in den Büffel (oder war es ein anderes Tier?), das von so einigen Romanen ausgeliehen ist, sei mal als Beispiel genannt.
Leo hat mir in vielen anderen Filmen deutlich besser gefallen. Auch Hardy fand ich nicht herausragend.
Das Bild allerdings war schon im Kino beeindruckend und bei dir in 4K sicher noch faszinierender. Natürlich bedanke ich mich trotzdem sehr für deinen schön geschriebenen - aber inhaltlich falschen (hahaha :D) - Blog. Nein, nein, Geschmäcker sind halt...