Mein Filmwochenende im Crossover
Zwei Filme habe ich am Wochenende gesehen. Vendetta –Alles was ihm blieb ist Rache- mit Arnold Schwarzenegger
und Eye in the Sky mit Helen Mirren.
Beide Protagonisten sind schon etwas in die Jahr gekommen und zeigen dennoch den jungen Wilden wo der Hammer hängt. Eigentlich handelt es sich hierbei um sogenannte B-Movies. Wobei ich den Begriff nicht abwertend benutzten möchte sondern eher das eingesetzte Budgets hier maßgeblich sein kann.
Arnie der mittlerweile wieder gut im Filmgeschäft unterwegs ist und sich auf den Terminator 6 vorbereitet spielt in Vendetta einen Bauingenieur, der auf Grund eines Luftzusammenstoßes zweier Flugzeuge seine Familie verliert.
Es handelt sich hierbei um die Aufarbeitung des Flugzeugabsturzes von Überlingen am Abend des 1. Juli 2002. Diese wahre Begebenheit wurde jedoch nach Amerika verlegt und dramaturgisch auf Filmniveau gehoben.
Helen Mirren ist ein Urgestein im Filmgeschäft und zeigte in ihren Rollen immer eine ganz besondere Präsenz. So auch in Eye in the Sky. Hier verkörpert sie Colonel Katherine Powell die den britischen Teil einer internationalen Mission leitet und mit ausserordentlichem Ehrgeiz den Auftrag verfolgt, eine Gruppe von al-Shabaab-Terroristen in Nairobi zu fangen.
Der Zugriff soll durch Kräfte vor Ort erfolgen. Um den Aufenthaltsort und die Identität der festzunehmenden zu erhalten, erfolgt eine komplizierte Luftaufklärung für den Zugriff durch kleine und große Drohnen.
Neben einer Vielzahl an involvierten auf die Aufgabe spezialisierten Soldaten, ist auch ein aufwendiges Freigabeprotokoll für den Zugriff notwendig,
in dessen Abfolge sich der Film von einem normalen Thriller zu einem moralischen Drama entwickelt, mit der Frage wie groß darf ein Kollateralschaden sein um einen solchen Zugriff durchzuführen zu dürfen.
Hier stellt sich die Frage der Befehls- und der Verantwortungskette, denn niemand möchte für diesen notwendigen Zugriff, der unschuldige Menschenleben kosten kann die Verantwortung übernehmen. Als die Freigabe erfolgt, kommt es zu einer dramatischen Veränderung der Vorort Situation und der ausführende Leutnant verweigert den Zugriff bis zur Klärung der veränderten Situation, so spitzt sich der Film auf dramatische Weise immer weiter zu und zeigt am Ende auf, wie heute und in Zukunft Kriege geführt werden. Der sogenannte grüne Tisch fern ab dem Kriegsort wird zu Befehlszentrale von dramatischen Ereignissen, bei Tee und Keksen.
In Vendetta –Alles was ihm blieb ist Rache- verkörpert Arnold Schwarzenegger den Ukrainischen Bauleiter Roman, der sich auf die Heimkehr seiner Familie freut. Seine Tochter ist schwanger und Roman wird stolzer Großvater, so macht er sich auf den Weg zum Flughafen um seine Frau und Tochter am Flughafen in Empfang zu nehmen.
Hierfür hat er sich besonders in Schale geworfen und das Haus mit Willkommenssprüchen geschmückt. Der Flug scheint sich zu verspäten und Roman fragt nach, dort nimmt man ihn in Empfang und bittet ihn doch mitzukommen. In einem Raum eröffnet man ihm, dass das Flugzeug in der Luft zusammengestoßen ist und es vermutlich keine Überlebenden gibt. Für Roman bricht eine ganze Welt zusammen und man kann förmlich mitfühlen, wie es einem gehen muss, der eine solche Nachricht erhält.
Es ist der wohl schlimmste Moment im Leben eines Menschen, wenn man erfährt, dass seine Lieben gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden und man alleine mit seinem Schmerz zurückbleibt.
Colonel Katherine Powell steht in Eye in the Sky ebenfalls vor einem Dilemma, hat sie doch schon ewig lange nach diesen Terroristen gefahndet, wozu neben britischen Staatsbürgern auch ein amerikanischer Staatsbürger gehört. Man möchte dieser Gruppe endlich habhaft werden und so in der Terroristenbekämpfung einen kleinen Stein zur Seite geräumt haben.
Bei Vandetta steht auf der anderen Seite der Fluglotse Jack, der zum Zeitpunkt des Absturzes, die Flugraumüberwachung hatte und dem durch eine Verquickung unglücklicher Ereignisse im Tower, der Überblick verloren gegangen ist und somit das verheerende Ereignis zu Stande kam.
Jack ist danach nicht mehr er selbst,
so wie Roman, ist auch er vollkommen überfordert mit diesem Ereignis und scheint daran zu zerbrechen.
Ein Ortwechsel mit neuer Identität wird ihm von der Fluggesellschaft als Ausweg vorgeschlagen.
Irgendwann erfährt Roman, dass der Fluglotse wohl die Schuld an dem Drama trägt und will ihn ausfindig machen um ihn mit seinem unerträglichen Schmerz zu konfrontieren.
In einer Szene hält Roman Melnyk den Vertretern der Fluggesellschaft ein Bild seiner Frau und Tochter vor, er möchte nur eine Entschuldigung, jedoch erhält er kalt ein Angebot 160.000 Dollar und den Premium-Status bei der Airline – Diese Szene spricht ganze Bände. Roman möchte aber nur eine Entschuldigung von den Verantwortlichen, die er aber scheinbar niemals bekommen hat. So macht er sich auf den Weg um Jack zu finden...
Beide Filme sind keine Effekthaschenden Action Filme, sondern es handelt sich um waschechte Dramen, die sowohl ruhig erzählt aber dennoch ein enormes Spannungsfeld aufzubauen in der Lage sind. Vendetta –Alles was ihm blieb ist Rache- heißt im Original Aftermath, was so viel heißt wie (Auswirkungen, Folgen, Nachwirkungen). Kein guter Titel für eine Vermarktung in Deutschland. Nein, man braucht einen reißerischen Titel, indem man bezogen auf Arnie natürlich mit dem Begriff Rache Aufmerksamkeit bekommen möchte.
Eye in the Sky hat man nicht mit einem neuen Namen versehen, sondern den Originaltitel beibehalten, was sehr löblich ist, den hierbei handelt es sich ja nun wirklich um einen Krieg geführt aus der Luft. Aber auch hier scheint es um eine Art Rache zu gehen, denn Colonel Katherine Powell, ist schon lange hinter den Terroristen her und möchte sie zwar lebend haben, jedoch am Ende ist es ihr egal, es muss alles so zurechtgebogen werden um das Ziel zu erreichen, hier werden Untergebende sanft unter Druck gesetzt, denn der Zweck heiligt die Mittel, es geht um die Abwägungsfrage, darf man ein paar eventuelle Leben gegen eine Vielzahl möglicher Todesfälle gegenrechnen. Ist es moralisch verwerflich oder ist es politisch korrekt. Dieser Frage wird hier ganz besonders nachgegangen.
Bei Roman geht es eigentlich gar nicht um Rache, er möchte nur Antworten und eine simple Entschuldigung, die ihm jedoch verwehrt wird und so wird auch Roman aus einem verhärmten Trauernden zu einer Person, die selbst neben sich stehend außer Kontrolle gerät und zum Racheengel wird. Wobei es sich hierbei nicht um einen sogenannten „Ein Mann sieht rot“ Streifen, sondern um ein tragisches Drama handelt. Um ein Drama, in dem ein Mann versucht, mit dem Verlust seiner Familie klar zu kommen und an dessen Ende eine tragische Handlung steht.
Eye in the Sky entwickelt sich auch von einem mit hehren Zielen ausgestatteten Thriller zu einem alles auf eine Karte setzenden tragischen Drama mit einem ebenso tragischen Ende, in dem wieder einmal eine nicht wieder gut zumachender Schaden entsteht und dennoch es vermutlich in manchen Fällen keinen anderen Weg zu geben scheint.
Roman steht in Vendetta vor einem Dilemma. Zum einen möchte er Frieden und mit der Trauer zurechtkommen zu können, zum Anderen möchte er Antworten, die er bisher nicht erhalten hat. Hierdurch wird er in eine Ausweglose Situation gedrückt, aus der er am Ende nur durch ein unkontrolliertes Handeln herauskommt.
Arnold Schwarzenegger mit diesem Rollenprofil zu versehen ist ein Wagnis, aber auch gleichzeitig ein Glücksfall für die Filmemacher, den Arnie verkörpert diesen Roman mit einer echten Wucht. Die Urgewalt von Mann, dieser Terminator, der immer wieder zurückkommt, ist hier mit seinem Latein am Ende und spielt den trauernden Familienvater wirklich herzzerreißend authentisch. Es ist schon erschütternd, Arnie wie ein kleines Häufchen neben den Leichensäcken seine Liebsten zu sehen.
Ganz anders in Eye in the Sky. Colonel Katherine Powell verkörpert in diesem Drama die mit allen Wassern gewaschene eiskalte Terroristen Jägerin, die nur dem Auftrag verpflichtet ist und diesem auch eiskalt zu Ende bringen möchte. Am Ende ist sie sichtlich zufrieden mit ihrer Aktion, wobei in Vendetta Roman nach seinem Handeln erst recht zerbrochen ist. Bei Vendetta handelt es sich um eine Begebenheit, die auf wahren Ereignissen beruht, wobei Eye in the Sky wohl eher eine Fiktion darstellt, die sich vermutlich so oder so ähnlich durchaus abspielen kann und vielleicht auch wird.
Beide Filme spielen mit der Moral und der Verantwortung handelnder Personen für das Leben anderer.
Colonel Katherine Powell zum einen, die in der Befehlskette eher ein kleines Licht ist, sozusagen ein ausführendes Organ, Eiskalt und intelligent, spielt sie jedoch auf dem Klavier von Verantwortung und Eigennutz und spielt so geschickt die Entscheidungsträger gegeneinander aus.
Da steht Roman, der von der Fluggesellschaft im Stich gelassen, sich im Leben nicht mehr zurecht findet, der sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann alleine zu sein,
dann der Fluglotse, der für eine Sekunde den Überblick verloren hat und damit viele Menschen in den Tod stürzte. Auch er wird letztendlich allein gelassen, mit seinem Problem und der Frage nach der eigenen Schuld.
Vermutlich ist es aber so, das der Mensch für solche Fragen keine echten Antworten kennt. Wie bringt man einen Menschen dazu, solche Ereignisse zu verarbeiten. Können Therapeuten da wirklich helfen, die noch niemals in einer solchen Situation waren?
Bei einem Soldaten verhält sich das ganz anders. Hier wird der Pilot nach getaner Arbeit einfach nach Hause geschickt und zwölf Stunden später wieder zum Dienst erwartet, wo er vielleicht wieder einen dramatischen Tag erleben wird.
Beide Filme integrieren Kritik an arroganten Anwälten und Führungspersonen der Fluggesellschaft sowie den Politikern und Staatsanwälten aber auch an den ewigen Bedenkenträgern sowie dem System der Nichtverantwortung sowie das Verschieben der Verantwortung auf den sogenannten „kleinen Mann“. Sei es der vollkommen überforderte Fluglotse oder der Ermittler der Kollateralschäden und der Pilot, der den entscheidenden Knopf drücken muss. Zurück bleiben verstörte Menschen, die mit dem erlebten zurechtkommen müssen.
Bild:
Das jeweilige Bild der Filme ist neutral und sachlich gehalten. Hierdurch wird ein dokumentarischer Stil herausgestellt. Schwarzwert und Kontrast sind bis auf ein paar zu ergraute Szenen o.k. und zerren nicht an der HD Linie. Insgesamt für beide Filme ein sauberes klares Bild.
Ton:
Auch die Tonqualität beider Filme ist ähnlich liegend. Es gibt wenig aif den Rears zu verzeichnen. Es sind ja auch beides Filme die eher auf Dialoge setzen als auf Action Szenen und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn hauptsächlich die Front in Erscheinung tritt. Der Score ist dennoch mit einem gewissen Tieftonfundament ausgerichtet und bringt sich einigen Szenen auch mit ein.
Fazit:
Sowohl Eye in the Sky als auch Vendetta, sind eher Spartenfilme und passen zu einem Publikum, das sich einmal vom Action Gewitter etwas erholen möchte, aber dennoch nicht auf eine Grundspannung verzichten wollen. Denn trotz der ruhigen Handlungsstränge sind beide Filme durchaus auch mit einem subtilen Spannungsbogen unterlegt, der bei Eye in the Sky etwas ausgeprägter daher kommt als bei Vendetta- Alles was ihm bleibt ist Rache. Aus dramartugischen Gründen entfernt sich Vendetta im Laufe der Spielzeit dann doch noch von den Originalgeschehnissen um etwas Spektakulärer zu wirken.
Ich denke beides sind Filme, die man nicht reißerisch inszenieren kann. Vendetta schon einmal aus Respekt vor den Opfern, Eye in the Sky wegen der bizarren Verantwortungskette. Vendetta muss man mit dem Schmerz ertragen wollen, er zeigt ja in seinen Grundzügen die Kälte nach dem Sturm, den die zwei Protagonisten ertragen müssen und die in einem Desaster für beide enden.
Eye in the Sky ist auf jeden Fall ein spektakulärer Blick in die Macht des Abzuges am Waffenstick.
In diesem Sinne
Eure
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Kommentare
Eye in the Sky ist auf jeden Fall ein spektakulärer Blick in die Macht des Abzuges am Waffenstick.