Victor Frankenstein- Genie und Wahnsinn-
Frankenstein oder Der moderne Prometheus ist ein Roman von Mary Shelly, der 1818 erstmals anonym veröffentlicht wurde. Es wird die Geschichte des jungen Schweizer Viktor Frankenstein erzählt, der an der damals berühmten Universität Ingolstadt einen aus Leichenteilen zusammengesetzten Menschen erschaffen hat. Der Roman wird zu einer Mahnung an die Leser, nicht selbst Gott spielen zu wohlen und das der Mensch sich nicht anmaßen soll selbst in die Evolution einzugreifen. Die Figur des Viktor Frankenstein in der Erzählung ähnelt zum einen dem literarischen Faust als auch der Prometheus Sage die in der griechischen Mythologie beheimatet ist.
Victor Frankenstein Genie und Wahnsinn ist eine "Neuinterpretation" des Romans und kam im Jahren 2015 knapp 200 Jahre nach dem Originalroman in die Kinos, der schon oft für Verfilmungen herhalten musste. Schauderhaft und zugleich faszinierend ist die Vorstellung, der Erschaffung von Leben schon damals gewesen. Heute ist es schon Realität und weiterhin ist man sich uneinig hinsichtlich der ethischen und moralischen Folgen. Geradezu Visonär könnte man im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung dieses Buch nennen.
2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker und -wissenschaftler den Roman zu einem der bedeutensten britischen Romane. Unter diesem Hintergrund, wäre es toll gewesen, hätte man sich konkreter an dem Stoff des Roman orientiert.
In der Serie Penny Dreadful wurde Victor Frankenstein und sein Monster noch einmal wirklich hervorragend interpretiert. In dem nunmehr diesem Review zu Grunde liegenden Victor Frankenstein- Genie und Wahnsinn- der mit einer Topbesetzung und einer wirklich hervorragenden Grundidee ausgestattet ist, wurde für mich persönlich leider doch einiges an Potential verschenkt.
Aber mal von Anfang an. Die Geschichte die zur Erschaffung Frankensteins Monster führt beginnt im England des 19. Jahrhunderts. Victor ist zufällig im Zirkus auf der Suche nach Exponaten für seine Experimente, da stolpert er über den bis dahin namenlosen Buckligen,
der im Zirkus als Pausenclown sein Leben fristet. Victor befreit den scheinbar mit einem genialen Verstand ausgestatteten Buckligen und nimmt ihn mit nach Hause.
Dort führt Victor den Buckligen in sein zu Hause ein und nennt ihn nun Igor.
Beide machen sich nun an die Arbeit zur Erschaffung des Frankensteins Monster.
Soweit die grundsätzliche Story.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass im Roman niemals ein Igor auftrat. Das ist nun nicht so tragisch, kam Igor doch als Buckliger auch schon in anderen Verfilmungen vor.
Das Buch möchte im Jahre 2015 natürlich modern interpretiert werden. Das hat man auch schon mit anderen Lietraturfiguren wie z. B. Sherlock Holmes ebenso gemacht und eine rasante Inszenierung dargeboten. Mit dem scheinbar demnach auch an Guy Ritchie orientiertem Film Artwork aus Sherlock Holmes wagt sich der Regisseur Paul McGuigan auf ein schwieriges Terrain, denn nichts ist schwieriger als einen anderen Regisseur zu kopieren. Der Film startete wirklich vielversprechend und die Rasanz hatte schon einiges, denn das Overacting von James Andrew McAvoy machte auch in der ersten Hälfte noch Laune, die Storyentwicklung war ganz in Ordnung, zwar weit weg vom Original und etwas zu hastig aber noch gut. Man bekam für alle Aktionen des Wissenschaftlers
auch nachvollziehbare Erklärungen. Der Film macht jedoch leider den Fehler und gewichtet die Rolle des Daniel Radcliffe als Igor zu stark und versteckt Frankenstein förmlich in seinem Labor. Zudem baute man noch zwei Nebengeschichten mit ein um auch eine weibliche Rolle im Film zu etablieren. Das Frankenstein sich hier abseits des Rechtssystems bewegt ist klar und so ist es scheinbar logisch das die Polizei ihm habhaft werden will und sich dann aber in einen religiösen Wahn versteifend etwas überzieht. Im Film übernimmt neben Igor, der als Gehilfe auch auf Frankenstein einzuwirken versucht, das Gesetz den Mahner hinsichtlich des Eingriffs in die Natur. Frankenstein ist förmlich besessen von der Idee und man bekommt am Ende auch ein Motiv für sein Handeln. Alles das scheint aber weit weg vom eigentlichen Buch, wenn auch die Essenz durchscheint.
Zu wenig vertraute man auf die Kraft des Buches selbst und darauf die eigentliche Geschichte stärker zu gewichten und den durchaus nachvollziehbaren genialen Wahnsinn dem Victor Frankenstein scheinbar verfallen sein muss eine echte Hauptrolle zu geben. Daniel Radcliffe als Igor ist hier scheinbar der Protagonist und erhält im Verhältnis zu McCavoy viel Screentime.
So verliert der zudem auch etwas zum Overacting getriebene McCavoy als Frankenstein etwas die Kontrolle über seine Rolle. McCavoy ist bekannt dafür, das er sich genial in seine Rolle hineinversetzt, das macht er auch hier mit Pravour. Nur hätte der Regisseur ihn in einigen Szenen etwas zähmen müssen.
Paul McGuigan springt mehrfach leider zu abrupt in die durchaus nicht uninteressanten Nebengeschichten, diese schaffen es jedoch nur schwer eine generische Verbindung zum Film aufzunehmen. Die Liebesgeschichte bleibt etwas zu schemenhaft, und hätte, wenn sie schon etabliert ist zu Gunsten der Polizeiarbeit mehr Screentime bekommen können. Zum Ende hin entwickelt sich der Film zu einer schnell abgehandelten Action Overkill Geschichte, die jedoch zumindest visuell überzeugen kann.
Insoweit muss man dem Regfisseur dennoch ein Kompliment machen. Visuell ist der Film wirklich ein Knaller, die Kostüme und die gesamte Ausstattung ist ganz großes Kino und das kann dann auch etwas entschädigen für die doch etwas überdrehte und verworrene Storyentwicklung.
Das Bild ist wirklich Top und schafft fast die volle Punktzahl. Die Farben sind der Zeit angemessen, schmutzig Braun gehalten, dennoch klar und das Bild ist rattenscharf Der Kontrast und der Schwarzwert in den vielen dunklen Szenen ist zudem tadellos.
Der Schwarzwert auf meiner Leinwand ist sehr gut und so machte das Bild inclusive das Bilddesign wirklich Spaß beim Schauen.
Der Surroundsound ist gut, jedoch wirkt er manchmal etwas frontlastig abgemischt. Nur in einigen Szenen kommen die Rears gut zur Geltung. Der Ton ist kraftvoll und in einigen Szenen kommt auch der Sub etwas zu tun. Das Finale ist tonal ebenfalls gut austariert. Nur insgesamt bleibt der Sound dennoch hinsichtlich der Filmanlage etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Ansichtssache
Film: 3,2 von 5 ( hier wurde leider Potential verschenkt)
Bild: 4,5 Von 5 ( das Bild kann ein Sichtungsgrund sein)
Ton: 3,8 von 5 ( hier wäre mehr möglich gewesen)
Fazit:
Ein Film mit guten Ansätzen der wirklich gut startet und die knappe Hälfte durchhält, sicher das Buch ist auch Fantasy, jedoch wird es hier zum Ende hin etwas übertrieben und man entfernt sich zu weit vom eigentlichen Buch, hier fällt der Film dann auch ab und konzentriert sich mehr auf visuelle Actionelemente als auf die Story. Scheinbar war das Buch hier nicht genug. Insoweit ist hier ein Film für Actionfans mit Sinn für Schauwerte ohne größeren Bezug zum Roman entstanden, der einfach dem Bereich Fantasy zugerechnet werden kann. So betrachtet ist Victor Frankenstein durchaus gelungen.
in diesem Sinne
Eure
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Kommentare
Das Setting ist großartig und man ist während des gesamten Films in der Epoche gefangen. Das Igor mehr Screentime hat als in anderen derartigen Verfilmungen fand ich nicht wirklich schlimm, daß Verhältnis Igor zu Victor empfand ich in etwa gleich, wenngleich Igor eben noch die Nebenstory inne hatte.
Das Finale war mur sann auch ein wenig zu over the top! Hier wäre weniger auf jeden Fall mehr gewesen!!
Fazit: aufgrund der Thematik und der Schauwerte durchaus gute Unterhaltung, obwohl jeder, der den Film guckt wohl Grund hat, daß eine oder andere zu bemängeln. Alles in allem geht der Film in Ordnung und diejenigen, die dem Stoff etwas abgewinnen können, sei der Film durchaus empfohlen!
Das Review hier gibt den Film hervorragend wieder und kann daher sehr gut als Referenz zur Entscheidungsfindung herangezogen werden!
Hab keine riesigen Erwartungen, aber ich mag Filme aus der Zeitepoche aufgrund des Settings sehr gerne! Gehe also deshalb davon aus, gut unterhalten zu werden.
Wie sagte der Kaiser immer: Schaun mer mal! ;-)
Danke für dein sehr lesenswertes Review.
Deinen Blog zu Penny Dreadful hab ich mit Begeisterung gelesen. Klang wirklich fantastisch!
Hoffen wir tatsächlich, dass so abwegige Methoden nur Fiktion bleiben.
Dein Blog war nach meiner Frankenstein-Sichtung perfekter Lesestoff! Dank Dir!
Penny Dreadful kann ich Dir wirklich empfehlen. Ich hatte dazu ja auch einen Serie Blog verfasst. Frankensteins Monster ist hier ständiger Bestandteil der Serie.
Ist die Sichtung von Frankensteins Braut Zufall oder hat Dich der Film hier dazu inspiriert?
Mit deiner Penny Dreadful Vorgeschichte, macht es sich wohl gut, weiter in diese Themenwelt abzutauchen. Echt toll!
Wo du jedoch meinst, dass wir heute schon Leben erschaffen, ist mir nicht bewusst? Spielst du auf geklonte Tiere an, oder die ethische Verkorkstheit, sich genetisch ein Baby zu züchten? Denn totes Gewebe können wir bisher Gott-sei-Dank noch nicht beleben, oder hab ich was versäumt?
Dass die Story jedoch als Analogie zu Prometheus gilt, find ich genial. Der Mensch sollte sich teilweise nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Btw.: Gerade gestern hab ich "The Bride of Frankenstein" geguckt. :)