Moulin Rouge von Baz Luhrman
Ich hatte mal wieder Lust dazu mich einem Klassiker der Musicals zu widmen, der eigentlich m.E. in jede gut sortierte Filmsammlung gehört, denn Nicole Kidman und Ewan McGregor in einem Musical, wer hätte das im Jahre 2001 gedacht. Baz Luhrman, der mit Moulin Rouge seine Red-Curtain Trilogie abschloss, hat hier ein Kleinod der Filmkunst geschaffen, der sowohl kitschig, frivol als auch sinnlich daher kommt. Zudem ist der Anachronismus der Musik unverkennbar und auch heute noch trotz der eher dem Ohrwurm Genre beheimateten Musikstücke für mich immer noch ein Ohrerlebnis der ganz besonderen Art.
Als ich diesen Film zum aller ersten mal gesehen habe, war ich sofort vernarrt ihn ihn und musste mir später auch die Special Ausgabe der DVD kaufen. Später kam dann natürlich die jedoch leider etwas lieblos dargebotene Blu Ray Disc dazu. Egal ich habe ja die DVD Fassung immer noch in meinem Regal.
Baz Luhrman, der im Jahre 1992 mit Strictly Ballroom – Die gegen alle Regeln tanzen, seinen ersten wunderbaren Liebesfilm als Regisseur präsentierte und im Jahre 1996 mit Romeo + Juliet seine zweite außergewöhnliche Verfilmung einer wohl jedem bekannten Lovestory auf die Leinwand brachte, schaffte mit Moulin Rouge aus dem Jahre 2001 seinen Höhepunkt des damaligen Filmschaffens. Dieser Film ist ein echtes Meisterwerk mit grandiosen Interpretationen von Police, Elton John, Madonna und vielen anderen weltbekannten Künstlern, die ohne Playback gesungenen Musicalstücke der grandios aufspielenden Nicole Kidman als Kurtisane sowie einem wunderbaren Cast entführen einen in die Unterwelt des Cabaret. Dieser zauberhafte Musicaldome mit einer schönen Inszenierung den phantastischen Kostümen der irren Masken und den elustren Gestalten öffnet einem die Sinne, man nimmt den Duft des Ortes der Handlung wahr und nimmt somit teil an dem tragischen Julia und Romeo Drama, das eingebunden in ein Eifersuchtsdrama den Zuschauer bis zum Schluss mit einer atemberaubenden Tempogeschichte fesselt.
Christian (Ewen McGregor)
ist ein mittelloser Schriftsteller und als Autor in Paris gerade angekommen. Er möchte in dem bekannten frivolen Theater Moulin Rouge
als Autor arbeiten. Satine (Nicole Kidman),
ist der Star der Show der legendären frivolen Unterwelt. Satine soll den Duke of Worchester
dazu bewegen eine Show im Moulin Rouge zu finanzieren, da dem Besitzer Zidler (Jim Broadbent)
des Theaters das Geld dazu fehlt. Hierzu soll sie den Duke umgarnen und ihn so bei der Stange halten.
er Duke, der sich ein Techtel Mechtel mit der Satine erhofft beißt an. Christian wird engagiert und verliebt sich sofort in die wunderschöne Satine. Als Satine Christians Liebe erwidert, dessen Handlung ein Abbild der realen Ereignisse darstellen wird, gerät das Projekt jedoch in Gefahr, denn der Duke ist rasend eifersüchtig. So nimmt das Drama seinen Lauf.
Baz Luhrman der in seiner Laufbahn als Regisseur bis dahin keine Kompromisse kennt, inszeniert hier eine rasant angelegte unkonventionell daher kommende Story um die große Liebe und den Verlust. Luhrman gelingt hier mit einem Musical, welches eine ganz besondere Aura verbreitet ein großer persönlicher Erfolg und heimste 2002 sogleich 2 Oscars für das Bestes Szenenbild
und Beste Kostüme
ein Zudem gab es noch Nominierungen für die Beste Hauptdarstellerin: Nicole Kidman, Beste Kamera,
Bester Filmschnitt,
Bestes Makeup,
Bester Film
und Bester Ton.
So oft kann man sich also nicht irren. Die bitter-süße Geschichte einer zum Scheitern verurteilten Liebe im Paris des anbrechenden 20. Jahrhunderts endet in einem atemberaubenden Rausch der Sinne, der sämtliche Konventionen des Genres pulverisiert. Umso sonderbarer ist es, das Luhrman sich bis heute nur wenigen weiteren ausgesuchten Projekten widmet. Hierzu gehört z.B. Der große Gatsby.
Baz Luhrman arbeitet in seinen Filmen mit einer intelligent angelegten Wahrnehmungslatenz, indem er Handlungsmotive im Film aufnimmt deren Ausgang scheinbar vorher bekannt sind und setzt diese durch eine vollkommen unkonventionelle Montage aus Bild, Ton und Design neu zusammen und schafft es dadurch dem Zuschauer eine neue Sicht zu präsentieren. In einem Interview sagte er. „Wir wollen das Publikum wach halten, aber es darf sich nie in der Wirklichkeit wähnen“. Er bedient ich hierbei Versatzstücken aus Puccinis Oper La Boheme, die er selbst als Regisseur im Jahre 1990 im berühmten Sydney Opera House aufführte, La traviata sowie der Operette Orpheus in der Unterwelt. Hierbei verarbeitet er den Stoff nicht im klassischen Sinne , sondern verpackt ihn in wunderbare Musik Interpretationen bekannter Künstler und Lieder die jeder zu kennen glaubt. Hierdurch bekommt alles etwas vertrautes.
Die Lieder im Film:
The Sound of Music – Mary Martin
Lady Marmalade – Labelle
Because We Can – Fatboy Slim
Nature Boy – Eden Ahbez)
Complainte de la Butte – Georges van Parys, Jean Renoir
Rhythm of the Night – DeBarge
Material Girl – Madonna
Smells Like Teen Spirit – Nirvana
Diamonds Are a Girl’s Best Friend – Carol Channing
Diamond Dogs – David Bowie
Galop Infernal (Can-can) – Jacques Offenbach (Tune für Spectacular, Spectacular)
One Day I’ll Fly Away – The Crusaders
Children of the Revolution – T. Rex
Gorecki – Lamb
Come What May – Ewan McGregor & Nicole Kidman
Roxanne – The Police
Tanguera – Mariano Mores
The Show Must Go On – Queen
Like a Virgin – Madonna
Your Song – Elton John
Love Is Like Oxygen – The Sweet
Love Is a Many Splendored Thing – The Four Aces
Up Where We Belong – Joe Cocker und Jennifer Warnes
All You Need Is Love – The Beatles
Lover’s Game – Chris Isaak
I Was Made for Lovin’ You – Kiss
One More Night – Phil Collins
Pride (In the Name of Love) – U2
Don’t Leave Me This Way – Harold Melvin and the Blue Notes
Silly Love Songs – Paul McCartney und Wings
Heroes – David Bowie
I Will Always Love You – Dolly Parton
Und schafft es so die im Paris des Jahres 1900 angelegte Story auf wunderbare Weise mit der Popkultur der Neuzeit zu verbinden.
Zudem erzeugt das Musical ein Bildoverkill der ganz besonderen Art. Die sich ständig bewegende Kamerafahrten erzeugen eine gewisse Rastlosigkeit und spiegeln wieder, was der Zuschauer sieht. Man kann sich überhaupt nicht satt sehen an dieser kunterbunten schon fast kitschigen Bilderflut, trotzdem schafft es der Film die Waage zwischen Kitsch und Drama zu halten und den Zuschauer zu einem Voyeur der Sinnlichkeit werden zu lassen.
Das Bild zeigt sich von einer guten Grundstruktur, das durch viele Stilmittel geprägt ist, extrem schnelle Schnitte mit kurzem Überhang und durchaus gewollte Unschärfen enthält. Ähnlich dem bereits guten DVD Bild zeigen sich die gleichen stilbedingten Unschärfen dann auch hier, die im HD Master Verfahren nicht nachgeschärft wurden, hier hat Baz Luhrmann den visuellen Charakter der Kinoaufführung mit verbesserten Farben und einigen anderen im direkten Vergleich mit der DVD durchaus sehbaren Veränderungen auf die BD übertragen. Die stilbedingten Unschärfen stören aber keineswegs sondern geben dem Erscheinungsbild den Charakter des 19. Jahrhunderts. Die prächtigen kräftigen Farben, der Detailgrad sowie der saubere Kontrast und die teilweise Körnung tragen das Bild und geben ihm die Aura die es braucht um seine Wirkung zu entfalten. Die vielen schönen scharfen Close ups von Nicole Kidman sind bereits sowie die unnachahmliche Erotik von Nicole machen diesen Film bereits zu einem Must have. Die Darbietungen aller Protagonisten und hier kann ich keinen Ausfall erkennen ist für mich einzigartig.
Der Sound spricht Bände und ist einfach grandios. Die Musicalsongs von Police, Elton John sowie Madonna sind sehr schön inszeniert, sowie der gesamte Soundtrack mit der ostasiatischen Klangstruktur ist einfach zum Zungeschnalzen. Auch im deutschen DTS ist der Score kräftig und raumfüllend abgemischt, sodass keine Eifersucht zwischen den Speakern aufkommt und sich somit alle Speaker an dem Specatular Spectacular laben können.
Ansichtssache:
Film: 5 von 5 (Für jeden Musical Fan ein Pflichttitel)
Bild: 4 von 5 (sehr ausgewogen mit leichten Schwächen im Schwarzwert)
Ton: 4,5 von 5 ( Hervorragender zum mit den Füßen wippenden Soundtrack )
FAZIT:
Baz Luhrman hatte hier sein Meisterstück abgliefert und ein Kaleidoskop an Farbenpracht, Songkultur, Komödie und ganz großer Drama hingelegt. Ein Musical, das den Namen auch verdient, ein durchgeknalltes Musical-Action Spektakel, das unbedingt in jede Sammlung gehört und dann öfter im Player landet. So schön und betörend hat man Nicole Kidman danach nicht mehr gesehen.
In diesem Sinne
Eure
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Kommentare
Ja so geht das, des einen Freude ist des anderen Frust.
Ich hoffe, aber doch, ďas Du trotz der von Dir festgestellten persönlichen Schwächen noch etwas Spaß am straighten Spiel der Akteure hattest.
Hinsicht unserer Freundschaft mach Dir mal keine Sorgen. Ich finde es toll, das Du Dich so mit dem Musical auseinander gesetzt hast.
Interessant wäre noch gewesen, ob Deine Frau auch so darüber denkt wie Du.
Vielleicht gibt\'s Du dem Film irgendwann noch einmal eine Chance und es macht dann trotz des Overacting von Nicole Klick.
Es wurde eine Flasche Rotwein geöffnet, die Hintergrundbeleuchtung am TV angepasst und der Film wurde im Beisein meiner lieben Ehefrau gestartet!
Um mal gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: ich war ziemlich enttäuscht, der Film hat mir nicht wirklich gut gefallen!
Woran liegt das?
Zum einen wußte Baz Luhrmann nicht, ob er eine Komödie, einen Liebesfilm, ein Drama oder ein Musical drehen wollte!!! Er springt unentwegt zwischen den Genres hin und her und hat deshalb überhaupt keine klare Linie!
Die ersten zwanzig Minuten kann ich nur als heilloses Durcheinander bezeichnen: hier ist dem Zuschauer nicht wirklich klar, wohin die Reise geht, da er durch die große (!) Hektik in den Szenen komplett verwirrt wird. Es ist keine klare Choreografie erkennbar, alles geht superschnell und man hat den Eindruck, daß er so viele unterschiedliche Tanzszenen wie möglich zu so vielen kurzen unterschiedlichen Liedpassagen wie möglich unterbringen wollte. Dabei paßt oft das Tempo der Tänze nicht zum ausgewählten Lied, i. d. R. war der Tanz zu schnell.
Dann kam Nicole Kidman zum ersten Mal ins Bild und trat in Fußstapfen, die ihr um einige Nummern zu groß waren: "Diamonds are a girls best friend", das wir alle mit Marilyn Monroe in Verbindung bringen (auch wenn es im Original von Carol Channing ist, aber wer kennt die/das schon!?... Apropos: Ist die eigentlich mit Caroline Channing aus Han\'s Diner bzw. Max hausgemachten Cupcakes verwandt???)!
Und ehrlich: hier war ich ernsthaft versucht, daß Experiment zu beenden und den Film raus zu nehmen - aber nein, ich habe eine Gesamteinschätzung versprochen, also mußte ich auch durchhalten und den Film bis zum Ende gucken.
Die fragwürdige durch Nicole Kidman dargebotene Gesangseinlage wurde dann sogar noch durch ihr grauenhaftes (es tut mir leid, ich kann das nicht freundlicher formulieren) Overacting in den darauf folgenden Szenen im "Elefanten" überboten: ob dieses Rumgezappel dort nun ihre Idee als Schauspielerin war oder eine Anweisung des Regisseurs, es ist in beiden Fällen eine schlechte Wahl und hatte zur Folge, daß mein Finger der Stopptaste auf meiner Fernbedienung erneut verdächtig nahe kam.
Die Oscarnominierung für Frau Kidman ist mir absolut schleierhaft und man kann nur von Glück sagen, daß Sie ihn nicht bekommen hat, denn das wäre ein Schlag ins Gesicht ihrer Mitnomminierten (und der Gewinnerin Halle Berry für "Monsters Ball").
Dann war da noch der "narkoleptische Argentinier", der gemäß der Aussagen seiner Kollegen aus der Theatergruppe ständig in Ohnmacht fällt - was der Grund dafür ist, daß Christian (Ewan McGregor) seine Position überhaupt einnimmt. Im weiteren Verlauf des Films ist davon nicht mal in Ansatz was erkennbar und er meistert auch die längsten Tanzszenen ("Roxanne") ohne Probleme, nur um dann genau im richtigen Moment ohnmächtig zu werden, damit besagter Christian in der Schlussnummer seinen Platz einnehmen kann... ja nee, iss klar!?!?
Bevor ich es mir nun mit meinem Buddy hier komplett verscherze (es wären noch mehr Dinge zu nennen, die nicht funktionierten)... was war positiv?
3 Dinge haben mir sehr gut gefallen:
Die Gesangspassagen von Ewan McGregor waren wesentlich besser, als ich im Vorfeld erwartet hatte - er hat seine Sache wirklich gut gemacht ("Your Song"!)!
John Leguizamo (einer meiner Lieblinge) war als Toulouse Lautrec nicht als er selbst zu erkennen, obwohl ich einige Male dachte er wäre es bin ich immer wieder davon abgekommen. Hut ab vor den Machern!
Das Erkennen der vielen z. T. nur gesprochenen Liedpassagen der unterschiedlichen Künstler hat Spaß gemacht... und ich habe beileibe nicht alle erkannt!
Fazit:
Moulin Rouge ist weit hinter meinen Erwartungen zurück geblieben und hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, so daß davon auszugehen ist, daß er kein zweites Mal den Weg in meinen Player findet!
Dennoch freut es mich für CT, daß er (und einige andere wohl auch) diesem Film soviel abgewinnen können... denn so soll es auch sein: unterschiedliche Filme lösen bei unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Geschmäckern unterschiedliche Gefühle aus! Und ist das denn nicht der Reiz der Filme!? ;-)
Zusatz:
Um meinen "Glauben" (hihi) in gute Musicals gleich wieder herzustellen, habe ich unmittelbar im Anschluss meinen Liebling wieder reingeworfen: "Chicago"!
Und alles war wieder gut!
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden... ;-)
Die Sichtung mag vielleicht noch ein wenig dauern, aber ich komme dann darauf zurück und werde hier dazu berichten. ;-)
Das Beatles Filmmusical "Across the Universe" möcht ich empfehlen und in den erst gesehenen Classic "Little Shop of Horrors" (1986) hab ich mich sofort verliebt. Was mir trotz famoser Songlist auf die Nerven ging, war leider "Rock of Ages".
Mein Lieblings-Musical-Film: "Chicago" !!! *Daumen hoch*