Monuments Men

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23. Februar 2015

 




Wieder einmal einer der Filme der sein Fett weg bekommen hat und deshalb bei mir einen besonderen Blick wert ist.
Was wirft man dem Film denn eigentlich vor.
Er sei zu plakativ, mäandert zwischen Satire Komödie und ernstem Kino hin und her, sei zu schnell geschnitten, zu hastig erzählt und insgesamt zu unentschlossen in seiner Erzählstruktur.
Das ist natürlich insgesamt wirklich starker Tobak und wird die Kritik dem Film eigentlich gerecht?
Eines muss ich voranschicken.
Meine Junior und ich haben den Film erst zur späten Stunde in den Player gelegt und wollten auch kein großes Krach Bumm Kino sehen um diese Zeit, ich zumindest nicht.

George Clooney hat hier einen großen Trupp an erstklassigen Schauspielern für diesen Film verpflichten können und der Trailer zum Film erzeugte demnach eine große Vorfreude, war man doch versucht zu glauben es handele sich hierbei um eine Art Ocean 11 Film.
Wer den Film der übrigens rund 70 Mio. US Dollar gekostet hat und soweit bekannt umgerechnet 155 Mio. US Dollar eingespielt hat, mit dieser durchaus nachvollziehbaren Erwartung gesehen hat, der muss gewissermaßen enttäuscht sein.
Ich bin mittlerweile bei Trailern eher vorsichtig oder schaue mir Trailern von Filmen, die ich im Kino sehen möchte wenn möglich erst danach an.
Das klappt natürlich nicht immer.
Dieser Film ist ein Versuch einmal einen etwas anderen Blick auf die neuste Geschichte zu lenken und auch wenn er etwas plakativ, sozusagen für das etwas größere Publikum produziert wurde, ist dem Film doch eines gelungen.
Perfektes Timing.
Immer noch werden abertausende von Kulturgütern im Wert von Milliarden Euro vermisst. Damit trifft MONUMENTS MEN eine aktuelle Thematik, die durch den Fund von 1.400 Kunstwerken in München wieder in Gang gesetzt wurde. Unter den Fundstücken sollen sich Meisterwerke von Marc Chagall, Max Liebermann, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Edvard Munch, Emil Nolde und Albrecht Dürer befinden.
Die Smithsonian Archives of American Art
 besitzt die persönlichen Aufzeichnungen und Ton Aufnahmen von mehreren wichtigen Monuments Men, darunter George Leslie Stout, James J. Rorimer, Walker Hancock und Thomas Carr Howe.
  Zeigt das doch auch, das die Folgen des zweiten Weltkrieges auch nach 70 Jahren noch immer sichtbar sind.
George Clooney, der ein Freund der Frühzeit des Hollywood Kinos ist, hat mit dem Film „Ein verlockendes Spiel“ schon dieser Zeit seine Aufwartung gemacht und hier steigt er in  die Kriegsfilm Ära der 60er und 70er Jahre ein, in die man sich sofort hineinversetzt fühlt. Film wie „ Das dreckige Dutzend oder Gesprengte Ketten“ standen hier bestimmt Pate bei dem in Deutschland an vielen Originalschauplätzen gedrehten Films.
Sicher ist der Film kein Action Feuerwerk. Er ist gut gemachtes leichtfüßiges Erzählkino, ohne einen grandiosen Spannungsbogen, der vermutlich auch gar nicht zur Thematik gepasst hätte. Die Story ist aufgrund der Gesamtthematik natürlich komplex und schwer in einem Film mit annehmbarer Laufzeit umzusetzen und jeder kann hier natürlich einiges vermissen.
Der letzte überlebende Monuments Man, Harry Ettlinger, war Gast der Filmpremiere auf der Berlinale und war absolut begeistert von dem Film.
http://www.monumentsmenfoundation.org/intl/de/

Bilder:






















Eigene Sicht:
Der Film hat eine wirklich starke Thematik und ist es durchaus wert erzählt zu werden. Das versammelte Starensemble wird von Clooney grandios und sehr detailliert in Szene gesetzt. Der Versuch den Film sowohl als Drama als auch als eine Art mit Augenzwinkern inszenierte Komödie zu gestalten funktioniert nicht immer, da die Thematik dafür vielleicht doch zu ernst ist. Sie wirkt manchmal etwas deplaziert, ist aber ein Versuch das Ganze etwas lockerer darzubieten. Dennoch sind auch ein paar Schmunzler dabei, die mir gefallen haben. Die dramatischen Momente sind dann auch etwas zu sehr gedämpft und hätten ruhig mit mehr kraft inzeniert werden können, es war nun mal Krieg und das was die Stimme aus dem Off sagte, hätte man auch ruhig einmal zeigen können.



Es waren auch nicht nur diese Monuments Men die im zweiten Weltkrieg unterwegs waren. Insgesamt waren es 345 Monuments Mens aus 13 Länder, die Hitler einige seiner "Schätze" wieder entzogen haben sollen.




Diesem Gesamtanspruch kann ein solcher Film aber nicht gerecht werden und es bleibt somit ein Kratzen an der Oberfläche und man hat sich somit auch auf eine kleine Gruppe von 7 Monuments Men beschränkt, wobei sich Clooney hier auf die Truppe um Frank Stokes konzentriert. Der nicht Geschichtsbewanderte kann nun den Eindruck bekommen, als ob nur diese Sieben Helden das alles vollbracht hätten. Das wäre natürlich vermessen.


Ein großartiges Ensemble hat Clooney für seinen Film versammeln können mit Bill Murray, John Goodman, Matt Damon, Cate Blanchett, Jean Dujardin, dazu noch Justus von Dohnanyi. Hierdurch wurden natürlich besondere Erwartungen geweckt, die der Film bei manchem jedoch schuldig blieb.
Die etwas plakative Art der Inszenierung ist vermutlich dem amerikanischen Publikum geschuldet, da dieses die europäische Geschichte nicht so verinnerlicht hat, als das man es hier zu sehr mit Details überfrachten wollte, damit das Publikum noch alles nachvollziehen kann. Auch gibt es immer wieder einige Erklärungen zum Thema. Ist es wert ein Menschleben für die Kunst zu opfern. Die Message im Film reicht ihm hier scheinbar nicht.




Sicher ist der Film historisch nicht ganz korrekt. Ich habe zwar das Buch nicht gelesen, jedoch konnte man aus verschiedenen Quellen erfahren, dass der Film und die Buchvorlage an vielen Stellen historisch nicht korrekt sein sollen. Bereits die Haager Landkriegsordnung schrieb 1907 den Schutz von Kulturgüter vor. Auch die Deutschen waren natürlich daran interessiert. Kunstkulturgüter in irgend einer Form zu schützen, haben diese Form des Kulturschutzes nur anders interpretiert und sind massiv gegen moderne Kunst vorgegangen, das wird im Film leider nicht angesprochen. 
Eine der Aufgaben war es, Kunst vor Kriegseinwirkungen zu schützen, u.a. durch vorsorgliche Auslagerung in sichere Depots. Hier boten sich Bergwerke natürlich an. Florenz wurde von den Deutschen beim Rückzug nicht zerstört, vielmehr wurde es (ebenso wie z.B. Rom) zur sogenannten offenen Stadt erklärt und vom Militär, frei gehalten um Zerstörungen von den unermesslichen Kulturgüter die Rom hat zu schützen. Das wichtigste und historische einmalige Verdienst der Monument Men bleibt es, dass eine Alliirtenmacht Kunst nicht  beschlagnahmt hat, sondern nach Kriegsende mit großem, mehrjährigem Aufwand so weit wie damals möglich den Besitzern zurück gab.

Bild:
Das Bild ist hervorragend und entspricht den Erwartungen an ein HD Bild in vollem Umfang. Die Farben sind eher neutral und etwas entsättigt als zu plakativ, Kontrast und Schwarzwert sind in Ordnung, wobei der Schwarzwert in einigen Szenen einem sehr dunklen Grauwert weichen musste. Das kann aber auch ein genutztes Stilmittel sein um auch in dunkle Bildbereiche noch Durchzeichnung zu bringen. Insgesamt hervorragend fast dreidimensionale Schärfe.

Ton:
Der Ton liegt in deutschem DTS 7.1 vor und macht auch eine gute Figur. Sehr raumgreifend und dennoch fast so unauffällig, das man den Eindruck erhält direkt in der Szenrie zu stehen. Das gelingt nicht jedem Surroundsound, der vermehrt auf Dialoge setzt. Hierbei macht aber auch der Filmscore eine gute Figur und unterstützt in seiner etwas aus den 70er Jahren entliehenen Soundstrukturen, den Film sehr gut.

Ansichtssache
Film: 3,8 von 5 ( da er sich nicht genau entscheiden kann, was er eigentlich sein möchte)
Bild: 4,5 von 5 (etwas Schwarzwert hat noch gefehlt)
Ton: 4 von 5 ( eigentlich sehr gut passend zum Film)

Fazit:
Ein Film, der die Gemüter spaltet. Die einen wollen einen geschichtsnäheren Film, die anderen mehr Action und der Rest ist durchaus zufrieden mit dem Ergebnis.
Hier muss sich jeder selbst ein Bild machen und die Geschichte auf sich wirken lassen.

In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly


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Guten Abend CT.
Vielen Dank für deinen authentisch und sorgfältig recherchierten Filme Blog.
Was mir besonders gefällt sind die Gegenüberstellungen der Historischen- und Darsteller- Film Fotos.
docharry2005
23.02.2015 um 22:43
#2
Finde auch das es wert is, diese historische "ART" - auch wenn sie mehr hintergründig passierte - zu erzählen! Auch wenn der Film mehr gemütlich und an gewissen Stellen etwas lahm daher kommt, eben keine große Pointe etc. bringt, so ist sie gut besetzt, gespielt und auch toll anzusehen!

Deine Erwähnung dessen, dass diese Mischung aus lockerem Humor und ernsthaftem Krieg nicht immer funktioniert, würde ich genauso sehen. Das muss man hier eben hinnehmen, habe es aber keineswegs bereut ihn zu sehen! Und von diesen Taten war ich sogar beeindruckt, weshalb ich den Film für völlig gerechtfertigt halte.

Ein tolles Review, wirklich gelungen.
MoeMents
23.02.2015 um 21:51
#1

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