Interstellares Großereignis
Diesen Film wollte ich um nichts in der Welt im Kino verpassen, so habe ich mich wirklich kurzentschlossen am ersten Spieltag um 16:00 Uhr ins Kino gesetzt.
Der Film dauert fast 170 Minuten und ist somit schon einmal ein echtes Zeitkaliber, wird dieser Zeitaufwand aber auch dem Filminhalt gerecht und erwartet mich hier ebenfalls ein echtes Blockbusterkaliber.
Das galt es gestern zu ergründen. Hierfür musste ich weite Wege zurücklegen. Bis zum Saturn musste ich Reisen in Wurmlöcher griechen,
mich von riesigen Wellen umspülen lassen,
im Kryoschlaf liegen
und zu alle dem auch noch Kontakt zur Familie halten, die nicht weiß, wo man sich befindet und ob man noch existiert.Zudem galt es riesige Zeiträume in kurzer Zeit zu überbrücken. Den Eintritt in dieses Science Fiction Spektakel habe ich mir natürlich schon vorher online besorgt.
Eigentlich schade, hatte ich doch früher immer noch einen schönen Smaltalk mit einer netten Kartenverkäuferin, das fällt damit natürlich weg. Man steht an einem kalten Automaten, hält seine EC Karte davor und die Karten flattern einem sprichwörtlich entgegen. Wenn das nicht romantisch ist.
Ich habe im riesigen Kino 4 des Cinedom in Köln gebucht und wir nehmen in Reihe 15 auf Platz 21 und 22 unsere Weltraumplätze ein.
Dieser Abstand ist aus meiner Sicht ideal, da man genau auf der Bildhöhenmitte sitzt, quasi im Zentrum des Wurmlochs. Das Kino (Raumschiff) selbst ist ja schon einmal eine echte Erscheinung und mit einer Sichtöffnung von über 20 m breite und etwa 10 m Höhe in die ewigen Weiten des Weltalls und das alles im 21:9 Format, wird man schön etwas ehrfürchtig.
Woher kommen wir?
Was macht uns aus?
Existiert eine höhere Macht jenseits unserer Vorstellungskraft?
Das sind Fragen die die Menschheit schon seit ewigen Zeiten bewegt und auf die wir bis heute keine zufriedenstellenden Antworten gefunden haben.
Sind wir alleine in der Unendlichkeit des Universums?
Gibt es Planeten auf denen Leben so wie wir es kennen möglich ist?
Sind wir einzigartig?
Der Mensch steht am Wendepunkt seines Daseins. Die Menschheit stirbt. Langsam, aber scheinbar unausweichlich. Das Klima hat sich verändert,
es gibt massive Stürme,
Ernten fallen aus,
die Nahrungsmittel werden immer knapper, Wissenschaft und Staat haben sich zurückgezogen, so scheint es. Eigenversorgung ist das einzige Mittel zum Überleben. Cooper ist Vater von zwei Kindern, Murphy
und Tom.
Er lebt zusammen mit seinem Schwiegervater auf einer Maisfarm im Getreidegürtel der USA. Seine Frau ist verstorben. Cooper ist jedoch nicht als Farmer geboren, nein, er war Astronaut bei der NASA.
Ein unerklärliches Phänomen bringt ihn und seine zehnjährige Tochter einem Geheimnis auf die Spur: NORAD, das US-Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando, existiert entgegen der allgemeinen Annahme immer noch. Unter der Leitung eines alten Kollegen Professor Brand
wird im verborgenen von der NASA das Ziel verfolgt, die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Cooper lässt sich von der Notwendigkeit und der Tatsache, dass nur er noch da ist um diese Mission zu leiten, davon überzeugen und tritt den Weg in die Ungewissheit an.
Hierbei muss Cooper eine schwerwiegende Entscheidung treffen um das Ziel zu erreichen, er muss seine Familie zurücklassen und er weiß nicht, ob er jemals wieder zurückkehren wird.
Zum Abschied verspricht er seiner Tochter Murph und Sohn Tom, heil von seiner Mission zurückzukehren. So lässt sich in Interstellar die familiäre Bande über eine Entfernung von Tausenden von Lichtjahren, aufrechterhalten durch sporadische Videobotschaften.
Die Physik spielt dann in solchen Momenten keine Rolle. Gegen die Macht der Liebe können die Gravitationskräfte eines Schwarzen Lochs
nichts entgegensetzten. Der Film verknüpft das Thema Erinnerung mit dem Motiv des schieren Überlebenswillens. "Das letzte Bild, das der Mensch im Angesicht seines Todes vor Augen hat", erzählt ein einsamer Raumfahrer, den Coopers Crew auf ihrer Reise aufliest und der in keiner Castliste aufgetaucht ist, ist das seiner Kinder".
Christopher Nolan geht mit Interstellar so weit wie kein anderer Regisseur vor ihm. Er überbrückt Raum und Zeit. Da schwebt eine Raumstation
vor einem gewaltigen Schwarzen Loch, das von einem gigantischen Staubkranz umgeben ist und auf einem vertraut erscheinenden Wasserplaneten bilden sich kilometerhohe Flutwellen.
Der filmischen Imagination sind keine Grenzen gesetzt und Nolan besitzt die technischen Mittel sowie das Fachpersonal, seine Vision von fremden Galaxien in spektakuläre Bilder zu übertragen. Sind es doch die selben Bildkünstler, die auch schon bei Inception und Dark Knight mit dabei waren.
Pläne für den Film gab es bereits im Jahre 2006, damals hatte man noch Steven Spielberg für die Regie eingeplant. Das Drehbuch verfasste Jonathan Nolan. Erst im Jahre 2012 hatte man sich dann dazu entschieden, die Regiearbeit an Christopher Nolan zu geben, der mit Batman gerade Filmgeschichte geschrieben hatte.
Die Erwartungshaltung an einen Film in dem Christopher Nolan auf dem Regiesessel sitzt ist schon astronomisch hoch. Hier wird quasi die Quadratur des Kreises erwartet und als Fan von Stanley Kubriks 2001 Odysee im Weltraum ein neues Epos erwartet.
Der Film wartet nicht mit bahnbrechenden Effektgewittern auf, sondern ist ein emotionaler Meilenstein, der ohne den überbordenden Pathos, sich allein der Emotionalität hinzugeben versteht. Der Film ist zudem erst einmal ein sehr intimes Familiendrama, indem der Überlebenskampf der Menschheit symbolisch in Form des Schicksals einer Familie herausgestellt wird. Murph, seine Tochter, die die Gene seines Vaters geerbt hat, treibt das Programm zur Rettung der Menschheit als Erwachsene weiter voran.
Hierbei erkundet Nolan die Rätsel des Universums
und stellt hierbei die bereits oben aufgeführten Fragen in Form von überwältigenden grandiosen Bildern und einer Emotionalität dar, die man so von ihm nicht erwartet hat.
Zudem wartet der Film, wieder einmal mit einem grandiosen dem Film passenden Soundtrack von Hans Zimmer auf. Hans Zimmer hat vorher kein Drehbuch gesehen. Nolan hat im lediglich einen Brief vorgelegt, der sehr emotional gewesen sein soll. “Die eine Seite, die Chris an diesem Tag für mich schrieb, hatte eigenartigerweise kaum etwas mit dem Film zu tun. Es war ein sehr persönlicher Text, der eher auf meine eigene Geschichte abzielte. Er weiß, wie er mich berühren kann.” sagte Zimmer.
Herausgekommen ist wieder einmal ein unfassbarer Soundtrack mit der unverkennbaren Handschrift von Hans Zimmer, der den Film in allen Belangen unterstützt. Die Musik, soweit man das sagen kann, zieht einen direkt hinein in die Story und baut einen sehr schönen Spannungsbogen mit auf, der einen auch schon einmal aus dem Kinosessel hebt. Mal feinsinnig, mal massiv, mal expressiv, hebt sich dieser Soundtrack wieder einmal von den bekannten Soundmustern ab. Feine Klangstrukturen folgen vibrierenden Bassgewittern, denen man sich nicht entziehen kann. Feine Klaviertönen unterlegte Filmschnipsel, die das im Vergleich winzige Raumgefährt von Cooper und Co. vor den Ringen des Saturns zeigt. Nolan schafft es hier tonal, die gefühlsmäßige Gleichung des Filmes genau auszutrarieren.
Bild:
Das Bild im Kino 4 meines Kölner Lieblingskinos ist fast über jeden Zweifel erhaben. Fast,genau, Nolan hat hier mit verschiedenen Kameras herumgespielt. Er nutzte 35 mm Kameras, die die Szenerie etwas weniger scharf abbildet und dazu gesellen sich dann IMAX Aufnahmen mit 65 mm Kameras, die wirklich ultrascharf auf der Leinwand, die ganze Großartigkeit, der Aufnahmen offenlegt. Alles das passt zu dem dargebotenen sehr gut und so erkennt man die Handschrift von Nolan auch hier, der zu dem Film, dem Sound auch das Bild metaphorisch einbindet in die Gesamtstruktur des Filmes.
Ton:
Auch hier hat man wirklich gute Arbeit geleistet. Der Surroundsound ist im Kino 4 in Köln mit seinen 40 Lautsprecher sowieso schon der Wahnsinn und hier konnte der Sound atmen und seinen großen Raum präsentieren, der Ton stand immer genau richtig im Raum und es waren viele sehr gute Direktionaleffekte vorhanden. Der Bass war fulminant und kam bis tief in die Magengrube angeflogen und unterstütze die Szenerie vortrefflich. Der Score ist ebenfalls gut gewählt und unterstreicht die dystopische Grundstimmung des Films.
Ansichtssache:
Film:
4,5 von 5 (Nolan ist hier etwas Besonderes gelungen) Jetzt im Jahre 2015 vergebe ich 5 von 5 Punkten.
Bild:
5 von 5 (ohne Diskussion)
Ton:
5 von 5 (besser kann ein Sound nicht sein)
Fazit:
Einer der besten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Wer Science Fiction Filme mag und keine Angst vor Dystopien und der Relativität von Raum und Zeit hat sowie eine emotionale Gradwanderung erleben möchte, der ist hier richtig. Natürlich benötigt man hierfür etwas mehr Zeit um diese Zeitreise
zu überstehen, nämlich 169 Minuten um es genau zu sagen, begibt man sich in ein nolanisches Endzeitszenario und bekommt eine Gänsehaut-Mischung aus Hirn und Herz.
Der erste Nolan Film der auch berechtigtenweise als sentimental betrachtet werden kann.Es ist eine mutige, schöne kosmische Abenteuergeschichte mit einem Hauch des Surrealen und dem traumhaften und doch wird die Geschichte immer mit dem notwendigen Ernst erzählt wäre da nicht TRAS
(alle Bildrechte liegen beim Verleih)
der klobige Roboter.
Ein gigantischer Film für eine gigantische Leinwand.
In diesem Sinne
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly
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Kommentare
mittlerweile habe ich Interstellar natürlich auch in meinen Filmindus aufgenommen. In Kürze wird der Film auch noch einmal mein Heimkino beglücken und dann kann ich vielleicht einen erweiterten Blog darüber verfassen.
Zu DIR CT vielen Dank für deinen großartigen Blog.
so ist das, zwei Filmfreunde und zwei Meinungen.
Deshalb ist es immer von Vorteil, wenn man sich einen Film ansieht am besten wirkt gerade dieser Film in einem riesigen Kinosaal.
Was er bei mir auch muß, denn er hat meine (hohen?) Erwartungen spontan nicht erfüllt. Hatte ein Meisterwerk wie Matrix oder Inception erwartet, aber leider nicht bekommen.
Der Film ist "anders" - keine Frage -, aber reicht das, um mich zu überzeugen? Nach Sichtung im Kino muß ich dies ganz klar verneinen.
Das Ende hat mir nicht richtig gefallen. Diese "Entwicklung" der Menschheit im Großen und die von Cooper im Speziellen war mir zu konstruiert, zu aufgesetzt, um mich vollends zu überzeugen. Soll heißen: Die Auflösung dieses bis dahin guten und interessant gemachten Filmes war nicht meine und daher wird es der Film schwer haben, zu mir ins Regal zu wandern...
auf die Emotionalitat des Filmes muss man sich schon einlassen wollen, wenn man zu nüchtern an diesen Film herangeht und ständig hinterfragt, dann entgeht einem sehr viel.
Aber um da ein abschließendes Urteil zu bilden, werd ich mir den Film wohl noch mal im Heimkino zu Gemüte führen, denn vielleicht war ich auch gestern nicht in derRichtigen Stimmung für den Film ;) :D
Danke für den Blog, aber ich darf nichts lesen.