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Alles über Eva


Review – Alles über Eva (1950)
Schon lange habe ich eine Filmbox im Regal stehen, in denen Marilyn Monroe grundsätzlich die Hauptrolle spielt. Immer wieder wollte ich mir einen dieser ewigen Klassiker endlich einmal richtig auf meiner Heimkino-Leinwand ansehen. Jetzt war es soweit – die Büchse der Pandora ist geöffnet. Und ausgerechnet Alles über Eva macht den Anfang. Gerade hier hat Marilyn Monroe aber nur eine kleine Nebenrolle. Der Film ist mit sechs Oscars dekoriert, warum dieser Film überhaupt in der Box gelandet ist, könnt ihr am Ende des Reviews lesen..
Handlung & Figuren – Rivalinnen im Rampenlicht
In diesem umwerfend witzigen, aber zugleich gnadenlosen Hollywood-Klassiker von Joseph L. Mankiewicz spielt sich das wahre Drama hinter der Bühne ab. Eines Abends empfängt Margo Channing (Bette Davis) eine überraschende Besucherin in ihrer Garderobe: die schüchterne, ehrfürchtige Eve Harrington (Anne Baxter) – ein Fan mit großen Augen und noch größeren Ambitionen.
Was als freundliche Geste beginnt, wächst sich schnell zu einer gefährlichen Nähe aus. Eve wird ein fester Bestandteil in Margos Leben, doch schon bald merkt die Broadway-Legende, dass ihre neue „Freundin“ nicht einfach nur helfen will. Eve benutzt sie – und jeden in ihrem Umfeld – als Sprungbrett zum Ruhm. Selbst ein scharfzüngiger Kritiker, brillant gespielt von George Sanders, wird Teil dieses perfiden Spiels.
Erfolg ist für Eve kein Ziel, sondern ein alleiniger Lebenszweck. Für den großen Auftritt ist sie bereit, buchstäblich über Leichen zu gehen. Produzenten, Autoren, Schauspielkollegen – selbst die Menschen, die sie lieben – werden zu Schachfiguren auf ihrem Weg nach ganz oben. Alle halten sie für das, was sie vorgibt zu sein. Nur einer nicht. Das macht dieses Intrigenspiel bis heute so faszinierend.
Eigentlich wollte ich ja „einen Film mit Marilyn Monroe sehen“. Doch ihre Rolle fällt hier so klein aus, dass es fast schon ironisch wirkt. Und trotzdem ist es gut so. Denn Alles über Eva entfaltet seine Wucht vor allem durch Davis und Baxter, die sich hier gegenseitig an die Wand spielen.
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Inszenierung – Dialoge wie Rasierklingen
Mankiewicz beweist hier erneut, warum er zu den großen Autoren-Regisseuren Hollywoods zählt. Seine stiletto-scharfen Dialoge schneiden tiefer als jeder verbale Schlagabtausch moderner Produktionen. Alles ist präzise, pointiert, geschliffen – ein Drehbuch wie ein Uhrwerk.
Die Regie bleibt dabei angenehm unaufdringlich. Das fast kammerspielartige Setting konzentriert sich auf Gesten, Blicke, Machtverschiebungen. All About Eve ist einer jener Filme, in denen man am liebsten alle fünf Minuten auf Pause drücken möchte, nur um einzelne Szenen noch einmal zu genießen.
Für Davis bedeutete die Rolle eine Karriere-Renaissance; eine unvergessliche Interpretation, die bis heute als eine ihrer besten gilt.
Bedeutung & Spiegel der Zeit
Der Film ist gleichzeitig ein scharfes Porträt seiner Epoche. Eine Zeit, in der Männer im Showbusiness praktisch alles bestimmten und Frauen häufig wie Leibeigene behandelt wurden. Doch Mankiewicz zeigt auch die andere Seite: Frauen, die dieses Rollenbild unbewusst selbst stabilisierten, weil gesellschaftlich verankert war, dass man erst „mit einem Mann an der Seite“ eine vollwertige Frau sei.
Alles über Eva entlarvt diese Mechanismen, lange bevor man Sprache dafür hatte. Genau deshalb wirkt der Film heute fast modern: Er zeigt, wie hart, manipulativ und toxisch Kreativbranchen schon damals sein konnten.
Technik – Authentische Restaurierung ohne kosmetische Eingriffe
Bild und Ton spielten zur Entstehungszeit keine zentrale Rolle, weshalb man den Transfer aus heutiger Sicht nicht mit modernen Maßstäben messen darf. Für das Alter des Materials ist die Restaurierung aber ausgesprochen gelungen. Das teils weiche Ausgangsbild wurde nicht künstlich verschärft oder mit Filtern überzogen – sehr löblich. Das 1,33:1-Bild wirkt homogen, ruhig und angenehm filmisch. Etwaige Filmfehler wurden sauber entfernt.
Der Mono-Ton ist klar, ohne Rauschen oder Schwankungen. Da der Film ohnehin fast wie ein Kammerspiel funktioniert, vermisst man keinen Surround-Effekt. Die Dialoge stehen im Vordergrund – und genau das funktioniert tadellos.
Bewertung:
Film:: 4 von 5 (auch heute noch sehenswert)
Bild:: 3 von 5 (ok. für das Alter)
Ton: 2,5 von 5 (zeitbereinigt)
Fazit:
Ein ruhiges, fast kammerspielartiges Melodram mit enormem Tiefgang und zwei Hauptdarstellerinnen in absoluter Bestform. Ein Film, der nicht altert, sondern mit jedem erneuten Blick an Schärfe gewinnt.
Und ein Klassiker, der sich völlig zu Recht in meine Marilyn-Monroe-Box geschlichen hat – auch wenn er fast ohne Marilyn auskommt.

Ein Glücksfall, sonst wäre mir dieser Oscar-prämierte Schatz vielleicht nie begegnet.
Box
Die Box enthält folgende zehn Filme mit Marilyn Monroe:
Film (deutscher Titel) Originaltitel / Hinweise
Alles über Eva All About Eve — 1950
Niagara Niagara — 1953
Blondinen bevorzugt Gentlemen Prefer Blondes — 1953
Wie angelt man sich einen Millionär? How to Marry a Millionaire — 1953
Fluss ohne Wiederkehr River of No Return — 1954
Rhythmus im Blut There’s No Business Like Show Business — 1954
Das verflixte 7. Jahr The Seven Year Itch — 1955
Bus Stop Bus Stop — 1956
Manche mögen’s heiß Some Like It Hot — 1959
Misfits – Nicht gesellschaftsfähig The Misfits — 1961
Anmerkungen zur Auswahl
Die Box mischt Hauptrollen und – wie im Falle von Alles über Eva – auch frühe (Neben-)Rollen von Marilyn.
Damit erhält man laut Hersteller „zehn ihrer besten und populärsten Filme“, also eine Art „Best-Of+“: Klassiker, die ihre Karriere geprägt haben, und Meilensteine der 50er/60er.
Die Auswahl deckt verschiedene Genres ab:
Genres der Filme in der „Forever Marilyn“-10-Film-Box
1. Niagara (1953)
Genre: Film Noir / Thriller / Drama
Ein dunkler, stilistisch typischer Noir-Thriller mit Eifersucht, Intrigen und einer düsteren Grundstimmung.
2. Blondinen bevorzugt (Gentlemen Prefer Blondes, 1953)
Genre: Musical-Comedy / Romantik
Leichte, bunte Musicalkomödie mit Show-Nummern, Humor und viel Glamour.
3. Wie angelt man sich einen Millionär? (How to Marry a Millionaire, 1953)
Genre: Romantic Comedy
Heitere Ensemble-Komödie über drei Frauen, die reiche Ehemänner finden wollen.
4. Fluss ohne Wiederkehr (River of No Return, 1954)
Genre: Western / Abenteuer / Drama
Ein Abenteuer-Western mit Familiendramatik, Wildnis und klassischen Genre-Elementen.
5. Rhythmus im Blut (There’s No Business Like Show Business, 1954)
Genre: Musical / Showbusiness-Drama
Großes MGM-Showmusical mit vielen Gesangs- und Tanznummern, gelegentlich dramatisch.
6. Das verflixte 7. Jahr (The Seven Year Itch, 1955)
Genre: Romantic Comedy / Satire
Eine der ikonischsten Marilyn-Komödien; urbane Beziehungskomik mit satirischen Untertönen.
7. Bus Stop (1956)
Genre: Drama / Romantic Drama
Einer der wenigen Filme, in denen Monroe deutlich ernster spielt – fast ein Charakterdrama.
8. Manche mögen’s heiß (Some Like It Hot, 1959)
Genre: Comedy / Screwball / Crime-Comedy
Legendäre Screwball-Komödie mit Gangstern, Verkleidungsspiel und sehr schnellem Humor.
9. Misfits – Nicht gesellschaftsfähig (The Misfits, 1961)
Genre: Drama / Neo-Western / Charakterfilm
Erwachsenes Charakterdrama von Arthur Miller – nüchtern, melancholisch, fast entmythologisierend.
Das zeigt die Bandbreite von Monroes Filmografie.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Demnächst geht es weiter mit einem dieser Filmklassiker.
In diesem Sinne!
Eure Charlys Tante
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