Gran Turismo
Jeder kennt das, man lässt sich von Kritiken und Reviews anderer dazu verleiten, einen Film erst einmal zu meiden oder man hat diesen Film einfach nicht auf dem Schirm. Filme, die im Rennsport beheimatet sind, müssen immer mit einem bestimmten Klischee kämpfen. Meistens werden solche Filme als oberflächlich oder zu plakativ, zu laut oder zu effekthascherisch gesehen und auch oft so bewertet. Kurz, sie haben es immer schwer. Dabei ist der Rennsport und die eigene Welt in ihm drumherum doch so faszinierend und jeder möchte eigentlich einmal dort hinein schauen dürfen. Rennsportfilme geben einem oft erst die Möglichkeit dazu.
So hatte ich mir neben F1 Der Film vor kurzem auch das sehr gute Biopic Ferrari angeschaut und hier reviewt. Diese Filme sind ein Beispiel dafür, was man aus dem Rennsport-Genre alles herausholen kann.
Gran Turismo ist so ein Film, der fast an mir vorbeigezogen wäre, obwohl ich ihn durchaus auf dem Schirm hatte. Als ich noch recht jung war, kaufte ich mir öfter die Zeitschrift Rallye Racing und schaute mir dort die tollen aufgerüsteten Serienautos an. Ich war zudem ein großer Fan vom Rennsport und wollte immer einmal mit meinem eigenen Auto über den Nürburgring und dort durch die sagenumwobene Nordschleife fahren. Leider ist es nie dazu gekommen. Schade eigentlich. Der Film fiel mir eigentlich beim Stöbern in einem Filmladen in die Finger und ich dachte, warum eigentlich nicht. Vor einiger Zeit habe ich mir F1 Der Film mit Bratt Pitt angesehen und war schwer beeindruckt, was dort geleistet wurde.
Mit Gran Turismo wagt sich Sony einmal mehr daran, ein Videospiel-Phänomen filmisch aufzubereiten – diesmal jedoch nicht als klassische Game-Verfilmung, sondern als biografisches Sportdrama über die real existierende GT-Academy. Regisseur Neill Blomkamp, sonst eher bekannt für dystopische Welten wie District 9, Elysium oder Chappie, versucht hier den Spagat zwischen Hochglanz-Rennsport Kino, Marketing Vehikel und emotionalem Aufstiegsdrama à la Rush oder Rocky. Das Ergebnis: ein Film, der mal brummt wie ein sauber getunter V6, jedoch auch manchmal etwas zu sehr nach Werbespot klingt. Er bringt zudem noch einen Vater Sohn Konflikt mit ins Spiel und eine zaghafte Lovestory. Also alles was ein durchaus spannendes Biopic mit sich bringen muss.
Jann Mardenborough, ist ein begnadeter Gran Turismo-Spieler, sein Traum ist es, Rennfahrer zu werden. Dank eines eher waghalsigen Projekts von Nissan und Sony bekommt er die Chance den Sprung vom Gaming-Zimmer ins echte Cockpit zu wagen. Zwischen Skepsis der etablierten Rennfahrer, inneren Zweifeln und technischen wie körperlichen Herausforderungen arbeitet er sich langsam nach oben. Dabei bewahrt sich der Film über weite Strecken seine Seriosität – trotz aller Produktplatzierung.
Stil & Inszenierung
Hier blitzt Blomkamp wieder als visueller Tüftler auf: Die Rennszenen sind klar strukturiert, erstaunlich übersichtlich geschnitten und bleiben der Realität verpflichtet. Natürlich geht es auch hier nicht immer ohne CGI, aber die Mischung mit realen Aufnahmen und Onboard-Perspektiven erzeugt ein gutes Geschwindigkeitsgefühl. Für die Rennszenen wurden eine Menge an echten Rennfahrern und begnadeten Stunt Rennfahrer eingesetzt, die den Szenen den besonderen Gran Turismo Stil geben.
Der Film nutzt zusätzlich visuelle Elemente aus der Spielwelt (Racing Lines, HUD-Grafiken), die einerseits nett gestylt sind, andererseits aber gelegentlich den immersiven Realismus etwas bremsen. Trotzdem: Für Gamer bestimmt eine nette Zugabe.
Besetzung & Figuren
Archie Madekwe stemmt die Hauptrolle solide, wenngleich er in dramatischen Momenten etwas blass bleibt. Wirklich trägt der Film aber David Harbour – seine Rolle als grummeliger, leicht abgehalfterter Renncoach ist das Herzstück der Inszenierung. Orlando Bloom spielt überraschend überdreht, was zwar auffällt, aber nicht immer zum eher bodenständigen Ton des Films passt.
Soundtrack & Tonalität
Im Soundtrack wechseln sich elektronische Elemente – passend zum Gaming-Ursprung – mit klassischen Motiv-Streichern ab. Das wirkt nicht immer organisch, aber in den Rennszenen passt der Druck ganz gut. Die Soundabmischung hingegen ist stark: Motoren haben Gewicht, Surround-Effekte sind sauber lokalisiert und der Bass kommt mit ordentlichem Punch.
Bildsprache & Technik
Der Look ist digital-klar, extrem scharf, jedoch gelegentlich etwas zu glatt, aber die präzise Farbkorrektur und die sauberen Kontraste lassen das Material modern wirken. Besonders die Track-Shots aus der Vogelperspektive haben echten Schauwert. Ob der Film in 4K HDR noch stark zulegen kann, kann ich leider ich testen. Vielleicht bekomme ich die 4K Fassung ja mal in die Hände.
Bewertung:
Film: 4 von 5
Bild: 5 von 5
Ton: 5 von 5
Extras: 4 von 5
Fazit:
Gran Turismo ist kein klassisches Videospiel-Movie, sondern ein solides Rennsportdrama mit echten Höhen und ein paar Marketing-Tälern. Sicher, der Film hält schauspielerischen dramaturgischen Gründen nicht immer an die Zeitenfolge der Karriere benutzt den eigentlich zu einem späteren Zeit erst stattgefundenen Vorfall als Motivationshilfe und dadurch als dramaturgischer Kniff. Blomkamp schafft es auch dadurch, ausreichend Adrenalin, Technikbezug und Emotionalität zu verbinden, ohne völlig in Werbefilmästhetik zu versinken – auch wenn Sony und Nissan gelegentlich kräftig durchs Bild winken.
Für Rennsportfans definitiv sehenswert, für Gamer eine charmantere Verfilmung als erwartet.

Zukünftig werde ich in meine Reviews noch eine Gegenüberstellung verschiedener Kritiken zum Film einfügen.
So kann sich jeder noch ein besseres Bild über den jeweiligen Film machen.
1. Fachpresse (Filmjournalismus)
Positiv
Die Rennszenen seien dynamisch, klar nachvollziehbar und handwerklich überdurchschnittlich gut inszeniert.
David Harbour liefere eine charismatische, geerdete Performance, die den Film emotional verankert.
Überraschend ernsthaftes Sportdrama statt flacher Spielverfilmung.
Kritisch
Zu viel Corporate-Glanz, der Film wirke stellenweise wie ein zwei Stunden langer Werbespot.
Dramatische Passagen seien formelhaft und vorhersehbar.
Blomkamps Sci-Fi-Visionskraft blitze nur selten auf.
2. Technik-/Heimkino-Community
Positiv
Hervorragende Tonspur: kraftvolle Motorensounds, gute Ortung, starke Dynamik.
Visuell solide, besonders in UHD mit schönen HDR-Highlights auf Karosserie, Metall und Asphalt.
Mischung aus realen Rennaufnahmen und (meist) unaufdringlichem CGI.
Kritisch
Einige digitale Elemente wirken sichtbar „gamey“ und reißen etwas aus der Immersion.
Der sehr digitale, glatte Look gefällt nicht jedem – wenig filmischer Charakter.
HDR-Timing schwankt je nach Szene.
3. Gaming-Community
Positiv
Respektvoller Umgang mit der Marke Gran Turismo, ohne das Spiel zu verherrlichen.
HUD-Einblendungen und Racing Lines werden als nette Hommage empfunden.
Die GT-Academy-Story ist tatsächlich passiert – das schafft Authentizität.
Kritisch
Teilen der Community wirken die Spielbezüge zu sparsam – erwartete mehr „GT-Feeling“.
Einige Gamer empfinden die Inszenierung als zu sehr auf Hollywood-Standards glattgezogen.
Die Balance zwischen Realität und Spielwelt sei stellenweise inkonsequent.
4. Motorsport-Fans
Positiv
Für einen Mainstream-Film erstaunlich realitätsnah, was Fahrzeugphysik und Rennabläufe betrifft.
Klare Renngeometrien, gute Übersicht, kein übertriebenes Michael-Bay-Chaos.
Kritisch
Vereinfachungen und dramaturgische Zuspitzungen seien unvermeidlich, aber sichtbar.
Echte Rennfahrer sehen manche Manöver als unrealistisch bzw. „zu sauber“.
Das „Sim-Racer wird Profi“-Märchen wirkt für manche immer noch zu stark idealisiert.
5. Allgemeines Publikum
Positiv
Überraschend emotional und inspirierend – klassischer Underdog-Charakter.
Gute Mischung aus Action, Humor und Drama.
„Leicht zu schauen, macht Spaß, funktioniert.“
Kritisch
Der Film folge letztlich der bekannten Sportfilm-Formel.
Einige Nebenfiguren bleiben unterentwickelt.
Man muss sich auf die wiederkehrenden Produktplatzierungen einlassen.
Kurzfazit der Gegenüberstellung
Gran Turismo wird oft gelobt für seine starken Rennsequenzen, den Sound und David Harbour als Herzstück des Films. Kritisch gesehen wird die Werbeästhetik, eine gewisse Formelhaftigkeit und ein stellenweise zu glatter Look. Gamer und Motorsport-Fans schätzen die Nähe zur Realität, bemängeln aber ebenso bestimmte Ungenauigkeiten oder stilistische Entscheidungen.
In diesem Sinne!
Eure Charlys Tante
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