Dunkirk

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9. Februar 2018

Christopher Nolan und Hans Zimmer verzahnen sich hier aufs neue Miteinander und haben einen Film in die Kinos gebracht, der nun bei mir im Heimkino angekommen ist und bei mir eingeschlagen hat wie ein Dampfhammer. Krieg in authentischen Bildern und realistischem Surrounsound, sind schon einmal hervorragende Vorraussetztungen um eine Sogwirkung zu erzielen. Der Film schafft es, mein Kino direkt nach Dünkirchen zu verfrachten. Der Geschmack von Salz und Schwarzpulver schwängern virtuell den Kinoraum. Man bekommt Beklemmungen und hat Angst um seine Membranen und dennoch kommen die Einschläge punktgenau und ohne Tonal zu überdecken, sodass man einen realistischen Eindruck von der Hölle bekommt.

Aber kann der Film auch inhaltlich überzeugen.

Dunkirk ist für 8 Oscars nominiert unter anderem auch für den Besten Film. Hier muss er sich zunächst einmal in die Reihe mit „Call Me by Your Name”, “Darkest Hour”, “Get Out”, “Lady Bird”, “Phantom Thread”, “The Post”, “The Shape of Water” und “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” stellen und hoffen, das man sich für ihn entscheidet. Weiterhin ist noch die Regie, die Filmmusik, die Kamera, der Schnitt, der Ton, das Szenenbild und der Tonschnitt im Rennen. Es müsste schon mehr als vertrackt sein, wenn hier nicht zumindest ein Oscar übrig bleiben würde.

Was hat Christopher Nolan dazu bewogen einen Film zu drehen, der eine Evakuierung von nahezu 400000 Soldaten in Dünkirchen zum Thema hat und das nahezu 75Jahre nach den historischen Ereignissen in Dunkirk.

Dunkirk erzählt von der Operation Dynamo, der bis dahin größten militärischen Rettungsaktion der Weltgeschichte, bei der während der Schlacht von Dünkirchen im Zweiten Weltkrieg fast das gesamte britische Expeditionskorps aus der von deutschen Truppen eingekesselten Stadt Dünkirchen über den Ärmelkanal evakuiert wurde. Das ist schon einmal eine Geschichte wert und durchaus auch eine filmische Umsetzung wert.

Die erste erfolgte bereits im Jahre 1958. Es war ein britischer Kriegfilm mit dem gleichnamigen Namen „Dunkirk“ der auf zwei Romanen über Operation Dynamo, Elleston Trevors The Big Pick-Up und Lt. Col. Ewan Hunter und Maj. J. S. Bradfords Buch Dunkirk basierte.

Die eigentliche Evakuierungsgeschichte ist schnell erzählt Mitte 1940 verharrten rund 400.000 Alliierte Soldaten an der Küste von Dünkirchen aus. Eingekesselt von den deutschen Truppen, schien die Situation aussichtslos. Winston Churchill befehligte die Rettung mit Schiffen von Dover aus. Alle verfügbaren Schiffe jeder Größe sollen sich auf den Weg machen die Soldaten an der Küste von Dünkirchen zu retten und somit zu evakuieren. Kampfflugzeuge sollten dafür sorgen, dass die Schiffe auch ankommen können und die ständige Bedrohung aus der Luft so weit wie möglich abzuwehren. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt, an deren Ende rund 338.000 Alliierte Soldaten in England ankamen und dort wie Helden gefeiert wurden.

Geschichtlich betrachtet ist diese als gelungen anzusehende Evakuierung für den Ausgang des Krieges bereits im Jahre 1940 historisch betrachtet mitentscheidend. Hätte Hitler es geschafft dieses Evakuierung zu verhindern, wären die Alliierten wohl so massiv geschwächt gewesen, dass der Ausgang des Krieges wohl ein vollkommen anderer hätte sein können, so die Kriegshistoriker.

Hitler hat so die Vermutung wohl auf den Einsatz von Fußtruppen zugunsten eines schnellen Luftangriffes verzichtet. Dieses war wohl ein großer Fehler im Nachhinein, da die Wetterbedingungen um Dünkirchen für die großen Bomber äußert problematisch war.

Demnach hat der Film schon eine politische Relevanz in der Gesamtschau des Zweiten Weltkrieges.

Der Film ist gemäß den Interviews mit Nolan bewusst mit fiktiven Charakteren gedreht worden, die jedoch von echten Personen vor Ort inspiriert wurden. Hierdurch war es möglich dem Film eine intensivere Struktur zu geben und um die im Film enthaltenen drei Perspektiven besser erzählen zu können: das Land (Soldaten am Strand), das Meer (Boote, die bei der Evakuierung helfen) und die Luft (Kampffugzeuge) konnte hierdurch dramaturgisch tiefer erzählt werden ohne die Geschichtsbezüge aufzuweichen.

Hierdurch schafft es Nolan eine klug verschachtelte spannend aufgebaute Gesamtgeschichte, die sonst inhaltlich noch kürzer ausgefallen wäre um die Ereignisse rund um die Evakuierung zu erzählen. So schafft er es eine Verbindung aus einer Stunde in der Luft und einem Tag im Wasser sowie einer Woche am Strand einen kohärenten Film zu machen, der zudem auch noch fulminant mit einem sozusagen nicht vorhandenen Filmscore vom Meister des Suspenssound sensationell zusammengefügt wird. Der Film besitzt keinen Hauptdarsteller, daher hat man auch vom Vorschlag eines Darstellers für eine Oscarnominierung abgesehen, das gleiche gilt dann auch für alle anderen Filmrollen umso erstaunlicher ist da die Nominierung für 8 Oscars.

Der Gegner erhält keinerlei Gesicht und verbleibt nebulös im Hintergrund. Allein Gewehrsalven und die Bomber mit ihren Abwürfen geben eine Beleg dafür, das man es hier mit Kampfhandlungen zu tun hat. Es werden auch keine dramatischen Kampfhandlungen gezeigt, sondern das gesamte Augenmerk geht hin zum Blick auf das Überleben des Einzelnen in dieser riesigen Gruppe an Soldaten, die wie auf Perlenschüren aufgezogen artig auf ihre Evakuierung warten.

Anhand von Einzelschicksalen wird die Geschichte aufgebaut. So sieht man Piloten im Cockpit ihrer Spitfire Maschinen, die verzweifelt versuchen die Bomber von ihren Angriffen abzuhalten. Ein Boot, das sich auf den Weg macht um dem Aufruf von Churchill zu folgen und in Dünkirchen Leben zu retten. Einen Soldaten, der in der Hölle von Dünkirchen überlebt hat und auf keinen Fall wieder dorthin zurück möchte. Einen Befehlshaber der Alliierten der die Evakuierung organisiert und dennoch zusehen muss, wie Schiffe versenkt werden mit hunderten an bereits scheinbar geretteten Soldaten. Soldaten, die versuchen ihre Haut zu retten und mit unlauteren Mitteln im Krieg versuchen sich einen Platz auf einem Rettungsboot zu sichern. Alles das wird in der Gesamtstruktur des Film scherenschnittartig eingearbeitet und letztendlich zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

M. E. sind die Oscarnominierungen nicht mehr als gerechtfertigt und vermutlich muss man sich einen solchen Film auch zweimal angesehen haben um die Intention insgesamt nachvollziehen zu können. Wer hier eine Storyline erwartet, die sich in normalen Kriegsfilmen dramaturgisch entwickelt, der wird natürlich vermutlich enttäuscht sein. Dennoch sind sich die Mehrzahl der Kritiker einig, dass es wieder einmal ein Geniestreich des Tandem Nolan/Zimmer darstellt, die seit ihrer ersten Zusammenarbeit im Jahre 2006 mit Batman Begins fast ohne Unterbrechung zusammengearbeitet haben und Hans Zimmer Christopher Nolan so gut kennt, das die Filme die sie zusammen machen fast symbiotisch werden müssen . So ist auch der Filmscore ein wesentlicher Bestandteil des Films, der jeder Szene den besonderen Schliff gibt.

Die Besetzung ist zudem bis in die kleine Nebenrollen mit Kenneth Branagh,

Mark Rylance

und Tom Hardy

hochkarätig besetzt. Die Darstellung der jungen Soldaten wird durch noch gar nicht oder eher weniger bekannten  Schauspieler besetzt, die zudem hierdurch auch für die namenlose Masse der 400.000 Soldaten und Dünkirchen stehen. Transportiert werden die kleinen Geschichte, der traumatisierte Offizier der mit ansehen muss, wie seine Anstrengungen teilweise zu Nichte gemacht werden und nicht weiß, wie er diese Geschehnisse jemals verarbeiten können wird. Der Kapitän eines kleinen Fischkutters, der seinen eigenen Sohn im Krieg verloren hat. Der Flieger, der mit dem letzten Sprit im Tank, das größte persönliche Opfer erbringen muss um Menschenleben zu retten sowie die zwei Soldaten, die mit List und Tücke ohne sich vorher zu kennen gemeinsam versuchen einfach nur zu überleben.

Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde Dunkirk mit dem Prädikat besonders wertvoll versehen. In der Begründung heißt es: „Regie, Drehbuch, Kamera, die Leistungen des Schauspielerensembles und die unheilvoll pulsierende Musik von Hans Zimmer fügen sich hier zu einem großartigen filmischen Schlachtengemälde zusammen“.

Ansichtssache:

Film: 4,5 von 5 (ein Film der einen sprachlos zurück lässt und das ohne große Storyline. Es gibt auch Meinungen dazu, dem Film nichts abgewinnen konnten.)

Bild: 5 von 5 (sensationelle Kameraführung und beklemmende Bilder machen einen trotz der Anonymität betroffen).

Ton: 6 von 5 ( ja, richtig gelesen. mein neuer Referenztitel für meinen Kinotest ist hier geboren. Hans Zimmer schafft es wieder einmal einen Film mit einem so zu verzahnen, das er ohne diesen Ton nur ein halber Film darstellt. Das Kino wird zur Filmbühne, auf der man das Meer schmeckt und bei den Einschlägen am liebsten hinter dem Sitz in Deckung geht. Aber auch Feinstruktur im Film zu vermitteln vermag. Ich liebe diesen Zimmer Bass)

Fazit:

Dunkirk hat 92 % der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugt. Eine enorme Quote. Mich hat der Film auch überzeugt, denn Nolan schafft es trotz der Storyreduktion auf ein minimales Maß den Film eine enorme Wucht entfaltet zu lassen und einen hierdurch vollkommen in seinen Bann zu ziehen versteht. Der Film basiert zudem ja auf Tatsachen und trotz einiger fiktiven Ideen, die Nolan mit eingebaut hat sind die Ereignisse weitestgehend authentisch. Dunkirk  ist mit 8 Nominierungen ein großer Oscaraspirant und zeigt in der Verbindung Christopher Nolan und Hans Zimmer wie modernes Kino heute aussehen kann. Die Evakuierung von 338.000  Soldaten in Dünkirchen konnte nur gelingen, weil Zivilcourage von vielen es überhaupt erst möglich machte. Der Film reduziert diese Evakuierung auf eine Kammerstückartige Essenz dieser Ereignisse.Ein Film der nicht jedem gefallen mag, der aber durch seine große geschichtliche Relevanz und der stringenten  Reduktion  auf das Wesentliche überzeugt.

In diesem Sinne

Eure

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Die 6 für den Ton ist echt gerechtfertigt. Ich hab ihn im IMAX gesehen und spürte den Sound auch körperlich. Genial, was hier akustisch vermengt und auf einen losgelassen wird!

Die Story an sich wenig bis nicht präsent, ist der Titel tatsächlich rein ein audiovisuelles Erlebnis/Feuerwerk. Sehr gut, meines Erachtens aber auch kein Wiederholungstitel.


Grandioser Blog.
MoeMents
28.02.2018 um 15:02
#2
Ja ich gehöre zu den Leuten die den FIlm auch nichts abgewinnen konnten und einfach nur langweilig fanden. Vor allem der Score ging mir recht fix auf die Nerven.
Einzig den Part mit Tom Hardy fand ich okay
Sawasdee1983
10.02.2018 um 06:37
#1

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