Ben Hur 2016

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7. September 2016

 





Sandalenfilme sind ein Genre das eigentlich immer ein bestimmtes Publikum in die Kinos lockt.

Gladiator der im Jahre 2000 das Genre auf einen neuen Level hob und sich damals am Ben Hur aus dem Jahre 1959 orientierte ist für mich der eigentliche Gradmesser für einen guten Sandalenfilm der zur Zeit der römischen Hochzeit spielt.

Mit der aktuellen Fassung von Ben Hur hat man sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt und so ist es auch schwierig im Windschatten der großen Filme zu bestehen. Interessanter Weise belaufen sich die Kosten für beide Buchadaptionen preisbereinigt auf gleichem Niveau.

Mit Morgan Freeman hat man einen der ganz großen im Filmgeschäft verpflichtet.

Ben Hur (Jack Huston- Boardwalk Empire-)und auch Messala (Toby Kebbel)

sind eher mit Schauspielern der zweiten Linie besetzt worden.

Das muss aber nichts heißen, denn jeder Schauspieler muss zunächst einmal eine Chance bekommen.

Ben Hur mit dem für meine Begriffe als Original zu betrachtenden Ben Hur mit Charlton Heston zu vergleichen ist schwierig und muss auch schon im Ansatz an den ganz unterschiedlichen Herangehensweisen des Filmes scheitern. Deshalb habe ich es auch erst gar nicht versucht und sehe in beiden Filmen auch nur ganz grob den Roten Faden, an denen beide entlang gleiten auf dem Versuch das eigentlich aus dem Jahre 1880 stammende Buch zu verfilmen.

In einem Interview konnte man von Morgan Freeman erfahren, dass  der Film sich wesentlich näher an die Buchvorlage anlehnt als die Fassung aus dem Jahre 1959 und der religiöse pathetische und sakrale Part des Buches hier stärker hervortritt als in der Fassung aus dem Jahre 1959. Auch würde hier der latent wirkende Homosexuellen Anklang nicht vorkommen. Nun gut, mangels Buchkenntnis muss ich aber passen.

Der Regisseur
Timur Bekmambetow ist eigentlich bisher auch eher für reine Actionfilme bekannt und lebt das in Teilen in diesem Film auch stark aus. Die Laufzeit von knapp 2 Stunden muss gegenüber dem Original aus dem Jahre 1959 mit einer Laufzeit von knapp 4 Stunden schon fast wie ein Zeitraffer der Ereignisse wirken.

Hatte man sich vorher einige Kritiken zum Film angesehen, so hatte man das Gefühl, das man es hier eigentlich mit einem eher schlechten Film zu tun bekommt, der schon fast in die B-Movie Schublade hineingehört.
Aber wie so oft, man muss sich immer ein eigenes Bild von einem Film machen.
Nun bin ich dem Genre persönlich auch sehr zugetan und suche eher die positiven Seiten eines solchen Films als ihn sofort in der Luft zu zerreißen.

Einen direkten Vergleich mit dem Original kann er natürlich nicht standhalten, das seinschon einmal gesagt, das wäre vermessen und arrogant und das möchte er auch glaube ich gar nicht. Warum man überhaupt eine Neuauflage des Stoffes in die Kinos bringen wollte, habe ich ehrlich gesagt auch nicht wirklich verstanden.
Um die Geschichte in 2 Stunden zu erzählen mussten ganze Handlungsstränge fallen gelasssen werden, so wird die Wirkung der Rückkehr von Ben Hur dadurch etwas geschmälert. Trotzdem kann der Film für sich allein betrachtet durchaus punkten. Es wird ein etwas anderer Focus im Film gelegt. Die Figurenzeichnung von Messala ist vielschichtiger ausgefallen,

denn man erfährt einfach mehr über die Personenentwicklung. Auch Ben Hur (Jack Huston)  entwickelt sich im Laufe der Zeit, nachdem er der ausgemerkelten Person Ben Hur mehr ähnlich sieht, denn man kann die Strapazen der jahrelangen Galeerenhaft nachvollziehen und den gewachsenen Hass gegenüber Messala.

Der Schluß übertreibt dann ein wenig und man hätte durchaus einen Take früher enden können. Die Christus von Nazareth Rolle ist etwas zu plakativ geraten

und mit einigen einfachen Sprüchen kommt die Botschaft zwar an, jedoch fehlt hier etwas die Jesus Aura. 

Jack Huston (Ben Hur) sagte in einem Interview „Wenn Sie eine Landschaft hernehmen und die von vier großen Malern zeichnen lassen, dann werden Sie vier sehr unterschiedliche Gemälde erhalten, weil es unterschiedlich interpretiert werden kann, und das ist schön."

Das ist ganau das was Remake eigentlich ausmacht. Eine andere Sicht der Dinge und der ist man in diesem „Remake“ auch gefolgt.

 Es sollte ein Film über Hoffnung, Erlösung und Vergebung werden so Huston. Die Version aus dem Jahre 1959 war ein Film über Rache, das unterscheidet beide Versionen signifikant voneinander.

Es ist die Geschichte von Judah Ben Hur, einem jüdischen Adligen in Jersusalem, der von seinem Adoptivbruder einem Römer des Verrats beschuldigt wird und in die Sklaverei geschickt wird. Judah kehrt nach vielen Jahren zurück  und möchte eigentlich nichts anderes als Vergeltung für das was man seiner Familie angetan hat.

Die Gottesgläubigkeit Ben Hurs ist auch ein stärker in den Vordergrund geschobenes Thema des Films und bekommt hier mehr Raum, wenn auch nur sehr plakativ und mit kurzen Momenten, lässt die knappe Laufzeit von etwa 2 Stunden hier nicht mehr zu. Die Botschaft von Liebe und Vergebung spielt immer mit und schlägt ein Brücke zu dem Hass der derzeitigen Tage, denen wir alle durch falsch verstandene Gläubigkeit ausgesetzt sind. Um den Zeitbezug mit einzubauen hat man auch Widerstandskämpfer die Zeloten im Film platziert.

Die Zeloten waren eine von Judas dem Galiläer und einem Priester mit Namen Zadok im Jahre 6 n. Chr. gegründete paramilitärische Widerstandsbewegung der Juden gegen die römische Besatzung.

Morgan Freeman hat die Stimme der Vernunft und ist sich bewusst, dass er immer eher solche Rollen angeboten bekommt, die er dann aber mit aller Authenzität, die man in eine solche Rolle stecken kann hinein steckt.

Natürlich ist Ben Hur heute auch ein Actionfilm und das Wagenrennen, das in der Version von 1959 den meisten noch im Kopf sein müsste, spielt auch hier eine große Rolle. Wie schon 1959 ist das spektakuläre Wagenrennen die Krönung auch dieses Films und wirklich sagenhaft in Szene gesetzt. Allein dafür lohnt sich schon als Kinofan der Kinogang.

Wie zu lesen war, wurde der größte Teil des Rennens mit der Kamera gefilmt und man kam fast ohne wesentliche  Eingriffe mit dem Computer aus. Die nicht so bekannten Protagonisten mussten demnach ein hartes Training absolvieren und Huston hat während der Dreharbeiten 14 Kg an Gewicht verloren.

Das ganze Projekt wurde von den Produzenten Ehepaar Mark Burnett und Roma Downey vorangetrieben. Die schon die Miniserie "Die Bibel" produziert haben.

Regie führte der aus Kasachstan stammende Timur Bekmambetow, der sich in der Vergangenheit vor allem durch die Filme "Wächter der Nacht", "Wanted" und "Abraham Lincoln Vampirjäger" einen Namen gemacht hat.

Die Geschichte hat hier jedoch insgesamt  eine etwas andere Gewichtung erhalten, dennoch haben sie auch einige Gemeinsamkeiten zu verzeichnen.

Ich möchte diesen Film, der natürlich nie mit der Version aus dem Jahre 1959 mithalten kann auch gar nicht einer vergleichenden Bewertung unterziehen, dafür ist er gegenüber dem Original zu schemenhaft in Szene gesetzt worden.
Klammert man das einmal aus, so ist für sich allein betrachtet jedoch ein durchaus beachtlicher 100 Mio. US. Dollar Kollos entstanden, der aber nur schwerlich seine Kosten wieder einspielen werden wird, da das Erbe einfach zu übermächtig ist und dementsprechend die Kritiker immer das Haar in der Suppe suchen  und man kann sich auch als Sandalenfilmfan fragen, musste wirklich ein Remake gedreht werden, welche Intention steckte dahinter? Hier kann man nicht gewinnen, sondern nur einen gut gemachten an das Buch etwas näher angelehnten Film machen in der Hoffnung, er werde vom Publikum angenommen.

Dennoch war der Film kurzweilige Unterhaltung und hat Spaß gemacht. Ein Film dessen Kinogang man bei der richtigen Einstellung zum Film nicht bereut, egal ob in 2D oder 3D.

In diesem Sinne



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Was ist schon Original. Es liegt immer im Auge des Betrachter. Welche Fassung ist das Original. Sie Version, die vom Publikum am ersten aktzeptiert wird oder die, die ein Buch am nächsten kommt oder die Erste? Schwere Frage. Hier gibt es keine zufriedenstellende Antwort drauf glaube ich.
Schau Dir den Film aus 1959 ruhig einmal an. Den sollte man als FilmFan genau wie Lawrence of Arabia sehen.
Charlys Tante
09.09.2016 um 21:33
#7
Also der 59er-Version mit Charlton Heston meine ich natürlich. Dass das nicht das Original ist, weiß ich natürlich, aber eben die Version die dem Zahn der Zeit standgehalten hat, so dass man sie eben noch kennt.
gelöscht
09.09.2016 um 14:13
#6
Danke!

Hier bin ich definitiv nicht dabei. Ich bin allerdings auch nicht so ein Riesenfan des Originals.
gelöscht
09.09.2016 um 14:12
#5
Remakes sind wie schon gesagt immer so eine Sache und können passen, wenn es um die technische Weiterentwicklung oder der Möglichkeit einer ganz anderen Interpretation eines Stoffes geht. Bei einem Buch ist das immer schwierig. Solche monumentalen Klassiker sind nicht zu toppen. Demnächst wird Cleopatra ebenfalls geremaked :), das kann auch nicht wirklich funktionieren.
Wir befinden uns aber im Moment in einer massiven Remake Phase. Wo bleiben nur die neuen Ideen?
Charlys Tante
08.09.2016 um 14:08
#4
Ich zitiere mich mal selver:

"Es gibt Remakes, die ich mir ohne weiteres angucken kann wie z. B. Total Recall.

Bei anderen, absoluten Klassikern (!), wie Die glorreichen Sieben oder auch Ben Hur geht das gar nicht.

Einige Filme sollten verdammt nochmal "ungeremaked" (Copyright!) bleiben!!!"

Das Ding hier kann nur in die Hose gehen!

Ich beteilige mich am Einspielergebnis definitiv nicht!!!
NX-01
08.09.2016 um 12:41
von NX-01
#3
Wirkt auf den Bildern wirklich etwas komisch. War im Kino aber in Ordnung. Obwohl hier auch oft nahe am Atem gedreht wurde.
Charlys Tante
07.09.2016 um 20:59
#2
Also ich seh grundlegend gern frische Gesichter, die Bilder wirken aber fast schon als handle es sich um eine laienhafte TV-Inszenierung - was natürlich nichts heißen muss, kommt ja auf das Schauspiel an.

Das ganze auf zwei Stunden zu kürzen wirkt fast schon brutal, wenn man aber einigen Dingen dennoch mehr Augenmerk schenkt, schon wieder gut! Das Original hatte immerhin auch seine Leerläufe.

Deine geniale Kritik offenbart mir hier über das Remake irgendwie etwas Frisches, dass man wohl gern so auf der Leinwand sieht um etwas Abwechslung zum bestehenden Unikat zu bekommen, anderweitig bleibt dennoch auch ein recht schaler und unausgereifter Eindruck, der alles andere als monumental scheint.
Schön, dass du die beiden Perspektiven dieses Werkes so gut beleuchtet hast.

Grundlegend schreckt eigentlich schon der Name "Timur Bekmambetow" ab, zumindest wenn man ihn im Zusammenhang mit BEN HUR nennt. *gg* Dafür klingt es positiv, dass scheinbar tatsächlich ein Wagenrennen stattgefunden hat! :D

D A N K E

Irgendwann wird unter recht GEZÜGELTER Erwartung schonmal eine Sichtung meinerseits stattfinden. :)
MoeMents
07.09.2016 um 18:06
#1

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