Southpaw-Rechtsausleger-
Southpaw ist ein waschechtes Boxerdrama im klassischen Boxerfilmgenre, das kann man schon zu Beginn sagen. In Boxerdramen geht es fast immer um Aufstieg und Niedergang eines Sportlers. In keinem Sport liegen diese beiden Grenzerfahrungen aber auch so dicht zusammen.
Schnell werden solche Filme verglichen mit dem Synonym für ein Boxerdrama, nämlich Rocky verglichen und kein Film kann natürlich in seiner Dramatik an Rocky heranreichen, denkt man.
Jake Gyllenhaal hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er ein echter Charakterdarsteller geworden ist. Mit Filmen wie End of Watch, Enemy und auch Prisoners sowie erst vor kurzem mit Nightcrawler, hat er grandiose Schauspielkunst abgeliefert.
Eigentlich sollte Jake die Boxerrolle des Billy Hope garnicht spielen. Hier war der Rapper Eminem vorgesehen. Dem hatte Kurt Sutter die Rolle auf den Leib geschrieben. Termingründe liesen ein Arrangement dann aber nicht zu und so kam Jake ins Spiel. Vorher für Nightcrawler auf 67 kg abgemagert, musste er nun wieder kräftig zunehmen und baute innerhalb von 5 Monaten bei seinen 15 Kilo Masse etwa 8kg Muskelmasse auf.
Wow kann man da nur sagen. Alleine das nötigt einem schon Respekt ab. Zudem lernte er noch Boxen um die Rolle lebensnah und authentisch darstellen zu können. Hierbei half ihm dann der Regisseur Antonio Fuqua, der selbst einmal Boxer war und mit - The Equalizer und Training Day- bereits gezeigt hat worauf es ankommt. Eminem steuerte dann zumindest noch den Titelsong Pheynomen bei.
Neben Rocky drängen sich Vergleiche mit dem Boxerdrama der 80er Jahre auf,i n dem Robert de Niro den italienischen Boxer Jake La Motta verkörpert und Martin Scorseses der Regisseur war.
Gyllenhaal als Halbschwergewicht in "Southpaw" macht, eine wirklich gute Figur.
Aber wieso eigentlich. Natürlich hat man das alles schon irgendwie und irgendwann einmal gesehen. Diese Geschichten sind nicht neu und es wird sie in irgendeiner Form auch immer geben. Was unterscheidet diesen Film aber von den vielen anderen Boxerdramen.
Das ist zunächst schwer zu sagen. Ein Boxer steht im Zenit des Erfolges. Er gewinnt auf seine bestimmte Art und Weise einen Kampf nach dem Anderen.
Zusammen mit seiner Stütze, seiner Frau Maureen,
gespielt von Rachel McAdams hat er sich ein kleines auf Erfolg basierendes privates Imperium aufgebaut. Alle beneiden ihn dafür und jeder möchte sich gerne in dem Erfolg des Boxers sonnen.
Soweit eigentlich nichts Neues in diesem Business.
Billy Hope, der Name ist hier Programm, ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, so erfährt man es während des Films, wo er auch die Liebe seines Lebens Maureen kennenlernte.
Nach einem schweren Kampf, drängt sie ihren Mann dazu, eine längere Regenerationspause einzulegen um einmal mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können, denn die Anzeichen mehren sich, das Billy immer waghalsiger und unbeherrschter
die Kämpfe bestreitet und dabei irreparable Schäden davon tragen kann.
Natürlich gibt es dennoch auch immer neue Herausforderer, die etwas vom Kuchen abhaben und den
Champ stürzen wollen. Billy ist leicht zu provozieren und so kommt es dazu, das ein dramatischer Schicksalsschlag der heftiger eigentlich nicht sein kann, den Boxchamp Billy vollkommen aus dem Ring wirft und ihn auch außerhalb des Ringes k.o. setzt.
Schnell gibt es dramatische Geldsorgen und sein Imperium stürzt über ihm zusammen.
Jetzt da es nichts mehr zu holen gibt ziehen sich die Kakerlaken zurück, wie seine Frau einmal sagte. Niemand kann und nur wenige wollen ihm helfen. Auf der Erfolgswelle treibend hat er das schwimmen verlernt. Die Spirale dreht sich immer mehr abwärts und ganz unten angekommen muss er nun lernen mit dem Schicksalsschlag und mit seinem Niedergang fertig zu werden.
Soweit eigentlich nichts neues in diesem Genre, dennoch der Film lebt stark von den Protagonisten des Films. Hier ist Jake Gylenhaall an erster Stelle zu nennen, der den gefallenen Boxchampion mit einer unglaublichen Authentizität verkörpert. Man leidet wirklich mit diesem Mann zusammen und fragt sich unweigerlich, könnte man so etwas aushalten.
Kurz scheint es auch so, als könne er es selbst nicht und hier liegt der Unterschied zu den vielen anderen Boxerdramen. Die Figur des verletzten und gefallenen Boxers muss zunächst lernen, damit umzugehen, das er nur durch den sportlichen Erfolg zu etwas besonderem wurde. Sein Comeback gestaltet sich somit auch extrem schwierig, niemand glaubt mehr an ihn, er steht sich zudem selbst im Weg und verliert auch noch die letzte Vertraute, seine Tochter.
Dann beginnt die Phase des Aufbaus und des wachwerdends, des Verstehens und des Erkennens. Nur er selbst kann es schaffen, sich wieder ins normale Leben zu bringen. Hier findet er Unterstützung in einem Sportgym,
das von dem ehemaligen Boxer Titus Wills (Forest Whitacker)
geleitet wird. Jedoch der Weg aus dem tiefen Tal ist lang. Auch hier unterscheidet sich der Film von vielen anderen, er zeigt diesen schmerzhaften Weg mit Akribie und trotzdem sehr feinfühlig, man nimmt teil an diesem Prozess der sportlichen Läuterung. Aber auch seine Tochter, dürfen wir hier nicht vergessen, sie ist die Triebfeder des Willens und spielt hier ebenfalls sehr stark auf, sodass man auch hier als Vater mitleidet.
Bild:
Das Bild ist scharf und brillant sowie mit relativ neutralen Farben sehr auf Authentizität getrimmt. Jeden Blutstropfen fängt die Kamera zielsicher ein. Diese reale etwas ins kühle gehende Farbscala passt hervorragend. Der Schwarzwert ist etwas steil jedoch für ein echtes Kino ohne Restlicht optimal ausgelegt.
Ton:
Der Surroundsound ist teilweise sehr kräftig und bedient den Sub, bei mir direkt 4 in vielen Szenen sehr massiv. Die Boxhiebe treffen den Zuschauer selbst ins Mark und man möchte nachschauen, ob man keine Plesuren davon getragen hat, man bekommt ein Gefühl welche Kräfte so ein Schlag haben kann, man nimmt quasi teil an dem Schmerz den ein Boxer ertragen muss während dieses 12 Runden dauernden Martyriums, zudem spürt man im Kinoraum gerade zu den Boxring, wenn ein Boxer zu Boden fällt, dann geht der Fall ungefiltert im Raum weiter. Der Hip Hop Soundtrack tut sein Übriges. Dialoge waren präzise und gut integriert. Es gab bei meinem 7.4.2 Boxensystem auch einige gut gemachte Direktionaleffekte, die die Szenerie sehr gut unterstützten.
Eigene Sicht:
Southpaw bedient in diesem Film eigentlich gleich mehrere Genres, neben einem Boxerdrama, zeigt er auch ein Familiendrama, er ist zudem ein Spiegel des Sportbusiness, indem es vornehmlich ums Geld geht und der Mensch nur Mittel zum Zweck ist. Er zeigt wer alles an diesem Business partizipiert und wie schnell auch ein Vermögen aufgebraucht ist, wenn die Einnahmen zum Erhalt eines weit über den Verhältnissen aufgebauten Imperiums wegbrechen. Dann ist niemand da und hilft. Zurück in der Gosse, muss er förmlich aus der Pfütze des realen Lebens trinken, das er schon lange nicht mehr kennt um zu verstehen, was wichtig ist im Leben, nämlich der Erhalt der Familie. Dafür lohnt es sich sich zu schinden um wieder ein normales Leben führen zu können und Achtung vor sich selbst zu haben. All das wird in starken Bildern mit einem gewissen Pathos, der aber nicht zu übertrieben ist, gezeigt, obwohl hier einige Genreklischees bedient werden. Die etwas harte Hip Hop Musik passt zu diesem Film gut dazu.
Ansichtssache:
Film: 4,5 von 5 ( da er einen anderen Ansatz trotz der Vorhersehbarkeit hatte)
Bild: 4,5 von 5 ( da mir das Bild so wie es war gefallen hat)
Ton: 4,5 von 5 ( da ich mitten im Ring stand)
Fazit:
Sicher, Southpaw erfindet das Boxerdrama nicht wirklich neu, dennoch hat mich die Leistung von Jake schon enorm beeindruckt und wandert mit etwas Abstand bestimmt noch mal in meinen Player, deshalb ist der Film auch für den oder diejenige interessant der oder die gerne gut austarierte Dramen sieht, denn das wird neben dem Boxthema geboten und auch ein Phsychogram eines aus der Bahn geworfenen Erfolgsverwöhnten Sportlers bekommt man geliefert, sowie eine Beziehungskrise zwischen Vater und Tochter. Die Schattenseiten des Boxmilieus beschreibt der Film hervorragend sowei was letzlich einen Menschen wirklich ausmacht.
In diesem Sinne
Eure Charlys Tante
alias
Blu-ray Charly
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Kommentare
Rocky / Wie ein wilder Stier / Zwei vom alten Schlag / Southpaw
... das wär wohl ein passendes Fourfold-Feature!?
Der Film wandert defintiv in meine Sammlung.
VG!