Noah in 3D

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24. November 2014





Noah lag schon länger in meinem Kopf und musste gestern einfach einmal gesichtet werden. Leider hatte ich den Film im Kino verpasst und musste somit auf die Sichtung in meinem Heimkino zurückgreifen. Der Film ist eigentlich genau richtig für die große Kinoleinwand und wirkt im Fernsehen eher klein und die Bildgewalt kommt nicht zur Geltung.

Im Heimkino geht das aber noch sehr gut, zumal er im 16:9 Format auf der BD vorliegt und in 3D schon beeindruckend ist.

Noah ist keine reine biblische Erzählung sondern es ist eine freiere Interpretation der Bibelgeschichte.

Bevor ich diesen Blog verfasst habe, musste ich mich erst einmal mit dem Buch Genesis 6-9 "etwas" auseinander setzten und habe hierzu das WWW benutzt. Eine unfassbare Quelle der Erkenntnis überschüttet einen da.

Der grundlegende Unterschied zwischen der Bibel und dem Film ist es, dass in der Bibel eine Geschichte über Gott erzählt wird und im Film wird eine Geschichte über Noah erzählt.

In der Bibel ist Noah

ein Werkzeug Gottes, in der Gott die Menschheit auf Grund ihrer Boshaftigkeit von der Erde beseitigen möchte. Nach der Flut stellt Gott jedoch fest, dass der Mensch sich nicht verändert hat und weiterhin auch Boshaft ist.

Im Film ist es jedoch Noah, der ebenfalls zunächst die Menschheit wegen ihrer Bosheit von der Erde vertilgen möchte, jedoch dann letztlich doch zu ihrem Retter wird. Noah ist ein Fundamentalist, der zunächst an seinen Handlungen festhält wie ein Fels in der Brandung

und seine Handlungen sind für ihn das Maß an dem sich alle anderen auszurichten haben.
Im Film erhält Noah die strikte Weisung, die Fortpflanzung seiner drei Söhne zu unterbinden.



Diese Weisung ist
unumstößlich und sozusagen die einzige Wahrheit.

Die Schöpfungsgeschichte im Zeitraffer ist schon ganz großes Kino.
Vom Urknall über die frühe glutflüssige Erde, die Scheidung von Wasser und Festland, die Entstehung des Lebens im Wasser, danach in der Luft und an Land, auch des Menschen im Paradies und der Baum der Erkenntnis.

Sogar die Schlange ist dabei. Sie häutet sich – und ihre abgestreifte Haut taucht als Band, um Hand und Arm gewickelt, immer wieder auf.

In der Bibel ist Gott eher von Zweifeln geprägt und entscheidet sich mehrmals um. Zunächst erschafft er die Menschen und Tiere, dann als er sieht zu was sich der Mensch über Adam und Eva und Kain und Abel entwickelt, bereut er es und will alles wieder zerstören um einen Neuanfang zu machen. Dann überlegt er es sich wieder und rettet Noahs Familie und die Tiere vor der Sintflut.
Im Alten Testament sorgen Noahs Söhne nach der Flut mit ihren Nachkommen dafür, dass die Menschheit weiterexistiert.

Die biblische Erzählung ist komplex, was mit den religionsgeschichtlichen Hintergründen zu tun hat.

Die Geschichte der Sinflut stammt aus dem altorientalischen Kulturbereich, hier gibt es mehrere Götter gleichzeitig. In der Bibel wird dann alles auf einen einzigen Gott übertragen, auf den Gott, der die Sinflut als den einzigen Weg sieht und den Gott der dann doch alle rettet. Es gibt in der Bibel auch noch nicht den festgefügten Gottesbegriff. Die Bibel erklärt uns mittels einer Erzählung, wie Gott zu dem geworden ist, was er für uns seitdem ist.

Bezüglich der Arche Noahs (arca = Kiste)






selbst, gibt es eine große Übereinstimmung zwischen dem Film und der Bibel. Die Arche ist der sakrale Raum. Dieser Raum folgt ganz bestimmten Maßstäben. Hier nimmt der Film die Bibelerzählung genau auf. Sie ist übergroß und deshalb auch nicht nur von Menschhand zu erbauen. (Stichwort Wächter)

Der Film kann natürlich kein Ersatz für die Bibel selbst sein, sagt ein Theologieprofessor. Aber er ist eine legitime Ergänzung. „Alle, die diesem Film ankreiden, er folge nicht der biblischen Vorlage, empfehle ich, die Bibel zu lesen" sagt er, der es wissen muss. "Die Bibel bietet eine eindrückliche Erzählung, in der Tat. Aber Adaptionen wie die vorliegende sind künstlerisch wie auch theologisch dann besonders wertvoll, wenn sie die Bibel nicht einfach nacherzählen. Dafür ist die Bibel selbst da", sagt er.

Sowohl im Juden als auch im Christentum ist es so, dass man die Bibel auch interpretiert und adaptiert, genauso ist es auch in diesem Film.

Den meisten wird die etwas die bildlich manifestierte Metapher der Wächter sonderbar oder gar krotesk vorkommen.

Aber auch das ist ein biblisches Motiv.

Es kommt aus dem äthiopischen Henoch-Buch, soweit man das lesen kann, welches im sogenannten Bibelkanon der äthiopischen Kirche zum Alten Testament gehört, so die Gelehrten.

In soweit hat der Drehbuchautor viele bekannte Motive aus dem Alten Testament in die Sintflut Geschichte hineininterpretiert. Auch das Motiv der unfruchtbaren,

aufgenommenen Tochter

ist bekannt als Sarah die Frau von Abraham. Die Zwillinge, können eine Metapher für die zwei Kinder die zu Zeiten Moses durch den Pharao auf dem Nil in kleinen Körben ausgesetzt werden sein. Der Film ist also mit zahlreichen Bibelanspielungen gefüllt. "Natürlich nicht biblisch im Sinne von Genesis 6-9, aber er bietet doch eine differenzierte und unideologische Auslegung", so der Universitätsprofessor.

Und selbst die Schlange bekomt Zuflucht auf der Arche


Die Boshaftigkeit ist nicht nur ihn ihm (im Schurken Tubal-Kain einem Nachfahren von Kain) – sie steckt in uns allen.
Ein Zitat aus dem Film

Das ist das Grundzitat des Films, an dem sich alles entlanghangelt.

Der Regisseur Darren Aronofsky dürfte den meisten Filmfreunden erst seit seinen letzten beiden, mehrfach preisgekrönten Filmen bekannt sein. The Wrestler sowie Black Swan haben ihn weltweit bekannt gemacht. In Noah wird somit durch den Regisseur der doch im eigentlichen biblischen Sinne eher trockene nicht verfilmbare Stoff mittels einer mutigen 125-Millionen-Dollar-Produktion frei interpretiert ohne jedoch die Wurzeln zu verlassen. Einige hinzugefügte Elemente wie die Wächter, die nach getaner Arbeit gegen Himmel entschweben

oder Tubal Kain,der Sohn Kains der Abel erschlagen hat, steht hier als Metapher für das Böse

aber auch der Vater Noahs
Methusalem

sind aus dramaturgischer Sicht gut nachvollziehbar und haben im Film ihre Sinnbezüge, denn man möchte ja auch unterhalten werden einen dramaturgischen Aufbau haben und nicht genau wissen wollen, was den wirklich bei dieser Interpretation am Ende steht, obwohl man es eigentlich weiß.
Dennoch bleibt Aronofsky relativ bibeltreu, er legt besondere Akzente auf Stellen, die sonst wegfallen, wie zum Beispiel Gen 6, 1-4, wo von den Nephilim, den Abkömmlingen von Engeln und Menschen berichtet wird, von den Riesen, die eigentlichgefallene Engel sind, diese werden von Aronofsky so interpretiert, das sie auf die Erde gefallen von Schlamm und Dreck überdeckt und verkrustet quasi zu Stein geworden sind. Oder auch die  Stelle Gen 9, 18-27, wo Noah sich nach der Sintflut als Ackerbauer betätigt und einen
  Weinberg anpflanzt hat und dann berauscht vom Wein nackt in seinem Zelt liegt, wo ihn seine Söhne finden.


Bild in 3D:
Zunächst ist einmal die überdurchschnittliche Gesamtqualität des Bildes hervorzuheben. Kontrast, Farben und Farbgleichgewicht sowie der Schwarzwert liegen auf Referenzniveau. Der Film ist nicht in 3D produziert worden. Man kann aber sehr gut erkennen, das der Film von Anfang an für die 3D Konvertierung vorgesehen war, da natürlich einiges in CGI Technik vorliegt, ist es nachvollziehbar, dass man zunächst in 2D dreht um danach in 3D zu überführen. Ob der Film zwingend ein 3D Film darstellt, muss jeder selbst entscheiden. Sicher gibt es eine ganze Reihe an bildgewaltigen Elementen, die gerade in 3D besonders gut wirken. Es gibt aber auch Bilder die nun nicht zwingend ein 3D fordern. Dennoch gewinnt der Film in der Dritten Dimension und mach so noch mehr Sichtungsspaß, da es wirklich einige WoW Effekte gibt. Der Film ist ja nunmal nicht gerade ein Actionkracher, sondern eher ein sich ruhig entwickelnder Film mit einigen Actionelementen. Deshalb gibt das Bild dem Film den letzten Scliff und hebt ihn so besser hervor. Als 3D Fan, würde ich mir den Film auf jeden Fall in 3D zulegen. Das Bild wirkt sehr natürlich und in der Tiefenstaffelung nicht zu übertreiben. Pop Outs gibt es zwar nur vereinzelt, dafür sind die Bilder mit den Tieren und einige andere Traumsequenzen sehr gut gelungen und man kann sich an diesen Bildern wirklich erfreuen.

Ton:
Der Surroundsound ist ebenfalls auf sehr hohem Niveau und bindet alle Speaker mit ein. Die Direktionaleffekte und gerade die bei mir eingesetzten Presence Speaker transportieren die Sintfutgeräusche wunderbar realistisch in den Raum, sodass man befürchtet nass zu werden, beim schauen. Ich war kurz davor mir einen Regenschirm zu holen. Der Sub bekommt eigentlich ständig Arbeit, zwar nicht durch bombastisce Schläge sondern durch ein feines aber stetiges Soundpanorama, das mit einigen bedrohlichen Filmelementen hervorragend zusammenarbeitet und somit eine Symbiose bildet. Der Filmscore ist ebenfalls gelungen und past mal weider zu dem Film wunderbar dazu. Mir ist es schleierhaft, wie man es immer wieder schafft so gut angepasste Soundtracks zu erschaffen.
Alles in allem lässt der Sound keine Wünsche offen und lässt auch den Dialogen genug  Raum zum Atmen.


 Eigene Sicht:
Noah ist sicher keine ganz einfache sogenannte Blockbusterkost. Obwohl des Budget von 145 Mio. US Dollar so etwas erwarten lassen müsste. Ist der Film schon etwas sperrig, da man zunächst einiges richtig einordnen muss, während der Sichtung. Das fällt in der Regel schwer, da die wenigsten den theologischen Hintergrund besitzen, deshalb habe ich mich auch im Vorspann etwas hiermit auseinandergesetzt. Der Film ist weltweit sehr erfolgreich gewesen und das obwohl der isalamische Teil den Film größtenteils nicht in die Kinos brachte, da dort die bildliche Darstellung von Göttern verboten ist. Nun gut, wurde er doch trotzdem zu einem Kassenmagnet und mit Russel Crowe und Emma Watson als Hauptzugpferde auch sehr gut insgesamt besetzt.
Sicher ist Noah etwas freier an der Bibel entlang geschlittert, bringt dadurch aber etwas dramartugischen Feinschliff in die bekannte Handlung ohne jedoch ganz die Bibel zu verleugnen, denn das wäre natürlich fatal gewesen. Letztlich kommt es so wie es bekannt sein dürfte. Nur der Weg dorthin ist etwas anders und schmälert das Filmereignis nicht im geringsten. Mir hat der Film trotz dem etwas sperrigen Erzählstil sehr gut gefallen und die Gedanken der Theologen weiter oben kann man so nachvollziehen, sodass der Film eine andere Sicht auch von denjenigen zulassen müsste die den Film bisher als nicht Bibelgetreu abgestraft haben.

So hat Aronofsky letztendlich mit der Verschärfung des Erzähltons m.E. alles richtig gemacht. Somit ist der Film auch für nicht religiöse Filmfreunde ein Film, die sich von einer universellen Erzählung mitreissen lassen wollen. Die weltweiten Einspielergebnisse tragen dem wohl entscheident Rechnung.

Ansichtssache:
Film: 4 von 5 ( da der Film an einigen Stellen etwas zu langsam erzählt wird und an anderen die Zeit zu schnell überspringt.)
3D Bild: 4,5 von 5 (keine wesentlichen Mängel erkennbar)
Ton: 4,5 von 5 ( auch hier gilt Top Sound auch in deutsch nur etwas lauetr abgemischt hätte er sein können)

Fazit:
Nun gut ein Fazit muss ich ja auch noch geben. Noah ist ein Film der sowohl bibeltreue Filmfans mit eine Öffnung zum esoterischen hin als auch reine Action- oder Fantasy Filmfans gleichermaßen begeistern kann.

In diesem Sinne

Eure
C.T 
alias

Bluray Charly 




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zunächst einmal gesagt zu werden ist die bibel ein grosses lügenbuch . alle religionen sind menschengemacht und dienen nur dem zweck der macht und geldgier . ein zitat aus herr der ringe - EIN RING SIE ZU KNECHTEN .
ich sehe diesen film als reinen fantasyfilm , der auch so. wie ich höre und lese , perfeckt funktioniert ,
vor allen dingen gefällt mir sehr das noah sich im film , so glaube ich , als veganer oder vegetarier sieht , und versucht die tiere zu retten , die sich , mal wieder , durch die schuld der menschen , zu vernichten drohen .

werde mir den film auf jeden fall zulegen in 2d , habe 3d abgeschworen , und mir einen reim machen . er wird mir mit sicherheit sehr gut gefallen .
du hast wie immer einen sehr guten bloq gestaltet , auch den film sehr gut beschrieben , was will man mehr , besten dank und grüsse.


aloha JOE

ein leben zu retten , bedeutet die welt zu retten .
JOE SMITH
26.11.2014 um 17:57
#3
Für mich ging es um Religion, GLAUBE und auch Spiritualität, ohne dabei zu vergessen das es ein Film ist, der auch unterhalten möchte. Und das hat er echt gut hinbekommen, gerade die manifstierten Metaphern wie du sie nennst, oder auch weitere vorkommende Metaphern, fand ich sehr gelungen, und regen zum Hinterfragen an, bzw. fördern weitere Ebenen.

Du hast dich hier viel mit den Aussagen der Bibel auseinander gesetzt, finde ich gut und auch aufschlussreich! Ein tolles Review!!
MoeMents
26.11.2014 um 14:19
#2
Respekt, vor allem für die Recherche im Buch Genesis! :-)
Insgesamt fand ich den Film nur mittelprächtig gelungen, denn mir war der Film zu sperrig und der Erzählfluss wurde immer wieder gebrochen. Irgendwann werde ich den Film aber nochmals ansehen, vielleicht verändert dich dann meine Sicht des Films noch.
Gandalf123
25.11.2014 um 06:49
#1

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