Self/Less- Der Fremde in mir-
Wer hatte sich nicht schon einmal gewünscht im Körper eines anderen zu stecken. Filme hierzu gibt es ja schon einige. Nur sind es meistens eher Komödien die dann zu lustigen Verwicklungen führen.
Hier in den Science Fiction Thriller Self/less ist das anders. Hier wird ein ernstes Thema angegangen und es werden subtil sozialkritische Fragen aufgeworfen.
Aber einmal von Anfang an.
Damian Hale (Ben Kingsley)
hat mit seinen hemmungslosen Immobilienspekualationsgeschäften in New York Milliarden gemacht.
Doch im Alter von 68 Jahren hat Damian Krebs im Endstadium und muss sich damit abfinden in spätestens 6 Monaten nicht mehr am Leben zu sein. Auf mysteriöse Weise bekommt er eine Karte von einer Organisation in die Hände,
diese elitäre Geheimorganisation deren Kopf ein gewisser Albright zu sein scheint bietet scheinbar Superreichen die Möglichkeit an ihr für die Allgemeinheit wertvolles Leben in einem anderen jungen Körper fortzuführen. Shedding nennt sich das Verfahren. Hierzu wird sein Bewusstsein für 250 Mio. Dollar in den jungen vermeintlich künstlich gezüchteten Körper (Ryan Reynolds)
transferiert. Die Organisation stellt ihm danach eine Wohnung
und viele Annehmlichkeiten zur Verfügung.
Sein Vermögen wird auf ein neues Konto überwiesen.
Zunächst genießt Damian das neue unbeschwerte Leben in dem neuen Körper und kostet es in vollen Zügen aus.
Doch dann bekommt Damian sogenannte Flashbacks und sieht Bilder die nicht zu seinen persönlichen Erinnerungen zu passen scheinen.
Fragen hierzu wiegelt Allbright ab. Als sich Damian damit aber nicht zufrieden gibt, will er dem ganzen auf den Grund gehen. Was er hierbei herausfindet, verändert alles
und ruft die Organisation auf den Plan.
Mit einer Investition von 26 Mio US. Dollar spielte der Film nur 12,3 Mio US. Dollar wieder ein und ist somit in den USA ein echter Flop gewesen. Aber ist der Film wirklich so schlecht oder hat der Flop nicht wirklich etwas mit der Qualität des Filmes zu tun. Oft ist es einfach nur schlechtes Marketing. Man kann hier einmal die Filme im Jahr 2015 heranziehen, die alle sehr erfolgreich waren. Da waren auch nicht nur Perlen dabei. Das aber nur am Rande.
Wie bereits oben gesagt, findet man einige Filme mit der Grundthematik Körpertausch. Hier geht man aber einen etwas anderen Weg. Der Superreiche Damian ist auserwählt diesen Weg zu gehen, nicht weil er besonders intelligent oder etwa ganz besondere Fähigkeiten hat, Kreativität scheint schon ausreichend zu sein und natürlich reich muss man sein um sich die 250 Mio. Dollar leisten zu können um sich damit ein vermeintliches neues Leben zu kaufen. Damian der mit seinem Schicksal hadert, kommt aber eher zufällig an die Telefonnummer dieses Herr Allbright, der das Unmögliche möglich machen kann. Damian stellt keine unbquemen Fragen und bezahlt bereitwillig das Geld um sich ein neues Ich zu kaufen.
Wir befinden uns in einer Zeit wo der Begriff Zeit ist Geld eine ganz besondere Bedeutung erlangt hat. Die Medizin kann heute das eigene Leben schon erheblich verlängern. Im Mittelalter war das eigene Leben noch weitestgehend in Gottes Hand wie man so schön sagte. Man hatte auf seine Lebenszeit keinen wirklichen Einfluss. Es gab nichts was das Leben wirklich verlängern konnte. Heute spielt der Mensch schon selber Gott und wir verhelfen Todkranken so aus humanistischen Gründen zu mehr Zeit, diese Zeit kostet Geld, die die Allgemeinheit aus ethischen Gründen aufzubringen bereits ist. Jedoch befinden wir uns auch in einem transhumanistischen Zeitalter, der Mensch wird immer mehr zur Ware. Reiche kaufen sich Organe in armen Ländern oder kaufen sich Leihmütter um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Es scheint alles möglich zu sein. Körperteile werden in 3D Druckern erzeugt etc. etc.
Der Mensch schafft sich langsam selber ab. Irgendwann fallen auch die letzten Schranken und so ist das Szenarium in diesem Film zwar Fiction und grundsätzlich heute zumindest noch unvorstellbar. Das macht den Film aber deshalb nicht wirklich unrealistisch. Dieser Film treibt nur die Thematik des Jugendwahns auf die Spitze.
Zurück zum Film, der Film der in Amerika floppte stellt suggestiv unbequeme Fragen nach einer Gesellschaft in der nur das letzte Prozent der Menschen, die 99 Prozent der Menschheit kontrollieren und ihnen sagen was richtig und was falsch ist. Was spielt es da für eine Rolle, wenn der Einzelne Mensch sein Leben gibt, wenn er dem Wohl er Allgemeinheit nutzen kann. Soweit scheint der Film scheinbar aber nicht zu gehen. Es wird suggeriert, das die Wissenschaft es geschafft hat, die menschliche Hülle im Reganzglas zu erschaffen und nur noch das Bewusstsein des anderen eingehaucht werden muss, aber ist das so oder wird an dieser Stelle nur das Gewissen beruhigt und was passiert, wenn man dem Schwindel auf den Grund kommt.
oder ist es gar kein Schwindel.
Hier einmal ein paar suggestive Bilder:
Wie wurde der Köper erschafft?
Macht Reichtum alles möglich?
Kann der Transfer wirklich gelingen?
Absicherung über den Tod hinaus?
Wer findet hier die Kiste?
Neues Glück?
Eine neue Frau an seiner Seite?
Ist diese Frau eine Wahnvostellung?
Wer sind diese Personen?
Was ist das für ein Ort?
Ist das ein Traum?
Wer ist diese junge Frau?
Hat er das Rätsel des Lebens gelöst?
Der Film geht aber einen entscheidenden Schritt weiter, er zeigt auch insgesamt die Grenzen auf, indem der Mensch sein Gewissen offenbart und aus der Gier für mehr Lebenszeit ein letztendlich doch selbstloses Handeln werden kann und man sein Bewusstsein selbst opfert als Erkenntnis daraus, dass man selbst das Problem darstellt.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel über die Storyline preisgeben um die Spannung nicht herauszunehmen. Sicher hat der Film auch einige inszenatorische Schwächen, über diese Schwächen möchte hier aber einmal bewusst hinwegsehen, denn die Sinnaussage des Films ist zweifelslos die, das man seinem Schicksal letztendlich als Mensch nicht entfliehen kann.
Tarsim Singh, der nicht gerade viele Filme gedreht hat, hat bereits im Jahre 2000 mit seinem ersten Kinofilm The Cell die Thematik der Suggestivität und Gehirnvernetzung aufgeriffen. Hier ist es die Psychologin Catherine (Jennifer Lopez) die durch eine neue experimentelle Therapietechnik in das Unbewusste von Komapatienteneindringen möchte und ihnen so helfen will wieder aufzuwachen. Die Technik besteht in einer elektronischen Vernetzung der Gehirnaktivität von Psychologin und Patient, wodurch sie Zugang zu seiner Gedanken- und Erinnerungswelt bekommt.
Aber auch im Film The Fall, spielt er mit der Kraft der Suggestion.
Hier in Self/Less-Der Fremde in mir- ist es auch die Suggestion des Machbaren und der Möglichkeit der Superreichen ihre Lebensgrenzen zu erweitern mit der Macht des Geldes. Die Thematik Zeit wurde aber auch im Film „In Time“ sehr gut transportiert. Hier war die Zeit plakativ mit dem Körper verbunden und auch hier konnten sich die Superreichen ihre Lebenszeit erkaufen, da nur sie in ihrer Arroganz sich am Proletariat schamlos bereicherten, und sich eine Scheinwelt aufbauten.
Ansichtssache:
Film: 3.8 von 5 ( da er unbequem ist und Fragen stellt, die in Amerika scheinbar keiner hören wollte)
Bild: 4,5 von 5 ( hervorragend ohne Fehl und Tadel)
Ton:4 von 5 (ein Ton der zum Film passt wie eine zweite Haut)
Fazit:
Selfless steht für Selbstlosigkeit oder Uneigenützigkeit und findet hier in doppelter Weise seine Bedeutung.
Ein Film den man nicht so nebenbei sehen sollte, der auch nicht wie im Trailer angedeutet ein Action Film ist. Ein Film, der feine aber kleinen Schnipsel einstreut, auf die man achten muss, der einem erst Sand in die Augen streut um sie im Laufe des Films wieder herauszunehmen. Ein Film der unverständlicher Weise in Amerika schlechte Kritiken bekommen hat. Ein Film, der die Frage aufwirft, welcher Preis die eigene Unsterblichkeit hat.
In diesem Sinne
Man sieht sich in Dir
Eure
C.T.
alias
Bluray Charly
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Kommentare
Wirkt auf mich auch eher etwas zu...Achtung neues Modewort der Filmpodcaster Szene...Generisch...(Ganz wie du schon gesagt hast, solche, oder so ähnliche Filme gabe es in den letzten Jahrzehnten schon öfters mal, in unterschiedlichsten Variationen)...für mich is das Thema derzeit durch...
Klingt für mich z.B. etwas nach einem Remake von "Freejack" mit "Emilio Estevez" in der "Ryan Reynolds Rolle, den Part von "Ben Kingsley hat damals (auch ein Hochkaräter) "Anthony Hopkins" übernommen. (Der Streifen war in seiner Handlung aber deutlich trashiger angelegt)
Dein Review is allerdings toll und nachvollziehbar.
Für diese Art der Gesellschaftskritik die Du hier zudem stellst, ist für mich "Gattaca" noch immer DER Vorfzeigefilm.
Weil er diese "Probleme" ohne Umwege über die kommerzielle Schiene wie zuviel SciFi, Technobabel und Actionszenen transportiert, sondern sehr Direkt und sehr Realistisch anspricht. ...
...man erinnere sich alleine an den Anfang des Streifens als ein junges Pärchen zum Arzt geht um ihr noch ungeborenes Kind quasi wie in einem Genkatalog zusammenbauen zu lassen und mit allen Spezifikationen, "ab Werk" quasi zu "bestellen".
Auch die weitere Lebensqualität wird bestimmt...zumindest was der Geldbeutel halt an "Qualitäten" hergibt...Natürlich!
Danke für den tollen Blog!
Dein Review mit realer Kritik ist wieder mal klasse!!