Rambo: Roman vs. Film – Der Direktvergleich

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12. Februar 2013
Er ist wohl die bekannteste Filmfigur auf der Welt, jeder kennt ihn, er ist ein Ikone, er ist Kult, er ist ein Actionheld: John Rambo.


Quelle: http://derwahlberliner.files.wordpress.com/2012/11/12-11-24-fa-86-rambo.jpg

Sylvester Stallone hat die Rolle unglaublich geprägt und ist kaum davon wegzudenken, gleichzeitig bedeutete für ihn die Rolle auch der Aufstieg zum Actionstar und zu den Topverdienern Hollywoods.

Der Film selbst zählt als ein Meilenstein der Filmgeschichte. Fans und Kritiker waren regelrecht begeistert und der Streifen war einer der großen Hits der 80ger.

Jedoch kaum einer weiß heute noch dass der Film welcher im englischen Original First Blood hieß (in Deutschland hat man den Titel geändert und aus First Blood wurde Rambo) auf den gleichnamigen Roman von David Morrell basiert, welches einige Jahre vor dem Film erschien.

Ich selbst habe den Film natürlich schon zig mal gesehen (wer nicht) aber ich hab auch schon vor langer Zeit die Romanvorlage gelesen, durch den Thread zur John Rambo 5 kam auch wieder das Gespräch bezüglich der Romanvorlage auf (ok ich geb zu ich hab daran Schuld) also hab ich mir gedacht wird es Zeit dem Ganzen einen Blog zu widmen und einen Direktvergleich zu starten, da ja wirklich wenige wissen dass der Film eine Romanvorlage ist, geschweige denn den Roman überhaupt gelesen haben.

Achtung ab jetzt enthält dieser Blog Spoiler!


Worum geht es im Roman und im Film?


Quelle: Amazon


Quelle: Bluray-disc.de

John Rambo ist ein Vietnam Kriegsveteran, hat sich dort mehrere Orden verdient und war ein Held, doch kaum zu Hause in den USA ist er ein niemand, die Menschen verachten ihn und behandeln ihn wie Dreck. Er hat keinen Job und kein Geld und wandert als Landstreicher durch die Gegend. Doch als ein Kleinstadtsheriff ihn in seiner Stadt nicht haben will und ihn droht, wird Rambo aufsässig und will sich nicht mehr unterdrücken lassen. Rambo wird verhaftet und im örtlichen Gefängnis misshandelt, doch ihm gelingt die Flucht und er flüchtet in die Nahgelegenden Wälder und nimmt von dort aus einen erbitterten Kampf gegen die Behörden auf, die ihn wie ein Tier jagen.

Die Unterschiede zwischen Roman und Film


Kaum zu glauben aber wahr, der Film hält sich tatsächlich sehr nah an die Vorlage, sogar viele Dialoge wurden nahezu 1 zu 1 übernommen.

Der Komplette Anfang bis zur Flucht aus dem Gefängnis ist 1 zu 1 zur Romanvorlage, ab da nimmt es einen kleinen aber bedeutenden Unterschied, einem Unterschied dem wir Sylvester Stallone zu verdanken haben der bei Rambo am Drehbuch mitschrieb.

In der Romanvorlage geht Rambo nämlich bedeutend aggressiver vor. Er schnappt sich Waffen und ballert sich regelrecht den Weg frei, so dass natürlich einige ihr Leben lassen müssen. Auch in den Wäldern kommt es immer wieder zu wilden Schießereien zwischen Rambo und den Behörden, sie ihn versuchen gefangen zu nehmen. Rambo kämpft im Roman schon richtig wild, wie ein Mann der Nichts zu verlieren hat und wirklich schnell zeichnen Leichen seinen Weg, aber er ist auch Mental ein Wrack, was man im Roman deutlich merkt, er versteht nicht warum ihn alle hassen und will eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Er bekämpft aber dann Hass mit Gegenhass.

Im Film dagegen, geht Rambo etwas intelligenter vor, er benutzt hauptsächlich sein Messer, ist ein Schleicher, nutzt die Umgebung und passt sich den Wäldern an, stellt Fallen und vor allem er tötet niemanden. Es stirbt zwar einer im Film, aber das nur eher aus Zufall und Notwehr, als durch pure Gewalt. (er fällt aus dem Hubschrauber, nachdem Rambo diesen Hubschrauber, mit nem Stein bewirft)

Wie im Buch will auch im Film Rambo in Ruhe gelassen werden und seinen Frieden, er versteht auch nicht warum ihn alle hassen, schließlich hat er ja nichts weiter getan als für sein Land zu kämpfen und alles dafür gegeben, und in der Stadt wo er verhaftet wurde hat er ja wie im Buch vor seine Verhaftung kein Verbrechen begangen.

Die Idee aus Rambo einen „Schleicher“ zu machen stammt tatsächlich von Stallone selbst, da er meinte die Wälder könnten doch wie ein Dschungel in Vietnam sein, macht es doch so dass er dadurch einen riesen Vorteil hat, sich der Umgebung anpasst, seine Erlernten Techniken nutzt und so einen nach dem Anderen Ausschaltet, ohne sie aber zu töten, dadurch wirkt Rambo weniger Aggressiv und er wirkt ruhiger, dadurch die Leute fühlen mehr mit ihm, schließlich ist er ja die Hauptfigur des Films, man muss mit ihm mitfühlen, handelt er so aggressiv wie im Buch denken die Leute vielleicht er wäre ein Monster und nicht das Opfer was er ja ist.

Die Macher waren von der Idee begeistert und deswegen wurde es auch so umgesetzt, was sich auch direkt zum Mega Vorteil ausgewirkt hatte. Warum? Dazu später.

So, also bis auf die Art und Weise wie Rambo sich nun in den Wäldern verhält bleibt man auch hier recht nah an der Vorlage, er wird gejagt und er wehrt sich, nur wie gesagt das Wie ist anders. Dadurch entstand ein wichtiger Unterschied ist man fühlte mehr mit Filmrambo mit als mit Romanrambo. Auch die Tatsache dass man seinen alten Vorgesetzten zur Hilfe holt ist identisch mit der Vorlage.

Die Rückkehr in die Stadt gegen Ende ist auch recht nah an der Vorlage, auch hier macht Rambo wie Film und in der Vorlage die Stadt kurz und klein, sprich er ballert alles kaputt, wobei im Roman im Gegensatz zum Film dabei ein paar Cops ihr Leben lassen dürfen, die sich ihm zwischendurch in den Weg stellen und gegen ihn kämpfen. Im Roman nutzt Rambo Autos, Zäune und so als Deckung und arbeitet sich so Meter für Meter nach vorne, immer wieder mit leichtem Geballer. Im Film schleicht durch die Schatten der Kleinstadt, trifft auf kaum Widerstand und sucht sich strategisch wichtige Ziele wie z.B. den Stromtrafo.

Wie in der Vorlage macht sich Rambo auf die Jagd nach dem Sheriff, der sich im Sheriffsgebäude verschanzt hatte. Aber nun kommt es zu einem gewaltigen Mega Unterschied zur Vorlage.

Denn in der Vorlage lässt sich Rambo seelisch total fertig nachdem er den Sheriff platt gemacht hat, von den Behörden erschießen und stirbt. Tatsächlich war auch der Film mit diesem Ende geplant und es wurde auch so gedreht und fertig gestellt. Bis die Testscreenings kamen und es kam zu einem wilden Aufschrei unter den Testzuschauern, niemand wollte Rambo, ihren Antihelden sterben sehen. Durch die Veränderungen von Stallone, fühlten die Leute so sehr mit diesem Charakter mit, dass jeder im Fragebogen meinte dass das Ende mies sei und Rambo leben sollte.

Gesagt getan, nun wurde ein anderes Ende verwendet (das Original Ende mit dem Tod Rambos kann man als Alternatives Ende, fast auf jeder Disc als Bonusmaterial zu sehen) und zwar anstatt das Rambo nun am Ende stirbt lässt er sich nun verhaften. Der Antiheld hat also überlebt und das Publikum war begeistert und der Film natürlich wie sollte es anders sein ein Mega Hit.

Der Streifen war so erfolgreich dass noch 3 weitere Rambofilme folgten (ebenfalls von Stallone das Drehbuch mitgeschrieben, jedoch ohne Romanvorlage), die anders ausgerichtet waren als der erste Teil, deutlich Actionreicher und zumindest in meinen Augen ebenfalls genial.

Was ist Besser Roman oder Film?


Zu 95% der Fälle ist es ja so dass ein Film mit der Romanvorlage nicht mithalten kann, doch hier ist es tatsächlich so, dass der Roman ordentlich ist, der Film aber schlichtweg genial und somit die Vorlage weg haut und das obwohl man wie gesagt inhaltlich sich recht nah an die Vorlage hält. Warum ist ganz einfach, die sensationelle Darstellung von Stallone, lässt einen deutlich mehr mitfiebern und mitleiden. Alleine der Sprung in die Bäume, von Stallone selbst ausgeführt zählt bis heute zu einen der sensationellsten Filmstunts überhaupt, bei denen er sich auch in echt verletzt hatte.

Die kleinen Veränderungen durch Stallone haben so vieles bewirkt dass der Film komplett anders wirkt und es auf ein ganz anderes Level hebt. Er hat eine ungeheure Dramatik und ist von allen Teilen wohl der Teil mit der intelligentesten und tiefsten Handlung.

Aber ich muss sagen ich hab den Film auch über einen Jahrzehnt vorher gesehen und das zig mal bevor ich überhaupt registriert hab dass im Intro steht: Based on the Novel by David Morrell und ich den Film wirklich regelrecht geliebt hab und der natürlich heute immer noch einen mega hohen Stellenwert für mich hat.

Ich selbst finde man muss jetzt den Roman nicht unbedingt lesen (zumal es den auch nur in Englisch gibt) aber man sollte zumindest wissen dass der Meilenstein von Film auf einen Bestsellerroman basiert und das eigentlich gedacht war dass Rambo im Film genauso wie in der Vorlage am Ende sterben sollte.

Naja ich hoffe mein Direktvergleich zwischen Roman und Film hat euch gefallen und wer weiß vielleicht mache ich demnächst bei gefallen weitere Direktvergleiche zwischen Roman und Film, potenzielle Kandidaten sind natürlich bereits da (nein nicht Twilight, versprochen).

Also man liest sich ;-)


Kommentare

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Danke für Deine Impressionen! Ich finde das Buch allerdings wesentlich besser als den Film (habe das englische Original gelesen) und irgendwie hat der Film bis auf die Grundzüge der Handlung auch nicht viel mit dem Buch zu tun. RAMBO ist im Buch ein total unsympathischer Charakter... TEASEL ist im Film unsympathisch, im Buch aber eher ein Netter, denn er fährt Rambo sogar dreimal (!!) aus der Stadt raus, bis ihm der Kragen platzt. Na, Rambo dreht in der Polizeistation durch, er schlitzt einen Cop auf, die Eingeweide fallen raus... dann die Flucht... ich erinnere mich, dass er alle Cops bis auf Teasel tötet (die Hunde auch) und die Jungs nicht den Hauch einer Chance haben. Er killt erbarmungslos und zum Teil aus großer Entfernung. Dann der Showdown in der Stadt, wo Rambo sprengt und ballert, was das Zeug hergibt - es geht im Buch im Grunde nachher nur um den gnadenlosen Kampf zwischen Rambo und Teasel - der pure Hass. Schlussendlich wird Rambo der Kopf mit einer Schrotflinte weggeballert wird - von Trautman (sehr schön beschrieben übrigens). Das Buch ist Top, der Film allerdings auch. Wäre der Film so gnadenlos ausgefallen wie der Roman, hätte niemand Rambo gemocht. Schöner Vergleich... sollte öfter mal verfasst werden. Ist allerdings auch viel Arbeit (und viel Freude!). Ich habe so einen Vergleich zu DER SEEWOLF verfasst und weiß, was so ein Blog mit sich bringt.
Dr. Rock
12.02.2013 um 15:40
#10
Erst mal danke für die vielen Ausführlichen Kommentare.

@bigdanny: Aber denk dran Buch gibs nur auf englisch ;-)

@MoeMents: Ich hab ja auch lange nicht gewusst dass es eine Romanverfilmung ist, hab mir inzwischen angewöhnt immer die Intro Credits bei Filmen mitzulesen da es dort immer drin steht und deswegen ist es mir damals auch aufgefalle dass es auf nem Roman basiert, den ich mir dann damals sofort geholt hab.
Ich finde auch dass durch die Veränderungen von Sly vieles für den Film bewirkt hat und man merkt auch wie intelligent Sly ist, dass er genau weiß wie das Publikum halt auf bestimmte Sachen reagiert. Und es ist in dem Fall wirklich nur Sly zu verdanken dass der Film noch mal auf ein ganz anderes Level gehoben wurde und der Streifen ein Mega Hit wurde:
Budget 14 Mio Einnahmen 125 Mio
und für die Studios war die entstandene Reihe eine Goldgrube.
Teil 2 hatte 25 Mio Budget und 300 Mio eingespielt
Teil 3 hatte 69 Mio Budget und 189 Mio eingespielt
Teil 4 hatte 50 Mio Budget und 113 Mio eingespielt

Dazu muss man aber dann noch die unzähligen Videos, DVD und BD Verkäufe hinzuziehen
Sawasdee1983
12.02.2013 um 13:31
#9
Also das er "First Blood" heißt wusste ich aber dass es eine Romanverfilmung ist, fiel bei mir unter den Tisch ...

Deshalb find ich deinen Blog dazu wirklich genial, hab es so begeistert gelesen ... richtig fesselnd.

Die Unterschiede sind echt sehr erstaunlich und geben vielerlei Auskunft über die damalige Moral und die breite Gesellschaft.
Besonders, dass er im Film vernünftiger und überlegter angesiedelt worden ist. Er wäre zwar als "Monster" genauso KULTG geworden aber wohl eher in Insiderkreisen, wäre echt ein anderer Film gewesen.
So wie er jetzt ist, erhält er einfach viel mehr Tiefe und prangert auch das System an. Wodurch er durch sein Verhalten eine Stufe höher steht, als wenn er -wie du auch gesagt hast- Hass NUR mit GEGENHASS vergolten hätte.

Auch mit dem Ende, indem er sterben sollte. Mit solchen Enden konnte man sich breitenmäßig erst 10-20 Jahre später anfreunden. Damals wollte ja ziemlich alle stets ein Happy End sehen ...
Aber auch, dass es Studiomäßig finanziell durch unmögliche Forstsetzungen schlechter ausgesehen hätte. Obwohl sie damals noch nicht ganz so raffgierig waren wie heute - wenn überhaupt.

Echt genialer Blog, DANKE !!!!!!
MoeMents
12.02.2013 um 11:11
#8
Viel Interessantes dazu gelernt, danke Dir für den tollen Blog. Höchste Zeit,mal wieder einen Rambo-Abend zu machen!
John Woo
12.02.2013 um 10:00
#7
Ein toller, sehr gut recherchierter und geschriebener Blog! Danke dafür!
Zudem sehr interessant, wenn man, wie ich, die Romangrundlage bisher nie gelesen hat - Thanx for blowing my mind :-)
Cineast aka Filmnerd
12.02.2013 um 09:59
#6
Ok, das erklärt einiges. Na, dann kann ich mich ja freuen, dass ich es noch immer zu Hause im Regal stehen habe. Hoffe mal, dass ich es zwischenzeitlich nicht verkauft habe, dann würde ich mir heute abend in den Hintern beißen.
metz1980
12.02.2013 um 08:46
#5
@metz1980: Es gab das Buch auch in Deutsch, jedoch schon lange Out of Print. Das englische Buch dagegen kriegt man noch ohne Probleme
Sawasdee1983
12.02.2013 um 08:20
#4
Vielen Dank erstmal für deinen tollen Blog. Auch ich habe das Buch seinerzeit verschlungen, aber auch erst nachdem ich den Film gesehen hatte. Gegenüber der Gewalt im Buch, kommt der Film wirklich wie eine Mickey-Maus-Version daher. Eine Frage habe ich aber doch noch. Ich bin der Meinung, dass ich das Buch auf Deutsch zu Hause stehen habe. Es wurde im Heyne-Verlag unter dem Titel Rambo (ISBN-Nr.: 3453020235) veröffentlicht, wenn ich jetzt nicht total auf dem Holzweg bin. Ich denke mal, dass man es aufgrund des Hypes um den Film ebenfalls von First Blood in Rambo umbenannt hat.
Zu deinem Fazit kann ich nur zustimmen. Auch mir hat hier der Film besser gefallen als das Buch, was wirklich eine Seltenheit ist.
Matze
metz1980
12.02.2013 um 08:14
#3
Echt guter Blog, vieles davon wusste ich noch gar nicht.
Danke dafür.
DirtDevil
12.02.2013 um 08:12
#2
TOP recherchiert und einen schönen Vergleich hingekriegt hast du da. Kaum zu glauben, dass Stallone auf die "gewaltarme" Version selber drauf gekommen ist, wenn man seine Nachfolgefilme sieht ;)
Saibling
12.02.2013 um 08:00
#1

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