Teil 1:
Ich hatte wieder Lust auf diesen Filmklassiker von Fritz Lang, der bisher einzigen Guten Verfilmung der bekanntesten deutschen Heldensaga.
Dieser Film erzählt die erste Hälfte der Geschichte der Saga. Den Part welches den meisten Leuten bekannt ist.
Man hält sich hier unglaublich nah an der Saga und wie in der Vorlage ist Siegfried der Bösewicht. Der Mann ist, überheblich ärogant, löst alle Probleme mit Gewalt, schlägt und misshandelt Schwächere zum Spaß, betrügt Adlige um ihr Reich, erobert zum Soaß andere Königreich und entraubt Könige um ihre Krone, hilft dabei Frauen zu vergewaltigen, verführt Jungfrauen zum vorehelichen Sex und wird trotzdem von allen gefeiert.
Hagen von Tronje ist hier der Held der Geschichte, der Einzige der Siegfrieds wahre Natur durchschaut und sich ihn furchtlos entgegenstellt und macht was getan werden muss. Da die Königsfamilie nur aus Schwächlingen besteht und niemand auf seine Warnungen hört. Vor allem König Gunther wird hier klasse als Versager dargestellt während Kriemhild dafür klassisch hübsch und dumm. Perfekter kann man die Charaktere nicht aus der Vorlage übernehmen.
Die Darstellung von Hagen ist genial, wortkarg aber gleichzeitig merkt man genau was dieser Hühne von Mensch denkt und wie er der einzige ist der keine Furcht vor Siegfried hat und ihm nicht ausweicht. Gänsehaut pur.
Die Story selbst um Treue und Verat ist natürlich Zeitlos und egal wie oft ich diese Geschichte schon gesehen bzw. gelesen habe, sie ist immer wieder toll und für 1924 und der damaligen Tricktechnik wirklich klasse in Szene gesetzt. Die Fantasy Elemente sind wirklich toll umgesetzt.
Dazu bietet dieser Film eine unglaublich gute Atmosphäre obwohl es ein Stummfilm ist und nur musikalisch begleitet wird, vergisst man alles um einem herum und taucht komplett in diesen Film ein. Die 2,5h Laufzeit fliegen nur so an einem vorbei.
Ein absolutes Meisterwerk von Epos und bisher einzig würdige Verfilmung der ersten Hälfte der berühmtesten germanischen Heldensaga.
Teil 2:
Die Verfilmung der zweiten Hälfte der Nibelungen Saga. Der Part der jetzt weniger bekannt ist, da für die meisten die Saga mit Siegfried endet.
Mir persönlich hat gerade die zweite Hälfte in Buchform immer besser gefallen und auch hier wo viele Verfilmungen es bestenfalls nur kurz anschneiden kriegt man hier die einzige würdige Verfilmung geboten, da man den Part detaillgetreu der Vorlage verfilmt hat. Wobei ich gestehen in dieser Filmversion hat es es mit seinen 130 Minuten Laufzeit schon ein paar Längen.
Kriemhild ist nicht mehr naive Dummchen sondern ein von Rache getriebenes Biest, die vor nichts mehr zurückschreckt. Eine absolute Psychopathin.
Der Rest ihrer Familie bleibt natürlich recht dumm. Einzig Hagen ist derjenige der sie durchschaut und versucht Schäden zu begrenzen aber stellt sich wunderbar furchtlos seinem Schicksal.
Die Darstellung der Hunnen ist schon sehr speziell, da sie sehr primitiv rüberkommen. Aber gleichzeitig hat es auch wunderbar Charme und die Ausstattung die hier gezeigt wird hat es in sich und das Ganze ist musikalisch wieder einmal episch untermalt und sorgt so für eine coole Atmosphäre. Aber durch die wilde Art der Hunnen nicht so atmosphärisch dicht wie im ersten Teil.
Die über 45 Minuten lange finale Schlacht, sieht aus heutiger Sicht sehr wüst aus und recht unspektakulär und durch die wilde Art auch stellenweise unfreiwillig komisch trotz all der Dramatik.
Das Ende ist natürlich gnadenlos konsequent und sorgt für jede Menge Gänsehaut und man kriegt hier mal so richtig mit, was für ein taffer Typ Hagen ist und seine Loyalität bis zum bitteren Ende ungebrochen ist.
Die vielen Tode sind ungeheuer dramatisch in Szene gesetzt und es gibt unzählige Gänsehautmomente bei den Dialogen mit toller Bildersprache dabei.
Insgesamt auch wenn nicht ganz so gut wie Teil 1 immer noch ein schier unglaubliches Epos und unfassbar dass dieser inzwischen über 100 Jahre alte Film, bis das Maß aller Dinger was die Nibelungen angeht, denn bis heute wurde diese Saga nicht annähernd so gut verfilmt wie von Fritz Lang.
Das Bild ist für das Alter super, es ist zwar in 4:3, hat ein paar leichte Verschmutzungen, ohne große Farbe, aber für einen knapp 100 Jahre alten Film hat man vor allem bei der Schärfe viel rausgeholt.
Der Ton besteht im Grunde nur aus Musikuntermalung. Frei von Rauschen aber auch recht kraftlos.
Als Bonusmaterial gibt es eine 69 Minuten lange Doku über die Nibelungen, sowie Trailer.
bewertet am 31.10.25 um 07:34