Ist das Leben nicht schön?

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25. Dezember 2015
 
 
 
Frank Capra (1897-1991) schuff mit "Ist das Leben nicht schön" nicht auf Anhieb einen Kassenschlager, so blieb dem Titel zu Kinozeiten der Erfolg noch eher verwehrt, umso erfreulicher, dass sich dieser schöne Film im Lauf der Zeit dennoch den Weg zum beliebtesten Weihnachtsfilm aller Zeiten ebnete!

Lief der Film in der seiner urtypischen s/w-Fassung eigentlich nur auf Sendern wie ARD, ZDF, 3SAT, MDR... wurde er mittlerweile seit den 80zigern sogar drei Mal nachkoloriert, aber immer wieder mit irgendwelchen Beanstandungen (von Capra oder auch Stewart); die letzte wurde 2007 erstellt und erst 2013 auch endlich in HD auf Blu-Ray veröffentlicht.... erstmals hab ich nun die colorierte HD-Fassung gesehen, und war ich schon seit Anbeginn vom Film beeindruckt, setzte die colorierte Fassung nochmals Begeisterung nach!

 
 
Ist das Leben nicht schön?
It's a Wonderful Life USA 1946


Viele Gebete gehen im Himmel ein, jeder betet für George Bailey (James Stewart), der sich in seiner ständigen Selbstlosigkeit nicht nur oftmals aufopferte, sondern mit dem letztlichen Verlust von 8000 Dollar auch noch auf den Gedanken kommt, sich von der Brücke zu stürzen!
Deshalb soll ein Engel einzuschreiten, leider hat nur Clarence, ein Engel zweiter Klasse (EK2) Dienst. Und der muss sich nun erstmal mit Georges Leben bekannt machen bevor er als letztmögliche Rettung in Zeit eingreift... um sich außerdem endlich mal seine Flügel zu verdienen!   

So startet auch der Zuseher mit der ausgiebigen Einsicht in Georges Leben und Wirken. Recht heiter bemerkt man, dass George immer Weltenbummler werden wollte, aufs College gehen um später etwas Großes zu schaffen, etwas zu Bewirken... wie so oft, kommt es aber anders als man denkt.
Wie schon sein Vater, mit der Building & Loans - Darlehen für Bauvorhaben - immer dem kleinen Volk von Bedford Falls unter die Arme grief, steigt auch George in dessen gütigen Fussstapfen, und steckt dadurch mal wieder seine eigenen Ziele zurück. 

So begleiten wir George auf seinem warmherzigen Weg der Aufopferung für das Gute, gegen den ansässigen Kapitalisten Mr. Potter (Lionel Barrymore), einem Feinbild in dieser eigentlich kleinen heilen Welt. Das Böse, wie so oft bei Capra der Fingerzeig auf ein System welches sich durch Geld- und Machthunger menschlich zerstört. Potter würde den Leuten aus Bedford Falls am liebsten den letzten Penny aus der Tasche ziehen um die Stadt völlig unter seine Hand zu bekommen. Auch am finalen Fiasko, den fehlenden 8000$, ist Potter nicht unschuldig.

Zuvor wird sich aber noch die Liebesgeschichte mit Mary (Donna Reed) durch so einige Höhen und Tiefen winden, was gelegentlich auch mal etwas rüde wirkt, gerade das Zusammenkommen in der Inszenierung eher einer schmachtenden Zerreißprobe gleichkommt, klassischer Liebreiz aber zu keiner Zeit fehlt und einige ganz wunderbare Beziehungsmomente offenbart, schon begonnen beim hin und weg sein zum ersten Blickkontakt, über das Liebgewinnen eines alten Hauses hin zu deren lieben Kindern. Und man wird sich gewiss auch ewig an Zuzus Rosenblätter erinnern!

Bei der Musik wird Charleston getanzt, das von Mary oftmals dahin geträllerte "Buffalo Gal Theme (Wont you come out tonight)" wird zum Ohrwurm und weitere gemütliche Low-Fidelity Songs passen wunderbar zum Zeitfenster der 20er bis Ende 40ziger, genauso der Score von Dimitri Tiomkin (der viele Klassiker großer Regisseure damaliger Zeit musikalisch formte)! Weihnachtlich will "Funkle, funkle kleiner Stern" - für Clarence - recht umschmiegen und mit "Hark! The Herald Angels Sing" stimmt man in freudiger Gemeinsamkeit noch einen Weihnachtsklassiker an. 

James Stewart (1908-1997) wechselt zwischen tiefgreifender Güte und frustgeladener Zeitbombe. Legt als George Bailey ne offensichtliche Ambivalenz in seine gerühmte Performance, da die aufopfernde Haltung unterschwellig immer mehr Leidensdruck anstaute. Als nun aber alles den Bach runter geht und George sich sogar hinreißen lässt Mr. Potter um Hilfe anzuflehen, zeigt erst recht seine Auswegslosigkeit, die nur noch mit dem Sprung ins eisige Wasser zu beenden wäre. 

"Aber es ist gesetzlich verboten hier Selbstmord zu begehen."
"Ja, wo ich her komme, ist es auch verboten."
"Von wo kommen sie denn?"
"Vom Himmel." 

77 Minuten bis der wunderbare Schnee zu rieseln beginnt, mit ihm der heilig Abend und noch mehr Weihnachtsstimmung einsetzt. Wir haben uns mit Georges Leben bekannt gemacht bis nach 99 Minuten Clarences Einsatz kommt um die noch beeindruckenste Phase dieses Klassikers einzuläuten! Die nun kommende halbe Stunde, wird für manche, eventuell zuvor vernommene Längen aber sowas von 10mal gutmachen, dass man nur noch himmelhoch jauchzend und wahrscheinlich auch freudentränenreich darauf zurück blickt!! 



Clarence und George (Kinowelt)

Nach dem amüsanten Kennenlernen mit dem Engel zweiter Klasse (Henry Travers),...

George: "Ich hatte noch was vergessen... Tot bin ich mehr wert als lebendig!"
Clarence: "Hör zu, sowas darfst du nicht denken, sonst bekommt ich nie meine Flügel."


...will dieser George nämlich aus seiner auswegslosen Lage helfen, indem er ihm zeigt, wie die Welt ohne ihn aussehen würde!  
Einige hätten ohne George ihr Leben gelassen, die Stadt wäre ein kapitalistischer Lasterpfahl geworden, und und und.... eine wunderbare Revue von was-wäre-wenn Optionen....

So sehr George stets davon sprach etwas Großes zu schaffen, so sehr entging ihm, wie BEDEUTSAM sein Leben eigentlich schon war!!!

"Eines Menschen Leben hängt mit so vielen anderen zusammen. Wenn eins fehlt, ensteht gleich eine große Lücke, nicht wahr?"

Und erstaunlich wie solch ein Perpektivenwechsel eine persönlich kaputte Welt, plötzlich zum schönsten Platz auf Erden macht!! Und nicht nur das, die überwältigende DANKBARKEIT all seiner Freunde - die hat Mary zusammengetrommelt weil alle bemerkten das etwas nicht mit George stimmt - auch den Zuseher so dermaßen überwältigen, dass man am liebsten selbst wie George Bailey in seiner neugefundenen und heraussprudelnden Lebensfreude durch die verschneiten Straßen laufen möchte,...
...um hinauszuschreien, was man nicht alles so liebt!!

"Fröhliche Weihnachten, Kino! Fröhliche Weihnachten, altes Warenhaus! Fröhliche Weihnachten, du gute alte Building & Loan!"

Ein Film, so bezaubernd und schön wie seine Botschaft... die kleinen Dinge zu schätzen - besonders die Menschen um einen - und für eine bessere Welt einfach mal die Perspektive zu wechseln! Das Wichtigste, dass das eigene Leben einfach unschätzbar ist!

Für 125/130(BD) Minuten eigentlich sogar recht lang, aber so gut gemeint und capraesk, dass eine eventuelle Rückbesinnung auf humanistische Werte - gerade in einer Welt die sich gelegentlich schonmal so abwegig/krank gibt, dass manche schon glauben sich für das Gute entschuldigen zu müssen - keineswegs so naiv ist, wie oftmals dargestellt!

Ich liebe diesen Film einfach, wie viele Frank Capra Werke! Nicht umsonst hat er sich als Weihnachtsklassiker in die Herzen vieler Menschen gespielt. Sowas darf gern Tradition haben!

(Kinowelt)



Regisseur Frank Capra (1897-1991) als Garant für herzliches Menschlichkeitskino voller Güte und naiver Warmherzigkeit zeigt, dass es auch großherzig geht! Und sich das gewiss nicht nur zu Weihnachten anbietet.

(Kinowelt)

Allein Erwähnung fand der Film in Popkultur, unzähligen weiteren Filmen, Serien, von den Bundys über HIMYM bis TBBT - ja in The Big Bang Theory wurde sogar eine ganze Episode dafür verwendet - und sogar als visueller Augenblick durfte er nicht nur in vielen weiteren Filmen irgendwo über einen Fernseher (im Film) flimmern, sondern auch besonders passend in Weihnachtsfilmen... so wird er in "Kevin allein zu Haus" von der Familie in Frankreich geguckt, und auch in der Fortsetzung guckt ihn die Familie erneut auf Abwegen, bei den Griswolds sitzt Randy vor der Glotze, Fröhliche Weihnachten (Bob Clark - 83), Gremlins, Die Geister die ich rief, und zuletzt hab ich ihn genauso in "Blendende Weihnachten" entdeckt!

 
Die colorierte Fassung ist eine wahre Augenweide! Alles erstrahlt in bunten Farben, schon das Intro mit den Namen auf einem weihnachtlichen Papier verzaubert mit völlig neuen Eindrücken und erst die strahlenden Gesichter, einfach nur beeindruckend! 
Besonders wie hübsch Donna Reed eigentlich ist! Natürlich merkt man der Nachkolorierung schon auch die Künstlichkeit an, da variieren Gesichtsfarben manchmal, von gelblich bis braun gibt viel Allerlei aber auch einen gewissen Vintagelook her, was wiederrum enormen Charme hervorbringt! Ich möchte diese Version also auf keinen Fall mehr missen!! Sie gab mir nochmals zum schon wunderbaren Film, einen weiteren brillanten Eindruck! Auch die Schärfe könnte nicht besser sein!

Bei uns nun seit Ende 2013 auch endlich in famoser Qualität auf Blu-Ray erhältlich. Dieser beste (Weihnachts-)Film aller Zeiten darf als Cineast, bzw. Herzensmensch, nicht ungesehen bleiben.





 Bildrechte: Kinowelt/Arthaus
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@friend: sehr schön!! :)
MoeMents
04.01.2016 um 14:37
#4
Habe den Film über die Feiertage zum ersten mal (allerdings in schwarz-weiss) gesehen. Hat mir auch ganz gut gefallen, zumal ich James Stewart eh immer gerne sehe.
friend
04.01.2016 um 09:37
von friend
#3
Respekt, dass du schon so lange ohne Pausenfüllerberießelung auskommst - ich hab nun seit diesem Jahr auch kein reguläres TV-Programm mehr, da lohnen die Filme auf Abruf im Regal sehr *gg*

Diesen Film hab ich wirklich seeeeehr gern gewürdigt! Stewart guck ich auch gern, besonder die von Capra (Lebenskünstler, Mr. Smith geht nach Washington), aber natürlich genauso andere Filme mit ihm, zuletzt hab ich mir "Mr. Hobbs macht Ferien" mal angesehen, das "Fenster zum Hof" is sowieso der Knaller und "Der Flug des Phoenix" werd ich demnächst auch wieder mal laufen lassen. :) Bei seinen Western hab ich wohl noch einiges zum Nachholen, die haben mich nie so gereizt, obwohl ich das Genre mag.

Eine Autogrammkarte... toll!

Danke für den netten Kommentar!!
MoeMents
30.12.2015 um 19:01
#2
Na, den Streifen habe ich schon lange nicht mehr gesehen... im TV habe ich immer geschaut, wenn er lief, aber nun bin ja schon seit 16 oder 17 Jahren ohne Flimmerkiste... da werde ich dann wohl mal zu blauen Scheibe greifen müssen. James Stewart war immer einer Lieblingschauspieler... in einem Album schlummert auch noch eine Autogrammkarte von ihm!

Danke für Deine tolle Huldigung dieses Klassikers!
Dr. Rock
30.12.2015 um 15:26
#1

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