"Avengers Endgame" soll klar den krönenden Abschluss der bisherigen Marvel-Saga darstellen, auch wenn sie offiziell erst mit "Spiderman far from Home" zu Ende geht. Und wie erwartet ziehen die Russo- Brüder alle Register, lassen den Zuschauer durch Zeitreisen viele Schauplätze noch einmal aufsuchen und versammeln zum großen Endkampf alle Figuren auf einmal.
Ein großes Spektakel, ohne Frage, aber leider dennoch nicht durchgehend gelungen.
Zum einen schleichen sich zu Beginn doch einige Längen ein, bis es endlich mit den Zeitreisen losgeht. Vor allem die Blues-Brothers-artige "wir bringen die Band zusammen"-Phase ist zu langatmig geraten. Und der neue Jammerlappen "Thor", der damit leider zu sehr zur Witzfigur degradiert wird, geht einem recht schnell auf den Keks.
Dagegen gelingt es Iron Man schon unglaublich schnell mal so eben per Geistesblitz das Zeitreisen mit all seinen Tücken zielgenau zu ermöglichen.
Der größte Makel des Films ist es allerdings den Charakter Captain Marvel noch so kurzfristig in den Kanon mit einbezogen zu haben. Ganz unverhofft taucht Sie auf um Iron Man vor einer aussichtlosen Situation zu retten - mit der Begründung, dass sie ja so viel im Universum zu tun hätte. Echt jetzt? Kurz darauf verschwindet Marvel dann auch schon wieder, nur um im Endkampf erst in letzter Minute wieder die Welt zu retten.
Das ist gleich der zweite Makel von Marvel: sie ist einfach zu übermächtig. Mal so eben im luftleeren Raum bzw. Weltall mit Lichtgeschwindigkeit rumfliegen, dabei noch ein ganzes Raumschiff schultern und mitschleppen - völlig gaga. Und im Alleingang mal eben in Person einen riesigen "Sternenkreuzer" wie ein durchschlagender Meteorit zu zerstören - Superman ist ein kleiner Milchbubi dagegen. Wenn nichts mehr geht schaut Marvel kurz vorbei und rettet als Joker aus der erzählerischen Sackgasse. Das ist zu banal und unspannend und wird hoffentlich auch nicht zur schlechten Angewohnheit in Zukunft.
Genug der Kritik, abgesehen von diesen Unzulänglichkeiten unterhält "Endgame" mit seinem apokalyptischen Szenario, überraschenden Wendungen, Zeitreise- Paradoxonen und schließlich auch einem gelungenen Action- und Effekte- Feuerwerk sehr gut. Mit Iron Man hat das Marvel-Universe begonnen und so fällt ihm zum Ende sehr gelungen auch eine besondere Rolle zu...
Technisch zeigt sich vor allem die Bildqualität von ihrer besten Seite: was da an Bildruhe, Schärfe, Kontrasten und Farben geboten wird, kann man schlicht nur als Referenz bezeichnen. Sehr schade nur, das uns das IMAX-Vollformat vorenthalten wird und so dicke Balken den Sichtbereich einschränken.
Das ist natürlich insbesondere auch für die 3D-Umsetzung schade, die besonders von Vollbild profitieren würde. Das stereoskopische Bild ist praktisch den ganzen Film über auf höchstem Niveau angesiedelt und bietet massenweise gute Tiefenwirkung und Plastizität.
Nur bei der Kamerafahrt durch die Trauergemeinde am Schluss sehen einige Figuren wie flache Pappkameraden aus, da ist wohl bei der Konvertierung irgend etwas schief gegangen. Das ist aber wirklich die einzige etwas negativ auffällige Szene. Ansonsten ein top 3D-Film.
Beim Ton hat Disney sich zum Glück endlich wieder steigen können, und so wird aus der dt. 768-kbps-DD7.1- Tonspur wohl das mögliche an Dynamik, Räumlichkeit und auch teils Bässen rausgequetscht was geht. Das klingt soweit recht gut, trotzdem muss sich Disney den Vorwurf gefallen lassen eine so mickrige Datenrate nur aus Spargründen bzw. zum Recyceln fürs Streaming zu verwenden. So wird die immerhin ordentliche Qualität erwartbar von der verlustfreien englischen DTS-Master-Spur noch getoppt. Die klingt im direkten Vergleich dann nochmal etwas kräftiger und präziser, die Basseinsätze bekommen noch ein Quäntchen mehr Punch und bleiben weniger Gegrummel.
So reicht es insgesamt gerade noch für aufgerundete 9/10 = 5/5 Punkte.
Fazit: "Endgame" ist ein würdiger, sehr unterhaltsamer Abschluss geworden, wenn auch nicht ganz ohne Mängel bei der Story. Insofern hat mir der stringentere Vorgänger "Infinity War" noch ein wenig besser gefallen. Insgesamt dennoch ein großes Spektakel, das vor allem Bild- aber auch Ton- technisch auf Blu-Ray überzeugt. Die 3D-Umsetzung gehört zu einer der besten und steigert die Immersion wie üblich beachtlich. Wären da nur nicht die Breitbild-Balken...
Dafür spendiert Disney wenigstens eine zusätzliche, dritte Bonus-Disc.
bewertet am 13.09.19 um 20:02