Agatha Christie Weekend
13. November 2017
Agatha Christie beehrte die Welt von 15 September 1890 – 12 Januar 1976 und gilt als eine der erfolgreichsten (britischen) SchriftstellerInnen aller Zeiten - mit verkauften Krimis im Milliardenbereich! Der amerikanische Literaturpreis „Anthony Award“ wurde ihr sogar für die „Beste Kriminalautorin des Jahrhunderts“ verliehen.
Egal ob der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, die legendäre Miss Marple oder unzählige weitere Kreationen aus ihrer Feder, spricht man von Krimis, kommt man nicht ohne ihre Nennung aus.
Auf ihre 66 Romane folgten bisher über Hundert Verfilmungen… und vereinzelte daraus hab ich dieses Wochenende gesichtet...
USA 1945 – And Then There Where None -
Ten Little Indians – 10 kleine Negerlein
2 Diener, 8 geladene Gäste und eine abgelegene Insel. Via Schallplatte offenbart der abwesende Gastgeber seinen Besuchern deren Sünden - jeder von ihnen war schon auf irgendeine Weise in einem Mord verwickelt!
Freitags zum Essen geladen, stellt sich nach der brisanten Kundmachung am Abend auch noch heraus, dass das Transfer-Boot erst wieder montags eintreffen soll. Das Wochenende sitzt man also völlig abgeschieden auf der Insel fest... in einem Haus voller (möglicher) Mörder.
Ein perfides Spiel beginnt, ganz nach dem Motto des Kinderreims "Ten Little Indians", verliert einer nach dem anderen sein Leben. Die gegenseitigen Verdächtigungen erhärten sich, die Nächte spitzen sich zu und jedes weitere Dinner wird zum gesprächigen Brennpunkt. Zum Schmunzeln hat man mit der dubiosen Runde aber auch einiges. Und die Atmosphäre gestaltet sich durch die abgeschnittene Lage, leichte Regen-/Gewitterkapriolen und dem Streiken des Stromaggregats äußerst stimmig.
Das Eindeutschen durch den mittlerweile politisch inkorrekten Begriff der „Zehn kleinen Negerlein“ macht sich zwar dem mörderischen Inhalt angemessen, aus visueller Sicht aber deplaziert, wo doch eindeutig 10 Keramik-Indianer am Tische weilen (die nach und nach wie von Geisterhand wegbrechen). Auch der Songtextbogen am Klavier, bildet klar Native Americans ab. Aber gut, das will nicht weiter stören – schon gar nicht den O-Ton Fetischisten – da der Fokus ohnehin auf dem spannenden Krimi und seinen schwindenen Figuren liegt. Teilweise vermutet man durch die mysteriösen Vorgänge schon beinahe eine übernatürliche Note.
Unter den vielen Adaptionen dieses meistverkauften Agatha Christie Romans ("Und dann gabs keines mehr"), gilt diese Fassung eindeutig als die Herausragenste! Deshalb auch der perfekte Krimi, um Freitags mit einem klassischen WHODUNIT* ins abenteuerliche (Agatha Christie) Weekend zu starten! Richtig toll!
Eigentlich war die Unternehmung hier keineswegs geplant… aber nach dieser Sichtung stand das Wochenende auch gleich unter einem neuen Aufhänger – dem der Grande Dame des literarischen Krimis!
Und noch ein weiteres Motiv war geboren: Die neue Agatha Christie Edition musste her!
Eigentlich diese schon am VÖ-Tag in den Händen haltend, wollte ich sie mir bis zu einem leichten Preisfall aufsparen, da ich drei Filme schließlich schon in HD (vom TV) auf HDD hatte. Nach Sichtung von „Das letzte Wochenende“ war dieses Vorhaben aber gleichmal hinfällig. Und schon wanderte sie kurz vor Ladenschluss noch in die Sammlung.
Die Box ist außerordentlich schick gestaltet, der Flatschen nur auf die Verpackungs-Folie geklebt und die Slim-Cases allesamt mit Wendecovern versehen! Als Zusatz gibt es noch 4 Postkarten, die aber nur nochmals die Covermotive enthalten. Die gemalten Artworks sind aber einfach fantastisch gewählt!! Ein richtiger Hingucker!
Der nächste Titel, war nun der einzige noch Ungesehene aus der Box und mit ihm auch der einzige Titel, der anstatt des Meisterdetektivs Hercule Poirot, mit Miss Marple aufwartet...
UK 1980 – The Mirror Crack’d
Das kleine britische Örtchen St. Mary Mead wird von einem amerikanischen Filmteam bevölkert. Bei den anfänglichen Festivitäten hierzu soll das britische Village mit den Stars bekannt gemacht werden, doch eine Ansässige fällt einem Mord zum Opfer. Als sich dann auch noch herausstellt, dass der Anschlag womöglich jemand anderem galt, beginnen das Dörfchen, Scotland Yard und natürlich auch Miss Marple, sich ihre Gedanken zu machen.
Angela Lansbury schlüpft dieses Mal –und das fast 20 Jahre nach der ikonischen Margaret Rutherford- in die Rolle der Miss Marple! Lansbury füllte die Rolle der weltberühmten Hobbydetektivin hiermit nur einmal aus, spielte aber in "Tod auf dem Nil" ebenfalls in einer weiteren AC-Verfilmung mit, in der aber Poirot die Lösung des Falles übernahm. Lansbury schon längst ein großer Star, setzte sie sich kurze Zeit später nochmals ein Krimi-verbundenes Denkmal (in Serie) als Jessica Fletcher - „Mord ist hier Hobby“ (1984-96).
In "Mord im Spiegel" rückt Miss Marple allerdings leicht in den Hintergrund, da sie sich zu Beginn den Knöchel verstaucht und demnach in ermittlender Neugierde von Zuhause aus agiert.
Ihr Neffe, Chefinspektor bei Scotland Yard, übernimmt die Ermittlungen in erster Riege und findet mit Edward Fox in Darsteller und Rolle, eine ebenfalls ziemlich gewitzte Sympathiefigur - die sich natürlich auch unentwegt mit der schlauen Tante Marple austauscht. Beinahe scheint es schon, als würde Miss Marple den Fall von ihrem Nähzimmerchen aus lösen, rückt sie im Finale doch nochmals zum Tatort aus um allen die Augen zu öffnen. War der Mörder nun einer vom Filmset, jemand aus dem Dorf, der Vikar oder gar der Gärtner? ;)
Auch diese Christie-Verfilmung wartet mit etlichen weiteren Stars auf und sorgt mit Rock Hudson, Elizabeth Taylor, Kim Novak (Vertigo) und Tony Curtis - neben der noch jüngeren Geraldine Chaplin (Dr. Schiwago) - mit gealterter Klasse. Trotz namhafter Besetzung bleibt der britische Dorfkrimi (unter Filmset-Starallüren) aber doch nur leicht Überdurchschnittlich, was wie schon erwähnt an der verringerten Spielzeit Marples liegen mag, obwohl der Neffe ebenfalls überzeugt und alles gekonnt miteinander verküpft wird. Zudem hebt auch nochmals die Schlusspointe, die Rock Hudson mit einer ganz besonderen Performance unterstreicht.
Natürlich erreicht man nicht den Charme einer Margaret Rutherford, der Vergleich hinkt womöglich auch, weil man zeitlich schon zu weit auseinanderliegt und man Rutherfords Darstellung einfach schon ultra-sympathisch/schrullig liebgewonnen hat, der restliche 60s- und s/w-Flair der damaligen 4 Marple-Verfilmungen -ich will Blu-rays davon- fördert ebenfalls noch (von mir) gern gesehene Attribute des klassischen Krimis, sodass es diese Adaption im Vergleich einfach sehr schwer hat.
Somit auch der Schwächste aus der 4er-Box - gegen die Poirot-Juwele dieser Box muss man sich aber auch hochkant geschlagen geben.
USA 1957 – Witness for the Prosecution
…basiert auf einem geschriebenen Theaterstück Agatha Christies.
Eigentlich wurde dem großangesehenen Anwalt Sir Wilfried Robarts (Charles Laughton -> Der Glöckner von Notre Dame / Regie: Die Nacht des Jägers) nach einem Herzinfarkt jeglicher Nerven aufreibende Fall verboten! Seine innige Leidenschaft für spannende Kriminalfälle, lassen ihn nach versuchter Zurückhaltung aber dennoch einen aktuellen Fall annehmen. Ein argloser Sympathieträger (Tyrone Power) wird verdächtigt eine ältere Dame ermordert zu haben. Dessen Ehefrau Christine (Marlene Dietrich) könnte ihm jedoch ein entlastendes Alibi liefern… würde das Gericht die Aussage einer geliebten Ehefrau nicht für minder werten… und die Ehefrau nicht ihre eigenen Willen haben!
Obwohl der 6-fach Oscar nominierte Film vorwiegend ein ultraspannendes Gerichtsdrama darstellt, beginnt er dennoch mit einem erzählten Mord, um sich bis ins Finale doch als klassischer Krimi zu geben - nur eben vor Gericht! Mit kleinen Rückblenden um die Hintergründe der Figuren aufzubereiten.
Und man gibt sich reichlich Mühe, diese als förderliche Ergänzung beizufügen und mit glamourösem Schauspiel nochmals exzellent aufzuwerten. Weil die vordergründige Gerichts-Arie sich aber so derart spannend gestaltet, darf man gar nicht zuviel abweichen; bevor man jedoch ab Minute 50 mit allen "ins Gericht geht", findet sich noch Zeit dafür.
Da wäre der gesundheitlich angeschlagene Anwalt (Charles Laughton), der neben seiner verbotenen Vorliebe für Zigarren und dem geheimen Austausches seines Kakaos gegen Cognac wirke, als gehe er mit seinen letzten Energiereserven in dieses brillante Dialogs-Duell. Diese mögliche Labilität fördert nicht nur eine ungemeine Bedrücktheit im schon ultrafesselnden Justiz-Clinch, manch Charaktereigenheiten bringen auch noch äußerst schrullige/humorvolle Marotten mit! Welche die resolute Krankenschwester des Anwaltes, die es wirklich schwer hat ihren Patienten zu erziehen, nur noch mehr untermauert. Auch die weiteren Figuren bringen wunderbare kleine Eigenarten, wie der freundschaftliche Butler oder eben auch der Ehemann, der in seiner anfänglichen Naivität, vor Gericht schon bald sein Wunder durch Marlene Dietrich erlebt. Schon mit dem ersten Tritt durch die Türe lässt Dietrichs scharfsinniger Blick erahnen, wie gerissen diese (fast schon unheimliche) Frau noch werden könnte. Und das ist noch längst nicht alles.
Ich besitze den Film im Zuge meiner (hier abgelichteten) United Artists Collection, die unsagbar viele Schätze beherbergt - so auch diesen hier! Der Titel ist kürzlich aber unter den "Filmconfect Essentials" auch auf Blu-ray erschienen, dem am 17.11. sogar noch ein Digipack folgt.
Ein raffiniertes Skript, tadellos vom Meisterregisseur Billy Wilder inszeniert, will der schweißtreibende Verhörkrimi selbst nach der Verhandlung noch nicht enden und wirklich BIS ZUR LETZTEN SEKUNDE unablässig beeindrucken/fesseln! „Zeugin der Anklage“ ist nicht nur ein sagenhafter Krimi, sondern auch ein herausragender Klassiker der Filmgeschichte selbst. Ich kann nur jedem empfehlen sich den Titel ins Regal zu stellen/holen! Einfach nur sensationell!
Danach folgte zum Abschluss einer meiner bisherigen Agatha-Christie-Favoriten, der zugleich auch noch zu meinen All-Time-Top 30 zählt. Über "Mord im Orientexpress" hab ich bisher aber schon einige Worte verloren.
Demnach ein gelungener Abschluss des Agatha Christie Weekends und ebenfalls eine Vorbereitung, auf eine mögliche Sichtung des aktuellen Kino-Remakes.
Das war es von wieder mal von mir. Ich wünsche nach diesem Wochenende einen guten Start in die Woche und auch weiterhin beste Unterhaltung mit unserer Passion: Film. Hierunter dürfen auch gern immer wieder mal rästelhafte und fesselnde Krimis sein - insbesondere wenn sie so dermaßen gelungen sind.
Und nicht vergessen, Kerzenständer und Streichhölzer machen sich immer gut bei eventuellen Stromausfällen. Man sollte stets auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. ;)
zuvor gesehen:
01: Young Sherlock Holmes / 03: Once Bitten / 05: Hellraiser / 07: Lebendig begraben / Horror Express / 08: Der kleine Horrorladen / 09: Slugs / 13: Freitag der 13 - Part III / Part IV / 14: The Monster / 16: 976-Evil / 18: Elvira / 20: The Devil Bat / 23: Evil Dead (1981) / 24: Frankensteins Braut / 25: The Haunted Palace / 26: Invasion of the Body Snatchers (1956) / 27: Crimson Peak / 28: She-Creature / 29: The Autopsy of Jane Doe / 30: Chaotisches Halloween - Ernest Scares Stupid /
31: Season of the Witch (Halloween 3) / Return of the Living Dead.
Weiterführende Blogs:
Das Böse unter der Sonne by MoeMents
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