3D oder nicht 3D - das ist hier die Frage
3D oder nicht 3D - das ist hier die Frage
Dem Kinogänger und DVD- bzw. Blu-ray Käufer dürfte ein aktueller Trend nicht ganz unbemerkt gewesen sein, auch wenn der Ursprung bereits viel weiter in der Vergangenheit liegt: 3D
Momentan scheint eine erneute Welle an 3D Produktionen über uns Cineasten hereinzubrechen, was sicherlich vor allem auf den aktuellen Erfolgen von „Final Destination 4“, „Oben“ und vor allem „Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los“ liegen dürfte!
Doch in Wirklichkeit liegt der Ursprung dieser Technik bereits im 19.Jahrhundert, denn für die Entwicklung des 3 dimensionalen Films zeigen sich die Gebrüder Lumière im Jahr 1895 mit ihrem einminütigen Kurzfilm „L'arrivée d'un train à La Ciotat“ („Die Ankunft eines Zuges im Bahnhof La Ciotat“) verantwortlich, auch wenn es sich hierbei lediglich um ein Experiment handelte.
Und auch wenn es in den 20ern und 30ern noch einige Gehversuche bei Stumm- und später auch Tonfilmen gab, dauerte es noch bin in die 50er, bis die amerikanische Filmstudios diese Technik aufgriffen und weiterentwickelten!
Die 50er – die erste Welle
Den Anfang machte 1952 „Bwana, der Teufel“, bevor es dann 1953 so richtig los ging. Von 1952 bis 1955 wurden insgesamt um die 45 Filme in der 3D Technik gedreht, wobei hier vor allem „Man nennt mich Hondo“ (mit John Wayne – 1953), „Das Kabinett des Professor Bondi“ (mit Vincent Price; im Original „House of Wax“ – 1953), „Gefahr aus dem Weltall“ (von Jack Arnold; im Original „It Came From Outer Space“ – 1953), „Der Schrecken vom Amazonas“ (im Original „Creature from the Black Lagoon“ – 1954) oder „Bei Anruf Mord“ (von Alfred Hitchcock; im Original „Dial M for Murder“ – 1954) die bekanntesten Vertreter sind. Einige Filme wurden ursprünglich im aufwändigeren Polarisationsfiltertechnik Verfahren (hier wird eine Kanaltrennung mit polarisiertem Licht bewirkt) gedreht wie „Das Kabinett des Professor Bondi“ oder „Der Schrecken vom Amazonas“, mussten aber aus Kostengründen in das billigere anaglyphe rot-grün Verfahren transferiert werden. Der Vincent Price Klassiker steht übrigens sogar im Guiness Buch der Rekorde, da er der erste 3D-Film in Stereo überhaupt ist, wobei auch die Tatsache, dass der (einäugige) Regisseur André de Thoth mit nur einem Auge (also ohne räumliches Sehen) einen Pionier des 3 dimensionalen Films bewerkstelligen konnte, äußerst bemerkenswert ist.
Neben den beiden eben genannten Techniken wurde auch ein Verfahren mit Projektionen auf Drahtgitterleinwänden aufgeführt, wobei lediglich der russische Spielfilm „Robinzon Kruzo“ (1947) mit dieser Methode aufgeführt wurde.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Tatsache, dass der Monumentalfilm „Das Gewand“ (1953) als der erste abendfüllende Spielfilmproduktion in dem Filmformat CinemaScope (=Breitbild) produziert wurde. Da dieses Format damals noch eine gebogene Leinwand anwendete, um Randunschärfen auszugleichen, sollte dadurch auch räumliches Sehen vorgegaukelt werden, was aber letztendlich vollkommener, wenn auch bahnbrechender Humbug war!
Der erste CinemaScope-Film, der in Wirklichkeit in 3D produziert wurde, war „Der Schatz der Balearen“ (1960) von Regisseur Byron Haskin, also erst 7 Jahre später!
Die 1980er – Ein neuer Versuch
In den 60ern und 70ern war es bis auf wenige Ausnahmen sehr ruhig um den 3D Film geworden. Der bekannteste Vertreter war hier „Andy Warhols Frankenstein“.
Es dauerte schließlich bin in die 80er, bis man sich wieder etwas verstärkt dem Thema widmete. In den Jahren 1981 bis 1983 konnte man so wieder einige Streifen mit 3D Effekt schauen. In diesem Falle möchte ich vor allem die gelungenen Umsetzungen von „Und wieder ist Freitag der 13.“ (1982), „Amityville III“ (gedreht im ArriVision 3-D-Filmverfahren – 1983) sowie „Der weiße Hai 3-D“ (1983) erwähnen. Leider mangelte es an Vehemenz, denn bis auf ganz wenige Ausnahmen, war es in den 80ern ansonsten wieder still geworden.
Nur als Randnotiz:
Der 1991 gedrehte „Nightmare 6: Freddy’s Finale“ enthält in den letzten 15 Minuten eine 3D-Passage, allerdings lediglich in den amerikanischen Kinos. Immerhin: den 3D-Abschnitt gibt es mittlerweile auf der deutschen DVD von Warner Brothers als Bonusmaterial!
Das neue Millenium – eine neue Chance für die 3D-Technik?
Und erneut musste man einige Zeit (bis 2002; damals aber noch mit ziemlich mäßiger Leistung) warten, bis man wieder verstärkt auf 3D Filme setzte. Erst 2003 gab es neue Hoffnung, als Robert Rodriguez sein Sequel zu „Spy Kids“ (im Titel: „Spy Kids 3D: Game Over“ mit u.a. Antonio Banderas, Sylvester Stallone, George Clooney, Salma Hayek, Cheech Marin, Steve Buscemi und Elijah Wood in die Kinos kam. Allerdings konnte das sehr kitschige Resultat nicht wirklich überzeugen und so floppte der Streifen.
Allerdings brauchte das neue Jahrtausend auch einen zusätzlichen Vorteil mit sich, nämlich die digitale Aufnahmetechnik! Dies wurde hierbei bereits nicht nur bei der „Herr der Ringe Trilogie“ sondern auch bei Produktionen wie „Der Polarexpress“ vermehrt eingesetzt
Erst 2007 wurde es wieder ernst als 2 größere Projekte anstanden: Zuerst wurde der Plan in die Tat umgesetzt, die letzten 20 Minuten des Filmes „Harry Potter und der Orden des Phönix“ im IMAX-DMR-Verfahren (DMR = Digital Remastering) in ausgewählten Kinos zu zeigen. Hierfür wurde das Filmmaterial mit 6k bis 8k (entspricht 48 Mega Pixeln = 8.000 x 6.000 Pixel) eingescannt, digitalisiert und nachträglich in 3D konvertiert.
Wenig später folgte dem auch noch „Die Legende von Beowulf“, der komplett mittels Motion Capture (wie auch bei „Der Polarexpress“) erstellt und in das IMAX-3D-Format umgewandelt wurde. Dementsprechend fand auch eine Vorführung in dafür ausgerüsteten IMAX-Kinos statt.
2008 wurde lediglich bei „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ernsthaft die Thematik integriert. Der Film wurde erstmals komplett digital in 3D produziert und kam sowohl in 3D als auch 2D in die Kinos, jedoch waren die Meinungen gespalten und so gab es sowohl begeisterte als auch vernichtende Kritiken. Auf dem Medium DVD und Blu-ray scheint hier wohl mehr Aussicht auf Erfolg zu liegen.
Das Jahr 2009 – der Neubeginn!
So richtig kam das Thema 3D erst wieder im Jahr 2009 ins Rollen! Deutlich mehr Kinos waren mit der entsprechenden Technik ausgerüstet (Stand April 2009: um die 40 Lichtspielhäuser) und konnte somit flächendeckender dem Publikum präsentiert werden. „Final Destination 4“ konnte immerhin stolze 0,8 Mio. Besucher begeistern, was vor allem deswegen beeindruckend ist, da der dritte Teil eigentlich floppte.
Doch erst „Ice Age 3“ setzte einen wahren Tsunami der 3D Begeisterung frei, konnte das Sequel schließlich insgesamt knapp 9 Millionen Besucher für sich gewinnen! Doch kamen im selben Jahr auch mit „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“, „Monsters vs. Aliens“, dem Remake „My bloody Valentine“, „Coraline“ (der leider gefloppt ist) oder „Oben“ (stolze 2,4 Mio. Kinogänger) weitere vielversprechende Titel hinzu. Aktuell konnte auch „G-Force - Agenten mit Biss“ bisher in der ersten Woche um die 400000 Besucher begeistern. Die Millionengrenze ist hier sicherlich nicht unrealistisch gesetzt.
Und in den letzten beiden Monaten stehen schließlich noch „Disney's Eine Weihnachtsgeschichte“ (ebenfalls ein Motion Capture Streifen mit Jim Carrey in der Hauptrolle) und das sehr vielversprechende SciFi Epos „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ von James Cameron aus.
Quo Vadis, 3D?
Für das nächste Jahr sind wir jetzt schon, zumindest was Vorabankündigungen betrifft, vollkommen mit 3D Filmen eingedeckt:
"Resident Evil: Afterlife", „Ghostbusters III“, “Saw 7”, “Burst”, “The Gate”, “Underworld 4”, “Freitag der 13. Teil 2” (Remake) und “Scream 4” wurden bereits jetzt in 3D Versionen angekündigt und man geht sogar schon soweit, dass aufgrund diesem Boom Filme deswegen verschoben werden, wie z.B. „Cabin in the Woods“, die erste Regiearbeit von „Cloverfield“ und „Buffy the Vampire Slayer“ Autor Drew Goddard.
Des Weiteren sind ebenfalls seitens James Cameron und George Lucas 3D Versionen von „Terminator 2“, „Titanic“ und „Star Wars“ geplant!
Und auch im Hause Disney schläft man nicht, den man will bereits Ende 2010 die ersten Filme auf 3D-Blu-rays veröffentlichen. Die ersten Titel sollen "Toy Story 3" und Tim Burtons "Alice im Wunderland" sein, wofür man allerdings noch spezielle 3D-Blu-ray Player benötigt, dessen Standard-Festlegung noch in diesem Jahr erhofft wird!
Seit kurzer Zeit gibt es auch ein neues zusätzliches 3D-Verfahren, das auf Multiwellen tripletts basiert, dessen Vorteil darin besteht, dass hier eine bessere Kanaltrennung durch eine bestimmte Interferenzfiltertechnologie vorliegt.
Auch die Firma Dolby arbeitet an einer Dolby 3D Technik – man sieht, der Markt ist noch lange nicht ausgereizt!
Mein Resümee:
Auch wenn die 3D Technik im neuen Jahrtausend noch irgendwie in den Kinderschuhen steckt, nervt mich das Thema jetzt schon ein wenig. Ich hab mir auch „Ice Age 3“ und „My bloody Valentine“ in 3D reingezogen und war auch begeistert, aber die 3D Brille nervt irgendwie auf Dauer.
Bei „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist mir bei der Blu-ray auch aufgefallen, dass bei der 3D Version zudem ein starker rot/grün Stich durch die Brille entsteht, was natürlich nicht Sinn der Sache ist.
Versteht mich nicht falsch – als Gimmick ist die 3D Technik sicherlich ganz cool, aber es sollte nicht zum Standard werden, außer man schafft eine neue Möglichkeit auch räumliches Sehen ohne Brille zu bewerkstelligen. Und auch sollte die Qualität des Films nicht in den Hintergrund geraten, denn wenn man lediglich 3D Effekte vortäuscht und was in ne Kamera hält um von einer grottigen Story abzulenken, hat man meiner Meinung nach komplett das Thema verfehlt!
Top Angebote
Mein Avatar
Kommentare
Verfahren ohne Brille, die auch qualitativ überzeugen, wird es vorerst nicht geben. Die Entwicklung dahin wird noch Jahre dauern.
Die Mehrkosten für ein 3D-Heimkino sollte an vorerst besser in Kinokarten investieren. Auch ich bin der Meinung, dass es ein Randthema ist und in absehbarer Zukunft auch bleiben wird.
Danke für die Komplimente!