Das Appartement

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27. November 2016

Einen frohen ersten Adventsonntag wünsch ich Euch!

Ich hab gestern schonmal Maroni,
Wild-Leberkäse, Ofenkartoffel und Feuerzangenbowle verköstigt -nein, nicht den Film, das Getränk- und mich schonmal warm gemacht.

Ebenso wünsch ich nun folgend eine besinnliche Adventzeit, wenn möglich, abseits von überladenen Remmidemmi und übereifrigem Konsumwahn. Am Besten ihr macht es euch vorm Flimmerkasten gemütlich! ;)


 

 
Wir starten deshalb mit einem Titel, der noch nicht direkt als Weihnachtsfilm durchgeht, dennoch seine zentrale Etappe über den Weihnachtsabend und die Feiertage platzen lässt... und deshalb auch immer wieder gern in der Adventzeit zur Fernsehausstrahlung kommt.
Regisseur Billy Wilder ist auch alles andere als ein Unbekannter, trug er doch zentral zwischen den 40ern-60ern immer wieder famose Klassiker zur Filmgeschichte bei: Das verlorene Wochenende (Ray Milland als Alkoholiker), Boulevard der Dämmerung (stets in Listen der besten Filme aller Zeiten geführt), Das verflixte 7.Jahr, Manche mögens heiß.... um sowohl mit Dramen, als auch mit Komödien zu begeistern.
Aber jetzt, Film ab, mit einer Mischung aus beiden Genre-Elementen und einer scheinbar aussichtlosen Romanze, über die Festtage hinweg...

 
 
Das Appartement
The Apartment USA 1960


C.C. Baxter (Jack Lemmon) ist in der Masse der Großbüroangestellten nur einer von vielen, eine Nummer... genauer gesagt, Tisch 861, im 19. Stock eines New Yorker Wolkenkratzers, Sektion B der Prämienberechnungsabteilung einer Versicherungsgesellschaft.
Diese Unbekanntheit könnte sich jedoch schlagartig ändern, weil C.C. Baxter (Jack Lemmon) sein Appartement immer wieder an die Führungsetage verleiht, damit die heimlich ihren Affären nachgehen können. Sowas muss früher oder später doch belohnt werden, oder!?

Als der oberste Chef der Agentur das mitbekommt, ist jedoch Schluss mit lustig: Obwohl es danach aussieht als würde er diese Machenschaften beenden, stellt sich heraus, dass er selbige unmoralische Interessen verfolgt!!

Tja, für Vorgesetzte macht man eben gern den Buckel krumm... zumindest solang, bis man sich selbst verliebt! Da wär nämlich noch das Liftmädchen Fran (Shirley MacLaine)… und auf das anständig wirkende Mädchen hat es mehr als nur einer abgesehen.


Man beginnt erzählerisch im November, macht uns mit allen Beteiligten und dem wilden Treiben im netten New Yorker Appartement bekannt, bis man an Heilig Abend ankommt und gleich mal beim Jingle Bells Tänzchen zur Bürosause ausholt.
 

„Ja Mr. Sheldrake, nein, ich habs nicht vergessen. Der Baum ist geschmückt, die Getränke stehen wie immer im Eisschrank.“

Die Fäden laufen zusammen, das eigentliche Fiasko bahnt sich an und macht die folgenden Weihnachtsfeiertage zum brisanten, aber auch geselligen und charakterhaltigen Ausnüchtern (in Sachen Liebesdilemma).


Bild Copyright: Mirisch Corporation / Vertrieb: United Artists/MGM

Ein wirklich gelungenes Arrangement, das sowohl nachdenkliche Töne anschlägt -besonders durch den dramaturgisch unerwarteten Tiefschlag zu Weihnachten-, zur Auflockerung aber auch stets auf amüsante Linie zurückkehrt.
Meiner Meinung nach hätte man sogar gänzlich im stimmungsbetörenden Appartement verweilen dürfen - die zwischenzeitlichen Ausreißer ins Büro zur Abwechslung gar nicht nötig gehabt.

Manch doppelte Spielchen und Verwechslungen halten reichlich bei Laune –die liebenswerten Nachbarn helfen trotz Kritik am vermeintlichen Ladykiller stets aus der Patsche- und in den Zwischentönen regt man immer wieder zum Denken an: Über die Ungleichheit in Sachen Anziehungskraft, (abtrünnige) Schicksale in Sachen Liebe, das Hadern bezüglich Geben und Nehmen, und den Buckel, den sich manch einer beim (unmoralischen) Hocharbeiten macht!
Beiläufig fühlt man allen auf den Zahn die in der Liebe schonmal Fehler machten, oder (durch die rosa-rote Brille) einer Täuschung auflagen.


Nach dem Motto 'geteiltes Leid ist halbes Leid' gesellt man sich auch gern, was eine wunderbare Barszene amüsant zu Bilde bringt,… in der Baxter an Heilig Abend (noch vor dem eigentlichen Drama) eine schrillstimmige Bekanntschaft macht; Lemmon nach Martini um Martini einen lustigen, volltrunkenen, starren Blick aufsetzt, und sich über einen Gesprächeinstieg bezüglich Fidel Castro hinaus zeigt, wie schnell man durch geteilten Frust im Bett landen könnte. Es ist doch die gefühlsbeladenste Zeit des Jahres!
 

„Trink aus Weihnachtsmann! Feierabend!“

Das 60er-Jahre Setting begeistert mit ein paar schicken Ausstattungsdetails, wie dem Kastenfernseher mit robusten, fixierten Bedienelement auf dem Couchtisch, einen schicken Plattenwechsler der immer wieder mal seine Runden zur nächtlichen Unterhaltung drehen muss, IBM-Rechenmaschinen, einer irrlangen Parkbank, und in Sachen Mode, mit einem unentbehrlichen Männer-Accessoire seiner Zeiten, einem trendigen Hut! (Ja, ich seh so Zeitrequisiten immer liebend gern.)
Der angenehme orchestrale Score hält vom Schmonzetten-Jazz über das Streicherensemble hinaus auch für jede Lage den passenden Anreiz bereit.

So kocht man als Junggesselle Spaghetti. (Bild Copyright: Mirisch Corporation / Vertrieb: United Artists/MGM)


So verbringt man 2 Stunden mit wunderbarem Erzählkino und macht die Weihnachtsfeiertage der Protagonisten zum unvergesslichen Ereignis, holt letztlich auch noch zum Jahreswechsel aus, um im Finale wieder zu zweit auf der Couch zu landen. Wer nun jedoch tatsächlich wen liebt, oder auch nicht, könnte womöglich ewig ein Mysterium der Liebe bleiben. Aber davon muss sich jeder ein eigenes Bild machen!

Trotz tragödischer Zwischenschläge, immer um eine beschauliche Stimmung und etwas Humor bemüht. Folglich langt die eigentümliche Romanze nicht nur zur (Vor- und Nach-) Weihnachtszeit, sondern als Film selbst auch zu jeder anderen Sichtungszeit; nicht umsonst fristet er sein Dasein in der IMDB Top250 aktuell auf Platz 105! Ich freu mich ihn gerade jetzt genossen zu haben, einfach nur vollumfänglich sehenswert!
 

Allgemein sogar ein sehr später s/w-Film, der von 10 Nominierungen auch noch 5 goldene Statuen einheimste, darunter: Bester Film, Beste Regie, Schnitt, Drehbuch und Ausstattung für einen s/w-Film.

Leider hierzulange nur als DVD erhältlich, als Blu-Ray existiert ein US-Import.
Das Trio Wilder, Lemmon und MacLaine arbeite 1963 gleich wieder an „Das Mädchen Irma la Douce“ zusammen, wo sie ein Musical als Filmkomödie umsetzten.


Es war mir eine Freude!






Filmausschnitte: Copyright by Mirisch Corporation / Vertrieb: United Artists/MGM
Quelle des Blu-Ray-Covers: bluray-disc.de

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Dieser Klassiker ist mein herzallerliebster Weihnachtsfavorit! Nicht umsonst wird er gern mal mit "Der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten" tituliert... ein Slogan, dem ich auch mal zustimmen kann. :D

Ich hab deine beiden erwähnten Klassiker übrigens schon letztes Jahr unter die Lupe genommen, ihnen einen eigenen Blog spendiert. Auch erstmals die colorierte HD-Fassung von "Ist das Leben..." geguckt, eine Augenweide!! Kann ich dir nur empfehlen. [Vllt guckst ja mal in der, im Blog per Banner erwähnten Übersicht vorbei :]

Hab großen DANK! Wunderbar dass du diese Filme kennst. Ich hoff, den ein oder anderen kannst bei Gelegenheit mal mit deinen Liebsten im Kellerkino anherzen. :)
MoeMents
01.12.2016 um 11:03
#4
Bitte mein Freund. Einen habe ich noch, den darf man nicht verpassen. Es ist noch heute der amerikanische Weihnachtsfilm wie gesagt wird. " Ist das Leben nicht schön" mit James Stewart ist grandioses Erzählkino und ist trotz der traurigen Grundstoff ein irgendwie witziger und extrem warmherzige Film, der wunderbar in kalten Wintertagen genossen werden sollte.
Charlys Tante
01.12.2016 um 00:15
#3
Alte Klassiker eignen sich tatsächlich hervorragend für diese Zeit! Deine Erinnerung hierzu sind wirklich schön, Danke fürs Teilen, sowas hört man gern!

"Wir sind keine Engel" ist wirklich fabelhaft, was lach ich dabei immer, und die dazugehörige Herzlichkeit macht die teils schwarzhumorige Angelegenheit wahrlich noch rund! Ein toller Streich!

Ich DANK Dir für deinen Kommentar; in deinem geschilderten Sinne, wünsch ich eine schöne sentimentale Zeit. Egal was nun im Heimkino laufen sollte. :)
MoeMents
30.11.2016 um 14:56
#2
Die Weihnachtszeit ist immer die Zeit der Sentmentalität. Mir geht es da ähnlich und umso älter ich werde um so sentimentaler werde ich scheinbar. Alte Klassiker in den Player zu legen ist dann schon fast Pflicht. Hier bietet sich ja einiges aus der Kind und Jugenszeit an, die man zusammen mit den Eltern sehen durfte. Es gab tolle Filme auch mit Jack Lemmon damals. Mein Vater schmiess sich immer weg und die ganze Familie musste dann mitlachen. Auch ich, der aber oft den Humor gar nicht verstanden hat. So ist man dennoch geprägt davon.
Für mich ist der Weihnachtsklassiker "Wir sind keine Engel" ein grandioser Klassiker mit Humphry Bogart und Peter Ustinov.
Mal schauen, was bei mir in den kommenden Wochen alles so im Player landet.
Das Appartement ist auch so ein Klassiker, den man sich mehrmals im Jahrzehnt ansehen kann. Zumal Shirley McLeane damals auch ein echter Hingucker war.
Charlys Tante
30.11.2016 um 10:40
#1

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