Der kleine Lord

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8. Dezember 2015
 
 
"Der kleine Lord" basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman der Autorin Frances Hodgson Brunett. 1886 erschien dieser erstmals in so einigen Übersetzungen und wurde später auch vielfach verfilmt. Von 1914 weg als britischer Stummfilm, bis zuletzt 2012 mit einigen Abänderungen und reichlich weiblicher Besetzung, als deutsch-österreichischer Fernsehfilm unter dem Titel "Die kleine Lady".

Dazwischen liegt nicht nur eine Fernsehserie für den Disney Channel, eine Miniserie und unzählige weitere Filmadaptionen unterschiedlichster Länder, sondern auch die wohl bekannteste Umsetzung, aus dem Jahre 1980 fürs Fernsehen!

Mit Sir Alec Guiness als kauzigen Großvater, dem Earl von Dorincourt, und dem damaligen Kinderstar Ricky Schroder als kleiner Lord Fauntleroy. Der britische Regisseur Jack Gold (1930-2015) erlangte neben seinen unzähligen Produktionen fürs Fernsehen hiermit seine größte Berühmtheit. Seit 1982 darf dieser Film nun auch regelmäßig zu Weihnachten die deutsche Fernsehlandschaft (ARD) mit reiner Gutherzigkeit erwärmen.

 
 
Der kleine Lord
Little Lord Fauntleroy GB 1980


Cedric (Ricky Schroder) lebt mit seiner Mutter in Amerika, in einem recht lebendigen aber alles andere als reichen Stadtviertel von New York. Sein Vater war Engländer, verstarb aber. Eines Tages taucht aus der englischen Grafschaft Mr. Havisham (Eric Porter) auf, um als Gesandter des Earl von Dorincourt (Alec Guinness) eine Nachricht zu überbringen. Der junge Cedric sei der letzte lebende Erbe des britischen Titels und wird gebeten die Überseereise anzutreten um auf seine Erbaufgabe vorbereitet zu werden. Da der griesgrämige Earl jedoch einen Groll gegen Amerika und somit auch gegen die Mutter des Jungen hat, möchte er mit der Mutter keinerlei Kontakt haben. Er hatte stets etwas gegen die Verbindung seines Sohnes mit der Amerikanerin. Sie darf jedoch in der Nähe wohnen und täglichen Kontakt zum Jungen pflegen. Zum Wohle des Sohnes stimmt die Mutter den Bedienungen zu, jedoch will sie, dass Cedric nie von der Abneigung des Earls gegen sie erfährt. 


So macht sich der Junge mitsamt Familie (Mutter und einer befreundeten Hebamme) auf nach England. Und schon bei der Verabschiedung des Jungen von seinen beiden besten Freunden, dem Schuhputzer Dick und dem Gemischwarenhändler Hobbs, könnten einem bereits die Tränen kommen. Und das schon nach etwa 10 Minuten!
So liebevoll und warmherzig die Inszenierung ständig auf rührselig macht, erliegt man vollends dem Charme von Ricky Schroder in seiner Rolle als Blondschopf, mit absolut treuherzigen aber auch spitzbübischen Blick! Und das war erst der Anfang!

flammentanz-tumblr.com

Der Film ist zwar aus unseren 80zigern, spielt aber definitv ein Jahrhundert davor. Grafschaften, Ländereien, Schlösser, Bedienstete, schicke Kostüme und reichlich vornehmes Verhalten! Hier hat der Junge noch viel zu lernen, meint zumindest der gierige und mürrische Tyrann von Dorincourt - wie er im geheimen gern mal vom Gesinde genannt wird. Nächstenliebe ist für ihn ein Fremdwort, Strenge und Disziplin verschaffen einem Achtung, die Untergebenen müssen Respekt vor einem haben! Diese emotionale Kälte scheint ihm Erfolg zu bringen, natürlich nur ihm, während alle anderen unter ihm leiden.

Cedric hält auf seinen Großvater aber große Stücke
und sieht unentwegt nur das Gute in ihm!

So ausdauernd, dass selbst der Großvater irgendwann an seiner Härte zu zweifeln beginnt. Cedric, der von nun an nur noch der kleine Lord Fauntleroy genannt wird - oder auch mit "euer Herr" angesprochen- spielt sich nämlich fortan in der Herzen der Bevölkerung. Mit Manieren, die man nicht mit Kapital aufwiegen könnte, kennt er keine Unterschiede bzw. Hierarchien und verbreitet Hilfbereitschaft wo er nur kann. Er plappert zwar wie ihm der Mund gewachsen ist, seine erfrischende Nächstenliebe bringt ihm aber soviel Beliebtheit und Ansehen, dass dessen kindliche Weisheit selbst den mürrischen Earl irgendwann einholen muss!

Es ist so herrlich, dass eigentlich der Großvater den Jungen beeinflussen, diesen umerziehen wollte, sich der Spieß aber umdreht und die Rhetorik des Jungen
- könnte man schon meinen, ist jedoch nur herzallerliebste kindliche Aufrichtigkeit -
auf den alten Regenten so großherzig einwirkt, dass man selbst nur noch herzlich lachen kann!

Der alte Mann mit seiner Gicht, sogar wieder Lebensfreude entdeckt und langsam beginnt, der Armut vor seinem Schlosse wieder Boden unter den Füssen zu geben. Sehr erfreulich auch, dass hier nicht wie in der Weihnachtsgeschichte um Scrooge der Charakterwandel erst am Ende des Films von statten geht, sondern schon etwa mittig langsam seine Wirkung zeigen darf; somit auch mehr Zeit bringt, an einer positiven Veränderung teilzuhaben. Hervorzuheben sind die Mimiken des Personals, als diese mehr und mehr bemerken wie des Earls Herz aufbricht und sich dieser mehr der Gutmütigkeit hingibt. Richtig amüsant ziehen die einem einen genauso breiten Grinser ins Gesicht!  


Viele adrette Leute neben der auch dreckigen Kehrseite, nobles Schauspiel in dieser eigentlich kühlwirkenden ländlichen Gegend und auch Patrick Stewart kann man zwischen all den Bediensteten entdecken. Der Score hat angemessene Klasse sowie auch frohlockende Momente und Cedric zeigt den Briten auch wie man eine Party aufwertet, indem man amerikanischen Squaredance im Ballsaal vorführt. Etwas unvorteilhaft wirkt die Einbindung um einen weiteren auftauchenden Erben, dessen zufällige Verbindung zu Cedrics Freunden in Amerika so weit hergeholt ist, wie deren gefolgte Reise über den Ozean. Aber das kann diese herrliche Geschichte auch nicht mehr abwerten. Somit dürfen am Ende auch alle wieder vereint sein.

Das Problem mit der ausgestoßenen Mutter, die sich zwar blendenst selbst zu helfen weiß, geht über den ganzen Film und weckt immer wieder unerklärliche Fragen bei dem Jungen. Doch als der vormals ruppige Earl die wahre Bedeutung einer Famlie erkennt, speziell was die einem geben kann, wird sich auch das bereinigen. Wie sehr der Earl gegen Ende in den Jungen vernarrt ist, schließt man ihn ebenso als Zuseher ins Herz!

imgbuddy.com

Das Buch und die Verfilmung von 1936 enden zwar eigentlich mit der Geburtstagsfeier von Cedric, der britische Film aber erfreulicherweise mit einem ausgiebigen Weihnachtsfest! Deshalb passt er nicht nur aufgrund seines emotionalen Inhaltes mitsamt dieser gütigen Botschaft in die Adventzeit, sondern auch wegen der finalen weihnachtlichen Fülle, die hier im großen Saal des Schlosses vor einem riesigen Weihnachtsbaum, auch noch die letzen Barrieren schmelzen lässt. An der großen Tafel mit allen Bediensteten, den amerikanischen Freunden von Cedric, seiner geliebten Mutter und dem nun endlich geläuterten Aristokraten, steht weder der Thronfolge des kleinen Lords noch einem Ende nach bestmöglicher Fasson - wie der Earl es sagen würde - im Wege. Eine schöne Verfilmung und ein vornehmlicher Weihnachtsvertreter! Die Tradition dieses Filmes ist eindeutig gerechtfertigt.

Wenn einen "Der kleine Lord" nicht irgendwo zu Tränen rührt, dann könnten eventuell ein paar Attribute des anfänglichen Earl of Dorincourt auf einen abgefärbt haben! ;)



Die Verfilmung von 1936 müsste ich jetzt noch sehen, die sogar auf Blu-Ray erhältlich ist. Die Fassung mit Guinness und Schroder leider nicht*, sie lief jedoch auf ARD-HD auch schon in beachtlicher Bildqualität und war somit nicht nur optisch schön anzusehen! Italien hat davon schon eine Blu-Ray, die jedoch nur mit Landessprache und Englisch ausgerüstet scheint. Auf jeden Fall herzliche Unterhaltung falls ihr ihn heuer (wieder mal) im Weihnachtsfernsehprogramm gucken solltet!

*Nachtrag: Am 10.11.16 wurde nun auch die deutschsprachige Blu-Ray veröffentlicht. Sogar in einer zusätzlichen Sonderedition! Damit er nun auch für Weihnachten 2016 bereit liegt.





 
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Kommentare

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@MoeMents: Ganz genau! Hätte ich nicht besser formulieren können... :-)
NX-01
14.12.2015 um 13:53
von NX-01
#8
@sawasdee: ahhh da beginnt mein lebkuchenherz zu bröseln... (ich ess es einfach auf) ;) ne, versteh schon, jeder hat da so seine titel :)

@friend: klingt richtig, richtig gut!!

@Charly: schön!
und das murray-murmeltier gehört da sogar auch irgendwo dazu *g*

@cpu: bitte! schön zu hören.

@BTTony: dieses lob freut mich, danke!

@nx: der feld der träume der weihnacht ;)


DANKE ALLEN für die Kommentare!!
MoeMents
11.12.2015 um 17:09
#7
Pflichttitel zur Weihnachtszeit!

Läuft jedes Jahr und jedes Jahr (praktisch "Alle Jahre wieder!"... hihi) haut´s bei mir mehrfach die Tränen raus (kannste machen nix!).

Warte noch, daß der mal in blau erscheint... :-)
NX-01
11.12.2015 um 13:42
von NX-01
#6
Der Film reiz mich nicht so, aber du hast einen schönen Text geschrieben. Lässt sich gut lesen. Danke für den Blog!
BTTony
10.12.2015 um 10:10
von BTTony
#5
Ich liebe die Verfilmung mit Alec Guinness. Danke für den Blog!
cpu lord
09.12.2015 um 18:34
#4
Und jährlich grüßt das Murmeltier. Es gibt Weihnachtsfilme, die sind nicht tot zu bekommen. Der kleine Lord gehört dazu.:)
Charlys Tante
09.12.2015 um 16:22
#3
Klassiker. Ich meine, der läuft am 18.12. im TV. Vorher ne Packung Lebkuchen und ab von den Fernseher. Ist schon ein Ritual. Ist ja ähnlich wie bei Dinner for One, du weisst er kommt jedes Jahr zur gleichen Zeit.
friend
09.12.2015 um 10:31
von friend
#2
Hab den Hype um den Film nie verstanden, egal welche Version, ich fand alle langweilig
Sawasdee1983
09.12.2015 um 08:15
#1

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