Blog von meine wenigkeit

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Gerade gesehen: Melancholia

11. Oktober 2011
Dass die Welt dem Untergang geweiht ist, das macht Lars von Trier in seinem neuen Film Melancholia direkt in der ersten Einstellung unmissverständlich klar. In von Triers Welt ist dies jedoch noch lange kein Grund, auf ein rauschendes fest zu verzichten. Achtung, dieser Beitrag enthält Spoiler!

Zunächst Bombast. Musik von Wagner, dazu schier überwältigende Bilder eines kosmischen Zusammenpralls zweier Planeten, immer wieder unterbrochen von Zeitlupenaufnahmen eines zusammenbrechenden Pferdes, einer durch Spinnweben watenden Braut, einer Sonnenuhr, die zwei Schatten wirft. Der Untergang ist nah, so viel steht fest. Schnitt. Es bedarf schon besonderer Chuzpe darauf eine Slapstickszene folgen zu lassen, in der sich eine Stretchlimo eine enge Serpentine hinauf quält, immer wieder stoppt, zurück setzt, einlenkt, weiterfährt, stoppt, ...



Protagonistin des ersten Teils von Melancholia ist die unter Depressionen leidende Braut Justine (Kirsten Dunst). Von ihrer Krankheit merkt man zu diesem Zeitpunkt noch nichts, sie wirkt ausgelassen, als sie mit ihrem Mann Michael (Alexander Skarsgard) auf dem Rücksitz der viel zu langen Limousine turtelt. Auf dem Empfang ihrer Hochzeit angekommen, verdüstert sich ihre Stimmung jedoch zusehends. Es ist ihre Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) die sie aufzubauen versucht, die die Party in Gang hält, die die Spannungen in der Familie schlichtet. Nach Justines Zusammenbruch am nächsten Morgen ist sie es, die sie pflegt, sie in ihre kleine Familie aufnimmt. Vom Weltuntergang ist noch nicht viel zu spüren. Die Hochzeitsgäste feiern ausgelassen, auf die drohende Katastrophe deutet lediglich ein roter Punkt am Nachthimmel hin. Und Justines eigenartiges Verhalten. Die bislang erfolgreiche Werberin schafft es in dieser Nacht, ihren Job zu verlieren, ihre Familie gegen sich aufzubringen, ihren frisch gebackenen Ehemann zu vergraulen und als Wrack zurück zubleiben.

Und so ist es auch Claire, die zur Protagonistin des zweiten Teils wird und die Katastrophe in die Handlung zieht. Ob er sich sicher sei, dass der Planet die Erde verfehlt, fragt sie ihren Mann John (Kiefer Sutherland). Natürlich, die Wissenschaftler hätten das doch eindeutig berechnet, beruhigt dieser. Im Internet liest sie jedoch von gegenteiligen Theorien: nachdem der gewaltige Planet Melancholia die erde einmal knapp verfehlt, werden beide durch ihre Anziehungskraft im zweiten Anlauf doch auf einander prallen. Hat Claire gerade noch ihre kranke Schwester gepflegt, so kann man nun förmlich dabei zusehen, wie sie angesichts der Angst vor dem Tod altert und schwächer wird. Es sind die Tiere, die rumorenden Pferde im Stall, sowie die unruhigen Vögel am Himmel, die andeuten, dass es zu Ende geht. Und es ist Justine deren Fatalismus im Angesicht des Untergangs sie immer mehr vom Leben entfremdet, dabei aber immer stärker und souveräner macht. Sie ist es auch, die ihrem Neffen kurz vor dem Ende eine Zauberhöhle baut um darin ihn und ihre Schwester an die Hand zu nehmen, zu beruhigen und dem Tod entgegen zu gehen. Sie, die durch die Depression vermutlich ihr Leben lang den Tod vor Augen hatte, scheint hier plötzlich die Einzige zu sein, die einen kühlen Kopf behält.



Es ist gerade dieser zweite Teil, der Melancholia zum Erlebnis macht. Während der Film im ersten Teil durchaus mit einigen Längen zu kämpfen hat, entwickelt er sich hier zum Kammerspiel das seinen Fokus auf die gegensätzliche Entwicklung der Schwestern richtet. Beide Darstellerinnen spielen hier brillant auf, den Preis für die beste Schauspielerin in Cannes hätte Gainsbourg sicher genauso zugestanden wie Dunst. Von Trier entwickelt die Katastrophe in einer bedrückenden Stille, die lediglich von einem latent ansteigenden grollen gestört wird. Natürlich ist sich der Zuschauer von Anfang an der Unausweichlichkeit der Katastrophe bewusst. Doch ist es erst Wagners Musik, die sich in das immer lauter werdende Grollen mischt und endgültige Gewissheit schafft. Nie hat das Kino den Weltuntergang gleichzeitig so grausam direkt und subtil verspielt dargestellt. Am Ende ist dann absolute Stille.

Bilder. (c) http://www.melancholia-derfilm.de
Berlin ist natürlich immer eine Reise wert, klar. Derzeit gibt es für Filmfreunde, und insbesondere solche die sich auch für das Drumherum interessieren, aber einen besonderen Anreiz: Eine spannenden Ausstellung in der deutschen Kinemathek.

Die aktuelle Sonderaustellung im Museum für Film und Fernsehen stellt Storyboards von großen Filmemachern wie Coppola, Lang, Lucas, Hitchcock, Spielberg und vielen anderen aus. Für Leute wie mich, die sich bei großen Filmen immer wieder fragen, wie diese überhaupt entstanden ist, welche Etappen im Produktionsprozess zurückgelegt wurden und was für Menschen daran beteiligt waren, ein Fest.

Stoyboards sind, etwas plakativ ausgedrückt, graphische Entwürfe zu Szenen, die im Vorfeld des Dreh angefertigt werden um den Beteiligten Handlungsabläufe, Effekte, Kamerafahrten usw. zu erklären. Im Laufe der Filmgeschichte haben sich diese Zeichnungen zu einer eigenen Kunstform entwickelt, die leider zu Unrecht völlig abseits der allgemeinen Aufmerksamkeit steht. Die ersten Storyboards (auch wenn sie damals noch nicht so genannt wurden) entstanden  in den Disneystudios bei der Produktion von „Die drei kleinen Schweinchen“ (1933). Die Animateure fertigten Zeichnungen an, pinnten sie an eine Wand und veränderten immer wieder ihre Reihenfolge um so die Szenenentwicklung zu diskutieren. Die Methode hat sich bewährt und so wurde schon 1939 mit „Vom Winde verweht“ der erste komplette Spielfilm mit Storyboards vorbereitet.


Scorseses Zeichnungen zu Taxi Driver


Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des Storyboards, ausgehend von diesen Klassikern in chronologischer Reihenfolge und zeichnet so in gewisser Weise auch die Geschichte des Hollywoodkinos nach. Dabei werden neben Informationen zu den jeweiligen Filmen und ihrern Regisseuren stets die Zeichnungen zu einzelnen Szenen ausgestellt. Daneben findet sich dann ein Bildschirm, auf dem die entsprechende Szene aus dem fertigen Film gezeigt wird. Besonders beeindruckt hat mich dabei eine Szene aus Panic Room (2002) von David Fincher. Die Szene dauert lediglich wenige Sekunden, zeigt eine Kamerafahrt durch ein Schlüsselloch. Die dazugehörigen Zeichnungen von Arthur Max stellen diese Szene jedoch in ganzen neun detaillierten Einzelbildern dar. Wenn man sich vorstellt, wie viel Arbeit hinter den Zeichnungen für einen kompletten Spielfilm stecken muss, kann man sich nur in Ehrfurcht verneigen.

Natürlich werden oftmals einzelne, besonders komplexe Szenen auf diese Art vorbereitet. Besondere Bedeutung hat das Storyboard dahingehend für die Freunde der Star Wars-Saga. Als George Lucas auf der Suche nach Geldgebern für „Krieg der Sterne“ war, empfahl ihm sein Freund Francis Ford Coppola ein Storyboard anfertigen zu lassen, um die für die damalige zeit absurden Ideen besser erklären zu können. Coppola selbst hat für viele seiner Filme diese Technik genutzt. Herausragend waren dabei die Zeichnungen von Dean Touvoularis für „Apocalypse Now“ (1979). Eines der Highlights der Ausstellung sind sicher die Bilder für Martin Scorseses „Taxi Driver“ die von niemand geringerem als dem Regisseur selbst angefertigt wurden. Nein, Scorseses Zeichnungen erreichen nicht die Kunstfertigkeit von professionellen Zeichnern. Dennoch ist es interessant zu sehen, wie der Altmeister offensichtlich jeden Schritt im Produktionsprozess seines Films in der Hand behalten wollte.


Hitchcocks Vögel

Denn Storyboards können auch in eine völlig andere Richtung gehen, als es sich der Regisseur vorstellt. So dargestellt am Beispiel des Films „Der Mann, der die Frauen liebte“ (1977) von Francois Truffaut. Der anonyme Zeichner wurde beauftragt, eine erotische Szene darzustellen, dieser war offenbar etwas übermotiviert und fertigte eine Bildfolge an, die schon fast an einen Softcorefilm erinnert. Zu viel für Truffaut, der im fertigen Film an dieser  Stelle schlicht einen brennenden Kamin einblendet.

Meine zwei persönlichen Highlights waren jedoch Harold Michelsons Zeichnungen zu Hitchcocks „die Vögel“ (1963) die den fertigen Szenen so sehr gleichen, bzw. denen der Film so gleicht. Denn in den Zeichnungen sind Bewegungsabläufe und Kamerafahrten so exakt vorgegeben, dass die Schauspieler eine perfekte Vorlage für ihre Rolle bekommen. Gleichzeitig sehen diese Zeichnungen schlicht so gut aus, dass sie sich vor modernen Horrorcomics in keinster weise verstecken brauchen. Mein zweites Highlights waren die Storyboards, gezeichnet von Maurice Zuberand, zu „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Mike Nichols. Diese enthalten so viele Regieanweisungen, dass sie den Schauspielern und Kameraleuten als visuelles Drehbuch dienten. Es ist schlicht beeindruckend, mit wie viel Liebe zum Detail dort vorgegangen wurde.

Ich kann wirklich nur jedem, der sich für Filme interessiert und in nächster Zeit in Berlin ist, empfehlen, sich diese Ausstellung anzusehen. Es lohnt sich!

Bilder: http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fotostrecken/berlin/storyboards-von-hitchcock-bis-spielberg/4489562.html?p4489562=4#image
Und hier sind die Reviews zu den nächsten drei Heften aus der großen Relaunchwelle von DC. Darunter eine große Enttäuschung, eine positive Überraschung und ganz viel Potential für tolle Geschichten!

Green Lantern #1


"Sinestro, Part One"

Autor: Geoff Johns
Zeichner: Doug Mahnke
Inker: Christian Alamy


Story: WTF! Hal Jordan ist seinen Ring los, kommt in seinem Privatleben mal wieder nicht so richtig klar und verscherzt es sich auch noch mit seinem Langzeit Love-Interest Carrol Ferris. Unterdessen versucht die neue Green Lantern des Sektors 2814, Sinestro, aus der Situation das beste zu machen. Er hat keine sonderlich große Lust auf das Dasein als GL, muss obendrein mit ansehen, wie sein eigenes Corps in seiner Abwesenheit beginnt Amok zu laufen. Am Ende sucht er Hal auf und verspricht ihm dass er seinen Ring zurück bekommt. Wenn er denn macht, was Sinestro sagt!

Kritik: Ja, auf diesen Titel hatte ich mich richtig gefreut. Und auch wenn Green Lantern #1 kein Überheft ist, so konnte es doch richtig gut unterhalten. Die nächsten Hefte werden sicher spannend, denn die Konstellation mit Sinestro als GL und Hal in dessen Abhängigkeit hat ein riesiges Potential. Johns baut mit diesem Heft eine große Geschichte auf, deshalb ist es wohl unfair es alleinstehend zu bewerten. Die Zeichnungen sind absolut solide, hauen mich nicht vom Hocker, fallen jedoch nicht negativ auf. Nur eines gibt mir zu denken: Angenommen, da kommt jetzt der ambitionierte Kinogänger aus dem Kinofilm und kauft sich dieses heft: ich befürchte, der wird ziemlich verwirrt sein.

Justice League International #1

"The Signal Masters, Part One"

Autor: Dan Jurgens
Zeichner: Aaron Lopresti
Inker: Matt Ryan


Story: Die Vereinten Nationen möchten ein eigenes Superheldenteam aufstellen, weil ihnen die 'große' Justice League zu autark agiert. Chef des Teams soll Booster Gold werden, das wiederum missfällt Green Lantern/ Guy Gardner der viel lieber mit den großen Jungens spielen möchte. Die anderen Mitglieder sind unbekannte Helden aus anderen Weltgegenden die unglaublich öde und klischeebeladen agieren. Gardner verlässt das Team, dies bricht unterdessen zu seinem ersten Einsatz auf und bekommt dort schnell Probleme. Der Cliffhanger am Ende ist eigentlich keiner, weil man genau weiß, wer sich im nächsten Heft 'überraschend' besinnen wird und als großer Retter erscheint...

Kritik: Nein, sorry aber das war mit Abstand das schwächste Heft aus den bisher von mir gelesenen Relaunchtiteln. Werde ich definitiv nicht weiter lesen, mehr möchte da fast gar nicht  schreiben, denn ein einziges Wort sagt da schon alles: LANGWEILIG!

Red Lanterns #1

"With Blood And Rage"

Autor: Peter Milligan
Zeichner: Ed Benes
Inker: Rob Hunter


Story: In der ersten Szene sehen wir, wie eine Gruppe fieser Aliens einen Typen nur so zum Spaß foltern, bevor die Red Lantern-Mietzekatze Dex-Starr eingreift. Während sich das Kätzchen im Kampf schnell unterlegen zeigt, wird sie von ihrem Herrchen Atrocitus gerettet. Dieser ist Anführer der Red Lanterns, sein Führungsanspruch wird jedoch von den anderen Mitgliedern des Corps in Frage gestellt. Im Weiteren Verlauf erleben wir eine längere Rückblende, die erklärt, wie Atrocitus zu dem wurde, was er ist. Daneben spielt ein Teil des Heftes auf der Erde: Ein alter Mann wird von einem Hooligan verprügelt, erliegt später seinen Verletzungen. Darüber geraten seine Enkelsöhne in einen heftigen Streit...

Kritik: Gleich zu Beginn sehen wir hier, in welche Richtung diese Serie wohl gehen wird: Red Lanterns dürfte wohl eine härtere, um nicht zu sagen brutalere Version des Green Lantern Corps werden. Und das erstaunt, empfand ich doch selbst dieses Heft schon als verhältnismäßig hart. Ich habe von diesem Heft ehrlich gesagt nicht sonderlich viel erwartet, wurde schließlich dennoch gut unterhalten. Für die kommenden Ausgaben ist bereits Potential gesät: Wir werden wohl bald die erste menschliche Red Lantern sehen, Atrocitus wird sich behaupten müssen ...das könnte durchaus spannend werden!

Neben der Geschichte können auch die Zeichnungen überzeugen. Sehr detailreich, die freakigen Aliens wurden richtig gut in Szene gesetzt. Das Heft macht damit insgesamt vieles richtig, was ich beim Green Lantern Corps vermisst habe.

Bilder: (c) DC Comics

Gerade gesehen: Contagion

26. Oktober 2011
Eine schwarze Leinwand, dann ein Husten. So beginnt Steven Soderberghs starbespicktes Katastrophenepos Contagion. Was folgt ist ein ausgesprochen ungewöhnlicher Blockbuster und ein etwas flaues Gefühl im Magen. Achtung, dieser Beitrag enthält Spoiler!

Als die Virulogin im Film erklärt, der Mensch würde sich täglich mehr als 4000 mal im Gesicht berühren und Keime von Bankautomaten, Waschbecken und Türklinken darauf verteilen, ertappt man sich im Kino schnell dabei, wie man aufhört, sich über den Bart zu streichen oder die Nase zu kratzen. Da steht er plötzlich im Raum, der vielfach gelobte Realismus in Soderberghs neuem Film. Aber das ist gar nicht seine eigentliche Stärke, wie ich finde.



Steven Soderbergh nähert sich seinem Gegenstand, der sich rasend schnell über den gesamten Globus ausbreitenden Seuche, von zwei Seiten. Zum einen ist da die technische, fast sterile Ebene. Immer wieder werden die Namen von Metropolen und Ballungsräumen in denen die Seuche ausgebrochen ist, sowie deren Bevölkerungszahlen eingeblendet. Immer wieder schwenkt die Kamera auf Bildschirme, auf denen die Landstriche markiert sind, in denen die Krankheit grassiert. Und immer wieder sehen wir Expertenzirkel, in denen Szenarien und Handlungsoptionen diskutiert werden, und in denen Wissenschaftler in nüchterner Sprache Hintergründe erläutern. Das Beruhigende daran: Diese Leute wissen oftmals genauso wenig, wie der kleine Mann auf der Straße, hier brillant dargestellt durch Matt Damon.

Und das ist die andere, die Mikroebene des Films. Wie geht ein Mann mit der Katastrophe um, der gerade seine Frau (Gwyneth Paltrow) und seinen Stiefsohn verloren hat? Soderbergh inszeniert gerade seine Geschichte mit sehr viel Empathie, verliert sich jedoch nicht darin und wechselt immer wieder die Szenerie. Wir sehen einen etwas aufgeregt wirkenden Blogger (Jude Law), der sich als großer Aufklärer darstellt, der sich als einziger nicht von den Aussagen der Politik und der Pharmaindustrie blenden lässt, sich dabei aber immer mehr von dem Hersteller eines homöopathischen Medikaments korrumpieren lässt. Wir sehen die Ermittlerin (Marion Cotillard) der Seuchenbehörde, die in China dem Ursprung des Erregers auf den Grund geht. Und wir schauen unzähligen Ärzten und Wissenschaftlern über die Schulter, wie sie an einem wirkstoff gegen die Krankheit arbeiten.

Wenn in Contagion Menschen ihr Leben verlieren, tun sie das ganz ohne Pathos und die für Hollywood typische Ästhetik. Und auch das ist eine Leistung dieses Films. Soderbergh bricht in diesen Momenten mit den Gesetzen des Hollywoodfilms und verleiht seinen Figuren damit eine Würde, wie man sie gern öfter in Katastrophenfilmen sehen würde.

Trotz des Aufgebots an Stars (neben den bisher genannten u.a. auch Kate Winslet, Laurence Fishburne, Armin Rohde) kennt Contagion keinen wirklichen Protagonisten, zu verzweigt, zu komplex ist die Handlung. Dennoch verliert der Film seine Stringenz in keiner Minute aus den Augen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: Wegen der großen Vielfalt an handelnden Personen und involvierten Schauplätzen, bleibt für eine tiefgreifende Charakterentwicklung kaum Zeit. Um nicht falsch verstanden zu werden: Nein, Contagion ist keineswegs oberflächlich, doch wüsste man in mancher Szene gern genauer, mit wem man es eigentlich zu tun hat.



Contagion ist ein unaufgeregter Thriller, der seine Geschichte auf eine unkoventionelle Art erzählt. Ob es tatsächlich der Film des Jahrzehnts ist, wie angesichts des Casts kolportiert wurde, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall ist es ein Film, der sich erst einmal setzen muss, und so lasse ich mich jetzt, zwei Stunden nach Filmende, nicht zu einer abschließenden Beurteilung hinreißen. Anschauen lohnt sich aber auf jeden Fall!


Bilder: (c) http://contagionmovie.warnerbros.com

Wer kennt das nicht? - Direkt nach dem Aufstehen, oft noch vor dem Frühstück wird erst mal das Email-Postfach kontrolliert. Hat man sein Handy nicht griffbereit fühlt man sich oft unvollständig. Wie abhängig sind wir eigentlich von den neuen Medien?

Zugegeben, ich wollte diesen Beitrag schon seit längerer Zeit schreiben und inzwischen sind die zwei Bücher die ich hier vorstellen möchte nicht mehr ganz taufrisch. Gerade in der letzten Zeit bemerke ich bei mir aber immer wieder Symptome wie sie in den Büchern beschrieben werden. Aber der Reihe nach.

Es war das erste Halbjahr 2010, als zwei Journalisten sich unabhängig voneinander einem Selbstversuch unterzogen. Die Frage die sie sich stellten war, ob es in unserer zeit möglich ist, vollkommen ohne Internet, Handy, Blackberry, Tablet, usw. auszukommen. Die Frage scheint zunächst einfach zu beantworten: Na klar kann man das, doch warum sollte man? Schließlich erleichtern einem diese technischen Errungenschaften das Leben doch ungemein. Dass dies keineswegs so selbstverständlich ist, zeigte sich jedoch schnell.

Zunächst wäre da der freischaffende Journalist Christoph Koch, der unter anderem in der Zeit, der SZ, Neon, Spiegel Online veröffentlicht.  Für sein Buch „Ich bin dann mal offline“ beschloss er für einen Monat ohne Facebook, Handy und Co auszukommen und seine Erlebnisse im Tagebuchstil zu dokumentieren. Was zunächst recht langweilig klingt, wurde tatsächlich eines der unterhaltsamsten Sachbücher, das ich im letzten Jahr gelesen habe (und das waren so einige...). Die Erkenntnisse die Koch gezogen hat, lassen einige interessante Rückschlüsse auf unsere gegenwärtige Gesellschaft und das Sozialverhalten der Menschen im Allgemeinen zu. Wer hat es noch nicht erlebt, dass eine getroffene Verabredung kurzfristig per SMS abgesagt oder verschoben wurde? - Ohne Handy wäre dies in dieser Form sicherlich nicht möglich geworden, ohne in seinem Bekanntenkreis als unhöflich und unzuverlässig gebranntmarkt zu sein. Heutzutage ist ein solches verhalten jedoch an der Tagesordnung.

Noch ambitionierter als Koch ging der Redakteur der Süddeutschen Zeitung Alex Rühle für sein Buch „Ohne Netz“ vor. Seine Sucht nach Kommunikationsmitteln ging zuvor soweit, dass er sein Blackberry im Schuhschrank versteckt hat, um heimlich auch während des Abendessens mit der Familie seine Mails checken zu können. Seine Offline-Zeit empfand er schließlich wie eine Zeitreise. Statt eine Information für einen Artikel zu googlen, musste er nun umfangreiche Recherchen in der Bibliothek anstellen. Für kurze Anrufe in der Redaktion musste er sich nun auf die schwierige Suche nach Telefonzellen machen.

Erstaunlich ist, dass beide Autoren die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Sei es das „Phantomvibrieren“ in der leeren Hosentasche oder die bittere Erkenntnis, dass vermeintliche Freundschaften schnell einschlafen können, wenn man nicht zumindest virtuell präsent ist. Genau diese Erfahrung kam mir beim Lesen erschreckend bekannt vor. Ich erinnere mich noch, als vor einigen Jahren dieser unsägliche Facebook-Hype ausgebrochen ist. Während man zuvor beinahe jede Woche mündlich, per Telefon oder SMS zu Partys eingeladen wurde, wurden solche Einladung sukzessive nur noch via Facebook ausgesprochen. Wer dort nicht präsent war, blieb einfach außen vor. Ein anderes Beispiel:  In unserer Unibibliothek ist vor einiger Zeit das Internet ausgefallen. Während es sich im normalen Arbeitsalltag normalisiert hat, nach Büchern über den Onlinekatalog zu suchen, war man nun plötzlich auf den guten alten Zettelkatalog angewiesen. Erstaunlich viele Leute waren damit vollkommen überfordert.

Für mich hat das Lesen dieser Bücher zu der Erkenntnis geführt, dass ich  in meinem Alltag den neuen Medien einen viel zu großen Raum gegeben habe. Ich habe versucht, das Ganze etwas einzuschränken, die Mails nur noch drei mal am Tag zu kontrollieren, das Handy auch mal auszuschalten und Facebook kann natürlich nützlich sein. Täglich muss man es aber auch nicht bemühen. In letzter Zeit merke ich jedoch, wie ich zunehmend in alte Muster zurückfalle. Wie ist das bei Euch? Haltet ihr Leben ohne diesen Kram heute noch für möglich?

Bilder: (c) amazon.de
Verdammt nochmal. Es ist eine Menge liegen geblieben, dabei wollte ich doch ungefähr einmal pro Woche ein paar neue Hefte vorstellen. Ich verspreche, ich werde den Rückstand aufholen. Heute direkt mit drei mal purer Begeisterung.

Justice League #2


"Justice League, part two"

Autor: Geoff Johns
Zeichner: Jim Lee
Inker: Scott Williams
Cover: Jim Lee, Scott Williams, Alex Sinclair


Story: OK, wo waren wir stehen geblieben? - Batman und Green Lantern wollten Supes zur Rede stellen, ob er etwas mit dem Alienattentäter zu tun hat. Es deutete sich ein Kampf zwischen de Dreien an. Und genau mit dem geht es hier auch weiter. Superman macht hier ziemlich schnell klar, wer der Boss ist. Green Lantern wirkt angesichts dieser Überlegenheit bereits etwas kleinlauter als noch beim letzten mal. Zur Unterstützung ruft er seinen Kumpel Flash/ Barry Allen herbei, mit dem offensichtlich schon zusammengearbeitet hat. Nachdem dieser dank kühlem Kopf die Gemüter etwas beruhigt, kommt Supes auch dazu zu berichten, dass ihn ein ähnlicher Attentäter attackiert hat. Unterdessen wird in den S.T.A.R.-Labs ein Würfel untersucht, wie ihn bislang jeder der Aliens mit sich getragen hat. Am Ende explodiert der Würfel und ihm entsteigen weitere Aliens, unablässig „For Darkseid“ brabbelnd. Vom Oberschurken ist noch immer nichts zu sehen, doch die Lage spitzt sich zu...

Kritik: Tja, Johns macht actionreich weiter und kann so auch im zweiten Teil seiner Justice League-Saga perfekt unterhalten. Was mir sehr gut gefallen hat ist, wie man hier diffuse Spuren auf in der Vergangenheit liegende Geschichten gelegt hat, über die wir uns sicher bald freuen können. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, insbesondere in den Green Lantern-Szenen, der in der neuen Interpretation nicht unbedingt die hellste Leuchte zu sein scheint. So spricht er den Flash etwa permanent mit seinem bürgerlichen Namen an, der ist darüber natürlich gar nicht erfreut. Über die Zeichnungen lässt sich fast nur Gutes sagen, wäre da nicht dieser grobe Schnitzer auf der ersten Seite: Barry steht dem Anschein nach halb im Schatten, zumindest soll ein teil seines Gesichtes im Schatten liegen. Hier sieht es jedoch aus, als hätten Zeichner oder Tuscher schlicht vergessen, das rechte Auge zu zeichnen. Schade, ansonsten ein grandioses Heft.



the Flash #1

"The Flash"

Autor: Francis Manapul, Brian Buccellato
Zeichner: Francis Manapul
Inker: Brian Buccellato
Cover: Tom Townsend


Story: Barry ist mit seiner Kollegin Patty (süüüß!) auf einem Wissenschaftsempfang, als dieser plötzlich von einem eigenartigen Einsatztrupp überfallen wird. Als Flash kann er einen der Angreifer gefangen nehmen, dieser verstirbt jedoch ohne seine Schuld. Schockiert ist er, als er sieht, dass es sich bei dem Typen um seinen alten Freud Manuel handelt. Als ebendieser Manuel ihn später in seiner Wohnung aufsucht und sich kurz darauf heraus stellt, dass es scheinbar eine ganze Reihe von Manuels gibt, wird die Sache verzwickt...

Kritik: nein, die Story ist es nicht, die mich zu Begeisterungsstürmen hin reisst, die ist nämlich tatsächlich überschaubar. Es sind die unglaublichen Zeichnungen. Manapul und Buccellato, die hier beide sowohl als Autoren, als auch Zeichner zu Werke gehen, fahren einen sehr eigenen Stil, den ich so bislang nur selten gesehen habe. Einerseits wirken die Bilder sehr cartoony, worauf ich eigentlich nicht unbedingt stehe. Dadurch, dass man sich aber einer tuscheartigen Colorierung bedient, worauf ich absolut stehe, wird das ganze auf einen völlig anderen Level gehoben. Die Hintergründe verschwimmen geradezu, je weiter im Vordergrund ein Element jedoch steht, desto detaillierter wird es. Die Figuren sind perfekt charakterisiert und das obwohl sie so einfach aussehen ...ich könnte noch ewig von den wahnsinnig schönen Zeichnungen schwärmen, höre hier aber auf. Das sollte schlicht jeder sehen.

Green Lantern: New Guardians #1

"Green Lantern - New Guardians, Part One"

Autor: Tony Bedard
Zeichner: Tyler Kirkham
Inker: Matt Banning
Cover: Tyler Kirkham, Matt Banning


Story: Zunächst eine Rückblende. Der Wächter Ganthet reist zur Erde um in New York den einen Ring an den Comiczeichner Kyle Raynor zu übergeben. Wechsel in die Gegenwart: Überall im Universum verlassen die Ringe von einzelnen Mitgliedern der verschiedenen Farb-Corps' ihre Träger. Für diejenigen, die sich gerade in einem Kampf befanden, endet dies natürlich, um ihre Kräfte beraubt, äußerst tragisch. Die Ringe machen sich auf den Weg in Richtung Erde, suchen die mächtige Green Lantern Kyle Raynor auf. Dieser wird in der Folge von Mitgliedern der anderen Corps' des Diebstahls bezichtigt...

Kritik: Da lernen wir dann wohl bald die erste Rainbow-Lantern kennen. Oder so ...Bedard erzählt hier eine unglaublich temporeiche Geschichte und ich kann es wirklich kaum erwarten zu esen wie es weiter geht. Auch der Humor stimmt, insbesondere eine Szene bleibt im Gedächtnis: nachdem Kyle ein paar Leute gerettet hat meint ein kleiner Junge im Flash-Shirt zu ihm, er wäre ja ganz ok, aber die Green Lantern aus Coast City, die ist richtig cool. Die Zeichnungen von Kirkham sind absolut klasse, sehr detailreich, lassen aber etwas den eigen Charakter vermissen. Vielleicht schreibe ich das aber auch nur unter dem Eindruck, den the Flash auf mich ausgeübt hat...

Bilder: (c) dccomics.com
Wenn die Tage kürzer werden, kommen alljährlich auch 'besonderen' Filme ins Kino. So auch in diesem Jahr. Mit Roman Polanskis neuestem Meisterwerk „der Gott des Gemetzels“ läuft gerade solch ein 'besonderer' Film, einer der sich gänzlich auf seine nicht minder 'besonderen' Schauspieler stützt.

Dass hier vieles Bloß Fassade ist, sieht man auf den ersten Blick. An der Wand Kitsch, schwarzafrikanischen Stils, auf dem Coutisch dekorative Kunstbände. Ja hier ist das Bildungsbürgertum zu hause. 'Hier', das ist eine Wohnung irgendwo in New York, gleichzeitig der Schauplatz für die Auseinandersetzung zweier Paare, die sich eigentlich trafen, um unter Erwachsenen einen Streit ihrer Söhne zu klären.

Der Sohn der gelangweilten Brokerin Nancy (Kate Winslet) und des Unternehmensanwalts Alan (Christoph Waltz) hat dem Sohn der selbsternannten Schriftstellerin Penelope (Jodie Foster) und des Haushaltswarenverkäuverfs Michael (John C. Reilly) einen Zahn ausgeschlagen. Eine vermeintlich alltägliche Szene unter sich raufenden Jungen, die von Penelope jedoch zu einer Grundsatzfrage über das richtige Zusammenleben in einer Gesellschaft aufgeblasen wird. Penelope ist die Karikatur des nervigen Gutmenschen, die hier jedoch so überzeugend von Jodie Foster dargestellt wird, dass es einfach nur Spaß macht, ihr zuzusehen. Waltz' Figur Alan wirkt ihr gegenüber wie ihre personifizierte Antithese: Er glaube nicht an die Menschenrechte, erklärt er ihr, sondern an den Gott des Gemetzels. Eine Aussage, angesichts derer Penelope beinahe in die Luft geht, angesichts derer sich der unsympathische Alan jedoch auch als der ehrlichste Charakter der Geschichte entpuppt.



Denn aus der zunächst zivilisierten Diskussion unter Erwachsnenen wird im Laufe von 80 Minuten eine Schlacht, bei der die Fronten oft wechseln, im Prinzip jede Figur allein steht. Aus den gut situierten Herrschaften werden betrunkene Kombattanten, deren Argumente mehr als einmal unter die Gürtellinie zielen. Hat man sich zunächst noch höflich unterhalten, Kuchen und Einrichtung des Gegenübers gelobt, spricht aus allen Figuren am Ende der blanke Hass.

Polanski inszeniert diese Eskalation auf engstem Raum, ohne großartige Stilmittel. Der Film stützt sich vollkommen auf die Leistung seines grandiosen Ensembles, in dem insbesondere Waltz und Foster oscarreif agieren. Die Geschichte spielt einzig in der engen Wohnung, die hier zunehmend den Charakter eines Gefängnisses bekommt. Man hasst sich, verlässt die Wohnung jedoch nicht. Die gesellschaftlichen Konventionen erfordern es, dass die Gäste immer wieder an der Türschwelle hinein gebeten werden um, der Zuschauer ahnt es schnell, eine nächste Stufe der Eskalation einzuleiten. Polanskis Filme, etwa „Ekel“ oder „Rosmarys Baby“, ziehen ihren Reiz oft aus einer bedrückenden Enge. Hier merkt man dem Film seinen Ursprung als Theaterstück durchaus an, dennoch nutzt Polanski die Mittel des Films, um seine Darsteller, jeden für sich, in den Mittelpunkt zustellen. Dass er dabei aber nie die Enge der Szenenhaftigkeit verliert, ist ein Zeichen für die Klasse dieses Ausnahmeregisseurs.

Der Gott des Gemetzels ist ein grandioses Kinospektakel. Unbedingt reingehen!

Bild (c) http://www.sonyclassics.com/carnage/
Aktueller kann ein Kinofilm kaum sein. Während in den USA gerade der Wahlkampf um die Kandidatur des republikanischen Präsidentschaftskandidaten tobt, gewährt uns George Clonney in seinem aktuellen Film Einblicke in das demokratische Lager. Achtung, dieser Beitrag enthält Spoiler!

Ob er für das Rednerpult seines Chefs ein Podest bekommen könnte, fragt der junge Wahlkampfmanager Steven Meyers (Ryan Gosling). Ihm war gar nicht klar, dass Gouverneur Mike Morris (Clooney) so klein ist, antwortet ein Mitarbeiter. Darauf Meyers: Ist er auch nicht. Aber sein Konkurrent soll neben ihm aussehen wie ein Hobbit.



Schnell wird klar: Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen. Trotz seines fast jugendlichen Alters, weiß Meyers wie man einen Wahlkampf aufzieht, wie man seinen Kandidaten ins rechte Licht stellt. Meyers Trumpf: Er glaubt an das was er tut, er glaubt an Mike Morris. Sein Boss, der erfahrene Wahlkampfmanager Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) ist das genaue Gegenteil. Dank langjähriger Erfahrung zum Realisten, um nicht zu sagen zum Zyniker, gereift, scheut er sich nicht auch schmutzige Tricks anzuwenden. Immer wieder drängt er Morris, von seinen Prinzipien ein kleines Stück abzuweichen um einen Vorteil im rennen um die Kandidatur zu erlangen. Dieser scheint standhaft bleiben zu wollen, zu oft wäre er bereits Kompromisse eingegangen, damit müsse endlich schluss sein.

Man muss kein Kenner der amerikanischen Politik sein, um in Mike Morris den demokratischen Präsidenten Barack Obama zu erkennen. Das vermitteln nicht nur die stilisierten Wahlkampfplakate mit dem Slogan „Believe“ oder die visionären, von Liberalität geprägten Reden, die vermitteln, dass da jemand kommt, der die Gesellschaft verändern will. Nein, das ist auch der Pathos den Morris, stets umgeben von jugebdlichen Anhängern, vor sich her trägt. Clooney spielt den charismatischen Politiker absolut überzeugend, dabei aber zugleich angenehm zurückgenommen. Der eigentliche Star des Films ist nämlich Ryan Gosling, dessen Figur wir durch die Handlung folgen und dessen Wandel vom glühenden Verehrer zum abgestumpften Realisten wir erleben.

Denn Myers lernt auch die schmutzige Seite des Geschäfts kennen. Und er muss erfahren, wie schnell auch ein Shootingstar abstürzen kann, wenn er die Regeln verletzt. „the Ides of March“ zeigt die Hintergründe des Politikgeschäfts und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Clooney selbst gilt als Anhänger der demokratischen Partei, ist zugleich tief enttäuscht von 'seinem' Präsidenten Barack Obama. Und das merkt man dem Film an. Systematisch demontiert er eine Lichtgestalt Morris und zeigt wie das System den Sympathieträger Meyers korrumpiert.

Beeindruckend: Clooney (verantwortlich für Regie, Drehbuch und Produktion) gelingt es, einen Politikfilm zu drehen, der vollkommen ohne eine Stellungnahme zu aktuellen Fragen auskommt, sein Thema jedoch nicht oberflächlich behandelt. Denn die zynische Wahrheit, die der Film darstellt ist, dass sich die Kandidaten und ihre Teams in erster Linie mit sich selbst befassen. Einen Seitenhieb musste man dann aber doch noch einbauen. Haudegen Zara: „Eines kannst Du mir glauben Junge: Die Republikaner sind noch härter und unfairer als unsere Leute.“ Na dann...

Bilder: (c)  http://www.sonypictures.com/homevideo/theidesofmarch/

Dieser verdammte SuF!

18. Januar 2012
Nein, nein, keine Angst, das hier soll keineswegs die Auswertung einer durchzechten Nacht werden, noch geht es um irgendwelche verpatzten Neujahrsvorsätze.  SuF hat nichts mit Alkohol zu tun, es meint schlicht den Stapel ungesehener Filme. Ein Problem, mit dem ich sicher nicht allein bin...

Es ist vermutlich der Sammelleidenschaft geschuldet, dass sich in meiner Wohnung immer mehr Blus und DVDs ansammeln. Dem Stress auf Arbeit und in der Uni ist es jedenfalls zu verdanken, dass ich in letzter Zeit nicht mehr recht hinterher komme, mir auch wirklich alles anzusehen. Langsam entwickelt sich das zu einem ernsten psychologischen Problem: Sitze ich auf dem Sofa, starren mich die vielen Silberlinge geradezu an, als wollten sie mich auffordern, ihnen endlich zu ihrem Recht zu verhelfen und sie in den Player zu legen. Das schlechte Gewissen wird immer größer, ich habe die Dinger schließlich nicht gekauft, damit sie im Regal gut aussehen.

Was also tun? Die vermeintlich einfache Lösung, sich die Filme einfach endlich anzusehen greift auf geheimnisvolle Weise nicht. Ich habe das Gefühl, der SuF wird immer größer, immer bedrohlicher, immer zeitraubender. Je mehr Filme ich sehe, desto mehr kommen auf dem Stapel, desto größer wird die anstehende Aufgabe, diesen wieder abzutragen. Ich bekomme langsam ein Gefühl dafür, wie sich der alte Sisyphos gefühlt haben muss. Dabei geht es doch hier um ein Hobby, das soll doch Spaß machen.

Genau genommen habe ich sogar zwei SuFs. Der eine besteht aus den Filmen, die ich insgesamt nicht gesehen habe. Dieser stellt das größte Problem dar, auch wenn er quantitativ gegen den zweiten SuF abstinkt. Auf dem finden sich nämlich all die Filme, die man zwar kennt (von früher; aus dem Kino; Fernsehen oder sonstwoher) und die man hauptsächlich zur Vervollständigung der Sammlung gekauft hat. Daneben liegen auf ihm all die Discs, auf denen Bonusmaterial ist, dass zumindest so interessant klang, dass ich mir vorgenommen habe, es mir anzusehen. Und schließlich sind da die Boxsets, vor allem solche mit inhaltlich ähnlichen oder zusammen gehörigen Filmen, von denen man sich die ersten Teile sofort ansieht, bevor man dann zur Abwechslung erst einmal etwas anderes dazwischen streut und die Kiste auf den SuF packt. Der Weg von dort, zurück ist schwer...

Im letzten Jahr sah ich mich bereits dazu gezwungen, zu einem rabiaten Mittel zu greifen. Im September habe ich  ein Film-Sabbatical eingelegt. Einen Monat lang habe ich mir keinen neuen Streifen gekauft,  habe sogar den Besuch der Videothek etwas eingeschränkt um endlich wieder Herr der Lage zu werden (und ich schwöre, ich bin nur in absoluten Ausnahmefällen schwach geworden). Aber kann das wirklich die Lösung sein? Keine neuen Filme zu kaufen entlastet immerhin die Brieftasche und hat so tatsächlich noch weitere Vorteile, aber durch die selbst auferlegte Enthaltsamkeit bei Neuerscheinungen in der Videothek habe ich mich irgendwann gefühlt, als sei ich überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. Ein Alptraum, so viele neue Filme und ich kann sie nicht sehen.

Natürlich ist es mir in dieser Zeit gelungen, den SuF zumindest ein wenig abzutragen, dafür ergab sich ein Folgeproblem: Der ZmFdiusw, der Zettel mit Filmen die ich unbedingt sehen will. Auf dem stehen sowohl Neuerscheinungen und alte Filme die man gesehen haben muss. Daneben schließlich die vielen guten Tips die man so bekommt (An dieser Stelle ein Dank an Tantron für seinen spannenden DVD-Blog!). Dieser verdammte Zettel entwickelt sich immer mehr zur Kartei, es ist zum Mäusemelken...

... es ist ein wahrer Teufelskreis. Wie siehts bei Euch aus, habt ihr auch einen SuF? Und stresst der euch genauso wie mich? Und die wichtigste Frage: Wie geht Ihr damit um?

PS. Um den BuW, den Berg ungewaschener Wäsche kümmere ich mich gleich morgen! ;-)

Gerade gesehen: J. Edgar

19. Januar 2012
Wenn ein Politiker seine Memoiren schreibt, geht es ihm nicht zuletzt darum, der Nachwelt seine Deutung der Geschichte nahe zu bringen. So ist es auch im Falle J. Edgar Hoovers im neuen Film von Clint Eastwood. Achtung, dieser Beitrag enthält Spoiler!

Gegenüber seinen Mitarbeitern erweckte John Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio) stets den Anschein, als hätte er kein Privatleben, als widmete er sich einzig seiner Aufgabe, der Leitung des FBI an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Clint Eastwood stellt in seinem Film dennoch das Private, den Menschen Hoover in den Mittelpunkt ohne dabei wirklich konkrete Aussagen zu treffen.



Aber der Reihe nach. Den Rahmen für Eastwoods Film bildet das Verfassen von dessen Autobiographie. Ihm zu Diensten sind dabei eine Reihe von jungen Assistenten. Diese schauen sichtlich zu dem alten Mann auf, stellen jedoch immer wieder fragen, weisen auf Ungereimtheiten hin. Irgendwas scheint da nicht zu stimmen. Während seines Diktats sehen wir den Aufstieg des jungen Hoovers, sehen wie er an die Spitze des FBI gelangt und dies, auch gegen den Willen von Öffentlichkeit und Politik, zu einer modernen Ermittlungsbehörde macht. Die FBI-Boss wird hier als gestrenger Mann dargestellt der weder sich selbst, noch seinen Mitarbeitern Schwächen zugesteht.

Immer wieder sehen wir jedoch auch die andere Seite dieses nach außen so souverän und unbeirrbar wirkenden Mannes. Dieser lebt noch im Erwachsenenalter bei seiner Mutter (Judi Dench), steht unter deren Fuchtel, fängt an zu stottern wenn er unsicher ist. Dieser Hoover gerät beinahe in Panik als er von einer Frau zum Tanz aufgefordert wird, wird diesen scheint sein Leben  geradezu unvorstellbar, ohne die Anwesenheit seiner Mutter. Es ist eine Figut die einem wegen ihrer Unbeholfenheit fast sympathisch werden könnte, wären da nicht immer wieder diese krassen Brüche. Zurück in seiner Behörde verwandelt sich Hoover  nämlich sofort wieder in den fanatischen Machtmenschen den zuvor bereits kennengelernt haben und schon fast wieder vergessen haben.

?Dass beide Facetten glaubhaft dargestellt werden, ist zweifellos dem oscarreifen Spiel DiCaprios geschuldet, der hier einmal mehr beweist dass er einer der großen Schauspieler unserer zeit ist. Neben ihm brilliert? Armie Hammer in der Rolle des Clyde Tolson, einem engen Mitarbeiter und vermeintlichen Geliebten Edgars. In Fachkreisen scheint man inzwischen sicher zu sein, dass es zwischen beiden historischen Persönlichkeiten eine Beziehung gab, die über Arbeit und Freundschaft hinaus geht. Inwiefern diese tatsächlich auch ausgelebt wurde, ist jedoch unklar. Auch Eastwood belässt es im Wesentlichen bei Andeutungen. Er zweigt wie Edgar und Clyde täglich gemeinsam essen, wie der eine die Hand des anderen ergreift, wie sie zusammen in den Urlaub fahren.

Welche Rolle dieser Clyde Tolson tatsächlich für Hoover spielte, zeigt sich nach dessen Schlaganafall und seiner anschließenden Krankheit. Nach dem Tod seiner Mutter, scheint Hoover hier die zweite wichtige Person seines Lebens zu verlieren. Er selbst geht daran sichtlich zu Grunde. gerade das sind die Szenen, in denen der Protagonist seine menschliche Seite zeigt und es ist Eastwood zu verdanken, dass er seine Figur nicht denunziert, den Film nicht zu einer bloßen Abrechnung mit dem historischen Vorbild macht.



Eastwood inszeniert seinen Film in einem recht gemächlichen Tempo, taucht ihn in sehr blasse, kalte Farben. Gerade diese zurückgefahrene Farbpalette trägt zu der dichten Atmosphäre bei, die hier in jeder Szene spürbar ist. Der Zuschauer wird von einem gewissen Unbehagen überzogen. Nein, das hier ist sicher alles andere als ein Feel-Good-Movie, J. Edgar ist ein wirklich anstrengender, vorraussetzungvoller Film. es ist ein Film auf den man sich einlassen muss, der seinen Zuschauer aber für das Durchhalten belohnt.

Diese Belohnung wird serviert in Form von wirklich großer Schauspielkunst, neben den breits genannten DiCaprio, Hammer und Dench sei insbesondere Naomi Watts genannt, die hier als persönliche Assistentin zwar eine kleine, gleichzeitig jedoch ungemein wichtige Rolle spielt. Diese Belohnung kommt jedoch auch in einem kleinen Mindfuck-Moment am Ende des Films. Clyde fordert Edgar geradezu auf, endlich ehrlich zu sich selbst zu sein. Die wirkliche Geschichte sei doch ganz anders gewesen, er beschönigt hier sein leben, schmückt sich mit fremden Federn. Eastwood untermalt diese Aufklärung, in dem er uns einige zuvor gesehene Szenen noch einmal zeigt. Nur ist Hoover diesmal bei den Verhaftungen nicht zugegen, wird von Prominenten nicht wie zuvor gezeigt, freudig empfangen, sind es andere, die im Rampenlicht stehen.

J. Edgar ist ein großer Film. Und nicht zu Unrecht einer der großen Favoriten für die diesjährige Oscarverleihung.

Bilder: (c) http://warnerbros.com/us/jedgar/

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