Die goldenen Zeiten des Films… schon vorbei oder kommen sie noch?

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19. Juli 2010
 …oder befinden wir uns noch immer mittendrin? Oder ist es gar ein Dauerzustand?
Eben las ich im Forum ein Beitrag mit dem Titel „Früher war alles besser, oder?“ vom User McFly. Das hat mich dann doch zum nachdenken gebracht. Ich philosophier ja gerne mal über solche Themen, vor allem wenn die Antworten doch so vielseitig sind.
Grundlegend war die Aussage, dass man früher zwar weniger Filme geboten bekommen hat, aber dafür umso mehr Qualität. Ebenso war auch alles langlebiger als in der heutigen Zeit, in der ein Film 3 Wochen läuft und danach schon wieder ausgelistet wird.
Mir ist dies vor allem auch bei der Musik bereits aufgefallen, zumal ich selbst jahrelang als Chefredakteuer als auch Freier Schreiber bei etlichen Musikmagazinen tätig war. Als ich 1990 meine erste CD gekauft habe, wurde die wochenlang hoch und runtergenudelt, das gleiche galt für Musikkassetten, falls die hier noch einer kennt. Vor allem wenn ich bedenke, in welchen abenteuerlichen Verfahren die manchmal kopiert wurde. Da hat man halt mal ein Tonbandgerät vor ein Radio gestellt und dann die Aufnahmetastegedrückt, denn das hatte damals noch nicht jedes Gerät. Mittlerweile wird man hingegen mit Veröffentlichungen und Kopisten zugeschüttet und der Musikgenuss wandelt sich vom Erlebnis zur Gelegenheit.
 
Dasselbe in Grün gilt auch für die Filmszene. Als ich als kleiner Bub Anfang der 80er unseren ersten Videorecorder ausprobieren durfte, war dies was Besonderes. Filme am Wochenende auszuleihen waren ein Ereignis. Da lief oftmals die ganze Familie zusammen in die Stadt und suchte mal bis zu einer Stunde, welche 2 Filme nun ausgeliehen wurden, wenn mal wieder kein „Wetten dass…“ oder ähnliches in der Glotze flimmerte. Und Kino war für mich damals ein Ereignis wie Ostern und Weihnachten zusammen. In den 80ern konnte ich lediglich „Didi – Der Doppelgänger“ und „Nummer 5 lebt“ in der Sparkassen Knax Klub Vorführung im Gemeindesaal von Renchen miterleben, da das nächste Kino 8 km von mir entfernt war. Alleine mit dem Fahrrad da hinfahren war nicht.
Doch bereits als die Bravo wöchentlich auf einer Doppelseite eine Fotostrecke aktueller Kinofilme einführte war dies was Besonderes. Man wusste fortan, auf welche Filme man sich freuen konnte, wenn sie denn mal in die Videothek kamen oder sogar im Fernsehen liefen. Und auch wenn wir bereits Ende der 80er mit Satelliten Fernsehen mehr Auswahl an Sendern hatten, gab es nicht gleich mehr Auswahl an guten Spielfilmen, den auf Sat1, RTL und Tele5 (Kabel1 gabs noch gar nicht und Pro7 kam erst ab 1989 und da auch nur mit 9 Stunden Programm pro Tag) kam nur aus heutiger Sicht Trash, schließlich waren sie als Nackedeifilm-Sender verpönt, auch wenn immerhin so kultige Serien wie „Das A-Team“, „Airwolf“ oder „Knight Rider“ dort ausgestrahlt wurden. So blieb mir damals weiter nichts als weiterhin der Gang zur Videothek.
 
Doch in den 90ern sollte sich alles ändern, denn ab da hatte ich ja meine 80er Yamaha Enduro und ab 1995 sogar mein Auto. Nichtsdestotrotz fuhr mein Vater mit mir gelegentlich zusammen zu einigen auserlesenen Filmen wie „Terminator 2“ (was für ein Erlebnis!) oder „Demolition Man“. Man merkte wie langsam die Auswahl so weit gedeckt war, dass man sich sogar manchmal nicht entscheiden konnte welchen Film man sich anschauen wollte oder sogar mal so (früher unvorstellbare) Sätze wie „Heute läuft ja mal gar nix im Kino“ fielen. Zudem wurde die VHS immer populärer und man traf sich auf Videobörsen bei der zu erschwinglichen Preisen von 10 – 30 Deutschen Mark sich VHS-Kassetten gekauft wurden… und das waren noch Schnäppchen. Doch dadurch hat man sich nur wirklich die absolut erlesene Ware zugelegt. Auch wenn meine damalige Sammlung von 200 VHS Kassetten im heutigen Verhältnis mickrig aussieht, war das damals wirklich relativ sehr viel. Den Rest hat man sich dann einfach im Fernsehen aufgenommen, so richtig schön mit in der Werbepause auf Pause drücken und man hat sich diebisch gefreut wenn man schon den Dreh raus hatte, wenn der letzte Werbetrailer auslief und der Film weiterging. Und was für ein Segen war das als die Videogeräte mit Longplay ausgestattet wurden, da konnte man gleich 2 Filme in Abwesenheit aufnehmen, wenn man mal in Urlaub ging… da war noch nix mit Festplattenrekordern oder Online Recording.
Am unvergesslichsten waren allerdings die Doppelnächte im Kehler Kino: bis zum vorletzten Jahr DAS Elite Kino im Ortenau Kreis! Da wurden Freitag- und Samtag abends 2 Filme zum Schnäppchenpreis angeboten. Wieviel das in DM gekostet hat, weiß ich jetzt nicht mehr, aber nach der Währungsreform waren das grad mal 10,- schlappe Euro… und was haben wir da für geniale Filme geguckt, von wegen nur Schrott Auswahl, wie manch einer vielleicht vermuten mag:
„Fight Club“, „Die 9 Pforten“, „Armageddon“, „Deep Impact“, „Blair Witch Project“, „Das fünfte Element“, „Matrix“, „Blade“, „Sieben“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“, „Gladiator“, „Dogma“, „Scream“, „X-Men“, „Spiderman“… aber ich drifte schon ins neue Jahrtausend ab… ;o)
 
Da angekommen war man schon längst im DVD Fieber und harrte den ersten Schnäppchen Aktionen von Amazon entgegen, denn Angebote gab es damals höchstens bei ebay oder auf DVD-Börsen. Für meine erste DVD anno 1999 zahlte ich noch 50,- DM und das wurde lange nicht besser, auch nicht durch den Euro, nur im Vergleich zu heute, wo manche sich schon beklagen, dass Amazon nicht so tolle Aktionen wie Amazon.co.uk, play.com und Konsorten bietet.
Die Produktionen der Filme wurden spätestens seit Titanic auch immer teurer und überschritten nun häufiger die 100-Millionen US-$ Produktionskostengrenze. Wenn ich da an die 90er denke, als „Terminator 2“ mit 90 Millionen US-$ den Rekord brach… da war das ne Sensation! Mittlerweile reicht dies oftmals um lediglich die Hauptdarsteller zu bezahlen, welche die Gagenforderungen von so manchen Top-Fußballern locker wie Waisenknaben aussehen lassen. Zum Vergleich der erste James Bond Film „James Bond jagt Dr.No“ aus dem Jahr 1962 kostetet alles in allem gerade mal 1 Million US-$ und das meiste kosteten hierbei die Requisiten und Stagesets; Inflation hin oder her…
Auch die Auswahl an Filme wurde deutlich erhöht, so dass man neben B-Movies vermehrt C-Movies und so genannten Trash angedreht bekam. Doch der wahre Kenner informierte sich schließlich in der Cinema, was davon zu empfehlen war und was nicht. Einige Jahre später – dank Amazon – wurden die DVDs auch zunehmend erschwinglicher und es gab auch desöfteren Aktionen, welche sogar mehrere DVDs zum Sensationspreis anboten. Auch Großhandelsketten wie Media Markt, Saturn, Edeka, Lidl oder Aldi sprangen zunehmend auf den Zug der DVD auf und nahmen solche Artikel in ihr Sortiment oder Aktionsangebot mit auf.
Allerdings trug auch das Internet sein Scherflein dazu bei, dass eine Informationsflut von Filmen vorliegt. Zunächst musste man sich die Informationen noch in Foren oder auf speziellen Filmseiten einholen, so dass noch ein gesunder Austausch vorhanden war, doch die ganzen Filmfirmen haben dieses Medium auch bald für sich zu Nutze gemacht und berieseln mit Bannerwerbung immer aggressiver werdender Art den potentiellen Kunden. Die Filme laufen auch nicht mehr so lange in den Läden und werden auch bald auf DVD oder mittlerweile Blu-ray veröffentlicht, mitunter so zeitnah, dass in manchen Kinos noch der Film läuft, wenn er schon fürs Heimkino angeboten wird.
 
Doch liegt der Grund für das Ganze auch in der Zeit und mit auch am Filmfan selbst, denn dass mit der Zeit die Filmauswahl wächst liegt alleine schon in 2 Weisen zugrunde: zum einen werden die alten, aber nach wie vor guten Filme ja nicht gelöscht oder jährlich verbrannt sondern bleiben nach wie vor erhalten. So ergänzt sich jährlich zu dem bisherigen Angebot beharrlich eine stete Zahl an neuen, empfehlenswerten Filmen hinzu. Zum anderen gilt nach wie vor das Gesetz der freien Marktwirtschaft und wenn die Nachfrage hoch ist, wird auch viel angeboten. Was nicht gekauft wird, wird auch nicht weiter angeboten. Solange nach wie vor willige Käufer vorhanden sind, wird sich das nicht ändern.
Des Weiteren fordert der Filmfan als Kunde ja immer mehr Auswahl und vor allem mehr Bequemlichkeit. Wieso sterben denn die ganzen Videotheken, die früher oft als wahre Goldgruben durchgingen? Oder die kleinen Lokalkinos, die pro Woche eine kleine aber feine Auswahl an Filme boten? Der Kunde will mehr und das schnell und einfach!
Man greift nun auf Onlinevideotheken wie Lovefilm und Videobuster zurück, geht zum 24h-Leihautomaten an der nächsten Tanke oder Stream sich das ganze via movieload, Maxdome und Konsorten direkt auf den Rechner oder mittlerweile sogar auf die Streaming-Box. Im Kino will man kein Erlebnis, sondern Auswahl, denn nicht jeder will heutzutage „Twilight“ oder „Avatar“ sehen… da muss schon noch ein Action-, ein Horror- und ein Komödienfilm mit im Programm sein,… oder am besten sogar jeweils zwei.
Dazu werden scharenweise Filme gekauft, je nach Preis oftmals sogar blind, ohne groß was von dem Streifen gehört zu haben. Irgendwann mal wird der dann mal entweder wieder auf ebay oder sonstigen Online-Verkaufsstellen für n paar Euro weiter verramscht. Filme im Kino werden gemieden, weil man entweder vorher schon aufgrund von mehrmonatiger Berieselung durch Trailer, Specials, Features, Competitions und virtuellen Homepages schon gar keinen Bock mehr darauf hat oder gleich merkt, dass der Filme eigentlich doch nicht so toll ist, und man ihn, wenn der Film dann – übertrieben gesagt – in 4 Wochen eh bereits auf DVD und Blu-ray vermarktet wird, dann auch ausleihen kann.
Denn: Billiger wird nichts auf der Welt, so dass man früher locker mit ´nem 10er entweder noch ´nen Kumpel einladen konnte oder zumindest kulinarisch mit Speis und Trank versorgt war. Heutzutage kostet so ein Erlebniswochenende im nächsten Multiplex alleine schon knapp 9,- Euro, wenn der Film auf ein Wochenende fällt… Überlängenzuschlag und 3D-„Steuer“ noch gar nicht mitgerechnet. Achja, ne Flasche Cola und ne Tüte Popcorn fehlt natürlich auch noch… 
Wenn man dem entgegenstellt, dass z.B. „Percy Jackson“ aktuell für 12,97 Euro bei Amazon und Media Markt zum Veröffentlichungsdatum angeboten wurde, ist man doch eigentlich wirklich blöd, wenn man den Film sich nicht gleich selbst kauft und stattdessen vorher ins Kino geht. Manchmal muss man einfach nur geduldig sein…
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Schöner Beitrag, hach, da werden Erinnerungen wach... Aber ich gebe dir Recht, auch ich setze nur noch selektiv Filmtitel auf meine "Gucken will" Liste - es kommt einfach so viel raus! Aber ich sehe Hoffnung, dass die Zeit der guten Filme noch nicht vorbei ist. Konkret "District 9" hat mir den Glauben daran wieder gegeben. ;) Als großen Meilenstein in den nächsten Jahren erwarte ich auch mit Freuden den "Hobbit".
tantron
19.07.2010 um 16:19
#2
Als 70er Jahre-Kind kann ich dir bei so ziemlich allem zustimmen. Vielen Dank für den Blick in die Jugend. :-)
Sehr schön geschrieben.
Anti78
19.07.2010 um 15:56
von Anti78
#1

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