Blu-ray Review: "Königreich der Himmel – Directors Cut"

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13. Oktober 2009

Königreich der Himmel – Directors Cut
Kategorie: Drama, Kriegsfilme, Liebe/Romanze, Monumentalfilme
Produktion: Marokko, USA / 2005
Spieldauer: 189 Minuten
Veröffentlichung: 15.01.2007
Altersfreigabe: FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur: Ridley Scott
Schauspieler:
Brendan Gleeson, David Thewlis, Edward Norton, Eva Green, Ghassan Massoud, Jeremy Irons, Liam Neeson, Marton Csokas, Orlando Bloom
Tonspuren:
Deutsch DTS-HD MA 5.1
Englisch DTS-HD MA 5.1
Bildformat: HD-Widescreen (16:9, 2.35:1) 1920x1080p

Die Story:
Balian, ein einfacher französischer Schmied, verliert seine Frau und sein Zuhause. Er begibt sich auf die Reise ins Heilige Land, wo er nicht nur seinen eigenen Frieden finden, sondern auch in den Fußstapfen seines Vaters dessen Lebenswerk - die Verständigung zwischen den Religionen während der Kreuzzüge - weiterführen will. Als Fremder in einem fremden Land tritt er neben dem königstreuen Ritter Tiberias für Gerechtigkeit ein, findet in der Prinzessin Sybilla eine neue große Liebe und kämpft schließlich selbst als Ritter eine entscheidende Schlacht um Jerusalem. Um sein Volk zu retten und die Idee des friedlichen Miteinanders der Religionen aufrechtzuerhalten, entscheidet sich Balian zu einem gewagten Schritt...

Regisseur Ridley Scott (u.a. "Blade Runner", "Gladiator", "Alien", "Legende", "Black Hawk Down", "Hannibal", u.v.m.) ist mit “Königreich der Himmel” ein wahres Meisterwerk im Stile von „Gladiator“ gelungen. Nachdem Paul Verhoeven Anfang der 90er mit seinem Kreuzzugsepos „Crusade“ nicht so sehr bei den Massen ankam, griff der britische Filmemacher, der momentan mit Brad Pitt, Casey Affleck und Sam Rockwell an einem Jesse James Western arbeitet, das historische Thema erneut auf und hatte damit deutlich mehr Erfolg. Kein Wunder, denn der Film strotzt nur so vor Monumentalität und Epik. Dabei wird „Königreich der Himmel“ trotz knapp 140 Minuten Spielzeit zu keiner Minute langweilig, da der Film mit viel Kurzweile und spannendem Schnitt wie auch aufregender Story zu begeistern weiß. Selbstverständlich darf man nicht erwarten, dass der Film sich sehr an das Geschichtsbuch hält. Zwar gab es all die historischen Figuren wie Saladin bzw. Salah ad-Din, Balian von Ibelin, Guy de Lusignan, Renaud de Chatillon, Sibylle von Jerusalem oder Balduin IV, doch nicht alles stimmte. So hatte Sybille nicht wirklich ein gutes Verhältnis zu ihrem Bruder, sondern verbündete sich mit ihrem 2ten (!) Mann Guy de Lusignan gegen ihn und den Regenten Raimung III, der übrigens im Film überhaupt nicht auftauchte. Zudem hatte sie keine mit Balian von Ibelin sondern sollte lediglich mit den Bruder Balduin von Ramla bzw. Ibelin verheiratet werden. Doch eben ihr Bruder war es, der sie schließlich mit seinem späteren Widersacher Guy verheiratete. Dafür gibt es auch etliche Wahrheiten in dem Film, die übrigens mit Hilfe des Untertitelkommentares „The Pilgrims Guide“ optional im Film angezeigt werden kann. Fakt ist zum Beispiel dass der Guy´s Verbündeter Renaud de Chatillon (dessen Festung wirklich in Kerak lag) tatsächlich ein äußerst brutaler und gefürchteter / gehasster Zeitgenosse war, der sich schnell den Ruf erkämpfte sehr brutal und skrupellos zu sein. Fakt ist auch seine Todesursache, wobei seine Hinrichtung sich damals wirklich so zutrug wie im Film gezeigt, wenn auch ein klein wenig abgewandelt / gekürzt! Balduin IV war auch im Original ein eher friedliebender Mensch, der eher den Frieden als den Krieg suchte. Und Saladin´s Kriegstalent (obwohl er ursprünglich gar kein Krieger werden wollte!) und Güte ist auch heute noch bekannt, hat er tatsächlich dem englischen König Richard I (aka Löwenherz), als dieser erkrankte, seinen Leibarzt plus Pfirsiche und Schnee zur Kühlung von Getränken geschickt! Seine Grabesstätte ist mittlerweile sogar eine gern besuchte Touristenattraktion. Balian hingegen war wie auch im Film sehr wichtig für die Verteidigung von Jerusalem und auch hinterher bei den Verhandlungen. Es stimmt, dass er ein Widersacher von Guy de Lusignan war, leistete aber widerstrebend den Treueid, als dieser zum König ernannt wurde. Im Film wurde aber verschwiegen, dass er bis zu diesem Zeitpunkt mit seinem Bruder Balduin in die Schlachten zog. Zudem war er auch kein französischer Hufschmied.

Nichtsdestotrotz steht im Endeffekt das von William Monahan verfasste Drehbuch im Vordergrund und das bietet eine sehr schöne Story über ritterliche Tugenden wie Ehrlichkeit, Treue und gegenseitigem Respekt, wobei für die weiblichen Zuschauer auch die Romantik nicht zu kurz kommt.

Phänomenal sind neben der Hafenszene zu Beginn auch die Schlacht um Jerusalem, die vor allem an die großen Schlachten in „Der Herr der Ringe“ erinnern lässt. Aber auch die Landschaften sind wirklich sensationell und malerisch schön; die Wüstenszenen wurden z.B. in Spanien und Marokko gedreht.

Was mich eigentlich, unabhängig von der Abweichung zur wirklichen Geschichte, etwas verwirrt hat, ist die Tatsache, dass ein einfacher Hufschmied, den Balian darstellen soll, ein wirklich umfangreiches Fachwissen über Agrarwirtschaft und taktische Kriegsführung mit nahezu sensationellen Ideen hat. Na ja, kann ja sein, dass man das damals auf der Hufschmiedschule alles beigebracht bekommen hat, aber ich war eher der Auffassung, dass im Gegenteil viele damals nicht mal lesen konnten, geschweige denn sich für derartige Themen interessieren würden, zumal er am Anfang des Films nicht mal richtig mit einem Schwert umgehen konnte.

Davon aber abgesehen – wir nehmen einfach mal an, dass er ein Naturtalent ist – erledigt Orlando Bloom in „Königreich der Himmel“ einen sehr guten Job, der lediglich oft etwas zu düster wirkt. Sensationell sind dafür die übrigen Rollen besetzt. Gleich zu Beginn zeigt Liam Neeson (u.a. „Nell“, „Michael Collins“, „Star Wars – Die dunkle Bedrohung“, „Batman begins“, „Schindlers Liste“, „Les Miserables“, „Rob Roy“, „Das Geisterschloss“) als Balian´s Vater Godfrey, der seinen Sohn zu sich ins heilige Land holen will und dessen Erbe der junge Schmied letztendlich antreten muss. Nicht minder schlecht stellt sich auch der Neuseeländer Marton Csokas als arroganter und selbstherrlicher Guy de Lusignan dar, der vielen sicher zunächst unbekannt vorkommen wird, in Wirklichkeit aber in Blockbustern wie „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“, „Der xXx - Triple X“, „Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger“, „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“, „Timeline“ oder auch in der bekannten Serie „Xena“ mitgewirkt hat. Ebenfalls sehr gut schlägt sich an seiner Seite Brendan Gleeson (u.a. „Harry Potter und der Feuerkelch“, „The Village - Das Dorf“, „A.I. - Künstliche Intelligenz“, „Mission: Impossible II“, „Gangs of New York“, „Michael Collins“, „Braveheart“) als Renaud de Chatillon, dem man den überheblichen, engstirnigen und extremistischen Schlächter sehr gut abkauft. Neben den weiteren Darstellern Eva Green als Sibylla, Jeremy Irons (u.a. „Dungeons & Dragons“, „Lolita“, Der Mann mit der eisernen Maske“, „Das Geisterhaus“, „Kafka“ oder „Mission“) als Tiberias und Edward Norton (u.a. „The italian Job“, „Fight Club“, „Roter Drache“, „American History X“, „Zwielicht“, „25 Stunden“, „The Score“) als König Balduin ist allerdings Ghassan Massoud als Salah ad-Din. Der Syrier, der nebenbei erwähnt in Finnland und Deutschland studierte, lehrt normalerweise als Professor an der Theaterhochschule in Damaskus, Syrien, zeigt in „Königreich der Himmel“ allerdings wirklich, dass er sein Handwerk versteht und das, was er normalerweise seinen Schülern beibringt auch selbst versteht umzusetzen. Ich hoffe, dass Ghassan uns weiterhin in kommenden Filmen erhalten bleibt.
Sie alle, unter der Regie von Ridley Scott, verkünden die Botschaft, welche Werte damals herrschten: einerseits edelmütig, friedliebend, tugendhaft, andererseits ohne Gnaden skrupellos, brutal und machtgierig. Zudem wird auch der Stellenwert der Kirche gezeigt, welche weniger im Sinn hatte die Lehre Jesu zu predigen, als lieber die eigene Haut zu retten und ans eigene Wohl zu denken (Zitat: „Bekennt euch zum Islam und widerruft es!“ – was für eine feige Sau!). Der Regisseur hat aber auch die übrigen sozialen Zustände der damaligen Zeit sehr gut wieder gegeben, wobei den Maskenbildnern und Kulissenbauern ebenfalls ein großes Lob zugesprochen gehört.
Zwar bekommt der Fan auf der Blu-ray den Directors Cut geboten, aber dafür mangelt es an Bonsumaterial. Lediglich einige Trailer sind enthalten, allerdings fehlen alle anderen Special Features aus der Special Edition oder der Century³ Cinedition! Schade.

Fans von „Gladiator“, „Braveheart“, „Der Herr der Ringe“ oder ähnlichen epischen Filmen sollten sich diesen Film aber unbedingt mal anschauen, denn die Story, Bild und Ton sind eine Anschaffung alleine wert!

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