Aus dem Nichts - Kinoreview
#102
Quelle: moviepilot
Uiuiui, dass war mal alles andere als leichte Kinoberieslung und ein inhaltsloser Film. Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist eines der deutlich besseren Kinobesuche in diesem Jahr und ein Film, der noch ein paar Tage nachgewirkt hatte. Der Trailer zum Drama mit Diana Krüger findet ihr unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/watch?v=4JW2mUTSL8k
Inhalt:
Im Grunde ist der Aufbau der Story ganz simpel. Katja (Diane Kruger) ist mit einem Kurden verheiratet, der mal im Knast saß wegen Rauschgifthandels. Sie haben zusammen ein Kind und Nuri ist ein perfektes Beispiel für Integration von Starffälligen. Kurz nachdem Katja ihren Sohn bei ihrem Mann lässt, werden die beiden, mittels einer Nagelbombe, durch Nazis getötet. Ein Welt bricht zusammen. Es kommt zu einem Gerichtsprozess und am Ende zu einer "Art" Rachefeldzug in Griechenland.
schauspielerische Leistung:
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Diane Kruger für diese Rolle, auch wenn sie zum ersten Mal deutsch in deinem Kinofilm spricht, nicht von der Oscar Acadamy in die Engere Wahl gezogen wird. Denn sie spielt einfach fantastisch! Ihr Leid, welches natürlich eine sehr tragende Rolle hat, bringt sie zu jeder Zeit unglaublich intensiv rüber. All die Wut, all der Hass, die Trauer ... unglaublich intensiv rüber gebracht. Und so war es für mich unvermeidlich, dass die ein oder andere Träne floss.
Und eigentlich kann man alle anderen Darsteller außen vor lassen. Sei es der Anwalt von Katja, die beiden Nazis, der Grieche oder auch Katja ihr Mann und Sohn. Sie sind alle Statisten. Diane Kruger dominiert den Film und stellt alle anderen in den Schatten.
Trotzdem will ich noch auf zwei Schauspieler aufmerksam machen. Einmal hat Ulrich Tuker einen kurzen Auftritt als Vater des angeklagten Nazis. Dazu werde ich muss dann noch äußern. Und Johannes Kriesch hat die Rolle des Anwalts der Angeklagten inne und spielt das ebenso fantastisch und schafft es, dass man an ihm alles hasst, was man an Anwälten und dem Jusitzwesen hassen kann (was keine Generalkritik sein soll).
ACHTUNG: AB HIER IST DAS GANZE NICHT MEHR SPOILERFREI
filmische Umsetzung:
Der Film ist in drei Kapitel unterteilt.
I. Die Familie
Hier wird uns kurz die Familie Sekerci vorgestellt, dass Katja und Nuri im Kanst arbeiten. Dann sehen wir noch, wie Katja ihren Sohn bei ihrem Mann abgibt und dann passiert es. Wir lernen die Arbeit der Polizei kennen, die eher die Schuld für den Anschlag bei Nuri und "seinem Umfeld" suchen, als mgl. anderen Hinweisen nachzugehen. Leider finden sie auch Drogen in der Wohnung der Sekercis, die Katja genommen hat, um ihren Schmerz zu betäuben. Es kommt dann noch zum Hammerkrach mit der Familie. Ihre Mutter ist einfach nur finster und es kommt letzlich zum, erwartetetn Bruch mit ihrer Familie. Auch mit der Familie Nuri's ist nicht viel anzufangen, die geben Katja, auf der Beerdigung, die Schuld für den Tod ihres Enkels. Unglaublich. Ich bin da fast mit gestorben. Empathie ist in beiden Familien ein Fremdwort! Und somit hat Katja nix mehr, bis auf eine Freundin, die gerade entbunden hat, was für Katja natürlich nur schwer zu ertragen ist, nachdem sie alles verloren hat. Natürlich ist es schon fast unvermeidlich, dass sich Katja das Leben nehmen will, als das Telefon klingelt und sie erfährt, dass man die Attentäter hat.
Quelle: faz
II. Gerechtigkeit
Und das war für mich irgendwie ein grausamer Part. Eigentlich sagt das Kapitel alles aus, am Ende muss man aber ein dickes Fragezeichen setzen. Denn trotz der Tatsache, dass ALLES gegen die Angeklagten spricht, die "Zutaten" für die Nagelbombe im Gartenhaus gefunden wurde, der männliche Täter Adolf Hitler verehrt, dass der vermeintliche Griechenlandurlaub mehr als Zweifelhaft ist....nichts spricht für die (vermeintlichen) Täter und so werden sie am Ende freiugesprochen, aus Mangel an Beweisen. Unglaublich! Das hat mich dann noch mal aus der Bahn geworfen, da ich mir sicher war, dass es zu keinem Freispurch kommt. Aber so ist das mit der Jusitz. Der Rechtanwalt Haberland verkörpert wirklich alles, was die Juristerei hassenswert macht. Wie er Dinge (ver-)dreht und wendet, bis es passt und alles in ein negatives Licht rückt. Unglaublich und unglaublich gut inszeniert von Regisseur Fatih Akin. Der Auftritt von Tuker hat mich berührt. Er sagt vor Gericht gegen (!) seinen Sohn aus. Katja trifft ihn dann vor dem Gerichtssaal und fragt ihn, ob er den Verdacht den er hatte, auch auf seinen Sohn gelenkt hätte, wenn er gewusst hätte, dass er es war. Und er sagt, dass er wusste, dass sie es waren. Das hat mich unglaublich berührt, da die Situation des Vaters wahrscheinlich der blanke Horror ist.
Quelle: kino.de
III. Das Meer
Der dritte Teil des Films hat mir nicht so gut gefallen. Katja macht sich auf den Weg nach Griechenland um den windigen Hotelbesitzer ausfindig zu machen und selbst für Gerechtigkeit zu sorgen, die sie durch den Staat nicht erfährt. Natürlich findet sie ihn und dann auch Edda und Andrè, die beiden Nazis. Und mehr will ich dann mal nicht schreiben, aber das Abschlussbild ist aussagekräftig.
Die Idee mit den Kapiteln fand ich recht gut, vor allem da das zweite einen sehr in die Irre leitet. Über das Ende kann man in alle möglichen Facetten streiten und am Ende keine Antwort erhalten. Was ist Gerechtigkeit? Es gibt auf die Frage wohl keine eindeutige Antwort.
Die Parallelen zum aktuellen NSU Prozess bzw. den Geschnissen rund um die Terrorzelle sind klar erkennbar. Auch das tw. Versagen der Behörden, die Suche im Umfeld des Opfers, war gut gemacht. Und am Ende auch die schwierige Aufgabe der Justiz, die aus Zuschauersicht einfach nur versagt hat oder vielleicht sogar versagen musste, da es halt nicht zu 100% sicher ist, dass die beiden es waren.
Unglaublich toll, im Nachhinein, war der Moment, als klar ist, dass Katja`s Kernfamilie tod ist. Obwohl alle wussten, dass das passieren wird, wir die Bilder aus dem Trailer kannten, war das Kino totenstill (und es war gut besucht). Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Und auch die Aufregung, als die beiden Nazis freigesprochen wurden, dass Entsetzen war beinah greifbar.
Fazit:
Auf jeden Fall war es ein emotional aufwühlender Film, der mich gezwungen hat, mich auch noch mal mit dem NSU zu beschäftigen. Und auch mein Mitkinobesucher war noch sehr mit dem Film beschäftigt und wir haben danach noch eine Stunde miteinander gesprochen. Diane Krueger war einfach nur fantastisch in ihrer Rolle. Ein echt toller Kinoabend, da es einfach mehr war, als nur Kino.
Blu Ray Kauf?
Mit sehr großer Sicherheit. Der Film ist sicher keiner, denn man mal so nebenbei guckt um sich unterhalten zu lassen. Er bietet aber sehr schöne Gesprächsanlässe und wenn meine Kinder im entsprechenden Alter sind, kann man sich über den Film unterhalten. Egal ob es nun um Rassismus, Gerechtigkeit oder Jusitz geht.
Und ich war schon wieder im Kino, auch das werde ich in gewohnter Weise reviewn. Der Film, der da in Blogform auf euch zukommen wird, war einfach der absolute Hammer. Der Burner schlecht hin. Mich hat es aus den Latschen gehauen.
bis zum nächsten Blog
man liest sich
Cine-Man
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Kommentare
Für mich wichtig in diesem Fall: Diane Krüger macht ihre Sache sehr gut, wurde viel gelobt. Der Regisseur macht seine Sachen gut, kenne seine anderen Werke und wurde immer gut unterhalten. Das Thema interessiert mich und wenn es gut von allen in Szene gesetzt ist, hat der Film mich gewonnen. Dann stören mich dann kleine Fehler oder Ungereimtheiten nicht so sehr.
Ich werde auch auf jedenfall bei Heimkinoveröffentlichung zugreifen.
Noch mehr bin ich nun auf deinen weiteren angekündigten Hammer gespannt! :D