Mein am meisten erwarteter Film des Kinojahres 2019 ist leider eine der größten Kinoenttäuschungen meines Lebens geworden.Diese Enttäuschung hat sich auch nach dem Rewatch auf Blu-Ray nicht gelegt.
Ich habe noch gehofft,dass der Grund für die Enttäuschung einfach die Erwartungshaltung war.Dem war leider nicht so.
Ich muss aber genauer erklären,was mir nicht gefallen hat.Erst einmal vorweg: Leonardo Dicaprio und Brad Pitt gehören zu meinen Lieblingsschauspielern und Tarantino gehört zu meinen Lieblingsregisseuren.Die Vorfreude bei diesem Film war dementsprechend groß.Ich gebe zu,dass ich mich mit dem Golden Age of Cinema nicht gut auskenne und ich über die Manson Morde auch nur grobe Infos weiß.Trotzdem habe ich mich irre gefreut,ähnlich wie bei Wolf of Wall Street,bei welchem ich bis zur Sichtung nicht mal wusste,dass er eine Comedy ist.
Ich möchte gerne mit meinen positiven Eindrücken beginnen,wie es sich gehört.
Die Sets sowie die Ausstattung sind beeindruckend.Ein L.A. der 60er sah nie besser aus.Die Cinematographie ist in jeder Szene klasse.Der Soundtrack ist solide.
Die Schauspieler sind bis in die kleinste Nebenrolle brilliant.Während Dicaprio schon verdammt gut spielt,finde ich Brad Pitt sogar noch eine Ecke interessanter als ultracooler Stuntman Cliff Booth.
Das traurige ist,dass ich abgesehen von Cliff Booth keinen Charakter wirklich interessant finde.Viele kommen nur kurz vor oder man sieht sie nur für eine Szene,so dass keine Bindung aufgebaut werden kann.Ja,selbst Dicaprios Rick Dalton finde ich nicht so interessant.Der Charakter hat durchaus Potential interessant zu sein.Schließlich befindet Rick sich in einem persönlichem Tief und versucht oft cooler rüberzukommen wie er eigentlich ist.Dicaprio spielt das wirklich gut.Wie der Charakter in dem Film verbaut wurde,gefällt mir nicht.Ich komme mit der allgemeinen Erzählstruktur des Films nicht klar.Es ist irgendwie erstaunlich,wie ein Film in so einer langen Laufzeit so wenig erzählen kann.
Es gibt durchaus Szenen,die ich mag.Die Bruce Lee Szene beispielweise ist super.Ich hätte gerne mehr solcher Momente gehabt,wo ich einfach wieder komplett an Lippen der Darsteller klebe.Tarantino ist berühmt für seine ausgefeilten Dialoge und selbst die sind in diesem Film nur so lala.
Was Spannungsaufbau angeht ist die Szene auf der Ranch neben dem Finale der einzige Höhepunkt des Films.Es ist dann aber wieder enttäuschend,wenn diese Szene am Ende gar keinen zu erwartenden Höhepunkt zu bieten hat.Bei mir hat dieses Spiel mit der Erwartungshaltung echt nicht funktioniert.
Die Schauspielszene von Rick Dalton ist zwar gerade auf der Metaebene sehr interessant,aber viel zu lang.Wen interessiert bitte,was die anderen Charaktere innerhalb dieses Westernfilms sagen? Es geht darum,dass man Rick Dalton beim Schauspielen zu sieht und es juckt den Zuschauer Null,was die anderen Darsteller dort vor dem Saloon sagen.Timothy Olyphant war aber immerhin super in der Szene.
Den Part um die Manson Familie und Sharon Tate hätte man sich komplett sparen können und durch irgendwelche fiktiven Menschen ersetzen können.Das Ende ist ansich echt schön im Hinblick auf die vergangene Realität und Rick Dalton.Der Weg dahin funktioniert für mich aber nicht.Der brutale "Climax" hat sich wie ein totaler Fremdkörper im Vergleich zum Rest des Films angefühlt.Man sieht einfach,wie totale Nobodys,zu denen man keine Bindung hat,brutal von den Hauptcharakteren ermordet werden.
Tarantino verlässt sich in diesem Film viel zu sehr darauf,dass die ganze visuell und akustisch eingefangen Nostalgie dem Zuschauer komplett ausreicht den Film zu genießen.Bei vielen scheint es funktioniert zu haben,weil ich genug Leute kenne,die den Film sehr mögen oder sogar lieben.Bei mir funktioniert das leider nicht.Das würde auch nicht funktionieren,wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte.Die dargestellte Nostalgie ist ein nettes Beiwerk oder auch Kostüm für den Film,aber der Film wird dadurch nicht automatisch für mich besser.
Ich hätte einfach sehr gerne die Charaktere in diesem Film,allen voran Cliff Booth, in einem anderen Film gesehen.Ein Film,der mehr von der Narrative lebt.
Was ich dem Film am Ende noch lassen muss: er ist extrem unvorhersehbar und das hat man gerade in heutigen Zeiten nur selten bis gar nicht.
Ich habe auch beim zweiten Mal versucht den Once Upon a time in Hollywood (mehr) zu mögen.Leider kann ich auch weiterhin nur wenige Aspekte wirklich wertschätzen und das sind mir gerade für einen Film von einem meiner Lieblingsregisseure dann am Ende doch deutlich zu wenig.Ich gebe Once Upon a time in Hollywood 3 Punkte.
bewertet am 01.01.20 um 20:23