Nach dem ersten Kinobesuch war ich nicht ganz zufrieden mit Dune Part 2. Ich fand den Film sehr gut, aber den Lobeshymnen, welche ihn in den Sequel-Olymp von The Dark Knight und Empire Strikes Back hoben, wurde er meiner Ansicht nach nicht gerecht. Er konnte für mich nicht mal an den ersten Teil heranreichen, obwohl dieser doch nur den Weg für die selbst vom Regisseur Denis Villeneuve groß angepriesene Fortsetzung ebnen sollte.
Da damals beim ersten Teil auch erst nach einem Rewatch die erhoffte Begeisterung eintrat, wollte ich hier kein zu vorschnelles Urteil fällen. Bei Dune Part 2 hatte ich im Vorfeld bereits so hohe Erwartungen, dass sie (gerade beim ersten Mal) nur schwer erfüllt werden konnten. Denis Villeneuve ist einer meiner Lieblingsregisseure und seine beiden letzten Filme, Blade Runner 2049 und Dune Part 1 waren meine jeweiligen Lieblingsfilme in ihrem Erscheinungsjahr. Kein Wunder also, dass Dune Part 2 für mich einer der meist erwarteten Filme der letzten Jahre gewesen ist. Beim zweiten Kinobesuch wusste ich, was mich erwartet und ich konnte den Film in vollen Zügen genießen. Mit dieser Review habe ich aber doch bis zur ersten Sichtung im Heimkino gewartet, welche ich mir bewusst für den letzten Tag des Jahres aufgespart habe.
Part 2 führt nahtlos die Handlung vom Vorgänger fort und legt direkt mit einer bombastischen Szene los. Bombast ist ein Wort, welches Part 2 generell gut umschreibt. Trotz vieler Ruhephasen in der ersten Hälfte, bietet Villeneuve große Action-Setpieces, welche den ersten Film in dieser Hinsicht in den Schatten eines Shai-Huluds stellen. Greig Fraser liefert dabei Bilder für die Ewigkeit, während Hans Zimmer die Zuschauer*innen mit seinem epischen Soundtrack durch die Wüste peitscht. Größtenteils wurde wieder in Jordanien gedreht, was sich visuell komplett auszahlt. Dass der Film trotzdem um einiges günstiger als viele andere aktuelle Blockbuster war, welche nicht einmal halb so gut aussehen, mag man kaum glauben.
Der wiederkehrende Cast legt fast in allen großen Rollen eine Schippe drauf was die Leistungen betrifft. Als Protagonist fällt einem natürlich direkt Timothée Chalamet als Paul Atreidis ein, welcher hier eine bisherige Bestleistung seiner Karriere abliefert. Aber auch Chani spielt nun eine tragendere Rolle, wodurch Zendaya viel mehr von ihrem Können, auch viel auf nonverbaler Ebene, zeigen kann. Javier Bardem als Stilgar ist ebenfalls eines meiner Highlights. Trotz oder gerade wegen des Comic Relief, was sehr unerwartet kam, ist er eine meiner Lieblingsfiguren im Film. Rebecca Ferguson liefert eine wortwörtlich beängstigend gute Performance ab.
Um nicht nur in Lobeshymnen über den Lisan Al Gaib und seine Jünger zu verfallen, möchte ich auch lobende Worte über die Gegenspieler verlieren. Damit meine ich vor allem Neuzugang Austin Butler als Feyd-Rautha Harkonnen, welcher mit einer außerordentlichen Präsenz aufwartet. Schade, dass er nicht schon früher in die Handlung eingebunden wurde, denn er kommt mir hier zu kurz und hinterlässt nicht die Gewichtung, die er verdient hätte. Christopher Walken als Imperator hat mir gut gefallen, auch wenn er ebenfalls nur einen kleineren Auftritt in der Handlung bekommt. Seine Tochter Irulan wird fantastisch von Florence Pugh in ihren wenigen Szenen verkörpert.
Part 2 lässt die Geschichte deutlich mehr in die religiöse Richtung abdriften, wo die im Vorgänger bereits eingeführte Auserwählten-Sage noch weiter auf die Spitze getrieben wird. Es wird zudem noch viel in Fremen-Sprache gesprochen, wodurch große Teile auch mit Untertiteln erzählt werden. Für einen Mainstream-Studio-Produktion wird hier dem Gelegenheitsschauer viel zugemutet. Das ist definitiv weniger zugänglich wie ein Herr der Ringe.
Um mal etwas Kritik loszuwerden, ist mir auch beim dritten Mal aufgefallen, dass mir das Finale etwas schnell eingeleitet wird. Die Ereignisse überstürzen sich auf einmal und wenn man bedenkt, wie viel Zeit sich in der ersten Hälfte genommen wurde, wirkt das ein wenig gehetzt. Auch wenn das der Final Cut ist, hätte der Film im letzten Viertel bestimmt von der einen oder anderen weiteren Szene profitiert. In der Summe bin ich (abseits von dem Einschub mit Gurney's Rache in der Nacht) vollends mit dem Finale zufrieden.
Villeneuve zeigt erneut, dass er anspruchsvolles Kino zu bieten hat. Er verbindet Blockbuster-Unterhaltung mit Kunst auf einem Level, wie es nur wenige schaffen.
Daher ist Dune Part 2 auch für mich trotz kleinerer Kritikpunkte eines der besten Sequels aller Zeiten und reiht sich somit neben Villeneuve's Blade Runner 2049 ein. Ich hoffe sehr, dass der dritte Teil kein Dark Knight Rises wird und die Trilogie, so rund es nur möglich ist, abschließt. Das ist einfach übergroßes Kino, wie wir es in den letzten Jahren nur selten zu sehen bekommen haben. Mein Film des Jahres 2024.
Ich gebe Dune Part 2 4,5 Punkte.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es mich sehr freut, dass man mal wieder eine Referenz-UHD spendiert bekommt, wo der Mehrpreis sich auch wirklich lohnt und das Bild perfekt ist.
bewertet am 31.12.24 um 22:41