[15 Dublonen] Review: Wer ist Hanna? (Steelbook Erstauflage)

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22. Februar 2013


Wie ich bereits beim Review von Thor geschrieben habe, wanderte das Steelbook von Wer ist Hanna? am Tage der Erstveröffentlichung direkt aus dem Müller-Regal in meine Sammlung. Ich wußte nur grob, worum es bei dem Streifen geht, was mich aber nicht von einem Blindkauf abgehalten hat. Ob die kleine Hanna zu überzeugen wußte zeigt der folgende Review.



          Der Film kann als Steelbook (Erst- oder Neuauflage) oder als Amaray erworben werden.
          Packshots zum Steelbook der Erstauflage finden sich - wie immer - ganz am Ende des Beitrags.



Story:
Die kleine Hanna wächst in der tiefsten, eisigen Einöde auf, erzogen von ihrem Vater, ausgebildet im Kampfsport, der Jagd, der körperlichen Ertüchtigung, aber auch Wissen über Länder und Sprachen bringt er ihr bei. Erik, der Vater, schult sein Mädchen für den bevorstehenden Kampf. Nun, nach 14 Jahren, entlässt er Hanna auf ihre Mission, eine Mission zur Rache an der Mörderin ihrer Mutter, die eine hohe Position in der CIA innehat.
Die Prämisse des Films klingt ja gar nicht mal schlecht. So faszinieren auch die ersten Bilder der knallharten Ausbildung im ewigen Winter des Waldes. Auch Hannas Flucht aus dem Gefangenencamp ist beeindruckend festgehalten. Auch später hat der Film einige nette WTF-Momente und weiß als Actionstreifen doch sehr gut zu unterhalten.
Aber... oh je, aber... das Drehbuch. So stark der Film anfängt, so schnell lässt er nach. Mit zunehmender Dauer hebt sich die Augenbraue des Zuschauers immer weiter. Hierfür gibt es viele Gründe, ein paar will ich nennen. Nummer eins: Wie kann man, nach 14 Jahren in totaler Abgeschiedenheit, sein Kind, selbst wenn es eine totale Kampfmaschine ist, einfach so in die Welt hinauslassen? Ohne Recon? Das Mädel kann kämpfen, laufen, schießen, hat aber einen emotionalen Zusammenbruch, als sie zum ersten Mal mit einem Fernseher konfrontiert wird. Und mit einem Computer oder dem Internet kommt sie mehr schlecht als recht zuwege. Bei allem was wir wissen hätte in den 14 Jahren der Abgeschiedenheit mittlerweile Aliens die Welt regieren können, oder die Zombie-Apokalypse hätte eintreten können. Bevor ich mein Kind in die Welt hinausschicke, hole ich mir doch EIN BISSCHEN RECON, wie die Welt da draussen grad tickt. Nummer zwei: Als dann der Vater, Erik, loszieht, tauscht er seine warmen, mehrlagigen, selbsterlegten, selbstgenähten Fell-Winterklamotten gegen eine Krawatte mit Anzug, UND STAPFT SO IN DIE EISIGE KÄLTE HINAUS. Nicht mal ne Mütze hat er an. Glaubwürdigkeit? Bye-bye. Nummer drei: Andauernd Tote. Klar, die böse Marissa tötet jeden, der sich nur im Entferntesten um Erik oder Hanna kümmert. Aber dass sogar Hanna und Erik, unsere Protagonisten, zu denen der Zuschauer eine Bindung aufbauen soll, WIRKLICH JEDEN GEGNER tötet, törnt total ab. Der unbewaffnete Laborarbeiter, erschossen. Die zwei Grenzpolizisten, getötet und im Hafen versenkt. Töten aus RACHE kann einen Protagonisten auch attraktiv machen, aber willkührliches Töten von kleinen Handlangern? Selbst wenn diese schon besiegt am Boden liegen? Das macht nicht mal Machete! Ich fühlte mich mehrmals an Austin Powers erinnert... *heul* Oh nein, sie haben John getötet! *heul* Dabei wollte er doch morgen Vicky heiraten! *schnüff* Er war doch nur ein einfacher Wachmann! *heul* Nummer vier: Die Deutschen als Alibi-Dandys und -Skinsheads - wow, super, Rücksturz in das Weltbild der 80er Jahre.
Die Liste könnte noch ein wenig so weitergehen, doch ich will hier abbrechen. Kurzum, das Drehbuch hat seine starken Momente (so z.B. Eriks Angriff im Hotel), ist generell aber unglaublich schwach. Die Schauspieler sind redlich bemüht, kommen dann aber auch nur auf durchschnittliche Leistungen. Zudem wirkte Hannas Charakter die ganze Zeit nicht überzeugend. Der netten Saoirse Ronan konnte ich zu Beginn schon abnehmen, dass sie eine knallharte Kämpferin ist (die Jagdszene ist atemberaubend gut), doch im Laufe des Films schwindet diese Überzeugung. Das mag auch an der Kameraführung liegen, diese ist in Actionszenen hektisch, wackelig und sehr schnell geschnitten. Es beschleicht einen das dumpfe Gefühl, das die Schläge der kleinen Hanna nicht landen, die Gegner nicht wirklich "was abbekommen". Einfach gesagt: in den späteren zwei Dritteln des Films wirkte der Hauptcharakter einfach nur unglaubwürdig auf mich. Wie der Regisseur im Bonusmaterial bemerkt: "Mit der Glaubwürdigkeit von Hanna steht und fällt der Film." Er ist gefallen, Klappe, Vorhang.
Der Film ist kein kompletter Reinfall, aber aus meiner Sicht auch kein Keeper, daher nur drei von fünf Punkten.
Punkte: 3/5

Ton:
Tontechnisch weiß der Film durchaus zu gefallen. Audio-Effekte gehen fließend in musikalische Begleitung über und umgekehrt. Diese besondere klangtechnische Erfahrung ist der Zusammenarbeit mit den Chemical Brothers zu verdanken. In diesem Kapitel liefert der Streifen auf alle Fälle einen ganz besonderen Leckerbissen ab.
Beide Tonspuren, der englische O-Ton und die deutsche Synchro, sind in verlustfreiem DTS-HD MA 5.1 auf der BluRay enthalten, wobei beide ebenbürtig sind. Die Abmischung ist gut gelungen, und auch der Subwoofer-Einsatz ist wohldosiert. Dialoge im O-Ton sind manchmal ob des gebrochenen englischen Dialektes schwer zu verstehen, das funktioniert in der deutschen Synchro besser. Hier wiederum geht leider der sehr interessante Deutsch-Englisch-Sprachmix des O-Tons verloren, der wirklich sehr gut gelungen ist.
Alles in allem ein sehr guter Ton, mit feinen Abstrichen.
Punkte: 5/5

Bild:
Das Bild ist über die gesamte Laufzeit sehr, sehr gut. Der letzte Tick zu "ausgezeichnet" fehlt zwar, aber der Streifen ist durchaus mit HD-Material gesegnet. Details sind sehr gut zu erkennen, und auch bei schnellen Bewegungen bleibt die Bildqualität sehr hoch. Filmfehler sind mir keine aufgefallen.
Punkte: 4,5/5

Extras:
Die BluRay liefert einen Audio-Kommentar des Regisseurs, sowie eine Handvoll an Features. Hierzu zählen ein alternatives Ende (knapp zwei Minuten), drei Deleted Scenes (insgesamt vier Minuten) sowie sechs weitere Making-Ofs, die sich auf ungefähr 35 Minuten summieren.
Qualitativ ist das Material ganz OK, so erhält der Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen, und verschiedene Aspekte des Drehs werden beleuchtet. Interessant auch die Erwähnung des Regisseurs, dass "Wer ist Hanna?" eigentlich ein "Märchenfilm" ist, mit einem "behüteten Mädchen", einem "fürsorglichen Vater" und der "bösen Hexe" und ihren "bösen Handlangern". Also diese Allegorie ist mir beim Schauen des Films nicht aufgefallen, nicht mal als es mir direkt vor Augen geschrieben wurde ("The witch is dead") - insofern, danke für die Aufklärung. ;)
Quantitativ sind 40 Minuten natürlich zu wenig, um in der oberen Bonus-Liga mitspielen zu können. Da nutzt es auch nicht, dass das komplette Material in HD vorliegt, zu mehr als drei Punkten reicht es nicht.
Punkte: 3/5

Fazit:
Das Fazit fällt bei diesem Review sehr einfach: gute Idee schlecht umgesetzt. Der Film hat seine genialen Momente, und macht als Action-Film auch gut Spaß, jedoch funktioniert das Hirn-Aus-Spass-Haben nicht über 111 Minuten, wenn es um den perfekten Kindsoldaten gehen soll. Hier muss Drama rein, hier muss Story rein, hier muss Hirn rein - zumindest ein wenig. Und das fehlt leider an vielen Stellen, und vermiest dadurch das Filmerlebnis.
Bild und Ton sind hingegen HD-würdig, und auch die Extras sind durchschnittlich gut.
Ich denke, ich werde die kleine Hanna aus meiner Sammlung ziehen lassen. Das Bedürftnis, den Film ein zweites Mal zu begutachten, hat sich bei mir nicht eingestellt.

Kaufpreis:
15 Euro (neu) bei Müller



Vorder- und Rückseite:

  

Innenansicht:



 





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Kommentare

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RECON ? Hab ich nich kapiert. Is das etwas auf Resident Evil *g* ?
In dem Kontext wird es aber wohl was mit sozialer Einführung zu tun haben ... ?

Eric Bana find ich klasse. Der wird aber im Film warscheinlich nicht soviel Präsenz haben oder ? Warscheinlich folgen wird grundlegend der Kleinen ?
Ich glaub ich kann den Film aufgrund deines Reviews auslassen ...
Vielen DANK für die Infos !
MoeMents
22.02.2013 um 23:37
#1

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