Der Polarexpress

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2. Dezember 2016

 

Die Geschichte des Polarexpresses stammt vom amerikanischen Kinderautor Chris Van Allsburg, aus dessen Feder man ebenfalls schon Jumanji und Zathura als Realfilm adaptierte. Der Polarexpress hebt sich in der Hinsicht ab, dass Regisseur Robert Zemeckis (Roger Rabbit, Zurück in die Zukunft) die gesamte Geschichte mittels Motion Caption Technologie, als Animationsfilm auf die Leinwand bringt.
Laut Wikipedia scheint es auch der erste Film zu sein, der vollständig ins IMAX-3D Format umgewandelt wurde. Was sehr zu begrüßen ist, weil man schon in der Herstellung freie Hand hat kreative Fantasien/Welten mit der Technik nur noch mehr auszureizen, um sie mit plastischer Tiefe zum Unterhaltungs-Traum zu machen. Besonders wenn die Grundstory schonmal nicht wirklich umfangreich ist…

 

   Der Polarexpress    
  The Polar Express   
  USA 2004   

 

Die ist nämlich schnell zusammengefasst: Ein kleiner Junge wird an Heilig Abend von einem Zug zum Norpol abgeholt. Er scheint seinen weihnachtlichen Glauben immer mehr verloren zu haben und begibt sich deshalb mit ähnlich gesinnten Kindern auf eine fantastische Fahrt.

Es ist exakt 5 Minuten vor Mitternacht, die Zeit scheint still zu stehen, die Reise kann beginnen!

23:55

 

In erster Linie labt sich dieser Fantasystreich nun an der Animationstechnik, um mit ihr eine übertriebene, aber im Kern auch anrührende (3D-)Achterbahnfahrt von den Gleisen zu lassen. Während der Schaffner (visuell noch am ehesten Tom Hanks) über alles ein reges Auge hat und die Kinder ihrem Ziel entgegenfiebern, hat man auf der Reise sogar reißerische Action zu bieten: Es geht hoch hinauf, rasend tief runter (sogar aus der Ego-Perspektive), windig um verschlungene Kurven und sogar schienenlos übers berstende Eis!

Auf Realismus verzichtet man für Furore, aber bei herzlichen Filmen heißt es sowieso, einfach Gas geben und in aller Ruhe blindlings auf ein gutes Ende vertrauen.

So lässt man Träume zum Leben erwachen und findet auf seiner Fahrt im Pyjama, auch mal Zeit sich über immaterielle, für das Auge unsichtbare Dinge (wie einem Schutzengel etc.), seine Gedanken zu machen - um inhaltich anzuregen, wieder etwas von seiner (kindlichen) Herzensqualität zurückzugewinnen. Und die kann bei jedem Kind ganz individuell ausfallen: Glaube, Zuversicht, Vertrauen, Demut…

… um wieder das wahrzunehmen, was man als Erwachsener schnell mal verlernen könnte, bzw. schon verloren hat.


Das magische Spektakel könnte man sogar als One-Man-Show betrachten, übernimmt doch Tom Hanks so ziemlich alle vordergründigen Rollen mittels Motion Capture Technik. Trotz Animationsfilm freut man sich demnach über real agierende Darsteller, die erst später in ihre digitale Rollenform übertragen wurden. Ein möglicher Beigeschmack könnte dennoch sein, dass in diesem so kindlichen Vertreter alle Figuren durch Erwachsene zum Leben erwachen.

Persönlich konnte ich diesen vollständigen Digital-Vertretern optisch stets wenig abgewinnen, besonders die Augenpartien stören mich größenteils, und obwohl man wirklich viele schöne Szenen hinbekommt, wirkt es dennoch oftmals etwas holprig oder einfach unnatürlich – was es selbstverständlich auch ist. Aber die Figuren haben es oftmals schwer ihren Ausdruck zu transportieren, vielleicht hätte man den Jungen trotz seiner charakterlich notwendigen Zweifel auch einfach emotionaler anlegen sollen. Gelegentlich offenbart die Umgebung nämlich mehr Sympathiewirkung, als die Figuren ausstrahlen.

Dennoch, die Geschichte ist schön, die Technik wird für seine (anfängliche) Zeit wunderbar ausgeschöpft, und manch stimmungsvolle Bild-Kompositionen sind wahrlich bezaubernd. Speziell wenn der Dampf aus der alten Lok beginnt das Schneegestöber zu umgarnen, der schneewehende Wind so richtig an Fahrt gewinnt, warme Lichter durch die kühle Nacht schimmern, Karibus (Rentiere) massig die Szenerie bevölkern oder die erschaffene Weihnachtswelt einfach nur kreative Begeisterung entlockt - mit Ausnahme des Nordpols, der wirkt recht einheitlich.

Der Score soll laut Trivia (imdb) ein paar Nuancen aus "Wild Christmas – Reindeer Games" innehaben, den ebenfalls Alan Silvestri zu verantworten hatte. Ich kam auch nicht umhin an zwei Stellen einen Hauch seines Kultscores aus "Zurück in die Zukunft" herauszuhören. Beim restlichen Klang zelebriert man dennoch einen eigenständiges und auch erstklassiges Feuerwerk, das sowohl emotional berührt/ergreift, als auch Bewegung reinbringt. Auf vereinzelte Gesangseinlagen verzichtet man (leider) ebenfalls nicht.

Ebenezer Scrooge hat im Polarexpress sogar ein kleines Cameo als Puppe, was irgendwie witzig erscheint wo doch Regisseur Robert Zemeckis 5 Jahre später im selben Animationsstil auch noch diese kultige Weihnachtsgeschichte anging. Ein weiteres amüsantes Cameo legt Rockröhre Steven Tyler hin!

 

Ich werde beim Polarexpress zwar immer mit emotionalen Abstrichen leben müssen, meines Erachtens hätte man noch mehr Charme rausholen können, dennoch überzeugen mich Stimmung als auch etliche visuelle Kompositionen dieses winterlichen Fantasie-Looks.
Als ob eine Nuance Jule Verne Abenteuer auf kindliche Weihnachtsträume im Schneegestöber trifft, um sich im überdimensionierten Spielzeugland auzustoben.

 

Weshalb ich mir den Titel bei Zeiten noch im 3D-Format gönnen muss.

 

Wichtig: Nicht die Botschaft aus der letzten Zeile des Films vergessen, wo man darauf Bezug nimmt, dass man Herzensqualitäten unabhängig jeglichen Alters nie aufgeben sollte!

So! Jetzt bau ich aber an meinem Lego Millennium Falcon weiter! ;)

Ich wünsch Euch was, und noch vielmehr!

 

 




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@Cine-Man: *hahahaaha* so kanns natürlich auch gehen!
Eine Abnorm wirds bestimmt nicht sein *gg*, eine Frage wäre dennoch, ob es dir allgemein bei Weihnachtsfilmen so geht, oder nur beim Polarexpress?

Wie gesagt hat er mich anfänglich aber auch null interessiert. Eine Langeweile könnte man ihm gewiss vorwerfen wenn man sich an die Grundstory hält, wie gesagt lebt der Film viel eher von seiner heimeligen Optik - darauf muss man sich erstmal einstellen.
MoeMents
03.12.2016 um 13:03
#4
Boah ich frag mich grad, ob ich, was Weihnachtsfilme betrifft, ein wenig abnormal bin.
Ich habe/ musste den Film mal schauen, auch noch in 3D. Und ich konnte dem Film einfach gar nix abbekommen. Ich habe mich fast zu Tode gelangweilt, so ein Mist. Tut mir leid, aber ich kann bei dem Thema wahrscheinlich nicht viel sinnvolles beitragen.
Cine-Man
03.12.2016 um 06:07
#3
Ja stimmt, die dürfen dann auch mal in der Logik aussetzen, speziell hier mit der Fahrt übers Eis wo man sich als Erwachsener einfach nur... zurücklehnt und die Show genießt. *gg* Weihnachtsfilme müssen in erster Linie das Herz am richtigen Fleck haben, bei "Trick-/Kinderfilmen" ist der Spielraum zusätzlich nochmals größer.

Ich hab den auch ewig nicht am Stück gesehen, und wegen der Animationstechnik sogar wenig Interesse dafür, es nun aber mal zur Gänze geschafft und einige tolle Vorteile/Nettigkeiten daraus mitgenommen.
Am Nordpol wird er zwar deutlich schwächer (für mein Empfinden), aber zuvor die irre Fahrt mit dem Zug durch die Nacht, die hat mich schon begeistert. Hier brauch ich echt noch die 3D-Fassung! Und der Score ist recht gut, sehr bewegend!

Echt toll das du hier die 3D-Variante schon hast!
Vielen DANK für deinen tollen Kommentar! :)
MoeMents
02.12.2016 um 19:50
#2
Ja Polarexpress ist natürlich auch so ein Klassiker mittlerweile, den ich natürlich in der 3D Fassung im Regal habe. Leider habe ich ihn selbst nur sozusagen angesehen, jedoch nie ganz am Stück geschaut.Immer wenn es soweit war, kam etwas dazwischen. Den Film muss man einfach mit Kindern sehen. Mal schauen vielleicht klappt es in diesem Jahr einmal. Sehr schöne und ehrliche Review zu einem Film, den man nicht bewerten kann, denn Weihnachtsfilme müssen ja sentimental und auch etwas kitschig sein. Die Motion Capture Animation war noch was hölzern. Mal schauen was sonst noch so kommt
Charlys Tante
02.12.2016 um 19:37
#1

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