Stephen King: Christine

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17. Oktober 2016


  
 

Christine
USA1983


Die Vorlage von Gruselliterar Stephen King entstand ebenso im Jahre 1983, weil Stephen King gerade richtig bekannt war begann man mit den Dreharbeiten sogar noch vor Romanveröffentlichung - der zum Bestseller avancierte. Änderte Kleinigkeiten fürs Drehbuch und schickte einen rotglänzenden 1958er Plymouth Fury –das Modell FURY kommt nicht von ungefähr- mit einem ganz eigenen Charakter auf die Straßen, um einigen Teenagern das Fürchten zu lernen.

Als Regisseur verpflichtete man niemand geringeren als John Carpenter! Der seine größten Hits (Assault, Halloween, The Fog, Die Klapperschlange, Das Ding aus einer anderen Welt) bereits hinter sich hatte und für Christine wieder mehr zum subtilen Horror zurückkehrte… um ihn ebenso mit einigen wirklich wunderbaren Ausschlägen zu würzen, egal ob im Score oder manch Inszenierung-/Effekthighlights!

 

Gleich zu Beginn sehen wir im Jahre 1957 schon die Geburtsstunde des eleganten aber scheinbar mit Eigenleben versehenen Liebhaberfahrzeugs. Noch bevor der vom Band rollt, kann man schon zwei Unfälle um den Wagen verbuchen, einer sogar tödlich, bevor wir wechseln und Christine als verwitterte Schrottlaube im Jahre 1978 wieder-entdecken. Zwischenzeitlich hat sich viel zugetragen, und wie wir im späteren Verlauf erfahren werden, hat der Wagen schon eine bösartige Geschichte hinter sich.


Columbia Pictures / Bildquelle: cinema.de
 

Erstmal sind jedoch die zwei ungleichen Schrauberfreunde Arnie (Keith Gordon) und Dennis (John Stockwell) am Zuge, die man am besten noch als ungefragten Geek und Footballer/Mädchenschwarm beschreiben könnte. Arnies Schulalltag auch mal von Schikanen gezeichnet, verliebt er sich sofort in die zufällig entdeckte Rostlaube –manchmal meint es das Schicksal wohl weniger gut mit einem- die er fortan mit ganzer Liebe restauriert… obwohl ihm hier schon einige davon abraten. Dennoch, er findet in Christine etwas, dass er in seinem Leben bisher vermisst hat, und obwohl der Plymouth so desaströs aussieht -als könne man gar nichts mehr mit ihm anfangen- erstrahlt dessen Chrome bald in völlig unerwarteter Schöhnheit! Die giftgrüne Armaturenbeleuchtung sorgt darüber hinaus noch für den perfekten Eyeliner.
 
Und mit der Oberfläche des Wagens, beginnt auch Arnie sich zu verändern! Die Geekbrille fällt, sein modisches Auftreten wandelt sich, das begehrteste Mädchen der Schule gesellt sich bald an seine Seite und sein Charakter erlangt völlig neue Facetten. Ob diese neuen Eigenschaften die nötige Adoleszenz darstellen um sich endlich nerviger Eltern zu widersetzen, oder doch eher einer unheimlichen Obsession zu Grunde liegen, kann uns wohl nur Christine beantworten…


John Carpenter vermag es tatsächlich Christine so in Szene zu setzten, als hätte sie einen Herzschlag, dort, wo normalerweise nur die Oktan klopfen. Beginnt der Film ausführlich als ein Teenagerdrama, legt man später nach, indem man als Horrorthriller um die behäbige Kurve driftet.
Obwohl man in seiner Erzählung schon vorher auf eine gute Stimmung setzte, beginnt der fiese Wandel mit einem außerordentlich markanten Stiptease von Christine selbst; als sie sich nach der montrösen Vorschlaghammer-Zerstörung durch Schulrodwies beginnt, sich vor Arnies gierigen Augen in bester handgemachter, mechanischer Effektearbeit auszubeulen und wieder zu entfalten!

Um Arnie auch erstmals zu zeigen… das SIE tatsächlich LEBT!
 




Rache!

Setzte man zuvor noch auf ein sinistres Pfeifen und hielt die Geräuschkulisse damit auf Minimalistik, beginnen mit der Jagd ebenso härtere Beats und Carpenters so typische Score-Klänge an- und einzuschlagen. Den Rest steuern großteils Songs aus dem Geburtsjahrzehnt von Christine bei, wodurch die Autoradios von der schwungvollen RockN’Roll Ära, bis hin zur Filmgeburt der 80ziger ertönen.

Was nun heraussticht sind die Stunts mit der man Christine nicht nur eine lebendige, bissige Note verleiht, sondern ebenso bei den Effekten für allerlei Blech-verfressene Vergewaltigungen sorgt – besonders wenn man bedenkt welch Oldtimer/Rarität hier ständig durch die Mangel gedreht wird. 
 
Ganze 24 Stück wurden für den Film aufgekauft und restauriert… um dann in Flammen aufzugehen, sich durch schmale Betonflüchte zu quetschen oder einfach nur x-mal brutal tourchiert und zerstört zu werden.

Mein persönliches Highlight, die Szene wo Christine die beiden Schulbullys im Muscle Car verfolgt, diese an einer Tankstelle halten... Christine kurze Zeit später um die Kurve brettert, um schnurstrack und völlig ungebremst in den Camaro (67) des Schulbullys zu rauschen!! Eine absolut schneidige, brachiale Szene! Gefolgt vom nächsten Highlight… Christines Trip in Flammen! Teilweise so stilistisch eingefangen, das man schon Arthaus-Charakter hat. So geben diese durch und durch echten Stunts, dem grundlegend eher zurückhaltenden Horror doch eine ganz eigene Würze.
 


Columbia Tristar / Sony

 

Da der Film mit wenig Blut auskommt, die Macher dennoch ein höheres Rating wollten um mehr Gorehounds anzulocken -immerhin malträtierte zuvor noch Das Ding aus einer anderen Welt die Kinosäle- spickte man ihn mit allerlei Schimpfwörtern um dennoch ein R-Rating zu erreichen. Das hat womöglich einigen die Erwartungen gekostet, heute ist der Film aber einfach das, was er tatsächlich ist – eine blechfressendes Monster mit obsessivem Charakter, dessen einzige Rasanz im Tempo des Wagens liegt, sein wahres Talent jedoch im Interieur...

... welches im verregneten Autokino auch mal ganz grell erstrahlen darf.

Schauspieltechnisch gestaltet sich die King-Adaption schon fast als Ensemble-Film, hat doch jeder der 4 Hauptdarsteller (Gordon, Christine, Stockwell und Alexandra Paul) abwechselnd Spielzeit. Herausragen dürfen aber definitiv die legendären (abgehalfterten) Nebenrollen der Altstars: Harry Dean Stanton als polizeilicher Ermittler, Robert Prosky als Werkstatthaudegen und Roberts Blossom als Verkäufer des Wagens.

Eigentlich war Kevin Bacon für die Hauptrolle vorgesehen, als der sich jedoch für Footloose entschied nahm Keith Gordon (Der weiße Hai 2) den Platz des Arnie Cunningham ein, der sich in seiner Bessenheit zum Wagen immer mehr in einen (Italo-)Zombie verwandelt. John Stockwell darf in seiner Rolle als bester (und schulisch angesehener) Freund in einem ultraschicken blauen und Motor-röchelnden Dogde Charger anrollen. Kenn ich den (Damals-)Teenager nur aus dem genre-sehenswerten My Science Projekt (85) -dort ebenso Schrauber- erinnert mich Rolle und Aussehen stets an Lucas Black (FF) - als ob der (ungewollt) eine Hommage an Stockwell wär. Als bereichernde Frau im Bunde gesellt sich die selbst heute noch hübsche Alexandra Paul (Stephanie aus Baywatch) als potentielle Eifersuchtsgefahr hinzu – perfekter Lidstrich, Lipgloss und von Christine als scharfe Konkurrentin gesehen. Weitere Beziehungsliebeleien schnitt man jedoch heraus, um nicht von der großen Liebe zwischen Christine und Arnie abzulenken. Außerdem merkt man in den Deleted Scenes das unbrauchbares Schauspiel ebenso wieder im Müll landete, zum Glück, sonst hätte das Ganze peinlich werden können. 




 

Die Gefahr in Trashgefilde abzuwandern besteht bei solchen Filmen natürlich immer, Christine hält sich aber eindeutig im ansehnlichen Bereich, B-Abstriche und Drehbuchschwächen gibt’s zwar dennoch in minimaler Hinsicht, man überzeugt jedoch neben Inszenierungshighlights vordergründig mit einer stimmungsvollen Erzählstruktur, erstaunlichen mechanischen Effekten und einer fiesen charakterlichen Tragödie.


Ebenfalls empfehlen möchte ich neben dieser fruchtbaren Zusammenarbeit von Carpenter und King, den ebenso gelungenen Autohorror "The Car – Der Teufel auf Rädern", indem es James Brolin 1977 als Kleinstadtbulle mit einem monströsen Schlitten zu tun bekommt. Nicht so elegant, aber robuster – und gewiss genauso diabolisch!
 

Wie man an meinem Blog womöglich merkt, hatte die DVD auch einige interessante Dokus mit Hintergrundinfos im Kofferraum, erfreulicherweise gibt es diese mitsamt erstaunlich guten Bildtransfer auch schon auf Blu-Ray! Hier muss ich wohl in Zukunft auch mal einen HD-Blick auf Christine werfen. Es lohnt gewiss!

Abschluss-Info: Im Buch belebte der Geist des alten Besitzers den Wagen, im Film ist einfach nur Christine böse.
 

 



 

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Kommentare

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@Kodijak: Geht mir genauso, wenn zwei Genrelegenden zusammenkommen (wenn wohl auch nicht wirklich) hat das doch was Besonderes - die geniale Story/Idee (King) vermengt mit einer genialen Inszenierung (Carpenter), jeder trägt eben seine eigene Note bei. :)

Vergleichbar ist Christine doch eher mit Carpenters subtileren Werken, glücklicherweise noch markant in Stimmung und Score, aber wie du sagst fehlt definitiv die saucoole Socke! Beim Unsichtbaren ist tatsächlich so ziemlich gar nichts mehr mehr von Carpenter zu erkennen. Oder? Kann man das so sagen? Finde schon.

Danke für Kommentar und die mir unbekannten Tipps!! Werd da mal reinhören!
Vortex klingt schonmal cool, modern aber doch markant spezifisch.
MoeMents
26.10.2016 um 21:03
#4
auch ich kann hierzu nur lobende Worte finden...

Ein wirklich sehr schöner Blog..

Carpenter und King in einem Film gemeinsam...da schlägt das Genreherz eines jeden Fans doch gleich mal höher!

Dennoch finde ich das Ergebnis dann aber doch etwas zu mainstreamig...ein Vorbote der beim "Unsichtbaren" mit Chevy Chase dann voll zu tragen kommt.

Es fehlt mir hier einfach etwas die dreckige, bösartige Seite von Carpenter, auch die Schauspieler finde ich schwach...es fehlt auch hier so ne dreckige, saucoole Socke, die man sonst in den besten Carpenter Streifen immer findet...

Nichts desto Trotz ein wirklich gelungener Film, der auch heute noch wunderbar unterhält.

kleiner Tipp noch...

John Carpenter macht vielleicht keine Filme mehr, musikalisch allerdings hat er doch mit den beiden Alben "Lost Themes 1 und 2" wieder auf sich aufmerksam gemacht...

Vor allem das Stück "Vortex" ist ein echter Carpenter Knaller vor dem Herrn geworden...und auch der Track "Night" ist sehr atmosphärisch ausgefallen!

Danke für diesen tollen Blog zu einem Film, den ich soooo gerne im Autokino mal sehen würde!
Kodijak
24.10.2016 um 23:16
#3
@NX-01: WOW!!! Jetz bin ich aber neidisch, du hast so ein geiles Modell von diesem Kultobjekt!! Hammeredel!! Und irgendwie sogar etwas gruselig - hoffentlich macht sie nicht mal selbstständig das Licht an.

Habs jetz auch noch gegoogelt um mir das Stück (solch Modelle) anzusehen, SEHR EDEL, und sogar ziemlich teuer.

Du sagst es, Bacon wär hier Stockwell einfach zu ähnlich gewesen, die Ungleichheit trotz Außenseitercharakters nicht so schön zum Vorschein gekommen, Gordon passt/agiert hier wirklich super!

Vielen DANK für Kommentar und das so schicke Lob. :)
MoeMents
18.10.2016 um 13:50
#2
Hey, Moe!

Hier hast Du (wieder einmal) voll ins Schwarze getroffen und einen Film vorgestellt, für den ich ebenfalls große Wertschätzung pflege:

"CHRISTINE"... (Hier bitte einen lauten, leicht gruseligen Tusch dazudenken!)

Der Film ist ein Meisterwerk und ein Klassiker des Horrors!

Schauspieler, Story, Setting, Umsetzung, Musik, Dramaturgie, Effekte... hier stimmt einfach alles!

Der Film wandert bei uns in regelmäßigen Abständen in den Player und hat selbstverständlich seinen eigenen Platz auf dem Regal für Präsentationen neben einem 1:18-Modell des 1958er Plymouth Fury in weiß/roter Lackierung, bei dem man sogar die Frontscheinwerfer einschalten kann (!) und den mir die beste Ehefrau von allen vor einigen Jahren (als ich noch jünger war als jetzt) zum Geburtstag geschenkt hat.

Fazit:

Geiler Film, geiles Auto, geiler Blog!

Kriegst von mir ein Danke, den Daumen hoch und 10 von 10 möglichen Punkten! :-)

P. S. Auch, wenn ich Kevin Baron sehr schätzte, wäre er hier die falsche Wahl gewesen. Bin froh, daß Keitel Gordon die Rolle bekommen hat: er paßt hier wie "Arsch auf Eimer".
NX-01
18.10.2016 um 13:35
von NX-01
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