Life of Pi - Interpretationen
Voerst will ich gleich mal sagen, dass ich den Film zum Teil überbewertet finde, weil sich die Quintessenz der Geschichte eben mal wieder nur auf die letzten 10 Minuten des Films erstreckt. Natürlich wird mit dem ganzen vorigen Geschehen und Ereignissen darauf hingebaut aber das, kann man beim erstmaligen Sichten noch nicht erkennen. Und ich bewerte einen Film nun mal nach dem ersten Sehen.
Im Leben verhält es sich eben auch so, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt …
Und der zählt eben hier. Somit wird aber beim erneuten Sichten des Films – das ist bei mir aber meist eine längere Zeit später – meine Meinung bestimmt auch anders ausfallen !
Hier würde er natürlich erneut punkten, denn wenn man mal weiß worauf der Film hinaus will, wird man jegliches Ereignis und die Dialoge beim zweiten Sichten, anders und eben gewählter interpretieren !
Ich würde mir den Film eigentlich gar nicht noch mal anschauen AUSSER ich lege mir endlich mal 3D-Brillen für meinen 3D Fernseher zu. Dann würde ich den Film wohl sogar kaufen
Was aber schon zeigt worin neben der kleinen (großen) Erkenntnis die größte Stärke des Films liegt …
... in den gewaltig fantastisch inszenierten BILDERN !
Die nicht wie die Erkenntnisse den Verstand anregen, sondern einen emotionalen Bann erzeugen der einen einfach mitzieht und in etwas Kreatives eintauchen lassen.
Hier aber nun zum Hauptthema dieses Blogs. Meinen Interpretationen für die letzten 10 Minuten und die Quintessenz des Filmes. Der Geschichte !
Man sollte dies nicht lesen, wenn man den Film noch nicht gesehen hat.
Und zwar wegen der Spoiler und unter anderem auch, weil es wohl nicht ganz nachvollziehbar wäre … obwohl auch so, lesenswerte menschliche Erkenntnisse unabhängig des Films darin stecken könnten ...
Nun zu meinen Interpretationsmöglichkeiten …
Wobei ich die Kernaussage immer mit dem Hauptzitat und der Schlussfolgerung des Films verbinden möchte.
"Und genau so ist es auch mit Gott"
Den dieser Satz sollte eine Erkenntnis infolge der Geschichte hervorrufen. Nämlich immer wieder eine Verbindung von Erlebtem mit dem persönlichen Glauben den man hat, oder eben auch nicht.
Auch wenn ich sie auf die Schnelle überhaupt nicht erkannt habe, oder den Sinn nicht sofort verstanden habe ... ;)
1) Seine Geschichte stimmt :
Alles was er erzählt hat war richtig. Gott hat ihn – selbst wenn es sich nicht logisch oder fast unglaubwürdig anhört - alles auf den Weg gelegt, damit er diesen (Karma-)Trip überlebt.
Die Tiere und besonders den Tiger als Ablenkung und Beschäftigung, um von der eigentlichen Gefahr, dem Überleben und dahinvegetieren auf hoher See, in einem Wechselspiel mit einem anderen Lebewesen zu stehen, abzulenken.
Sagt er auch selbst im Film, er hätte es ohne ihn nicht überlebt, weil er ihn bei Aktion hielt.
Dann kommt noch die Zwischeninsel dazu. Eine Insel mit Süsswasser und Nahrung für ihn und den Tiger. Wobei für diese Insel besonders das Unglaubwürdige gilt, weil diese Insel offiziell nicht entdeckt wurde und somit auch nicht existiert. Was für viele Menschen auch mit ihrem Bild von Gott vergleichbar ist !
Was für den Film auch öfters gilt, ich empfand seine Geschichte mit den dazugehören Bildern, auch das Verhalten der Tiere oft mal unglaubwürdig (dargestellt). Was aber wohl die Kernaussage nur untermaueren soll.
Als drittes bekommt er auf der Insel auch noch ein (göttliches) Zeichen, dass ihn zum Weiterreisen veranlasst um letztlich zu überleben.
In dieser Fassung wird zusätzlich besonders Bezug genommen, auf das Glaubensthema SCHICKSAL (Karma), dass nicht nur wie erläutert in der Geschichte von statten geht, sondern auch ausserhalb dieser. Nicht nur in Form seines Lebens, wo er gezielt von A nach B gelangt und dadurch in Summe etwas findet was größer ist, sondern auch in Form des Schrifstellers. Welcher einen Durchhänger (Schreibblockade) hat und ZUFÄLLIG auf seinen Onkel - den Schwimmer - stößt, der ihm sagt, jemand hat eine besondere Geschichte für ihn ...
Am Ende darf er die Geschichte schreiben/veröffentlichen und ein Leben greift schicksalsmäßig (gefügt!?) ins Andere um den 'geführten' Fluss den Lebens fortzuführen.
Als er zurückkehrt, symbolisieren die 2 Japaner die ihn aus versicherungstechnischen Gründen befragen, Menschen oder eine Gesellschaft, OHNE GLAUBEN.
Sie lehnen die Geschichte von vornherein ab weil sie für sie unmöglich scheint...
"Und genau so ist es (für viele) auch mit Gott"
Deshalb erzählt er ihnen noch eine andere mögliche rational erklärbare Variante der Geschichte, die für sie plausibel klingt. Das witzigste dabei ist, am Ende des Films erkennt man im Versicherungsbericht, dass sie trotzdem die Geschichte mit dem Tiger gewählt haben.
Warum ?
Weil jeder Mensch, auch wenn er an nichts glaubt, es irgendwo doch möchte. Weil es viel spannender ist … wie seine Geschichten auch zeigen.
2) Die zweite Geschichte stimmt :
Jene die er den Japaner erzählt um rational erklärbar zu sein und auch logisch nachvollziehbar. Hier tauscht er einfach die Protagonisten, also die Tiere durch Menschen aus. (In der ersten Geschichte umgekehrt).
Aus dem Orang Utan wird seine Mutter. Das Zebra ist der Buddhist, den er an Bord kennen lernte. Die Hyäne der unsymphatische Schiffskoch und er selbst erzählt sich als TIGER !
Das empfand ich schon mal als merkwürdig, denn als er die zweite Geschichte erzählte dachte ich an ihn als weitere Person und nicht, dass er sich mit einem Tier identifizierte. Weshalb ich diese Szene bestimmt 5x anhören musste um nun auch die ganzen Metaphern zu verstehen. Seine Identifikation mit dem Tiger sehe ich somit als EINS SEIN...
Was mich dazu bringt, dass er letztlich ALLEINE ist. Denn in der Geschichte mit den Menschen kommen alle anderen ums Leben !
Auch hier existiert aber die Geschichte mit den Tieren als zweite. Und zwar denk ich hier, er hat diese erfunden um zu überleben. Er hat den göttlichen Teil in sich selbst, Kreativität, Glaube, Hoffnung, unlogische Möglichkeiten genutzt um sich etwas zu schaffen, das Erlebte, die grausame Realität – Seeunglück, wildes Schicksal und folgliche Taten (den Mord an seiner Mutter etc.) – zu verkraften, zu verdauen.
Er strickt sich diese Ersatzrealität um nicht völlig vor die Hunde zu gehen. Findet sich dabei aber Selbst und somit auch Gott.
Und da ihm diese persönliche Kreation frei steht, verhält sich das auch so wie mit Gott. Jeder hat die Wahl was er denkt oder woran er glaubt. Um hier wieder die Grundessenz zu erläutern.
Auch sehe ich hier symbolisch das Rettungsboot (Realität) und sein selbst gebautes Floss (Ersatzrealität – Fantasie) als Wechselpol der beiden Geschichten. Beide sind mit einem Seil immer miteinander verbunden. So wie es sich auch mit ihm selbst und dem Tiger verhält. Sie sind in dieser Geschichte EINS. Genauso wie er als Mensch wechseln kann, zwischen Realem und Gedachtem.
Was das letzte Bild des Films nochmals untermauert. Er strandet wieder in der Realität, im echten Leben und dort endet seine Fantasiegeschichte. Er muss den Tiger wieder loslassen. Der einfach in den Dschungel wandert. Es ist zwar letztlich ein Teil von ihm selbst aber hier als Tiger fiktiv ! Es schmerzt ihn total, weil er solange damit - mit dieser Geschichte - gelebt hat … (um zu überleben !)
3) Es ist egal welche Geschichte richtig oder eben nicht richtig ist :
Es ist völlig unwichtig und nicht von Belangen für das rein emotionale Erleben der fantastischen Bilder oder Sonstigem. Im Film selbst erwähnt er sowas auch mal zum Schriftsteller, dass es nicht wichtig ist welche Geschichte stimmt weil es keiner beweisen könne !
"Und genau so ist es auch mit Gott"
Keiner kann beweisen, dass Gott existiert oder auch nicht. Er sagt auch, dass die Tatsachen – Untergang Schiff, Verlust seiner Familie, 227 Tage Leid auf hoher See zu ertragen – Fakten und fixe Ereignisse sind.
Und was man daraus macht, oder wie man darüber DENKT einem FREI steht. Mit dem Leben verglichen könnte man sagen, wir haben bestimmte Fixpunkte (Schicksal-Karma) die es zu passieren gibt. Aber was wir darüber hinaus damit anfangen oder daraus machen, besonders WIE WIR ES SEHEN oder betrachten UNS SELBST (freier Wille) überlassen bleibt.
Das symbolisiert auch noch mal seine Frage an den Schriftsteller: "Und welche Geschichte gefällt ihnen am besten?" worauf hin dieser eine auswählt und er darauf antwortet "Und genau so ist es auch mit Gott!"
Was soviel heißen soll wie, man kann sich selbst entscheiden, wie man etwas sieht und besonders, ob man an etwas glaubt!
Das er die erste Geschichte für besser hält und der bekannte Satz dazu, könnte auch nochmals eine Metapher sein, für … Das Leben kann mit Gott besser sein. Also durch einen Glauben besser und vielfältiger werden oder eben dadurch auch noch eine zusätzliche (erträglichere) Perspektive hinzugewinnen !
~
Es kann aber auch einfach nur eine Geschichte sein, denn diese haben ihn schon als Kind gefesselt. Egal ob er Comics über hinduistische Götter verschlungen hat oder von der Geschichte über Jesus gefesselt war. Es geht grundsätzlich darum, dass man sich entscheiden kann. "Denn genau so verhält es sich auch mit Gott"
~
Hier am Ende meines Blogs, verhält es sich nochmals wie schon im Film. Ihr könnt nun jegliche Interpretation von mir glauben oder auch nicht. Es steht euch frei zu wählen. Eine von diesen, oder gar eine weitaus andere. Möglichkeiten und noch weitere Interpretationen (auch von Einzelszenen - Details) gibt es immer ! Es liegt in jedem eigenen Ermessen zu glauben, was er selber möchte.
So wie jeder Mensch sich auch aus einer Vielfalt von Göttern (siehe Anfang des Films) den wählen kann, der ihm persönlich zusagt oder sich auch für gar keinen entscheidet !
Für mich persönlich ist hier wichtig, dass bei uns Menschen deshalb Toleranz dafür herrscht und aber auch keiner zu fanatisch einer Geschichte (einem Glauben) verfällt ...
Jeder kann seinen persönlichen SINN finden, besonders aber ohne andere davon überzeugen zu wollen ...
Die Quintessenz des Films handelt für mich also davon, dass es jedem FREI steht, zu glauben was er möchte … und besonders auch, Möglichkeiten zu besitzen manches mit dem Verstand und manches aber auch mit dem Herzen betrachten zu können !
(Bild : 20th Century Fox)
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Kommentare
ich fand den film grundsätzlich einfach zwiespältig weil das \'meisterwerk\' erst durch die pointe am ende entsteht !
die quintessenz ist wirklich großartig aber wird eben erst in den letzten 10 minuten völlig berauschend. das find ich eben irgendwie in summe auch schwach ! obwohl das detail genial ist ! ;)
tja, das leben ist oftmal widersprüchlich :D
da hast du ja manches auf die goldwaage gelegt...
auch wenn meine bewertung unabhängig von anderen meinungen ist, betrachte ich trotzdem immer auch den allgemeinen kontext, die masse der ansichten in bezug zum film und besonders auch im vergleich auf meine meinung !
natürlich ist selbst dieses versuchte objektive blick, letzten endes wieder subjektiv. aber man kann in den vielen wertungen schon eine meinung der masse erkennen. unabhängig des einzelen !
mit dem zweiten satz in bezug auf den ersten eindruck wollte ich nochnmals kräftig unterstreichen, DAS DIES HIER meine erste meinung ist und sich diese auch wieder ändern kann.
ich will den film/filme nach dem ersten eindruck erörtern (bewerten) weil ICH ansonst NIE auf einen punkt kommen würde.
weil sich BESONDERS BEI DEM Film, meine meinung/anSICHT bestimmt ändern würde ... wie es eben öfter mal der fall ist.
was allgemeine diskussionen zwecks subjektivität nochmals unterstreicht.
das widerspruchsthema ist besonders hier eben interessant, weil ich echt AUCH (aus einer gewissen perspektive) sagen würde der film ist schwach und dann die letzten 10 minuten ein meisterwerk. dieser widerspruch steht aber für mich ! ich kann etwas gleichzeitig schlecht und auch gut finden, je nachdem was ich mir herauspicke.
deshalb finden ja auch die einen, einen film gut und andere ihn schlecht.
beide polaritäten wollen viele IN EINEM FILM nicht glauben, sie entscheiden sich dann meist für eine seite (super oder scheiße) um eine fixe meinung zu haben. keine ahnung warum, is wohl leichter ?
ich möchte stets beides betrachten.
also was mir daran gefällt und was mir auch nicht gefällt !
sorry, jetz bin auch ich ein wenig in diesem thema ausgeschweift aber ich finde es sehr interessant !! du ja scheinbar auch :D
dein kommentar mit - film mist - film meisterwerk - unterstreicht das nochmals wirklich PERFEKT !!!!!
denn auch wenn du es ironisch siehst oder meinst, könnte man wirklich beide meinungen stehen lassen !! und du als einzelner hast beide genannt.
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zu meinen interpretationsansätzen.
absolut ! das sind bestimmt nicht alle. auch du selbst bringst in deinem kommentar noch weitere grübeleien hervor.
da wir beide wissen, dass es keine RICHTIGE lösung gibt, sondern nur spekulationen darüber, will ich auch noch auf manches von dir eingehen.
deine interpretationen zum tiger, der sich nicht umgedreht hat, finde ich beide genauso gut und kann man bestimmt auch so stehen lassen. kann beides sein ! je nach variante.
für die japaner extra eine geschichte erfinden, könnte auch einfach sein, um seine ruhe zu finden und nicht weitere von etwas - EINEM GLAUBEN - überzeugen zu müssen ?
alles rational erklärbar --> einfach. keine mühseligen fragen-antworten mehr.
aber sagst auch selbst: er hätte die zwei japsen einfach mit der ersten geschichte sitzen lassen können !
spannend finde ich, als du gegen ende sagst: PI selbst bietet dem schriftsteller immernoch beide varianten an. nach dem motto, er habe keine entscheidung getroffen und ist eventuell immer noch nicht im reinen.
da wären wir nämlich wieder bei dem oben besprochenen zwiespalt, denn es im leben eben auch mal gibt.
vllt weiß er ganz genau was passiert ist, aber durch das finden seines \'unerschütterlichen\' glaubens ist es ihm völlig egal, was jemand anders GLAUBT.
wie er eben auch gesagt hat, er könne es sowieso nicht beweisen...
mit einem Unentschieden leben, können nämlich -für mich- halbgläubige (selbsternannte gläubige, religionsfanatiker) nicht. die wollen immer andere bekehren und von EINER wahrheit überzeugen, um nicht allein mit ihrer meinung zu stehen. um zweifel zu mindern und eben auch zur bestätigung der eigenen identifikation. manche glauben, sie liegen eben mit einer massenmeinung "richtig" und fühlen sich dann besser - dazugehörig !
er nicht !
er ist unabhängig anderer - wahrer Glauben - überzeugt und bietet den menschen MÖGLICHKEITEN an, die man ansonst eher nicht hat.
mit dem glauben schon (?)
wenn wir hier noch einen blöden schritt weiter gehen, müssten wir sagen ... wenn es sich für eine entschieden hätte, würde der film DEFINITIV nicht DAS THEMA besitzen, dass er JETZT hat !!
so schwatzen die leute eben darüber und jeder findet eventuell wieder andere perspektiven (horizonte). is für mich der sinn dahinter.
was ich nicht verstehen würde, wenn HIER einer behaupten würde, es gibt eine RICHTIGE interpreation für den Film. ich GLAUBE dann wurde die Kernaussage des Films verpeilt ...
aber is auch wieder nur meine eigenen meinung ;)
da entscheide ich mich auch mal fix und bin völlig deiner meinung, dass es hier keine ultimative wahrheit gibt !
ich will mich echt bedanken für dein großes (nachträgliches) und echt bedachtes statement !! vielen DANK
und "der eissturm" is schon so lange in meinem hinterkopf, ich hab ihn immer noch nicht gesehen. danke für die erinnerung !
Zum Glück bin ich da sehr unvorbereitet rangegangen. Ich habe Blogs dieser Art gemieden bzw. nicht komplett gelesen (s. meinen vorherigen Kommentar) und wußte eigentlich nur, daß ein junger Mann nach einem Schiffbruch mit einem Tiger in einem Rettungsboot zusammen ist. Da mir das wenig abendfüllend vorkam, habe ich den Film seinerzeit schon im Kino gemieden und der VÖ der Blu-Ray hat mich auch nicht groß interessiert. Das änderte sich erst, als ich von verschiedenen Seiten Kenntnis davon bekommen habe, daß der - auch aufgrund der Optik - durchaus sehenswert sein soll. Und da ich guten 3D-Filmen durchaus zugeneigt bin (ICH habe nämlich 3D-Brillen im Gegensatz zu "anderen Leuten"...), habe ich ein gutes Online-Angebot (auch dazu ein Kommentar von mir weiter unten) genutzt, und den Film als Blindkauf erworben.
Doch bevor ich auf den Film eingehe, möchte ich Bezug zu 2 Formulierungen nehmen, mit denen ich beim Lesen Deines Blogs so meine Schwierigkeiten hatte - da sie widersprüchlich sind:
Zitat von Dir - gleich erster Satz: "Voerst will ich gleich mal sagen, dass ich den Film zum Teil überbewertet finde (...)."
Wer bewertet den Film denn "über"? Das macht doch jeder für sich selber aus - also DU. Eine "Überbewertung" im eigentlichen Sinne kann es gar nicht geben, sondern nur die Meinungen anderer. Und die sind für Dich ja wohl nicht relevant, oder? Denn Du hast Dir ja durch die Sichtung des Filmes ein eigenes Bild gemacht. Die dann vielleicht bessere Formulierung wäre gewesen "Ich finde den Film nicht so gut wie viele (hier), weil...".
Weiter schreibst Du: " (...) ich bewerte einen Film nun mal nach dem ersten Sehen. Im Leben verhält es sich eben auch so, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt … Und der zählt eben hier. Somit wird aber beim erneuten Sichten des Films – das ist bei mir aber meist eine längere Zeit später – meine Meinung bestimmt auch anders ausfallen !"
Natürlich gibt es NIE eine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Aber muß der erste Eindruck bei einem Film zwangsläufig der Richtige sein? Muß der in Stein gemeißelt werden? Du beantwortest es selber: Nein! Denn Du sagst, daß die Bewertung nach nochmaligem Sichten anders ausfallen wird. Und damit drückst Du aus, daß Du gewillt bist, den ersten Eindruck den Du nun hast, durchaus nochmal zu überdenken und dadurch evtl. zu verändern oder Deinen Eindruck zu untermauern.
Aber DAS nur nebenbei... ;-)
Na, und dann legst Du einen Blog hin, den ICH so nie zusammen bekommen hätte (jedenfalls nicht in der Komplexität)! Widerspricht sich in meinen Augen...
Aber nun zu meiner Einschätzung von "Life of Pi":
Der Film ist Mist!
Muß ich viel zu viel nachdenken und kann mich nicht beballern lassen wie bei "Transformers" oder anderen "tollen Filmen der gleichen Machart"!
Ist mir bei "Cloud Atlas" schon auf den Sack gegangen!
Ein Junge alleine mit einem Tiger auf einem Boot? Geht´s noch???
Alles schön bunt!
Alle schön abgefahren! (Kommt mir doch spontan der Name David Lynch ins Gedächnis...)
Am Ende weiß man(n) nicht, was wahr ist und was unwahr?
Was richtig ist und was falsch?
Warum Pi so gehandelt hat, wie er gehandelt hat?
Und wißt Ihr was?
GENAU SO SOLLTE DAS AUCH!!!
Natürlich ist der Film kein Mist (war nur als Provokation gedacht - ehrlich!), sondern ein "Meisterwerk" (?!?!?), daß seinen Platz in der Filmwelt finden wird!
Bei solchen Filmen ("Memento" ist von der Geschichte her unterschiedlich, läßt am Ende aber auch Platz für unterschiedliche Interpretationen, ebenso "Matrix" oder eben der von mir benannte "Cloud Atlas" (ebenfalls gaaanz großes Kino!)) hat man mehrere Möglichkeiten:
Man guckt ihn an und Ende! (Für viele sicherlich die gewählte Variante!)
Man guckt ihn an und denkt darüber nach!
Das wiederum hat zur Folge, daß man sich für Deine Möglichkeiten 1, 2, oder 3 entscheidet oder vielleicht sogar noch eine andere "Lösung" des Filmes parat hat. Und das macht die Sache auch nicht leichter...
Es bleiben am Ende viel zu viele Fragen und jeder hat verschiedenste Möglichkeiten, den Film zu interpretieren. Du selbst hast 3 "Lösungsansätze" angeboten - aber das werden wohl kaum alle sein.
Auch ich - wie mein geschätzer Freund joker1969 - habe mit dem "Konzept" Gott so meine Schwierigkeiten! Ich "dränge" meine Sichtweise niemandem auf und möchte auch nicht, daß mich andersdenkende Menschen bekehren. Das klappt ganz gut und ich bin so bis jetzt gut durch´s Leben gekommen.
Gleichwohl kann ich mich mit solch "theologischen" (oder sind´s gar nur oder gerade "philosphische") Themen in Filmen wie "Life of Pi" durchaus anfreunden und auseinandersetzen.
Mein "Dilemma" hier ist: Hat Pi wirklich "Schwierigkeiten" mit seinem Glauben? Und falls ja: mit welchem? Anfangs des Film wird uns unmißverständlich klar gemacht, daß Pis Glauben unerschütterlich ist und er offen für jegliche Darstellungsform desselben ist, da er sich bedankte "Christus vorgestellt worden zu sein" und auch dem muslimischen Glauben hat er Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl er im eigentlichen Hindu ist.
Daher stellt sich mir die Frage, ob er sich wirklich eine "Traumwelt" bzw. eine "Halluzinationswelt" erschaffen mußte, um mit den wahren Begebenheiten auf dem Boot klarzukommen?
Hat es diese "wahren" Begebenheiten überhaupt gegeben?
Oder ist die Geschichte mit den Tieren genauso abgelaufen und er hat die 2. Variante, die er am Ende den japanischen Versicherungsleuten als "Alternative angeboten" hat, nur ausgedacht?
Und falls ja: warum?
Er hätte doch bei der 1. Geschichte bleiben können, wenn sie wahr ist und die Japaner hätten sehen können, wie sie klarkommen.
Und wenn die 2. Geschichte die richtige ist, warum dann der ganze Aufriß mit dem Tiger? Ist sein Glaube nicht stark genug, um mit den realen Erlebnissen klar zu kommen (denen aus der 2. Geschichte)?
Muß man glauben, um dies zu verarbeiten?
Abschließend dann die "Tatsache", daß der Tiger am Strand, als er vor dem Dschungel stand, sich nicht umgedreht hat bevor er in ebendiesem verschwand:
Weißt es darauf hin, daß er mit allem aus dieser Geschichte abgeschlossen hat und weitergeht ohne zurückzublicken? Oder geht er alleine voran, um vorwärts zu schauen und um vielleicht sogar zu vergessen?
Nicht zu vergessen, daß es nicht nur darum geht, daß Pi den Japanern zwei Versionen anbietet, sondern Pi als Familienvater dem Schriftsteller auch weiterhin beide Varianten nennt und somit viele Jahre nach seinen Erlebnissen offenbar immer noch keine Entscheidung getroffen hat und mit sich noch nicht im Reinen ist!
In meinem Blog zu "Cloud Atlas" habe ich geschrieben: "Die ultimative Wahrheit gibt es hier nicht!"
Und GENAU SO sehe ich das hier auch!
Ang Lee (ein unbestrittener Meister seines Fachs, ich verweise auf "Eat, Drink, Man, Woman" und "Der Eissturm") hat einen Film "geschaffen" (!), der über Jahre hinaus den Menschen Gesprächsstoff geben wird und eben das, weil sein Film "Life of Pi" außergewöhnlich gut ist!
Somit habe ich 2 "Meistern" zu danken: Ang Lee für seinen unglaublichen Film und Dir für diesen tollen Blog! :-)
und da hast bestimmt recht, ohne den film wäre dies bestimmt nicht so stark gewesen, genauso wie das verständnis, die verknüpfungen zum blog wohl nicht so stark auf-/ angekommen wären...
das mit den metaphern ist wirklich stark vertreten !
ich freu mich ausserdem das du als "atheist" - wie du dich bekennst -, trotzdem etwas mit dem thema und eben dem film/blog anfangen konntest.
besonders, dass du dazu nun auch noch ne meinung abgeben konntest.
aber du sagst ja auch, du GLAUBST an etwas !
ich hoffe auch, dass du nicht diese meinung, deinen (nicht-)glaubenstatus verteidigen musst, weil du sagst, du willst nicht noch mehr feuer mit deinen aussagen schürren ...
hört sich an, als ob du gegen gläubige argumentieren musst/willst
ODER
deinen atheistenstand verteidigen musst/willst ?
beides wäre ja nervig. aber ich weiß schon ... es gibt menschen die brauchen mal ne gegenmeinung oder andere ansicht für manche festgefahrenheit. dann tritt der joker zur stelle. *g*
besonders für glaubensfanatiker sind als gegenmeinung, absolut nicht gläubige, ein toller gegenpol ... für neue gedankenanstöße :D
auch sry für meine aussschweifungen !
ich möchte mich für dein lob bedanken, dass ich die thematik genial eingefangen habe. das freut mich wirklich !!
ich hab das gefühl, dass dir "life of pi" sogar besser gefallen hat als mir :D
echt fantastisch das der film soviele eindrücke hinterlassen hat und dein hirn auf touren gebracht hat.
ich hab danach auch einige zeit gebraucht, dass zu verdauen und auf die punkte zu bringen, die ich im blog dann zurechtgerückt habe ...
ich hab auch nur die 2D Variante gesehen !
Danke für deinen Kommentar !
Nun habe ich Deinen wunderbaren Blog weitergelesen!
Denn jetzt, habe ich den Film gesehen und kann Deinen Zeilen auch folgen.
Vorher wäre das unmöglich gewesen und hätte den Aha-Effekt vielleicht verunstaltet, oder sogar zerstört. Das gilt sowohl für den Film, als auch für Deinen Blog.
Was es aber noch nie gab, dass mir bei einem Blog, wenn ich ihn lese, an bestimmten Stellen Deiner Textpassagen und Deinen Aussagen, teilweise dem rebellischen Joker1969 die Gänsepelle gewachsen ist. Hätte ich den Blog vor dem Film durchgelesen, dann müsste ich hier ohne die Gans auskommen.
Dieser Film ist eine regelrechte Metapher, die ich in einem Film selten erlebt habe. So blöde wie es klingt, aber nur in der Batman -Trilogie, besonders bei Begins und Rises, hatte ich solche starken Momente.
"Life of Pi" gehört jetzt definitiv dazu. Normalerweise bin ich auch gar nicht dafür prädestiniert, einen Kommentar über einen derartigen Film der Religionen und des Glaubens abzugeben, da ich ohne Glauben, als Atheist, erzogen und aufgewachsen bin. Nach dem Film habe ich aber festgestellt, dass das von mir ein Irrtum war.
Ohhh nein, der Film hat mich jetzt nicht bekehrt! Er hat meinen Atheisten Status nur noch untermauert und gefestigt. Auch Atheisten glauben! Nur nicht an vorgegebene Glaubensrichtungen, die benutzt wurden und werden, um Menschen über weite Strecken im Zaum zu halten. Auch wenn der Joker1969 hier wieder bei einigen ein regelrechtes Feuer entfachen könnte!
„An dieser Stelle wollte ich eigentlich noch einen Satz in Joker Manier hinterherfeuern, aber den lasse ich ausnahmsweise mal weg, um nicht wieder den einen, oder anderen eventuell zu ungewollt zu beleidigen. Habe auch keine Lust im Frühling, bei dem schönen Wetter, auf dem Scheiterhaufen zu landen.
Ich persönlich Glaube jedenfalls an das, was ich sehe und insbesondere, was mir mein Gefühl, mein Verstand und mein Herz sagt.
Nicht mehr und nicht weniger!
Damit bin ich bisher sehr gut zurechtgekommen und habe damit viel, viel, viel, viel, weniger Fehler im Leben begangen. Auch habe ich NIEMALS Unheil mit meinem Glauben angerichtet!!! Andere können das leider nicht behaupten!
An dieser Stelle ein kurzes sorry für die Ausschweifungen!
Kommen wir zurück zum Film und zu Deinem genialen Blog. Niemand hätte einen Film wohl besser oder passender interpretieren können. Ich verneige mich an dieser Stelle etwas länger! Das mache ich sehr, sehr selten! Aber hier sehr, sehr gerne.
Dem gibt es auch nicht viel vom Joker1969 hinzu, oder sogar dagegen, zufügen!
Denn Deine Gedanken über dieses kleine, wenn auch mit schwächen bestückte Meisterwerk, der absoluten BILDGEWALT, welcher sogar mit Leichtigkeit, rein von der Geschichte und den Emotionen, Avatar in den Schatten stellt, wurden hier von Dir GENIAL auf den Punkt gebracht.
Absichtlich gehe ich hier auch nicht weiter auf den Film ein, weil ich darüber sicher noch eine Bewertung schreiben möchte. Das mache ich aber erst, wenn ich von den Emotionen etwas runtergekommen bin. Sehr selten, oder fast noch nie, hat ein Film bei mir solche Eindrücke hinterlassen und meine verkümmerten Gehirnzellen regelrecht in Schwingungen versetzt!
Abschließend finde ich nur eines total zum Kotzen! Wir haben den Film leider nur in der 2D Version gekauft! So was dämliches! Dafür haben wir ihn, fast schicksalhaft in Verbindung mit einem neuen 3D Player gekauft, weil unser merkwürdiges Teil irgendwie ein Eigenleben hat und der regelrechte Griff ins Klo war. Auch haben wir 3D bisher verschmäht und für nicht so wichtig erachtet, obwohl unser TV dies lange hergibt. Aber „Live of Pi“ ist definitiv der Auslöser dies kurzfristig, fast unumgänglich, zu ändern.
Man könnte jetzt auch DAS als eine Art Zeichen werten! ;)
glaube und religion sind auch für mich zwei paar schuhe. religion wurde so oft zur manipulation missbraucht aber nach und nach, ziehen doch die meisten andersartige schlüsse aus unserer jahrhundert langen vergangenheit...
wie gesagt, jeder kann, keiner muss !
am wichtigsten finde ich wirklich die offenheit und toleranz.
jeder kann sich für ETWAS oder auch NICHTS "ENTSCHEIDEN" :D
dabei ist auch jede religion akzektabel !
jeder sollte damit in ruhe gelassen werden und eben auch selbst andere in ZUFRIEDENHEIT leben lassen ...
respekt is da sowieso ein ganz wichtiger punkt !
und das die leute auch unabhängig verschiedenster dogmen, anerkennungen oder äußeren dingen, IHREN eigenen WERT erkennen.
dann gibts von haus aus mehr zufriedenheit und weniger probleme, sich etwas aufschwatzen (ideologie) zu lassen oder andere von etwas überzeugen zu müssen !
aber das ist eben auch nicht so leicht, aber wie ich finde lohnenswerter.
wenn du von "einem Gott" sprichst, sehe ich das ziemlich auch so. letztlich führt für mich all das auf etwas gemeinsames hinaus, und das sehe ich als kern dieser dinge ... und somit als gemeinsamen nenner ! (wenn ich schon etwas suche, dann lieber das)
erzählen, zuhören, anhören und reflektieren kann man ALLES und dann darf jeder seinen eigenen schlüsse ziehen... die sich aber auch wieder verändern dürfen.
grundsätzlich für die meisten ein schwieriges thema voller behaftungen. trotzdem finde ich es wird allgemein lichter ...
und ein richtig und falsch gibt es hier einfach nicht.
eher zwischenmenschliche ACHTUNG.
aber das ist auch alles nur meine anSicht und auch selbst empfinde ich das thema als gar nicht so einfach !
danke, deine statement ist echt spitze und vielen danke für die blumen !
Wundervoll geschrieben. Ethisch auf hohem Niveau. Ein wahres Meisterwerk.
Zum Thema Glauben habe ich folgende Meinung. Wenn es einen Gott gibt, dann gibt es sicherlich nur einen einzigen. Ich welcher Sprache er wie genannt wird spielt ja dabei keine wesentliche Rolle. Es ist meiner Meinung nach auch völlig egal ob jemand glaubt oder nicht, denn das steht jedem komplett frei. Im Anbetracht dessen, dass die Welt KEINEM gehört gibt es auch nur Menschen die lediglich unterschiedliche Sprachen sprechen. Ein guter Mensch ist nicht einer, der jeden Sonntag in die Kirche rennt und sonst nur anderen Leid zufügt. Respektvolles Miteinander ist die wohl beste Interpretation von Gott. Das Internet, sowie die Politik sind der Teufel, welche nur die Medien zum Aufhetzen verwenden. Ich glaube das was ich sehe und was mir Menschen aus anderen Ländern persönlich vermitteln. Religion ist das grösste und beste Druckmittel, wenn man sonst nichts hat, da einem den Glauben keiner nehmen kann. In vielen Filmen wird der Allmächtige als Pointe mit eingebaut. Manchmal offensichtlich und manchmal schwer erkennbar. Wenn aktuell auf der Welt irgend etwas von nöten ist, dann das von dir angesprochene Thema der Toleranz.
Danke für diesen Blog
Bin gespannt wie ein Flitzebogen und werde - wie schon angekündigt - hier nach Sichtung voll abgehen und meine ganze, durch den Film erlangte Weisheit hinrotzen und zum Besten geben, damit alle Welt lesen kann, was ich denke!
So machen wir das! ;-)
Bis dahin: Allen ein schönes blaues WE!
DANKE auch für deine Sicht !
find es spannend, wie sich menscher eher für eine bestimmte sicht entscheiden...
was bei dem film auch total möglich ist, weil er grundsätzlich keine fixiert und alles offen lässt :D
in 3D könnt ich mich eventuell auch nochmal überreden lassen ;)