Life of Pi - Interpretationen

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8. Mai 2013





Voerst will ich gleich mal sagen, dass ich den Film zum Teil überbewertet finde, weil sich die Quintessenz der Geschichte eben mal wieder nur auf die letzten 10 Minuten des Films erstreckt. Natürlich wird mit dem ganzen vorigen Geschehen und Ereignissen darauf hingebaut aber das, kann man beim erstmaligen Sichten noch nicht erkennen. Und ich bewerte einen Film nun mal nach dem ersten Sehen.

Im Leben verhält es sich eben auch so, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt …

Und der zählt eben hier. Somit wird aber beim erneuten Sichten des Films – das ist bei mir aber meist eine längere Zeit später – meine Meinung bestimmt auch anders ausfallen !

Hier würde er natürlich erneut punkten, denn wenn man mal weiß worauf der Film hinaus will, wird man jegliches Ereignis und die Dialoge beim zweiten Sichten, anders und eben gewählter interpretieren !

Ich würde mir den Film eigentlich gar nicht noch mal anschauen AUSSER ich lege mir endlich mal 3D-Brillen für meinen 3D Fernseher zu. Dann würde ich den Film wohl sogar kaufen

Was aber schon zeigt worin neben der kleinen (großen) Erkenntnis die größte Stärke des Films liegt …

... in den gewaltig fantastisch inszenierten BILDERN !

Die nicht wie die Erkenntnisse den Verstand anregen, sondern einen emotionalen Bann erzeugen der einen einfach mitzieht und in etwas Kreatives eintauchen lassen.



Hier aber nun zum Hauptthema dieses Blogs. Meinen Interpretationen für die letzten 10 Minuten und die Quintessenz des Filmes. Der Geschichte !


Man sollte dies nicht lesen, wenn man den Film noch nicht gesehen hat.
Und zwar wegen der Spoiler und unter anderem auch, weil es wohl nicht ganz nachvollziehbar wäre … obwohl auch so, lesenswerte menschliche Erkenntnisse unabhängig des Films darin stecken könnten ...

 

 

Nun zu meinen Interpretationsmöglichkeiten …

Wobei ich die Kernaussage immer mit dem Hauptzitat und der Schlussfolgerung des Films verbinden möchte.

"Und genau so ist es auch mit Gott"

Den dieser Satz sollte eine Erkenntnis infolge der Geschichte hervorrufen. Nämlich immer wieder eine Verbindung von Erlebtem mit dem persönlichen Glauben den man hat, oder eben auch nicht.

Auch wenn ich sie auf die Schnelle überhaupt nicht erkannt habe, oder den Sinn nicht sofort verstanden habe ... ;)

 

 

1)       Seine Geschichte stimmt :

Alles was er erzählt hat war richtig. Gott hat ihn – selbst wenn es sich nicht logisch oder fast unglaubwürdig anhört - alles auf den Weg gelegt, damit er diesen (Karma-)Trip überlebt.

Die Tiere und besonders den Tiger als Ablenkung und Beschäftigung, um von der eigentlichen Gefahr, dem Überleben und dahinvegetieren auf hoher See, in einem Wechselspiel mit einem anderen Lebewesen zu stehen, abzulenken.

Sagt er auch selbst im Film, er hätte es ohne ihn nicht überlebt, weil er ihn bei Aktion hielt.

Dann kommt noch die Zwischeninsel dazu. Eine Insel mit Süsswasser und Nahrung für ihn und den Tiger. Wobei für diese Insel besonders das Unglaubwürdige gilt, weil diese Insel offiziell nicht entdeckt wurde und somit auch nicht existiert. Was für viele Menschen auch mit ihrem Bild von Gott vergleichbar ist !


Was für den Film auch öfters gilt, ich empfand seine Geschichte mit den dazugehören Bildern, auch das Verhalten der Tiere oft mal unglaubwürdig (dargestellt). Was aber wohl die Kernaussage nur untermaueren soll.

Als drittes bekommt er auf der Insel auch noch ein (göttliches) Zeichen, dass ihn zum Weiterreisen veranlasst um letztlich zu überleben.

In dieser Fassung wird zusätzlich besonders Bezug genommen, auf das Glaubensthema SCHICKSAL (Karma), dass nicht nur wie erläutert in der Geschichte von statten geht, sondern auch ausserhalb dieser. Nicht nur in Form seines Lebens, wo er gezielt von A nach B gelangt und dadurch in Summe etwas findet was größer ist, sondern auch in Form des Schrifstellers. Welcher einen Durchhänger (Schreibblockade) hat und ZUFÄLLIG auf seinen Onkel - den Schwimmer - stößt, der ihm sagt, jemand hat eine besondere Geschichte für ihn ...
Am Ende darf er die Geschichte schreiben/veröffentlichen und ein Leben greift schicksalsmäßig (gefügt!?) ins Andere um den 'geführten' Fluss den Lebens fortzuführen.


Als er zurückkehrt, symbolisieren die 2 Japaner die ihn aus versicherungstechnischen Gründen befragen, Menschen oder eine Gesellschaft, OHNE GLAUBEN.
Sie lehnen die Geschichte von vornherein ab weil sie für sie unmöglich scheint...
"Und genau so ist es (für viele) auch mit Gott"

Deshalb erzählt er ihnen noch eine andere mögliche rational erklärbare Variante der Geschichte, die für sie plausibel klingt. Das witzigste dabei ist, am Ende des Films erkennt man im Versicherungsbericht, dass sie trotzdem die Geschichte mit dem Tiger gewählt haben.

Warum ?

Weil jeder Mensch, auch wenn er an nichts glaubt, es irgendwo doch möchte. Weil es viel spannender ist … wie seine Geschichten auch zeigen.







2)       Die zweite Geschichte stimmt :

Jene die er den Japaner erzählt um rational erklärbar zu sein und auch logisch nachvollziehbar. Hier tauscht er einfach die Protagonisten, also die Tiere durch Menschen aus. (In der ersten Geschichte umgekehrt).
Aus dem Orang Utan wird seine Mutter. Das Zebra ist der Buddhist, den er an Bord kennen lernte. Die Hyäne der unsymphatische Schiffskoch und er selbst erzählt sich als TIGER !
Das empfand ich schon mal als merkwürdig, denn als er die zweite Geschichte erzählte dachte ich an ihn als weitere Person und nicht, dass er sich mit einem Tier identifizierte. Weshalb ich diese Szene bestimmt 5x anhören musste um nun auch die ganzen Metaphern zu verstehen.
Seine Identifikation mit dem Tiger sehe ich somit als EINS SEIN...

Was mich dazu bringt, dass er letztlich ALLEINE ist. Denn in der Geschichte mit den Menschen kommen alle anderen ums Leben !

Auch hier existiert aber die Geschichte mit den Tieren als zweite. Und zwar denk ich hier, er hat diese erfunden um zu überleben. Er hat den göttlichen Teil in sich selbst, Kreativität, Glaube, Hoffnung, unlogische Möglichkeiten genutzt um sich etwas zu schaffen, das Erlebte, die grausame Realität – Seeunglück, wildes Schicksal und folgliche Taten (den Mord an seiner Mutter etc.) – zu verkraften, zu verdauen.
Er strickt sich diese Ersatzrealität um nicht völlig vor die Hunde zu gehen. Findet sich dabei aber Selbst und somit auch Gott.


Und da ihm diese persönliche Kreation frei steht, verhält sich das auch so wie mit Gott. Jeder hat die Wahl was er denkt oder woran er glaubt. Um hier wieder die Grundessenz zu erläutern.

Auch sehe ich hier symbolisch das Rettungsboot (Realität) und sein selbst gebautes Floss (Ersatzrealität – Fantasie) als Wechselpol der beiden Geschichten. Beide sind mit einem Seil immer miteinander verbunden. So wie es sich auch mit ihm selbst und dem Tiger verhält. Sie sind in dieser Geschichte EINS. Genauso wie er als Mensch wechseln kann, zwischen Realem und Gedachtem.

Was das letzte Bild des Films nochmals untermauert. Er strandet wieder in der Realität, im echten Leben und dort endet seine Fantasiegeschichte. Er muss den Tiger wieder loslassen. Der einfach in den Dschungel wandert. Es ist zwar letztlich ein Teil von ihm selbst aber hier als Tiger fiktiv ! Es schmerzt ihn total, weil er solange damit - mit dieser Geschichte - gelebt hat … (um zu überleben !)




3)       Es ist egal welche Geschichte richtig oder eben nicht richtig ist :


Es ist völlig unwichtig und nicht von Belangen für das rein emotionale Erleben der fantastischen Bilder oder Sonstigem. Im Film selbst erwähnt er sowas auch mal zum Schriftsteller, dass es nicht wichtig ist welche Geschichte stimmt
weil es keiner beweisen könne ! 

"Und genau so ist es auch mit Gott"

Keiner kann beweisen, dass Gott existiert oder auch nicht. Er sagt auch, dass die Tatsachen – Untergang Schiff, Verlust seiner Familie, 227 Tage Leid auf hoher See zu ertragen – Fakten und fixe Ereignisse sind.

Und was man daraus macht, oder wie man darüber DENKT einem FREI steht. Mit dem Leben verglichen könnte man sagen, wir haben bestimmte Fixpunkte (Schicksal-Karma) die es zu passieren gibt. Aber was wir darüber hinaus damit anfangen oder daraus machen, besonders WIE WIR ES SEHEN oder betrachten UNS SELBST (freier Wille) überlassen bleibt.


Das symbolisiert auch noch mal seine Frage an den Schriftsteller: "Und welche Geschichte gefällt ihnen am besten?" worauf hin dieser eine auswählt und er darauf antwortet "Und genau so ist es auch mit Gott!"

Was soviel heißen soll wie, man kann sich selbst entscheiden, wie man etwas sieht und besonders, ob man an etwas glaubt!

Das er die erste Geschichte für besser hält und der bekannte Satz dazu, könnte auch nochmals eine Metapher sein, für … Das Leben kann mit Gott besser sein. Also durch einen Glauben besser und vielfältiger werden oder eben dadurch auch noch eine zusätzliche (erträglichere) Perspektive hinzugewinnen !

~

Es kann aber auch einfach nur eine Geschichte sein, denn diese haben ihn schon als Kind gefesselt. Egal ob er Comics über hinduistische Götter verschlungen hat oder von der Geschichte über Jesus gefesselt war. Es geht grundsätzlich darum, dass man sich entscheiden kann. "Denn genau so verhält es sich auch mit Gott"


~

Hier am Ende meines Blogs, verhält es sich nochmals wie schon im Film. Ihr könnt nun jegliche Interpretation von mir glauben oder auch nicht. Es steht euch frei zu wählen. Eine von diesen, oder gar eine weitaus andere. Möglichkeiten und noch weitere Interpretationen (auch von Einzelszenen - Details) gibt es immer ! Es liegt in jedem eigenen Ermessen zu glauben, was er selber möchte.

So wie jeder Mensch sich auch aus einer Vielfalt von Göttern (siehe Anfang des Films) den wählen kann, der ihm persönlich zusagt oder sich auch für gar keinen entscheidet !

Für mich persönlich ist hier wichtig, dass bei uns Menschen deshalb Toleranz dafür herrscht und aber auch keiner zu fanatisch einer Geschichte (einem Glauben) verfällt ...
Jeder kann seinen persönlichen SINN finden, besonders aber ohne andere davon überzeugen zu wollen ...



Die Quintessenz des Films handelt für mich also davon, dass es jedem FREI steht, zu glauben was er möchte … und besonders auch, Möglichkeiten zu besitzen manches mit dem Verstand und manches aber auch mit dem Herzen betrachten zu können !
 

 

(Bild : 20th Century Fox)

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Kommentare

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Danke für den Blog und Deine Sichtweise zu den fantastischem Film! Ich bin da auch ziemlich bei Feivel und denke einfach das er sich die Geschichten aus reinem Selbsterhaltungstrieb erdacht hat, um die Geschichte zu überleben und gleichzeitig zwei Optionen erschaffen hat. Die es ihm ermöglichen sollen, sofern er überlebt, damit in frieden leben zu können und gleichzeitig alle Fragen an die anderen zu beantworten ;)

Mir hat der Film sehr gefallen und hat mich mit seinen Bildern beeindruckt. Ich werde ihn mir jedoch nochmal in 3D anschauen müssen, da bei meinen Taiwan Steelbook nur die 2D Version mit deutschem Ton war ^_^
Olorin
09.05.2013 um 15:14
von Olorin
#9
Da hat der Joker1969 schon ein paar kurze inhaliert und muss
feststellen, wenn er weiter liest, das er ohne den Film gesehen zu haben,
dann befangen wäre. Darum habe ich beim lesen ab dem ersten Absatz abgebrochen.
Aber ich werde Deinen, wie immer tollen Blog, wovon ich mal ausgehe ;) zu gegebener Zeit
Weiterlesen.
Aber jetzt wird weiter getankt!
Heb den Becker und lass es krachen!
Joker1969
09.05.2013 um 11:58
#8
@feivel : klasse Aussage ! jetz wäre ich noch neugierig ob du grundsätzlich die rationale geschichte vorziehst ... oder dein hervorragendes statement eben nur für eine variante war ?
(muss man aber auch nicht beantworten ...)

ich freu mich das du den film schon gesehen hast und deshalb feedback geben konntest :D

@Harry : danke für deinen kommentar. dann noch viel spass beim erneuten sichten und entdecken vieler möglichkeiten, besonders natürlich beim sinnesgenuß !
das review auf der seite zur BD hab ich gelesen, aber das gibt natürlich keine lösungsvorschläge/interpretationen her ! ;)

@Kodijak : absolut !
MoeMents
09.05.2013 um 11:14
#7
Auch ich habe das Problem das ich den Film noch nicht kenne und deshalb vorsichtshalber deinen Blog noch nicht lesen kann ohne mir den Reiz/Sinn des Streifens zu verhauen...
Kodijak
09.05.2013 um 10:12
#6
Lieber Moe. Vielen Dank für deine Blog zum Film "Life of Pi.!" Trotz meiner Sichtung dieses Filmes, kann ich zur Zeit weder meine Meinung, Bewertung oder einen Kommentar stellen. Wie oft ich den Film noch Schauen, oder Switchen werde, um mir ein endgültiges Urteil bilden zu können, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht Ermessen. Vielen Dank für dein Wagnis, mit deines Blog´s zum Film. Gefällt mir: (F) In diesem Sinne.. Gibt im Übrigen einen hervorragendes Review von Sascha Hehn.
docharry2005
08.05.2013 um 19:09
#5
@nx: super FAZIT !! :D

tja, dieser Blog begrenzt wohl wirklich die Leserschaft ! macht aber gar nix !! meine Blogs sehe ich auch als Nachschlagewerke ... wenn\'s interessiert :)

jene die den Film kennen und folglich \'eventuell\' Fragen haben oder sich über den SINN auslassen möchten, könnten DANN eventuell hier fündig werden. zumindest um ein paar neue Eindrücke zu erhalten ;)
oder um mir ihre Sicht darauf zu schildern ...
MoeMents
08.05.2013 um 13:46
#4
Na, DU bist ja ein Vogel!

Erst schreibt er einen Blog, den ich als "lesenswert erachte" (hüstel hüstel) und dann kann ich - wie mein Kumpel CineastakaFilmner auch - nicht weiterlesen, weil ca. 18.000 Zeichen lang "rumgespoilert" wird (und damit meine ich keine "Verschönerungsaktionen" an irgendwelchen fragwürdigen Kfz)!

Super, Ingo! :-(

Tja, dann nicht!

Gucke ich den Film halt erst und wupp Dir dann hier einen Kommentar rein. Hoffe nur, ich vergesse das dann auch nicht - ich werd ja auch nicht jünger! (Aber wem sag ich das, "alter" Freund)

Fazit: Erst lesen? Nein! Erst gucken? Jaah! Dann wieder lesen? Jaah! Dann was "schlaues" schreiben? Auf jeden....! :-)

Bis dänne dann!

Der NX ;-)
NX-01
08.05.2013 um 13:30
von NX-01
#3
@Cineast : yep, is wohl auch BESSER so ... so geht keine interpretation voraus ! was gerade bei dem film, wegen der Pointe - BESONDERS für SPOILERMEIDER - essentiell sein kann...

freu mich über jegliche nachträglichge Meinung :)
MoeMents
08.05.2013 um 13:12
#2
Ich habe hier nur Deine Einleitung gelesen - bei Deiner Warnung, hier nicht weiter zu lesen, wenn man den Film noch nicht kennt, habe ich aus genau diesem Grunde abgebrochen.
Sobald der Film hier endlich mal konsumiert wurde, was bei dem hohen SUF etwas dauern kann :-), werde ich Deinen Blog "rauskramen", selbigen komplett aufnehmen - und mich dann nochmal inhaltlich auslassen :-).
Gleichwohl schon mal jetzt - Danke für den Blog!
Cineast aka Filmnerd
08.05.2013 um 12:48
#1

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