Filmbewertungen von plo

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In Monroe, Georgia wird Detective Ruiney zu einem Tatort gerufen: eine junge Frau wird erhängt an einem Baum nahe einer Schule aufgefunden, ihr wurde zudem vor ihrem Tod ein Buchstabe in den Leib geritzt. In der Schule selbst findet der Cop dann eine Zeichnung: ein Galgenmännchen mit einem einzelnen Buchstaben. Um den Fall aufzuklären, kontaktiert Ruiney den pensionierten Profiler Archer, denn die Zeit drängt: die beiden Polizisten entdecken schnell, dass jeden Tag um 11:00 ein Mord geschieht. Zudem hat das Wort unter dem Galgenmännchen erst einige Buchstaben besetzt, und wie das Wort heißen könnte bleibt zunächst geheimnisvoll. Und irgend etwas haben die Morde mit Archer, mit Ruiney und mit dem Tod von Ruineys Frau zu tun.. .

Al Pacino und Karl Urban gemeinsam vor der Kamera in einem Serienkiller-Thriller: das ist genau mein Film, dachte ich. Denkste: "Hangman – The Killing Game" hat bei RottenTomatoes gerade mal 6% aller Seher überzeugen können (wobei es gerade mal 18 Kritiker gab, aber trotzdem). Jetzt, nach der Sichtung, verblüfft es mich, dass es doch soviele positive Stimmen geworden sind.
Im weiteren Text wird gespoilert, aber es ist einfach zu lustig, um es zu verschweigen.
Der Film geht schon billig als eine Art "Fast & Furious"-Abklatsch los, und dieser Einstieg soll später zur Lösung beitragen. In einer einzigen Szene schafft es "Hangman", ein klein wenig Atmosphäre aufzubauen, ansonsten ist jeder Sonntags-"Tatort" (außer den wirklich schlechten) spannender und atmosphärischer als dieser Film. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, sind die zum Teil wirklich haarsträubenden Anschluss- und Logikfehler saukomisch, als da wären...

(ACHTUNG SPOILER):
Bei dem Opfer im Kühlraum fantasieren die Cops etwas davon zusammen, dass "die Leiche tiefgefroren sei (durchgefrorener als die benachbarten Schweinehälften) und deshalb nass gewesen sein müsse, als sie hierher gebracht wurde." Der nächste, nur in diesem Film logische Schluss ist, dass die Leiche aus einem Fluss gezogen wurde, wo die Detectives doch tatsächlich auch die nächste Spur finden. Aha..
Das nächste, noch lebende Opfer wird vom Zug getroffen. Dieser hält nicht mal an, scheint auf dieser Strecke öfter vor zu kommen; die Lokführer sind wohl schon ziemlich abgebrüht. Von dieser Leiche "gibt es (erst) keine Spur" (später findet man doch einen Finger). Die Lok müsste eigentlich auffindbar sein und aussehen, als wäre sie durch einen Schlachthof gefahren. Alle drei Anwesenden unterhalten sich über alles, nur nicht das gerade Erlebte. Keinerlei Anzeichen von Schock oder Schrecken.
Anhand eines Fleischbeschauer-Stempels auf einem Schweinekopf finden die Ermittler innerhalb von zwei Stunden nicht etwa den Fleischbeschauer, sondern den entsprechenden Schlachthof, und tatsächlich befindet sich dort ein weiteres Opfer.
Selbst der Unfall Archers zum Schluss war Teil des Plans. O weh...
SPOILER ENDE

Derlei Auffälligkeiten gibt es zuhauf; diese Fehler sind auch der einzige Grund, warum man sich den Film ansehen kann: es macht Spaß, die ganzen Ungereimtheiten zu entdecken und sich drüber zu amüsieren. Der Plan des Serienmörders selbst ist derart ausgefeilt (und damit natürlich undurchführbar), dass selbst John Doe in "Se7en" "Chapeau!!!" rufen dürfte.
Die 78-jährige Schauspiellegende Al Pacino macht sich nicht die Mühe, eine Rolle zu spielen: er ist einfach er selbst. Reicht doch, nicht mal die Frisur wurde verändert und Pacino bleibt wohl gleich in den eigenen Klamotten. Manchmal wirkt er, als bräuchte er dringend einen Drink. Karl Urban sollte keine Rollen wählen, die ihm die Darstellung von Emotionen abfordern.

Das Bild von "Hangman – The Killing Game" ist hervorragend. Besonders die Schärfe ist beeindruckend hoch und sie bleibt es auch, ohne den Film überschärft wirken zu lassen. Alle anderen Parameter sind top, und neben der Schärfe sticht noch die Plastizität hervor.

Der deutsche Track liegt in DTS HD MA 5.1 vor und macht alles richtig.
Die audiovisuelle Umsetzung der Scheibe ist also, ganz im Gegensatz zum Film, sehr gut gelungen.

Extras habe ich nun weiß Gott nicht auch noch angesehen. Die Scheibe hat ein Wendelcover.

Mein persönliches Fazit: hanebüchener Unsinn. "Hangman – The Killing Game" ist extrem unglaubwürdig, ohne Atmosphäre und Thrill, mit zig Anschluss- und Logikfehlern und äußerst schlecht geschnitten, so dass nicht selten der innere Zusammenhang fehlt. Ich rate dringend von einer Sichtung ab, außer man will (mit mindestens 5 Bier im Schädel) "Cluedo" der etwas anderen Art spielen. 
Story
mit 2
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 2
bewertet am 09.04.18 um 18:07
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In den USA ist der Konflikt zwischen Schwarzen und Weißen auch lange nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei selbst im eigentlich liberaleren Norden am Gären, und das Gebrodel entlädt sich 1967 explosiv:
in der Stadtmitte Detroits, wo sich der farbige Anteil der Bevölkerung dicht an dicht drängt, während der weiße, "bessere" Bevölkerungsanteil die Vororte mit all den Arbeitsplätzen besiedelt beginnen die Schwarzen aufzubegehren, als sie von rassistischen Polizisten immer stärker schikaniert werden. Als es die ersten Toten gibt, eskaliert die Situation immer mehr..

In den Sechzigern waren die Vereinigten Staaten Schauplatz zum Teil schwerster Unruhen, mit verheerendem Vandalismus und vielen Toten. Der in weiten Teilen gewaltfreie, aber auch zum Teil extrem gewalttätige Aufstand der schwarzen Bevölkerungsanteile kumulierte in den Morden an Martin Luther King und Malcolm X, brachte aber auch einen nach wie vor vagen Erfolg: Die Farbigen wurden zumindest anerkannter als vorher, und eine rassische Trennung wie die Apartheid in Südafrika wurde aufgehoben. Dies bedeutet beileibe nicht, dass der Rassismus aus den amerikanischen Köpfen verschwunden ist; wie die Vorgänge um die Fruitvale Station oder 2017 bei einer Demonstration in Charlottesville zeigten.
Kathrin Bigelow, Ex-Gattin von James Cameron und eine der ganz großen (Action-) Regisseurinnen unserer Zeit ("Blue Steel", "K-19", "Gefährliche Brandung", "Strange Days", "The Hurt Locker", "Zero Dark Thirty") nahm sich der wahren Begebenheiten einer einzigen Nacht in Detroit an und inszenierte daraus einen atemlos-fiebrigen semi-dokumentarischen Thriller, der die schockierenden Ereignisse in einer Weise aufzeigt, die man so schnell nicht vergisst. Bigelow zeigt, dass das Leben eines Schwarzen seinerzeit wenig wert war und viele Cops geradezu Jagd auf Farbige machten, und sicherlich nicht nur, um sie zu verhören: Mord war an der Tagesordnung. Dennoch ergreift Bigelow nicht Partei und zeigt, dass auch die Farbigen durchaus plünderten und randalierten. Kein Vergleich jedoch zu den Schandtaten der (fast) ausnahmslos weißen Cops. Kaum ein Protagonist wird wirklich eingeführt, und so entsteht auch keine tiefgehende Charakterdarstellung. Tut auch nicht not: der Mindset aller Teilnehmer wird sehr schnell sonnenklar.
Besonders die langen Szenen im Hotel, in denen Will Poulter in seiner Darstellung als rassistischer und sadistischer Cop über sich hinaus wächst sind an Intensität kaum zu überbieten (hätte ich dem Milchgesicht gar nicht zugetraut) und halten locker mit so manchem Home Invasion.-Thriller mit.
Besonders bestürzend ist, dass sämtliche Polizisten bei all ihren Vergehen von der rein weißen Jury tatsächlich freigesprochen wurden.

"Detroit" spielt fast ausnahmslos nachts (genau genommen während einer Nacht) und bei oft schummriger, künstlicher Beleuchtung. Das Bild ist eigentlich hervorragend, kann es aber nicht immer zeigen: die visuelle Darstellung wimmelt nur so von Stilmitteln, und neben Schnipseln von zeitgenössischen Nachrichtensendungen und ähnlichem wird weichgezeichnet, der Kontrast verändert, hin- und her fokussiert was das Zeug hält. Zudem körnt es sichtbar, und auch die Wackelkamera kommt zum Einsatz. Das kann manchen High Def-Enthusiasten vielleicht stören, aber es passt hervorragend zur Atmosphäre des Films.

Der deutsche Track liegt in DTS HD MA 5.1 vor und ist über jeden Zweifel erhaben. In jeder Szene kommen mindestens dezente Umgebungsgeräusche vor, und wenn gefordert grummelt der Bass nachdrücklich und abgrundtief. Die beste akustische Szene ist die, als der Pistolenschütze im Hotel erkannt wird und Cops und Soldaten das Feuer eröffnen: mal abgesehen davon, dass die Schüsse hochdynamisch und realistisch klingen ist wirklich jeder Abschuss zielgenau zu orten. Noch besser: man kann die Zentimeter voneinander entfernt liegenden Einschläge der Kugeln in den Wänden quasi akustisch "sehen". Irre.

Extras werde ich mir noch ansehen, deshalb vergebe ich zunächst mal drei Balken. Die Scheibe hat ein Wendelcover und einen Digital Code.

Mein persönliches Fazit: "Detroit" ist ein hervorragender Film und ein Mahnmal gegen Rassismus.
Dennoch ist der Film meiner Meinung nach wie "Zero Dark Thirty" etwas schwächer als die früheren Werke Bigelows. Das liegt weder an der Thematik noch an den handwerklichen Fähigkeiten der Regisseurin, sondern allein an meinem Empfinden: die besten Bigelows sind für mich nach wie vor "Near Dark", "Blue Steel" und der oscar-prämierte "The Hurt Locker". 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 07.04.18 um 12:17
/image/movie/spacewalker-2018-3d-limited-steelbook-edition-blu-ray-3d---blu-ray-neu_klein.jpg
In den Sechzigern des letzten Jahrhunderts ist der Wettlauf in der bemannten Raumfahrt zwischen den USA und den UdSSR in vollem Gange. Beide Supermächte konkurrieren um den nächsten Schritt: dem ersten Weltraum-"Spaziergang", bei dem sich das erste Mal ein Mensch außerhalb des Raumschiffes aufhalten soll. Um den USA zuvor zu kommen, wollen die UdSSR ihr eigenes Programm beschleunigen und um zwei Jahre vorziehen: statt 1967 sollen nun 1965 die beiden Kosmonauten Alexej Leonow und Pawel Beljajew mit einem nur unzureichend getesteten Raumschiff von Baikonur aus starten und den USA den außenpolitisch so wichtigen Schritt vorweg nehmen. Da sind Pannen natürlich vorprogrammiert, und sie treten auch ein..

"Spacewalker" basiert auf wahren Begebenheiten: Alexej Leonow war 1965 der erste Mensch, der sich außerhalb der schützenden Hülle seines Schiffs frei im Weltall bewegte (von einer Sicherungsleine mal abgesehen). "Spacewalker" schildert den Beginn der Mission, als die beiden Kosmonauten rekrutiert und auf ihre Mission vorbereitet werden und im weiteren Verlauf, ähnlich wie "Apollo 13", die dramatische Mission selbst, die mit allerlei Unwägbarkeiten und technischen Problemen gespickt war und doch schließlich erfolgreich beendet werden konnte, wenn auch die Landung ziemlich missglückte: die beiden Raumfahrer mussten geschlagene 2 Tage bei Temperaturen bis zu - 35 Grad im unwirtlichen Ural ausharren, bis sie endlich gefunden wurden.
Diese Geschichte setzt Dmitry Kiselev angenehm unpathetisch in Szene, der Pathos offenbart sich lediglich durch so manche Äußerung der beiden Kosmonauten. Sogar leise Kritik am damaligen Sowjet-System leistet sich Kiselev, fokussiert aber im Wesentlichen auf die rein technischen, aber auch die menschlichen Aspekte der Mission.
Dabei gelingt es ihm jedoch nicht immer, wirkliche Dramatik zu generieren. Die beiden Kosmonauten sind auch in schwierigsten, weil lebensbedrohlichen Situationen allzu kühl und beherrscht, was wohl durch jahrelanges Training der Realität entsprechen dürfte, jedoch ist das für einen Film zu wenig Spannung erzeugend. Damit will ich sagen, dass der Film recht gut unterhält, aber nicht wirklich sauspannend ist. Er ist hochwertigst und mit Hollywood-Blockbustern auf Augenhöhe produziert, glänzt mit tollen Kulissen, authentischem Zeitkolorit und grandiosen Weltraumaufnahmen.

Das Bild ist schlicht und ergreifend perfekt. Im Gegensatz zu den Vorbewertern konnte ich nicht den geringsten Mangel feststellen; im Gegenteil: das Bild gehört zum Besten, was ich in den letzten Monaten gesehen habe. Besonders die Schärfe ist irre, und sie bleibt es auch in allen Bildebenen. Ebenso herausragend ist die überaus beeindruckende Plastizität, die 3D beinahe schon obsolet macht. Ein minimaler Nachteil ist, dass man durch die extreme Schärfe und Bildgüte die CGI (vor allem im Weltraum) samt und sonders auch als solche erkennt.

Aber 3D wird eben nur beinahe obsolet: die ohnehin schon tolle Tiefenstaffelung bekommt besonders bei den Szenen im Weltraum noch eins obendrauf gesetzt. Hier spielt die stereoskopische Umsetzung ihre ganzen Stärken aus: sogar ein paar tolle Pop Outs in Form von Wassertropfen und ein paar Nahrungsmitteln (Borschtsch in Tropfenform) kommen vor.

Auch der Sound ist super. Der in DTS HD MA 5.1 macht wirklich alles richtig: die Surroundkulisse ist nahezu perfekt abgemischt und permanent vorhanden; alle direktionalen Effekte lassen sich perfekt lokalisieren und bei Raketenstarts und ähnlichem kracht und scheppert es hochdynamisch aus allen Speakern, untermalt von einem sehr kräftigen, tief reichenden Bass. Klasse!

Die Extras habe ich nicht angesehen, ich vergebe den Mittelwert. Das Steel ist wirklich sehr schick: auf der Vorderseite mit dem "zugefrorenen" Kosmonauten, auf der Rückseite mit einer Nachtansicht eines Raumfahrers und innen mit einem tollem Motiv versehen. Sehr schlicht und sehr schön.

Mein persönliches Fazit: Die können´s auch, die Russen. Warum auch nicht: gleichwohl ich bisher nie so richtig angetan war von russischen Filmen (die Machart der Streifen und das Schauspiel der russischen Darsteller sagte mir nicht so zu), gefiel mir "Spacewalker". Der Film ist anders kreiert als so manch anderer russischer Film, hält sich angenehm zurück und ist unaufdringlich, dabei gleichzeitig jedoch visuell wirklich spektakulär. "Spacewalker" ist vielleicht nicht der größte Wurf unter den realistischen Weltraum-Abenteuern, wäre es aber mit ein wenig mehr Spannung und Dramatik. Aber definitiv ist der Film ein ziemlich großer Wurf geworden: Fans von Filmen wie "Apollo 13" dürfen hier guten Gewissens ein Auge drauf werfen. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 05.04.18 um 17:33
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In Gotham sind neuerdings ziemlich unansehnliche Viecher unterwegs, die, wie Batman nach einer Weile heraus findet, auf der Suche sind nach den sogenannten Mutterboxen: 3 Würfel, die vereint unbeschreibliche Macht bedeuten. Dahinter steckt Steppenwolf, offensichtlich irgendein Außerirdischer, der eine Niederlage vor 60 Millionen Jahren (!) gegen Menschen, Aquaten und Amazonen nur schlecht verknusen kann und jetzt Rache will. Dummerweise hat ausgerechnet Superman im Kampf gegen Doomsday sein Leben gegeben und dadurch die Menschheit gerettet und fehlt jetzt schmerzlich. Batman stellt nun ein Team zusammen, um der drohenden Gefahr zu begegnen, und neben Wonder Woman stoßen The Flash und, eher widerwillig, Aquaman und Cyborg dazu. Aber cool wäre es schon, wenn Superman auch noch dabei wäre..

Nach "Man of Steel" und 2Batman v Superman – Dawn of Justice" ist es tatsächlich Zack Snyder, der den dritten Film einer eigentlich gar nicht beabsichtigten Reihe inszenierte. Auf "Justice League" hatte ich mich eigentlich ziemlich gefreut, fand ich doch bereits "BvS" und vor allem "Man of Steel" erfrischend anders und vor allem düsterer als die Masse der knallbunten Vetreter der Konkurrenz von Marvel (besonders schlimm: der letzte "Thor").
Die Darsteller in „Justice League“ sind perfekt gewählt: Henry Cavill IST Superman, Gal Gadot IST Wonder Woman, Ben Affleck setzt immer mehr ganz eigene Akzente als Batman (genial: "Welche Superkraft hast Du eigentlich?" "Ich bin reich."); und neben Ezra Miller beeindruckt Jason Momoa (besonders als er versehentlich auf Wonder Womans Lasso der Wahrheit Platz nimmt..). Nicht so wirklich findet lediglich Cyborg statt. Steppenwolf ist leider nur eine CGI-Figur ohne Emotionalität, der auch im Originalton Ciaran Hinds kaum Leben einhauchen konnte. Der Antagonist muss leider auf seine Action reduziert werden, die aber auch nur beim Überfall auf Themiscyra wirklich beeindruckt.
"Justice League" beginnt sehr stark: von der mit CGI überfrachteten Einführung von Steppenwolf mal abgesehen war der Einstieg so, wie ich es mir von Comic-Verfilmung von Zack Snyder erhoffte: ziemlich düster, mit dezenter, politischer Message (durchaus auf die heutige Migrantenpolitik anwendbar) und tollen Actionszenen, die dazu noch mit schönen SloMo-Sequenzen und ausgefallenen Kameraeinstellungen perfekt inszeniert wurde. Hier besticht besonders Wonder Womans erster Auftritt in der Bank.
Ab etwa der Hälfte driftet der Film dann leider wieder in das übliche Snyder-CGI-Getöse ab, das schnell ermüdet. Schade, die erste Hälfte des Films ließ eine Stimmung wie in "Watchmen" erhoffen, aber: Pustekuchen. Nur die erste Begegnung Kal-Els mit der Liga ist eine Augenweide.

Das Bild der Scheibe ist herausragend. Auf meiner Technik zeigte sich nicht der geringste Mangel, und im Gegensatz zum Reviewer fand ich das Bild an keiner Stelle flach: die Plastizität ist vor allem in gut ausgeleuchteten Stellen der Hammer.

Auch tonal überzeugt die Scheibe restlos. Der in Atmos vorliegende deutsche Track hat einen TrueHD-Core, der es in sich hat. Permanent ist was los auf den Surrounds und Backgrounds, alle Geräusche sind sehr gut ortbar. In den Actionszenen (und die Masse des Films besteht aus Actionszenen) kracht es hochdynamisch aus allen Richtungen, und der Bass grummelt abgrundtief und voll dazu. Toll.

Die Extras habe ich wie üblich nicht angesehen, sie scheinen aber zumindest umfangreich vorzuliegen.
Die Scheibe hat ein Wendelcover.

Mein persönliches Fazit: Allzu viel hatte ich von "Justice League" nicht erwartet, doch die erste Dreiviertelstunde stimmte mich hoffnungsvoll, vielleicht doch mal wieder eine düstere Comic-Verfilmung á la "Watchmen" zu sehen zu bekommen. Nach den ersten 45 Minuten jedoch wurde der Film zu einem jener Zack Snyder-Filme, wie man sie aus der Vergangenheit kennt (die zu Unrecht oft gescholtenen "Man of Steel" und "Sucker Punch" mal außen vor lassend): zu wenig Story, noch weniger Tiefgang, viel zu viel CGI-Action und diese auch noch zu abgespaced. Schade drum, da wäre mehr gegangen. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 31.03.18 um 17:28
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So etwa um 500 n. Chr., im heutigen Großbritannien: König Uther Pendragon besiegt den machthungrigen Magier Mordred, als dieser nach dem englischen Thron greift. Kurz darauf wird nicht nur seine Frau, sondern auch Uther selbst von einem Dämon ermordet, und beider kleiner Sohn Arthur muss dabei zusehen. Arthur wird von drei Prostituierten aus dem Fluss gefischt, groß gezogen und erlernt das Leben auf die harte Tour in der Halbwelt Londiniums. Erst als Vortigern, Bruder von Uther Pendragon und Throninhaber, aus Angst vor einer Prophezeiung alle in Frage kommenden jungen Männer am wiederentdeckten Excalibur zerren lässt um den wahren Thronerben zu identifizieren und Arthur das Teil tatsächlich aus dem Fels gezerrt kriegt, erkennt er die Ursache für seine Alpträume und seine wahre Bestimmung..

Als seinerzeit bekannt wurde, dass Guy Ritchie als Regisseur für eine Neuverfilmung der Artus-Sage in Frage waren viele skeptisch: Ritichies bisherige Filme (einige wie "Bube, Dame, König, GrAs" und "Snatch" sind grandios) waren von Machart, Thematik und zeitlicher Ansiedlung (von Sherlock Holmes" mal abgesehen) her so gar nicht mit "historischen" Themen oder gar Sagen verknüpfbar. Die Skepsis war nur zum Teil unbegründet oder auch zum Teil begründet, denn Ritchie verpasste dem leicht muffigen, schon vielfach verfilmten Stoff tatsächlich eine Frischzellenkur, die jedoch meines persönlichen Erachtens nicht in allen Filmteilen völlig gelungen ist.
Bereits zu Beginn setzt Ritchie auf allerlei optischen Bombast und CGI-Fantasy, die manchmal hart an der Grenze zum Unerträglichen entlang schippert. Besonders die übergroßen Mammuts/ Kampfelefanten hatten wohl nach der Schlacht auf den Pellenor-Feldern noch Zeit bis zum nächsten Auftrag. Danach wird "Arthur" zu einem fast schon"realistischen" Fantasyaction-Film im historischen Gewand (von einem over-the-top Abstecher in die "Darklands" während Arthurs "Ausbildung" mal abgesehen), um dann im Finale wiederum auf ein Zack Snyder Gedächtnis-CGI-Overkillgetös e zu setzen. Insofern schade, denn die handgemachten Kämpfe und Verfolgungsjagden im Mittelteil waren durchaus ansprechend in Szene gesetzt. Aufgelockert wird das ganze durch Ritchie-typisches Dialogs-Pingpong, das zwar etwas arg modern und dadurch etwas bemüht und dezent unpassend wirkt in dem "historischen" Szenario, das aber auch teils saukomisch ist.
Insgesamt kann man die Frischzellenkur als geglückt, aber auch als gewöhnungsbedürftig bezeichnen. Allerdings darf man nicht erwarten, dass sich hier eine vorlagentreue Verfilmung zeigt: die Kostüme des Königs und der Blacklegs sehen eher nach Science Fiction aus, und eine der wichtigsten Figuren der Sage, nämlich Merlin, fehlt erstaunlicherweise komplett. Eigentlicher Star des Films ist Jude Law, der seinem Charakter Skrupellosigkeit und Eiseskälte, aber eben auch innere Zerrissenheit einzuhauchen vermag und der glaubhaft transportiert, dass der König aus Machtgier auch die größten Opfer bringt.

Das Bild hervorragend. Hier Mängel zu suchen hieße nicht die Nadel im Heuhaufen, sondern im Nadelhaufen zu finden: alle Parameter bewegen sich im Referenzbereich. Im Grunde genommen ist das weder Überraschung noch handwerkliches Können: die Masse des Filmes dürfte vor der Green-/ Bluescreen entstanden sein und somit sind viele Hintergründe gerendert. Besonders Totale bestechen mit tollem Detailreichtum und hoher Schärfe.

Das 3D ist nicht nativ, was aber schon seit geraumer Zeit nicht unbedingt einen Qualitätsabstrich bedeutet. Neue Konvertierungen sind oft gut gelungen, so auch hier: die Plastizität und auch die räumliche Tiefenstaffelung ist sehr gut, nur auf sprichwörtlich hervorragende Pop Outs muss der 3D-Freak verzichten.

Der deutsche Track liegt in Atmos vor, mein Receiver reproduziert den Track in Dolby TrueHD vor und macht so ziemlich alles richtig. Die Tonspur weist Surroundgeräusche satt auf, die besonders in Vortigerns Höhle toll abgemischt sind, und beispielsweise das Zischen abgeschossener Pfeile (wenn es denn mal beigemischt wurde, ist leider nicht immer der Fall) ist gut ortbar. Die Dynamik und der Bass sind besonders in den Massen- und Schlachtszenen herausragend.

Das Artwork des Steelbooks finde ich gut gelungen: das Steel ist matt lackiert, aber ungeprägt; mit Backprint und Innendruck. Die 2D und 3D-Fassung liegt auf separaten Scheiben vor. Die Extras habe ich nicht angesehen, ich vergebe den vorliegenden Mittelwert.

Mein persönliches Fazit: "Arthur - Legend of the Sword" ist keine Sagenverfilmung im eigentlichen Sinn, wer das erwartet sollte lieber zu John Boormans "Excalibur" greifen. Dieser Film hier gleicht eher einer knallbunten Comic-Version der Sage; Ritchie verzichtet zu Gunsten von allerlei optischem Schnickschnack und schier pausenloser Action (um nicht zu sagen: Hektik) auf Akkuratesse in der Wiedergabe der alten Legende. Seltsam ist, dass wichtige Figuren wie Merlin komplett fehlen. Unterhaltsam ist der Film ein Mal definitiv, mehr aber auch nicht. Vier Balken sind ziemlich wohlwollend, drei wären allerdings zu wenig. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 29.03.18 um 11:13
/image/movie/steve-jobs-2015-blu-ray-und-uv-copy-neu_klein.jpg
Die USA, 1984: kurz vor der ersten medial prominent aufbereiteten Präsentation des legendären und genauso geheimnisvollen MacIntosh-PCs muss Steve Jobs nicht nur die letzten Showstopper für die Show am Computer beseitigen; er kappt auch noch ein paar lose Enden mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, Ex-Frauen und gemeinsamen, mindestens vermeintlichen Kindern sowie alten (ehemaligen) Freunden. Und Jobs geht dabei, wie eben auch im Geschäft, alles andere als zimperlich vor..

"Steve Jobs" ist der 11. von mittlerweile 12 Filmen des schottischen Regisseurs Danny Boyle (ein paar Kurzfilme nicht eingerechnet), der Film erhielt für einen Boyle erstaunlich wenige Auszeichnungen bzw. auch wenige Nominierungen. Lediglich Winslet und Fassbender wurden für ihre Leistungen für den Oscar nominiert, was für mich persönlich im Falle Fassbender ein Rätsel ist: der deutschstämmige Ire gibt sich nicht mal im Ansatz Mühe, Gestik und Mimik von Steve Jobs zu imitieren. Da war bei Ashton Kutcher im Biopic "jOBS" schon wesentlich mehr (erfolgreiches) Bemühen zu erkennen.
"Steve Jobs" ist im Wesentlichen ein Kammerspiel, dass sich zumeist hinter und ab und an auf der Bühne des Flint Center in Cupertino abspielt, als der MacIntosh präsentiert werden soll, aber nicht so recht funktionieren will. Dabei zeigt sich die ganze Persönlichkeit Steve Jobs´, der offensichtlich kaum etwas selbst erfunden, geschweige denn konstruiert hat und der lediglich durch seinen eisernen Willen, seine Dominanz, seine an Starrköpfigkeit grenzende Beharrlichkeit und nicht zuletzt durch seine mangelnde Empathiefähigkeit Menschen auch gegen ihren Willen zu Höchstleistungen antrieb. Dabei war nie der Wille und Wunsch des Kunden, sondern stets der von Jobs entscheidend.
"Steve Jobs" lebt von seinen Dialogen, und hier besonders von denen zwischen Jobs und seiner engsten Mitarbeiterin Joanna Hoffmann, die als einzige ab und an zu Jobs Herz durchdringen und andere Emotionen außer Wut und Ungeduld hervorrufen kann. Diese Dialoge sind derart geschliffen und werden regelrecht prickelnd zwischen den Akteuren hin- und hergeworfen, dass trotz der relativ trockenen Thematik keine Sekunde Langweile aufkommt.

Visuell spielt Danny Boyle wie gewohnt mit allerlei Stilmitteln wie beabsichtigten, leichten Unschärfen und ähnlichem. Seine sonst gerne genutzten außergewöhnlichen Kameraspielereien sieht man indes kaum. Das Bild wird mit zunehmender Laufzeit nicht nur schärfer, sondern auch kontrastierter, wobei hier die höchste Schärfe in Nahaufnahmen auftritt. Der Schwarzwert geht in Ordnung, die Plastizität könnte höher sein.

Der deutsche Track liegt in DTS vor und hat leichtes Spiel bei dem Film. Lediglich in wenigen Szenen, in denen das Publikum im Saal laut klatscht, mit den Füßen aufstampft und pfeift pumpt der Track aus allen Speakern Surroundgeräusche ins Wohnzimmer. Dann werkelt auch der Bass ordentlich mit.

Bei den Extras vergebe ich wie üblich den vorliegenden Mittelwert, da nicht angesehen. Meine Ausfertigung hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: ich bin definitiv Danny Boyle-Fan. Ich habe bis auf "Millions" alle seine Filme gesehen, einige stehen noch immer in der Sammlung und alle bis auf "Trainspotting 2" habe ich mit 5 Balken bewertet (wobei selbst bei Boyle kaum zu erwarten war, dass er seinen eigenen Kulthit übertreffen würde). "Steve Jobs" ist für mich der "schlechteste" Boyle (wenn man bei diesem Regisseur überhaupt von schlechten Filmen sprechen kann), und um bei seinen Filmen eine Abstufung vornehmen zu können vergebe ich "nur" 4 Balken. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 23.03.18 um 08:57
/image/movie/Quarry-2016-Die-komplette-erste-Staffel-DE_klein.jpg
Memphis, Tennessee; im Jahr 1972: kurz vor Ende des Vietnam-Krieges kehrt der Marine Mac Conway von seinem zweiten (freiwilligen) Einsatz zusammen mit seinem Kameraden Arthur zurück. Der Empfang ist; vorsichtig ausgedrückt; sehr frostig, denn viele Amerikaner sind nicht nur ein wenig in der pazifistischen Stimmung des "Summer of Love" gefangen, sondern auch kriegsmüde, und: Conway und sein Kamerad waren an einem grausamen Kriegsverbrechen beteiligt.
Mac und Arthur kriegen in der Folge keinen Job, und in ihrer größten Not werden sie von einer zwielichtigen Organisation, verkörpert von dem noch zwielichtigeren Broker, kontaktiert: sie sollen für Geld unliebsame Zeitgenossen "entsorgen": Gleich der erste Einsatz geht schief, und Mac Conway, fortan genannt "Quarry", sitzt ziemlich in der Patsche, denn nun muss er erst mal Schulden zurück zahlen. Quasi durch weitere "Dienstleistungen", versteht sich..

"Quarry" ist zu Unrecht eine eher unbekannte Serie, die ein wenig ein Schattendasein fristet und leider nach der 1. Staffel eingestellt wurde.
"Quarry" ist definitiv mehr Drama als Actionserie (wobei Action und vor allem Brutalität sicherlich nicht zu kurz kommen) und zeichnet ein düsteres Bild der 70er in den USA. Der Krieg in Vietnam ist verloren, und obwohl die Niederlage gesellschaftlich ignoriert wird sind die Heimkehrer selten wohl gelitten. Der Krieg hat Narben im Land, aber vor allem in der Psyche seiner Soldaten hinterlassen, und durch beides haben es die Veteranen schwer wieder Fuß zu fassen. In diesem Szenario wird der ehemalige Marine gegen seinen Willen als Auftragsmörder angeheuert, als er die "Schulden" seines getöteten Kameraden abarbeiten muss.
"Quarry" atmet genau diese trostlose und depressive Atmosphäre und verschmilzt sie kongenial mit dem hitzeflirrenden, verschwitzten Blues der amerikanischen Südstaaten. Kulissen, Frisuren, Klamotten und tolle Autos prägen das authentische Bild der Serie, aber Achtung: "Quarry" hat durchaus auch ein paar Längen, die jedoch durch ihre beeindruckenden Bilder, aber auch die Dialoge kein Stück langweilig sind.
"Quarry" ist ab und an verblüffend brutal und paart diese Brutalität mit manchmal absoluter Überraschung, und diese Brutalität ist völlig anders geartet wie in "Banshee": wo dort vor allem körperliche Gewalt regelrecht zelebriert wird ist sie in "Quarry" stets Mittel zum Zweck.

"Quarry" wurde von Cinemax produziert; Cinemax gehört zu HBO. Wie die Produktionen vom großen Bruder ist auch "Quarry" von sehr hoher audiovisueller Güte. Das Bild ist sehr scharf, top kontrastiert und verfügt über einen ausgewogenen Schwarzwert. Die Farbgebung ist dezent erdig-braungelb und entsättigt und produziert zusammen mit dem authentischen Look eine tolle Seventies-Atmosphäre.

Der in DTS 5.1 vorliegende Sound ist gut bis sehr gut, kommt aber an gute Lossless-Abmischungen nicht heran. Die Surroundkulisse ist stets gegeben und auch bei den Actionszenen geht es gut ab, aber so richtig die Muskeln spielen lässt der Track eigentlich nur beim Anfangs- und Schlussscore oder wenn in den Folgen mal eine Band spielt. Schlecht ist der Track beileibe nicht, hat aber noch Luft nach oben.

Bei den Extras schließe ich mich der Wertung des Reviews an. Die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: eigentlich hatte ich bei "Quarry" schon etwas anderes erwartet, denn die Inhaltsangabe und auch der Trailer versprachen irgendwie eine tempo- und actionreiche Serie. Dennoch bin ich alles andere als enttäuscht, eher im Gegenteil: "Quarry" ist bei der ganzen (oder vielleicht auch: trotz aller) Action und Brutalität sehr tiefgründig und reiht sich dadurch bei den Serien mit Anspruch ziemlich weit vorne ein. Ob sie allerdings Potential zum mehrfachen Sehen hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für Freunde anspruchsvoller Serienunterhaltung spreche ich definitiv eine Sehempfehlung aus. 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 18.03.18 um 15:16
/image/movie/thor-tag-der-entscheidung-3d-limited-steelbook-edition-blu-ray-3d---blu-ray-neu_klein.jpg
Neulich, in und um Asgard: während Thor den Feuerdämon Surtur vermöbelt erfährt er, dass Ragnarök kurz bevor steht. Die Prophezeiung aus der Edda soll also tatsächlich wahr werden: Asgard wird vernichtet werden, aber ein wenig anders als es in den alten nordischen Göttersagen vorher gesagt wurde: Odins Erstgeborene Hel(a), die Göttin des Todes, die mal eben Mjölnir pulverisiert und Thor dadurch vom Donner- zum Blitzgott degradiert wird Asgard zu Fall bringen. Und nun muss Thor nicht nur erstmal Odin finden, sondern sich ausgerechnet mit seinem heimtückischen und niederträchtigen Bruder Loki (wohl wissend, dass er irgendwie übers Ohr gehauen wird), mit seinem unberechenbaren Avengers-Buddy Hulk (dem er erst mal in einer Arena die Fresse polieren muss) und einer alkoholabhängigen Walküre verbünden, um überhaupt eine Chance gegen die schier unbesiegbare Hela zu haben..

Da ist er nun, der dritte Einzelfilm eines Einzeltäters aus dem Marvel Cinematic Universe; nach Iron Man und Captain America der dritte Solist, dem diese Ehre zuteil wurde. Wie in bisher jedem "Thor"-Film wurde „Bäumchen-wechsel-Dich“ mit dem Regisseur gespielt; und für "Tag der Entscheidung" (warum auch immer dieser deutsche Titel gewählt wurde: "Ragnarök" ist ein Begriff aus der Edda, hat tatsächlichen Bezug zu dem Donnergott Thor und klingt definitiv cooler) hat der Neuseeländer Taika Waititi auf dem Stuhl des Regisseurs Platz genommen. Waikiki hat auch den skurrilen "5 Zimmer, Küche, Sarg" inszeniert, mit dessen Humor ich überhaupt nicht klar kam. Der Regisseur hat übrigens das Teenie-Steinwesen Korg verkörpert.
Der neue Regisseur brachte tatsächlich frischen Wind in das "Thor"-Franchise, ob dieser frische Wind jedoch gefällt liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Der in den beiden früheren beiden Filmen eher etwas steife Gott des Donners wirkt in "Tag der Entscheidung" nicht nur optisch wie ein Hipster; ihm wurde auch sprachlich ein Update verpasst. So wurde beinahe schon krampfhaft versucht, vieles durch Humor aufzulockern, was nicht immer gelingt: besonders die Szenen mit dem bockigen Kind namens Hulk ohne Kloppereien sind für mein Empfinden deutlich misslungen, aber auch die Szenen mit dem Stein-"Teenager" Korg wirken ziemlich erzwungen. Ein Übriges tut hierzu der mindestens in drei ziemlich bekannten Stücken außerordentlich unpassende Soundtrack. Darstellerisch ist Chris Hemsworth nun mal Thor oder eben der Huntsman, und den Beweis dass er mehr kann bleibt der Australier nach wie vor schuldig. Cate Blanchett ist in ihrer fiesen Rolle mit sichtlichem Spaß bei der Sache und mit ihren 49 Jahren noch immer ziemlich knusprig. Jeff Goldblum hingegen ist völlig überflüssig.
Comic-Verfilmung hin, nahe am Comic her: "Thor – Tag der Entscheidung" ist wie "Thor – The Dark Kingdom" deutlich näher an "Star Wars" als an einer Sagenverfilmung, mit CGI und Special Effects viel zu überladen (und nicht alle, wie beispielsweise der Feuerdämon Surtur, sind wirklich gelungen). "Ragnarök" ist zwar nicht gerade spannend, aber durchaus unterhaltsam und lebt für mich persönlich nicht von seinen Special Effects, sondern hauptsächlich von den Kabbeleien zwischen Thor und verschiedenen Antagonisten.
Ist "Ragnarök" nun eine gute Comic-Verfilmung? Für mich ist der Film nur Durchschnitt, der erste gefiel mir nach wie vor am besten.

Wie von MCU-Filmen gewohnt, ist das Bild hervorragend. Hier Mängel zu suchen hieße nicht die Nadel im Heuhaufen, sondern im Nadelhaufen zu finden: alle Parameter bewegen sich im Referenzbereich. Im Grunde genommen ist das weder Überraschung noch handwerkliches Können: die Masse des Filmes dürfte vor der Green-/ Bluescreen entstanden sein und somit sind die meisten Hintergründe gerendert.

Das 3D ist nicht nativ, was aber schon seit geraumer Zeit nicht unbedingt einen Qualitätsabstrich bedeutet. Neue Konvertierungen sind oft gut gelungen, so auch hier: die Plastizität und auch die räumliche Tiefenstaffelung ist sehr gut, nur auf sprichwörtlich hervorragende Pop Outs muss der 3D-Freak verzichten.

Der deutsche Track liegt in Dolby Digital + vor und macht fast alles richtig. Im Vergleich zu einem guten Dolby TrueHd-Track fehlt das letzte Quäntchen Brillanz in Mitten und Höhen sowie der letzte Punch in Sachen Dynamik und Bass, das aber ist Meckern auf höchstem Niveau.

Extras habe ich nicht angesehen, ich vergebe einen vorsichtigen Mittelwert. 2D und 3D-Fassung liegen auf gesonderten Discs vor. Das Steel wirkt sehr wertig, ist hochglanzlackiert, innen mit Motiven versehen und sehr schön anzusehen.

Mein persönliches Fazit: nun, Marvel-Fan bin ich nicht per se, und gleichwohl ich mir jeden neuen ansehe verbleiben nur wenige in der Sammlung. Die "Thors" finde ich allesamt allenfalls mittelmäßig, und "Tag der Entscheidung" ist für mich nur marginal besser als "The Dark Kingdom". "Ragnarök" ist ein quietschbuntes Bonbon-/Science Fiction-/Effektespektakel, das so vergänglich-schnellen, aber eben auch zweifelhaften "Genuss" bietet wie Zuckerwatte. "Thor" funktioniert für mich am besten unter der Regie Joss Whedons in den "Avengers". 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 08.03.18 um 10:32
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Irgendwann, so etwa in fünfzig Jahren: Die Bevölkerung der Erde ist quasi explodiert und hat sich wie prognostiziert in 25 Jahren verdoppelt. Daraus resultieren, ebenfalls wie prognostiziert, extreme Wasser- und Nahrungsmittelknappheiten, die schon mal zum Verzehr von Ratten zwingen. Gleichzeitig ist die Rate der Mehrfachgeburten ebenfalls explodiert, und leider auch die Rate der Gendefekte. Die Regierungen der Welt sahen nur eine einzige Möglichkeit, wie die Menschheit überleben könnte: die Geburtenrate musste drastisch gesenkt werden; und durch eine eigens geschaffene Behörde wird eine Ein-Geburten-Regelung mit robusten Maßnahmen durchgesetzt. Jede Person ist registriert und wird mit einem codierten Armband täglich mehrfach kontrolliert, alle Geschwister werden in den Cryo-Schlaf versetzt. In dieser Welt gebiert eine Frau Siebenlinge und stirbt bei der Geburt. Der Großvater der Mädchen zieht diese groß, benennt sie nach den sieben Wochentagen und jede Nichte darf nur an "ihrem" Wochentag ans Tageslicht. Das geht 30 Jahre lang gut, bis eines Tages Monday nicht nach hause zurück kehrt..

Einerseits muss man dem Review recht geben: die Thematik Überbevölkerung und ihre Folgen ist in verschiedenen Varianten immer wiederkehrendes Thema in der Science Fiction. Das gab es schon in den Fünfzigern ("Der Omega Mann"), aber auch in jüngerer Vergangenheit mit "Children of Men" (übrigens ein herausragender Science Fictioner, wie ich finde). Andererseits wird in "What happened to Monday" das Rad zwar nicht neu erfunden, meines Erachtens durchaus zumindest mit einer neuen Reifenentwicklung versehen: die Variante mit den sieben Schwestern, die jede nur an einem bestimmten Wochentag in die Öffentlichkeit darf bringt durchaus frischen Wind ins Genre. Noomi Rapace zeigt durch die 7 verschiedenen Rollen die breiten Facetten ihres Könnens, und gerade die Natürlichkeit und Unauffälligkeit ihrer Darbietung überzeugt vollends, da keiner der Charaktere über Gebühr plakativ dargestellt wird. In der abgeschotteten Wohnung, wo die Karrieristin, die Sportlerin oder etwa der introvertierte Nerd miteinander interagieren zeigt sich die ganze Größe der Schwedin. Beinahe die Show gestohlen wird Rapace allerdings durch die wenigen Auftritte von Glenn Close, deren Szenen durch das maskenhafte Äußere und die Kontaktlinsen beeindruckend gefördert werden (wirkt ganz schön gruselig, die Dame).
Ab dem Moment, als den verbliebenen Schwestern langsam gewahr wird, dass sie durch das Fernbleiben von Monday in größte Gefahr geraten und ihnen die "Agency" auf die Spur gerät wandelt sich der Film beinahe schon zum reinrassigen Actioner, dessen Brutalität vor allem bei der ersten Schießerei/ Schlägerei ordentlich verblüfft. Nun, von Tommy Wirkola ist man von "Hänsel & Gretel: Hexenjäger" und besonders von "Dead Snow" ja einiges gewohnt, und ein paar Splatter-Momente konnte sich der Finne wohl auch hier nicht verkneifen. Ab dieser ersten Actionszene wird stetig an der Spannungsschraube gedreht, und der Schluss wartet nochmal mit einem überraschenden Twist auf, den mal wohl erahnen, aber nicht wirklich vorher sehen kann.

Das Bild ist so, wie man es von einer aktuellen, einigermaßen hoch budgetierten europäischen Produktion erwarten kann. Besonders die Schärfe ist hoch, dennoch blieb ein toller filmischer Look erhalten. Die relativ triste Atmosphäre wird durch Farbentsättigung gefördert, und einer der wenigen Farbtupfer ist der knallrote Lippenstift von "Karen Settman". Ansonsten könnte der Kontrast minimal ausgewogener sein und der Schwarzwert etwas satter. In den dunklen Szenen tritt keinerlei Rauschen auf. Die Referenzwertung wird nicht ganz erreicht, 9 hätte ich auf einer Zehnerskala vergeben, so runde ich auf.

Der Film wurde mit einer DTS HD HR 5.1-Tonspur versehen, die die Action durch gute Dynamik und satten, tiefreichenden Bass gut unterstützt. Umgebungsgeräusche sind vorhanden und gut ortbar, die Dialoge sind perfekt verständlich. Insgesamt betrachtet macht der Track seine Sache mehr als ordentlich, kann aber zum Beispiel mit "Es" oder "Blade Runner 2049" in puncto Dynamik und Bass nicht mithalten. 

Bei den Extras vergebe ich wie üblich die vorliegende Durchschnittswertung, die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: gefiel mir gut, der Film. "What happened to Monday" nimmt sich der Problematik an, die der Erde in wenigen Jahren droht und webt auf dieser Grundlage einen rasanten Sci Fi-Thriller, der kaum Längen aufweist und neben ordentlich Action eine interessante Story bietet. Langt zwar nicht ganz zum Verbleib in der Sammlung, aber zur Vergabe einer Sehempfehlung allemal. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 2
bewertet am 03.03.18 um 11:42
/image/movie/american-assassin-2017-neu_klein.jpg
Der junge Mitch Rapp hat seiner Freundin an einem Strand von Ibiza gerade einen Heiratsantrag gemacht, als das Unfassbare geschieht: in einem Boot landen Terroristen an diesem Strand und töten wahllos Männer, Frauen und Kinder; darunter Mitchs Zukünftige; er selbst wird schwer verletzt. Nach seiner Genesung kennt Mitch nur noch ein Ziel: voller Hass Terroristen zu suchen, zu finden und zu töten. Dazu trainiert er wie besessen Nahkampf und Schusswaffengebrauch und infiltriert über das Internet eine islamistische Terror-Zelle. Dadurch wird die CIA auf ihn aufmerksam, die die gleiche Zelle observiert. Ein großes Tier der Agency, die Vize-Direktorin Kennedy, wird auf den „Autodidakten“ Mitch aufmerksam und will ihn auch einsetzen; denn: 15 Klo waffenfähiges Plutonium sind verschwunden und die Welt läuft Gefahr, Opfer eines verheerenden Terroranschlages zu werden. Dahinter steckt der geheimnisvolle "Ghost", offensichtlich dem CIA kein Unbekannter. Aber erst mal muss Mitch in Trainingsprogramm durchlaufen, und zwar bei dem überaus harten Hund Hurley..

Zunächst ein mal: die Storybeschreibung hier im Karteireiter stimmt nicht mal zur Hälfte, also bitte erst gar nicht lesen.
Mitch Rapp scheint ein CIA-Agent zu sein, der wohl schon in insgesamt 15 Romanen die Welt gerettet hat: ich selbst habe keines der Bücher gelesen. "American Assassin" scheint der erste Mitch Rapp-Roman gewesen zu sein, und der wesentliche Unterschied ist wohl, dass Rapps Freundin während des Lockerbie-Attentats ums Leben kam. Sowas ist wohl schon lange aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden, etwas wie die schockierenden Anschläge an einem türkischen Strand noch nicht.
Legt man nicht allzu viel Wert auf Glaubwürdigkeit, wird man durch "American Assassin" recht gut unterhalten. Allerdings teile ich die Ansicht, dass der Film einen starken, hoch dramatischen und schockierenden Beginn hat und dann reichlich "gewöhnlich" wird. Dass ein Twen sich auf seine Version des Djihad vorbereitet wie im Film gezeigt mag in bei den lockeren Waffengesetzen in den USA noch angehen; dass es ihm gelingt eine terroristische Zelle zu infiltrieren halte ich für relativ unwahrscheinlich. Andererseits: so generiert auch der IS zum Teil seinen Nachwuchs. Dass der Top-Terrorist zum Ende gar kein Moslem ist dürfte dem amerikanischen Publikum zum Vorteil gedeihen: so kommt kein Moslem auf die Idee, sich wegen des Films explosiv zu empören.
"American Assassin" ist leidlich spannend und bietet allerlei gute Schießereien und Nahkämpfe auf, schießt aber zum Schluss sehr deutlich über das Ziel hinaus. Michael Keaton, andernorts für seine Darstellung und seine Oneliner gelobt empfand ich eher als Karikatur eines Ausbilders, der besonders bei der Folterszene Overacting par excellence an den Tag legt. Nachwuchs-Star Dylan O´Brien macht seine Sache ganz ordentlich.

Das Bild ist an sich hervorragend, zeigt seine Stärken aber zu selten. Seine ganze Pracht zeigt der visuelle Transfer bei einer einzigen Einstellung: der Fahrt durch Virginias Wälder Richtung des Ausbildungsgeländes. Hier ist das Bild überaus plastisch, äußerst detailreich, höchst scharf, perfekt kontrastiert und farbtreu. In irgendeinem der genannten Parameter schwächelt das Bild während des restlichen Films; aber sehr gut ist es allemal.

Der deutsche Track liegt in Atmos vor, der Core in Dolby TrueHD. Der Sound hat es in sich und macht so ziemlich alles richtig. Bass, Dynamik, Surroundkulisse, direktionale Effekte: alles satt vorhanden. Die Scheibe macht akustisch richtig Laune.

Bei den Extras vergebe ich den vorliegenden Mittelwert; die Veröffentlichung hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: Im Grunde ist "American Assassin" ein 08/15 Agenten-/Antiterroristenthrill er von der Stange. Hintergründe werden nicht beleuchtet, es geht rein um den Unterhaltungsfaktor. Das gelingt dem Film zwar leidlich, mir persönlich ist das vor dem Hintergrund des internationalen Terrorismus deutlich zu wenig. Sowas haben Filme wie "Cleanskin" oder "Eye in the Sky" sehr viel besser hingekriegt. Dennoch: ansehen kann man sich diesen Film durchaus gut und wird auch gut unterhalten. Aber: "American Assassin" ist oberflächliche Unterhaltung, und deshalb kein Kandidat für die Sammlung. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 02.03.18 um 17:22
/image/movie/es-2017-limited-steelbook-edition-blu-ray---uv-copy-neu_klein.jpg
In der (fiktiven) Kleinstadt Derry, im Bundesstaat Maine im äußersten Nordosten der USA, verschwinden so etwa 1989 reihenweise Kinder und werden manchmal gar nicht, manchmal jedoch schwer misshandelt und verstümmelt aufgefunden; die Kindermordrate liegt um ein vielfaches höher als in den anderen Regionen. Auch der junge Georgie Denbrough, kleiner Bruder von "Stotter-Bill" (von seinen Lieblings-Schulfeinden spöttelnd so genannt) wird auf grausame Weise ermordet. Der neu zugezogene Schüler Ben, stark an der Geschichte Derrys interessiert; findet heraus dass etwa alle 27 Jahre die Mordrate an Kindern stark ansteigt und irgendwie in der Nähe immer irgendwo ein Clown photographiert wurde. Bill und seine Freunde Eddie Kaspbrak, Stan Uris, Richie Tozier und später Beverly Marsh, Ben Hanscom und Mike Hanlon werden nicht nur alle von demselben Clown heimgesucht, sondern gründen den "Club der Verlierer", der "Es" ein für alle Mal vom Kindermorden abhalten will..

Stephen King, der wohl größte lebende Autor von Horrorliteratur, hat insgesamt über 40 (!) Romane und unzählige Kurzgeschichten geschrieben (davon kaum einer unter 500 Seiten umfassend); und einer davon und gleichzeitig einer der erfolgreichsten ist "Es": das Buch war das meistverkaufte in den USA im Jahr 1986. Der Roman erfuhr bereits im Jahre 1990 eine zweiteilige Verfilmung mit einer legendären Performance von Tim Curry als Clown Pennywise. 2017 war es dann soweit: der "Mama"-Regisseur Andrès Muschietti nahm sich der bereits sehnlichst erwarteten Neuverfilmung an; der erste Trailer wurde innerhalb von 24 Stunden unglaubliche 197 Millionen Mal angeklickt.
Die Verfilmung wurde offensichtlich von vorne herein als Zweiteiler angelegt, denn man darf nicht außer Acht lassen, dass die King-Romane nahezu ausnahmslos äußerst umfangreiche Schwarten sind; "Es" hat in meiner Fassung der Erinnerung nach knapp 900 Seiten.
Im "Erstling" wird im Gegensatz zum Buch ausschließlich auf die Phase fokussiert, die die erste Begegnung und den ersten Kampf der Kinder im Teenageralter gegen den übernatürlichen Gegner schildert; der etwa 27 Jahre später stattfindende zweite Kampf gegen "Es" wird im zweiten Teil thematisiert, der sich schon in der Pipeline befindet. Das ganze wird jedoch um exakt 27 Jahre verschoben (Ironie?): im Buch kämpfen die Teenies so etwa 1958 gegen "Es", im Film ist es Mitte/ Ende der Achtziger.
"Es" hält sich weitestgehend an die Vorlage, und dann doch wieder nicht. Der Beginn ist vielversprechend und tatsächlich 1:1 aus dem Buch übernommen, ab dann nimmt sich der Regisseur schon mal die eine oder andere künstlerische Freiheit, die aber auch den Kenner des Buches nicht allzu sehr stören dürfte. Die Erscheinungsformen von "Es" im Film unterscheiden sich teils erheblich von denen im Buch, und einige wichtige Sequenzen wie die mit den ertrunkenen Jungs im Wasserturm, die Szene mit dem Werwolf oder mit Paul Bunyan fehlen leider ganz, dafür wurden einige im Buch nicht vorkommende Szenen aufgenommen. Auch das Schicksal Henry Bowers` wirkt sich im Film deutlich anders aus. Es bleibt abzuwarten wie es im zweiten Teil weiter geht, da Bowers eine gewichtige Rolle im Buch spielt. Schade ist, dass die Geschichte Derrys und die ganze Geschichte um Mike Hanlons Vater und die Kneipe für Farbige namens "Black Spot" nur kurz angerissen wurde: das macht im Buch einen erheblichen Teil des Horrors aus und fördert wesentlich die Atmosphäre. Natürlich trug hier eine begrenzte Länge eines Spielfilms zu dieser Kürzung bei; das Buch birgt genug Stoff für eine Serie.
Für mich persönlich ist "Es" nicht das erwartete und erhoffte Horror-Hifhlight geworden, da zwar wie im Buch die Coming of Age-Elemente einen erheblichen Anteil ausmachen, aber visualisiert doch einen gewichtigen Teil der unheimlichen Atmosphäre rauben. "Es" ist im Gegensatz zum Buch selten brutal und leider bis auf einige gelungene Jump Scares nicht gruselig genug.

Audiovisuell ist die Scheibe hervorragend, wobei der Sound noch ein Quäntchen besser ist als das Bild.
Das Bild ist sehr scharf und dennoch dezent "antik" wirkend, so dass unterstützt durch Frisuren, Klamotten und Autos der 80er-Look gut ´rüberkommt. Der Kontrast und der Schwarzwert sind ausgewogen, der Detailgrad hoch. Die Plastizität könnte etwas besser sein, aber für die Höchstwertung reicht es ganz locker.

Der Sound ist eine Wucht. Das muss bei einem Horrorfilm auch so ein, denn gerade Jump Scares und ähnliches werden durch gezielte Soundeffekte nachdrücklich angeschoben. Das funktioniert bei "Es" hervorragend: überraschend dynamische und in der Lautstärke wohl tarierte Effekte dringen aus allen Richtungen ins Wohnzimmer. Zusammen mit "Blade Runner 2049" besetzt "Es" momentan Platz 1 und 2 auf dem Siegertreppchen der besten Surroundabmischungen der letzten Monate. Der Bass ist etwas weniger stark, das aber fällt kaum ins Gewicht.

Extras haben mich nicht interessiert, ich vergebe den Wert des Reviews, da die Scheibe identisch sein dürfte. Das Artwork des Steels finde ich sehr schick.

Mein persönliches Fazit: ich bin als großer King-Fan (deshalb wahrscheinlich noch mehr) durchaus etwas enttäuscht von "Es"; zum Einen weil der Film ziemlich gehyped wurde (darauf falle ich irgendwie immer wieder aus Neue herein) und zum Anderen weil auch das Review hier auf BD.de äußerst positiv ausfiel. Auch deshalb vergebe ich als Kontrapunkt 3 Balken. Das Buch hat mich weit mehr gegruselt und fasziniert als der Film es vermochte. Mal sehen, ob Teil 2 eine Schippe drauf legen kann. Die gelungenen King-Verfilmungen sind ohnehin rar gesät, und meine persönlichen "Best of" sind "Shining", "Friedhof der Kuscheltiere" und "Carrie" (nein, nicht die Neuverfilmung, die aber besser ist als ihr Ruf). "Es" schafft es vielleicht gerade mal auf meinen persönlichen Platz 4. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 23.02.18 um 07:26
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Los Angeles, 2049: die moderne Sklaverei, manifestiert durch die Ausbeutung von Replikanten, die die Drecksarbeit der Menschheit wie Kriege erledigen ist vorbei. Die damaligen Top-Modelle; also die der Nexus-6-Serie mit auf 4 Jahre begrenzter Lebensdauer; haben mittlerweile selbstverständlich Nachfolgemodelle. Die Exemplare der Serie Nexus-9 sind nicht nur optimiert, sondern deutlich gehorsamer: sie wollen ihre Lebensdauer nicht mehr verlängern, indem sie ihren Erzeuger aufsuchen. Dennoch gibt es nach wie vor Blade Runner wie K, die die Exemplare "in den Ruhestand" versetzen, die irgendwo aufgrund ihrer unbegrenzten Lebenszeit anonym weiter existieren. Bei der "Pensionierung" des Replikanten Snapper entdeckt K eine vergrabene Kiste mit "menschlichen" Überresten die nicht nur eine Seriennummer aufweisen, sondern eine Sensation: die Anzeichen einer Geburt durch einen synthetischen Menschen. Also wird K beauftragt, das Kind schnell und unauffällig zu finden, denn wenn publik würde dass sich die künstlichen Intelligenzen autark reproduzieren können wäre eine Revolution nah. Parallel dazu setzt Niander Wallace, quasi Erbe von Tyrrell, seine beste Replikantin Luv ebenfalls darauf an, das Kind und wenn möglich, dessen Mutter zu finden, um so seiner Produktion einen weiteren Evolutionsbaustein hinzu fügen zu können. Und so beginnt für K ein Wettlauf gegen die Zeit. Und gegen Luv..

"Blade Runner"; Sir Ridley Scotts Science Fiction-Klassiker und Meilenstein des Genres; wer kennt ihn nicht? Und nun hat Denis Villeneuve, einer der bemerkenswertesten Regisseure der heutigen Zeit, sich daran gemacht die Story konsequent weiter zu führen; jedoch nicht ohne ihr seinen sehr deutlichen Stempel aufzudrücken.
Leider ist meines Erachtens das filmische Ergebnis im Gegensatz zu vielen Kritiken und auch den ersten Bewertungen hier im Forum recht dürftig geworden. Lediglich die Optik ist im Stile des grandiosen Vorgängers gehalten und wurde stringent ausgebaut; die visuellen Aspekte des Films sind auch die einzigen, die mich die 2:40 bei der Stange hielten.
"Blade Runner 2049" zieht sich nach dem sehr guten Beginn nach der "Pensionierung" Snappers und der Entdeckung der Kiste teils wie sehr zäher Kaugummi. Der ungemein beeindruckende, weil äußerst melancholisch wirkende Soundtrack von den Electro-Pionieren Vangelis wurde ersetzt durch einen eher nervig-störenden Track, der für mich die meiste Zeit eher unpassend war. Erstaunlicherweise setzte Villeneuve bei "Arrival" einen dem Original-"Blade Runner" ähnlicher wirkenden Score ein, nur um hier auf anstrengende Synthie-Klänge zu setzen.
Kaum ein Dialog in "Blade Runner" klingt wie ein Gespräch, das normale Menschen führen. Besonders schlimm ist das pseudo-philosophische Intellektuellengeschwurbel, das Jared Letos Figur Niander Wallace absondert. Optisch hingegen ist "Blade Runner 2049" eine Wucht: jede Einstellung ist ein kleines Kunstwerk und weiß durch exotische Kameraeinstellungen, abgefahrene Kulissen und besonders ihre Farbgebung zu begeistern. Für so was kann ich aber auch eine Ausgabe des "Geo"-Magazins oder einen hochwertigen Kalender ansehen.
Darstellerisch haut mich jetzt keiner der Darsteller vom Hocker, und besonders Ryan Gosling nicht. Der Schauspieler wechselt nämlich genau zwei Mal seine Mimik: ein Mal guckt er überrascht/ verblüfft/ erschrocken, ein weiteres Mal entfleucht ihm ein winziges Lächeln.
Insgesamt betrachtet ist "Blade Runner 2049" nach starkem Beginn und brauchbarem Ende eine Aneinanderreihung von Längen, die lediglich durch ihre Optik wirken. Villeneuve hat, wie ich finde, einen derben Rückfall in seine "Enemy"-Phase erlitten, die für "Blade Runner 2049" in jeder Hinsicht too much ist: zu viel Philosophie, noch mehr Symbolik und ganz viel Längen bewirken hier den kläglich gescheiterten Versuch, den eigentlich unerreichbaren Vorgänger noch zu übertrumpfen.

Das Bild ist Referenz, mehr ist nicht anzuführen.

Der deutsche Track, in DTS HD MA 5.1 vorliegend, ist zur Zeit das Nonplusultra und an der Spitze der auditiven Nahrungskette. Bei Abhörlautstärken unterhalb des gewohnten ist der Bass und die Dynamik unglaublich und fast schon zu viel des Guten. Hier kann man ganz beruhigt die Lautstärke deutlich herab regeln, ohne Verluste in puncto Punch hinnehmen zu müssen. Die Surroundkulisse ist so ziemlich die beste, die ich den letzten Monaten zu hören bekam. Die Signalquellen sämtlicher Geräusche sind absolut genau zu orten. Ein herausragender Track, so muss es sein.

Die Extras habe ich mir erspart. Das mittlerweile offensichtlich vergriffene Steelbook ist recht schick und hat für Sammler sicherlich beträchtlichen Wert.

Mein persönliches Fazit: auf den Film hatte ich mich sehr gefreut, umso mehr bin ich nun enttäuscht. Von Villeneuve hatte ich nach "Sicario" und "Arrival" sehr viel mehr erwartet, aber nach "Enemy" hätte ich eigentlich auch von Grund auf befürchten müssen, dass der Regisseur deutlich über das Ziel hinaus schießen könnte. "Blade Runner 2049" ist optisch brillant, aber inhaltlich zu verkopft, zu angestrengt philosophisch und verspielt dadurch den Unterhaltungscharakter, den ich mir grundsätzlich bei jedem Film wünsche. Wäre der Film visuell schwächer, gäbe ich ihm gar nur 2 Balken. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 18.02.18 um 11:33
/image/movie/schneemann-2017-blu-ray-und-uv-copy-neu_klein.jpg
Oslo, Norwegen: Der eigentlich geniale Ermittler der Mordkommission Harry Hole ist ein alkoholkrankes Wrack, den eigentlich nur noch seine Arbeit am Leben hält. Wenn er denn Arbeit hätte, denn Norwegen ist nicht gerade Murder Capital des Planeten. Da kommt ihm seine neue Partnerin Katrine gerade recht, denn diese schnüffelt auch schon mal mit nicht so ganz legalen Mitteln (und auch nicht so ganz ohne Eigennutz) einigen auf äußerst brutale Weise getöteten Mordopfern und verschwundenen Frauen hinterher, hinter denen sie ein und denselben Täter vermutet. Der Täter hinterlässt nicht nur jeweils einen Schneemann am Tatort; er verhöhnt Harry auch, indem er ihm kleine Botschaften und Hinweise hinterlässt. Was Harry und Katrine nicht wissen: der Serienkiller ist den beiden bereits näher als sie ihm, und in Harrys Vergangenheit liegt ein Puzzlestückchen für die Lösung des Falls..

Skandinavien ist seit jeher Garant für hochklassige Spannungsliteratur, und ganz besonders herausragende (Kriminal-) Thriller kommen sehr oft aus dem hohen Norden. Romane und die darauf basierenden Verfilmungen wie die Millennium Trilogie oder die Jussi Adler Olsen-Verfilmungen sind bemerkenswerte Beispiele aus dieser skandinavischen Tradition. Ein ganz großer und neben Tess Geritsen und Stieg Larson sicherlich der bekannteste Autor Skandinaviens dürfte Jo Nesbø sein, und wiederum dessen bekannteste Figur ist der Ermittler Harry Hole. Mit "Schneemann" wurde der sechste oder siebte Harry Hole-Roman verfilmt, und hier liegt der erste von mehreren Hasen im Pfeffer. Kennt man die Bücher nicht, wird es jedoch ein Hase weniger: Harry Hole, in den Büchern nicht nur alkoholkrank, sondern beinahe schon bis zum Rande des völligen sozialen Abstieges verwahrlost bezeichnet sich im Film zwar mehrfach als Säufer, jedoch ist hierfür seine Wohnung (abgesehen vom Schimmelbefall) allzu sauber und ordentlich, er selbst physisch zu fit und nicht gammelig genug; und ein Dreitagebart und das verkaterte Aufwachen auf einem Spielplatz allein charakterisiert die Figur leider nur oberflächlich.
"Schneemann" zeigt ein paar Opfer recht explizit und nicht nur für Bruchteile: sekundenlang verharrt die Kamera mitten auf der Wunde, was eigentlich nur ein Film nötig hat, der es nicht versteht Spannung und Dramatik aufzubauen. Die Morde sind auch im Roman überaus drastisch geschildert, aber bewirken hier eben Kopfkino statt Visualisierung, was im Gegensatz zu dieser Verfilmung weitaus wirkungsvoller ist.
Während die typische, triste und bedrohliche Atmosphäre skandinavischer Thriller durchaus vorhanden ist, versäumt es der Film in den ersten beiden Dritteln zum Einen, zumindest Hinweise für die Motivation des Täters zu streuen und zum Anderen, einen wirkungsvollen Spannungsbogen aufzubauen. Erst im letzten Drittel nimmt "Schneemann" Fahrt auf, aber eben auch nicht wirklich temporeich. Das dürfte daran liegen, dass die perfekte Vorlage durch das Buch nicht übernommen, sondern in wesentlichen Teilen verändert wurde und dass einiges hinzu genommen, aber aber eben auch wichtiges weggelassen wurde. Auch der tolle, sich redlich mühende Cast kann über diese Drehbuchschwächen nicht hinweg helfen.

Das Bild ist wie bei den meisten skandinavischen Produktionen nahe an Referenzwerten. Besonders die Schärfe wurde hoch, dennoch blieb ein toller filmischer Look erhalten. Die nicht gerade lebensbejahende Ausstrahlung des selten emotionalen Hauptdarstellers und der gesamten Atmosphäre sind durch die farbliche Entsättigung des Bildes (bis auf in Harry Wohnung) unterstrichen. Die Referenzwertung wird aber durch die nur durchschnittliche Plastizität verhindert, 9 hätte ich auf einer Zehnerskala vergeben, so runde ich auf.

Der Film wurde mit einer DTS HD HR 7.1-Tonspur versehen, die nur zum Ende hin nachdrücklich auf sich aufmerksam machen kann. "Schneemann" ist kein Actionthriller, demzufolge ist die Action rar und Dynamik- und Bassattacken unnötig. Der Sound ist klar, die Umgebungsgeräusche ebenso klar, stets vorhanden und gut ortbar. Dialoge sind perfekt verständlich. Insgesamt betrachtet macht der Track seine Sache ordentlich, kann aber schon aufgrund der Thematik und der Inszenierung nicht mit Dynamik und Bass satt prahlen.

Extras: wie immer nicht angesehen, ich vergebe den Durchschnittswert. Die Veröffentlichung verfügt über ein Wendecover und eine Digital Copy.

Mein persönliches Fazit: da ich das Buch gelesen habe (was allerdings etwa 10 Jahre her sein dürfte, die Erinnerung daran ist schon etwas verblasst) kenne ich die Figur Harry Hole ganz gut; die Darstellung in "Schneemann" trifft die literarische Vorlage enttäuschend wenig. Gleichwohl mir "Schneemann" von den gelesenen Hole-Romanen mit am Besten gefiel, wäre es wohl ratsamer gewesen, mit den Verfilmungen beim ersten Buch anzufangen. So bleibt unterm Strich eine nur bedingt gelungene filmische Umsetzung einer großartigen Vorlage, die als Film nur genauso bedingt funktioniert. Schade drum. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 17.02.18 um 16:46
/image/movie/headshot-2016-limited-steelbook-edition-neu_klein.jpg
Irgendwo auf einer indonesischen Insel: ein Fischer findet einen jungen Mann halbtot am Strand neben seinem Boot und bringt ihn sofort ins Krankenhaus. Der Mann hat einen Kugel im Kopf, die ihm nicht rückstandslos entfernt werden kann und bleibt nach der Op geschlagene 2 Monate im Koma. Wieder erwacht stellt sich heraus, dass der von seiner Ärztin (die sich nebenbei noch in ihn verknallt) Ishmael genannte zwar sein Gedächtnis verloren, aber dafür seinen moralischen Kompass wiedergefunden hat, denn: Ishmael ist eigentlich Profi-Killer in einer geheimnisvollen Organisation, deren Gangboss der psychopathische Li ist und kann sich bloß nicht dran erinnern. Kaum aus dem Koma erwacht wird Ishmael permanent von irgendwelchen äußerst psychotischen Killern verfolgt, mindestens schwerst zusammen geschlagen und besiegt trotzdem alle mit zunehmenden Kampffähigkeiten. Quizfragen: wer sind die Killer, warum kann er so gut kämpfen und was hat das alles miteinander und besonders mit ihm zu tun?

Wie schon John Woo, wie wir alle wissen großer Martial Arts- und Eastern-Fan postete ist "Headshot" ein weiterer Film mit Kampfsport-Shootingstar Iko Uwais, der den beiden "Raids" und "Merantau", allesamt unter der Regie von Gareth Evans, seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte. Mit diesen Filmen ist die indonesische Kampfsportart Silat einem breiteren Publikum bekannt gemacht worden. Gleichwohl in "Headshot" anstatt Evans die Mo Brothers die Regie übernahmen, sind unter anderem mit Hammer Girl und Baseball-Batman ein paar Kämpfer oder auch Stuntmen (Schauspieler kann man die beiden nun wirklich nicht nennen) aus "The Raid 2" mit dabei. Obwohl die Story einigermaßen funktioniert und nicht völlig unglaubwürdig ist, dient sie doch nur als Vehikel, um den Zuschauer zum nächsten Fight mitzunehmen. Erstaunlicherweise sind ausgerechnet die Fights, bei Martial Arts-Filmen das A und O und somit Salz in der Suppe bei "Headshot" der Knackpunkt: Ishmael wird teilweise so sehr verprügelt, dass zum Einen Gegenwehr eigentlich gar nicht mehr möglich sein dürfte und gewinnt trotzdem. Als Beispiel mag besonders der Fight gegen den Ex-Baseball-Batman dienen: Ishmael bekommt gefühlt hunderte Schläge mit einem Teleskop-Schlagstock ab, die er teils mit den Unterarmen abblockt, teils einstecken muss. Der arme Kerl sieht zwar danach ein bisschen verbeult aus, gewinnt aber trotzdem ohne Knochenbruch. Lächerlich: man schlage mal mit solch einem Schlagstock auf einen Tisch und betrachte die Wirkung. Zum Anderen entsteht durch manche Kampfszenen ein krasser Gegensatz zu dem irren Gewaltgrad: besagte Szenen sind wie Formen choreographiert.
Gehörig den Spaß verderben kann zudem die bis in die Groteske verzerrte Darstellung der Schurken. Gegen Endgegner Li und seine beiden asiatischen Schergen wirkt der Joker aus den "Batmen" beinahe schon so normal wie der Nachbar im Schrebergarten nebenan oder wie der vorsitzende Sozialpädagoge bei einer Selbsthilfegruppe für gewalttätige Jugendliche.
"Headshot" ist wie bereits "The Raid 2" zum Teil unfassbar brutal. Ob die derart explizite Darstellung von Gewalt für einen Martial-Arts Actioner wirklich vonnöten ist stelle ich mal anheim: für mich persönlich ist sie überflüssig. Iko Uwais macht besonders im Gegensatz zu Julie Estelle seine Sache darstellerisch ganz ordentlich, wird aber sicherlich nie wegen seiner schauspielerischen Fähigkeiten gecastet werden. Sunny Pang ist diabolischer als Hannibal Lecter und dadurch am Overacten par excellence. Optisch hingegen kann der Film mit allerlei visuellem Schnickschnack wie Slo Mo-Szenen, innovativen Kamerafahrten und -einstellungen punkten.

Das Bild ist sehr gut, aber nicht perfekt. Ein paar wenige, minimal unscharfe Szenen; ab und an ein kaum wahrnehmbares Rauschen fällt auf, aber nicht sehr ins Gewicht. Die Höchstwertung verpasst das Bild von "Headshot" nur knapp.

Der Sound, in DTS HD MA 5.1 vor; ist etwas besser als das Bild: besonders die Surroundkulisse mit perfekt ortbaren Soundeffekten weiß hier zu gefallen. Aufgrund der Abhörlautstärke bei der Sichtung ist eine objektive Bewertung des Basseinsatzes schwierig, aber was hörbar war war trocken, kräftig und tiefreichend. Scheint eine gut gelungene Amischung zu sein; deshalb die Höchstwertung.

Die Extras habe ich nicht angesehen, ich schließe mich der Durchschnittswertung an. Das Artwork des Steels ist zwar nicht wirklich hässlich, aber auch nicht beeindruckend hübsch kreiert und sieht ein bisschen nach 80er Kinoplakat aus.

Mein persönliches Fazit: eigentlich mag ich Martial Arts-Filme sehr, besonders "Warrior" und der erste "Ip Man" fallen mir da spontan ein. Viele der jüngeren Kampfsportfilme kommen aus Thailand wie die "Ong-Baks" oder; wie die "Raids"; aus Indonesien, wo die Filmemacher offensichtlich ein Faible haben für die überaus plakative Darstellung von Gewalt, die ich absolut nicht brauche. Krass fand ich auch den Gegensatz von an Ballett und Formen erinnernde Choreos, und der daraus resultierenden, teils schockierenden Brutalität. "Headshot" hat sicherlich Fans gefunden und wird sie noch finden; ich bin definitiv keiner geworden. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 2
bewertet am 10.02.18 um 11:46
/image/movie/kingsman-the-golden-circle-2017--neu_klein.jpg
Wir erinnern uns: vor etwa einem (Film-) Jahr wurde Eggsy Unwin nicht nur Kingsman, sondern der neue Galahad, nachdem Harry "Galahad" Hart von Valentine erschossen wurde. Den vagen momentanen Frieden stört jetzt Charlie Hesketh, der offensichtlich nicht verknusen kann, dass er bei den Kingsman-Aufnahmeprüfungen durchfiel und der vermeintlich auf Rache sinnt. Doch das ist nur ein perfider Plan, um an alle Adressen der Kingsmen zu kommen, die kurz darauf allesamt bis auf Eggsy und Merlin Anschlägen zum Opfer fallen. Hinter dem Ganzen steckt Poppy: die Herrscherin über das größte Drogen-Imperium weltweit, die (natürlich) zusätzlich noch die Weltherrschaft anstrebt (was sonst) und die dazu mit einem perfiden Plan alle Nationen gleichermaßen erpresst. Nun müssen sich die stark dezimierten Kingsmen mit ihren amerikanischen Pendants, den Statesmen, zusammentun (von deren Existenz sie nicht mal wussten). Quasi maßgeschneiderte Anzüge aus der Savile Row vereint mit Cowboyboots, -hüten und Jeans gegen den fiesesten Endgegner ever..

Da ist er nun, der lang ersehnte Nachfolger des Überraschungserfolges "Kingsman: The Secret Service", wiederum inszeniert von Matthew Vaughn, Gatte von uns "La Schiffer". Vaughn hat bisher ausschließlich tolle Filme inszeniert, von denen einige nach wie vor in der Sammlung stehen: hier wäre besonders der geniale "Kick-Ass" hervor zu heben, quasi eine Art Vorreiter von Filmen wie "Deadpool".
Leider ist "The Golden Circle" nach meinem Dafürhalten ziemlich misslungen. Das liegt zum Einen daran, dass im Nachfolger deutlich weniger als im Erstling der augenzwinkernde Charme vorhanden ist, mit dem die Gentleman-Spione á la James Bond auf die Schippe genommen wurden und zum Anderen daran, dass ein wesentlicher Überraschungseffekt natürlich ausblieb: in "The Secret Service" konnte Colin Firth sein Image als bocksteifer, konservativer englischer Spießer derart gekonnt konterkarieren, dass dadurch der ganze Film getragen wurde. Dieser Wow!-Effekt fehlt natürlich.
Wo bereits "The Secret Service" teils mit überzogenem, aber im Vergleich zu "The Golden Circle" wirklich noch subtilem Humor und im Vergleich fast schon geerdeter Action punktete, ist im Zweitling alles sehr deutlich over the top, und zwar mehr als für eine Persiflage vonnöten wäre. Vaughn setzt leider auf teils völlig unnötige Splattereinlagen wie die Szenen mit dem Fleischwolf, platzenden Augäpfeln und ähnlichem, die so ganz und gar nicht komisch sind. Die Action hingegen, noch deutlich überzogener als im Erstling, ist zumindest gut in Szene gesetzt, toll choreographiert, aber eben auch wie der gesamte Film deutlich zu lang.

Die Scheibe ist technisch nicht weit von den Referenzen entfernt. Das Bild wartet mit außerordentlicher Schärfe auf und hält diese auch (oder vielleicht sogar besonders) in den tieferen Bildebenen. Das führt besonders bei einigen Totalen zu einem wirklich grandiosen, plastischen Bildeindruck. Der Schwarzwert ist manchmal minimal zu satt, der Kontrast ganz selten zu steil, aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau: das Bild präsentierte sich auf meiner Technik als allerfeinste Sahne.

Der deutsche Track liegt "nur" in DTS vor, er straft jedoch all diejenigen Lügen, die eine Tonspur ohne HD-Kürzel ablehnen, ohne sie gehört zu haben. Der Track punktet mit Bass, Dynamik und allerlei direktionalen Effekten, ohne jedoch die ganz großen Weihen zu erhalten. Ab und an werden im Getümmel die Dialoge minimal übertönt. Wer jedoch bei diesem Track über einen Mangel an irgendwas jammert, jammert auf hohem Niveau. Ich vergebe wohlwollend die Höchstwertung.

Extras habe ich nicht angesehen, ich vergebe deshalb einen Mittelwert. Die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: Schade. "The Secret Service" gefiel mir ziemlich gut, "The Golden Circle" gar nicht. Natürlich muss in einer Persiflage überzogen werden, sonst ist es ja keine; aber "The Golden Circle" überzieht die Überzeichnung sehr deutlich bis ins Groteske. Not my cup of tea, wie der distinguierte englische Gentleman sagen würde.. 
Story
mit 2
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 03.02.18 um 11:40
/image/movie/sweet-virginia-2017-neu_klein.jpg
Irgendwo in Alaska, offensichtlich im Sommer: der ehemalige Rodeoreiter Sam, durch einen Unfall beim Bullenreiten behindert betreibt in einer Kleinstadt das Motel "Sweet Virginia", in das sich der etwas seltsame Elwood einquartiert. Während Elwoods Aufenthalt in der Stadt ereignet sich ein vermeintlicher Raubüberfall, bei dem drei Männer erschossen werden; darunter der Ehemann von Sams Affäre Bernie. Was Sam nicht weiß ist, dass der Raubüberfall gar keiner war, sondern ein Auftragsmord; und dass sein freundlicher Gast Elwood der Killer ist. Als die frischgebackene Witwe Lila die Rechnung aufgrund verschiedener Umstände nicht bezahlen kann, reagiert der extrem labile und gewalttätige Elwood nicht mehr ganz so freundlich..

Erinnert vom Grundgerüst her ein wenig an Thriller wie "Red Rock West" oder mit umgekehrten Vorzeichen an "Fargo", der Film: irgendeine frustrierte Ehefrau beauftragt einen Hitman, den ungeliebten Ehemann umzulegen, um die Lebensversicherung zu kassieren. Natürlich geht die Rechnung in keinem der Filme so richtig auf, so auch nicht in "Sweet Virginia". Während jedoch die genannten mehr Thrillergrotesken sind, ist "Sweet Virginia" definitiv mehr Thrillerdrama mit deutlichem Pendelausschlag Richtung Drama.
"Sweet Virginia" ist entschleunigt inszeniert und zelebriert teilweise die Verlangsamung. Das bewirkt einerseits eine recht tiefgehende Charakterdarstellung vor allem von Sams Figur, andererseits entstehen dadurch auch einige Längen, die mit zwar tiefgehenden, aber auch die Story kaum voranbringenden Dialogen gefüllt sind. Der Ex-Rodeoreiter Sam wirkt nicht nur die meiste Zeit sediert, er ist es auch, denn bereits morgens raucht er zum Frühstück Gras und schluckt jede Menge Schmerzmittel. Ihm gegenüber steht der Mörder Elwood, der trotz seiner offensichtlichen psychischen Erkrankung Anschluss beim stets freundlichen, aber unverbindlichen Sam sucht. Erst als sich Sam Elwoods Taten offenbaren, rafft sich der Behinderte zu wirklicher Entschlossenheit bis zum bitteren Ende auf.
Letztendlich ist "Sweet Virginia" weder als Thriller noch als Drama und auch nicht als Mélange von beidem vollständig so gelungen, dass man von einem wirklich unterhaltsamen und spannendem Film sprechen könnte. Gut gelungen ist jedoch die "thrillerige" Bildsprache des Films und wie Regisseur und Kameramann mit den Einstellungen spielen: oft ist die Kamera so eingestellt, dass man auf Jump Scares oder ähnliches wartet. Die leider nie kommen..

Egal, ob nun digital "gedreht" und damit als Stilmittel hinzu gefügt oder "natürlich" auf Zelluloid vorhanden: das augenscheinlichste beim Bild von "Sweet Virginia" ist das in dunklen Szenen omnipräsente leichte Korn sowie das leichte Bildrauschen. Von diesen Auffälligkeiten ist das Bild in den wenigen Tageslichtszenen recht scharf und in weniger gut ausgeleuchteten Abschnitten minimal weich gezeichnet. Der Kontrast ist nicht optimal, ebenso der Schwarzwert. Die Farbgebung geht oft ins grünliche, die Plastizität stellt noch zufrieden.

Der Sound ist wie der Film: unauffällig. Bass, Dynamik, Surroundkulisse und direktionale Effekte sind zwar vorhanden, aber unspektakulär. Nun lebt der Film zwar von Dialogen, aber trotzdem hätte es von allem ein bisschen mehr sein dürfen.

Extras sind auf der Veröffentlichung keine vorhanden, was bei diesem Film nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: "Sweet Virginia" ist sicher nicht der hellste Stern am Thriller-Firmament. Dazu ist der Streifen schlicht und ergreifend zu langatmig in Szene gesetzt. Kann man sich schon mal ansehen, wenn grad nix anderes zur Hand ist; aber zum öfteren Genuss ist der Film für mich nicht geeignet. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 1
bewertet am 28.01.18 um 11:31
/image/movie/logan-lucky-2017-neu_klein.jpg
Auf der Logan-Familie lastet ein Fluch (zumindest wenn man Clyde glauben schenken will): so ziemlich allen Familienmitgliedern ist was übles zugestoßen. So wurde Clyde am Ende seines Irak-Einsatzes der linke Unterarm durch eine Sprengfalle abgerissen, und seines Bruders Football-Karriere endete wegen einer Knieverletzung, bevor sie richtig begonnen hat. Nun ist Jimmy auch noch wegen seiner Einschränkung entlassen worden. Beide entwickeln daraufhin einen Plan für ein ganz großes Ding: noch in seinem Arbeitsverhältnis stehend entdeckte Jimmy auf seiner Baustelle auf der größten NASCAR-Rennstrecke der USA, dass das gesamte Bargeld per Rohrpost mitten durch die Baustelle geschickt wird, und dieses Bargeld soll abgezweigt werden. Dazu brauchen sie nicht nur besagten Plan, sondern auch ein Ablenkungsmanöver. Und Komplizen. Leider sind die allesamt nicht gerade die hellsten Kerzen am Baum...

Steven Soderbergh, zumindest einer der großen Regisseure Hollywoods gewesen, legt nach langer Abwesenheit vom Filmbusiness mal wieder einen Film vor. Soderbergh, der sich moderne Klassiker wie die "Oceans", aber auch "Traffic - Macht des Kartells" und "Erin Brokovich" auf die Fahne schreiben kann hat mit "Logan Lucky" eine Heist-Komödie im Stile der "Oceans" inszeniert, die gleichzeitig eine Art Antithese darstellt: während die Darsteller in der bekannten Trilogie allesamt vorher schon superreich und supercool waren, sind die Logans die personifizierte Arbeiterklasse. Das an sich ist wenig verwerflich, jedoch legt Soderbergh alleine die Charaktere schon als wenig schmeichelhafte Parodie von tumben Hinterwäldlern an, die eigentlich gar nicht zur Ausführung eines derart raffinierten Plans fähig scheinen. Hinzu kommt, dass "Logan Lucky" quasi "Oceans Eleven" mit stark angezogener Handbremse darstellt und der Humor selten bis gar nicht zünden will. Und so plätschert der Film leidlich unterhaltsam und spannend vor sich hin und kumuliert in einem Finale, dessen Höhepunkt auch nicht wirklich packt; lediglich der Schluss wirkt gut.

Audiovisuell ist die Scheibe sehr gut gelungen. Beim Bild lassen sich als marginale Qualitätsmängel lediglich ein dezent zu steiler Kontrast und etwas zu satter Schwarzwert anführen; beides lässt ein paar Details in dunklen Szenen weniger deutlich hervor treten. Die Schärfe ist in allen Bildebenen hoch, die Plastizität ist toll, die Farben satt und natürlich.

Der deutsche Track in DTS HD MA 5.1 ist ebenfalls sehr gut gelungen. Eine sehr gute Räumlichkeit mit gut ortbaren Umgebungsgeräuschen ist stets vorhanden, und besonders bei den (spärlich gesäten) NASCAR-Rennszenen punktet der Track mit zusätzlicher Dynamik und kräftigem Bass.

Extras habe ich wie üblich nicht angesehen. Die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: "Logan Locky" ist quasi so eine Art "Oceans Eleven" für Arme mit Minderbegabten. Damit setzt Soderbergh der Arbeiterklasse ein zwar liebevolles, aber eben auch wenig schmeichelhaftes Denkmal. Zudem ist "Logan Lucky" irgendwie langweilig in Szene gesetzt, und besonders witzig fand ich den Streifen auch nicht. Jedoch scheinen 92% aller Rater z. B. auf Rotten Tomatoes anderer Meinung zu sein als ich und finden den Film toll. Ich fand ihn beinahe schon einschläfernd, schade eigentlich; Soderbergh hat ähnliches bei den "Oceans" sehr viel besser hingekriegt. Einzig Daniel Craig und der Soundtrack sind Highlights. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 27.01.18 um 11:56
/image/movie/barry-seal---only-in-america-blu-ray---uv-copy-neu_klein.jpg
Mitte der Siebziger bis Mitte der Achtziger des letzten Jahrhunderts ist Mittelamerika nicht nur Pulverfass, sondern auch Schauplatz einer ganz besonderen Art von Stellvertreterkrieg: die UdSSR versucht durch Unterstützung von kommunistischen Rebellen einen Fuß in die Haustür der USA zu bekommen, während diese die jeweilige Gegenpartei unterstützen. Oftmals ist es jedoch genau umgekehrt.. Der TWA-Pilot Adler Berriman "Barry" Seal wird eines Tages von der CIA "abgeworben", um Luftbilder von den sowjetischen Aktivitäten im Vorgarten der USA zu machen. Aufgrund seiner fliegerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten wird schnell ein weiterer zahlungskräftiger "Kunde" auf Seal aufmerksam: das Medellin-Kartell; für das Barry bald tonnenweise Kokain in die Staaten fliegt. Als Barry dann auch noch Waffen für die CIA nach Nicaragua schmuggeln soll und diese in Kolumbien landen ist das der Anfang vom Ende..

"Barry Seal" schildert nach wahren Begebenheiten einen Ausschnitt aus dem Leben des namensgebenden Protagonisten, der für CIA, Medellin-Kartell und Contras mit Wissen der Gegenpartei allerlei illegales Zeug schmuggelte und schon bald nicht mehr wusste, wo er Teile seines ganzen Bargeld versteckt hatte. Maßgeblichen Anteil hatte; natürlich; die CIA, die seinen Drogenschmuggel mindestens duldete solange Seal verwertbare Luftbilder lieferte. Höchst interessant ist es, wenn Barry Seal trotz nachweislichen Drogenschmuggels im Wert von Milliarden vor Gericht mit Sozialstunden davon kommt, wenn seine Freilassung "in nationalem Interesse" ist.
Jedoch muss gesagt werden, dass Doug Liman der Figur beinahe schon ein zweifelhaftes Denkmal setzt: klar werden Seals kriminelle Aktivitäten deutlich aufgezeigt, doch durch Tom Cruises augenzwinkerndes und spitzbübisches Schauspiel wird das ganze in ein eher komödiantisches Licht gerückt; dabei waren diese Verwicklungen einer der größten Skandale des ausgehenden 20. Jahrhunderts und deckten schließlich die Machenschaften der CIA im Nahen Osten und in Mittelamerika auf. Zudem vermeidet es der Film völlig, die Brutalitäten der Sandinistas, der Contras, des Kartells; aber auch der CIA zu zeigen: während der Auseinandersetzungen kam es zu unvorstellbaren Grausamkeiten in Mittelamerika mit Zehntausenden von Toten. "Barry Seal" ist also mehr Sozialkomödie als Tatsachen-Thriller; und somit ist das Thema beinahe schon verfehlt.

Das Bild von "Barry Seal" ist die meiste Zeit über derart stark verfremdet, dass eine objektive Bildwertung nur schwer möglich ist. In einigen wenigen Einstellungen ist das Bild absolut HD-würdig und weist die entsprechende Schärfe auf. Die Masse der Szenen ist jedoch vergleichsweise weich, fast permanent gelb gefiltert und nur mäßig kontrast- und detailreich. Mehr als sieben Punkte vergäbe ich in einem Review nicht, für die Bewertung runde ich sogar ab.

Der deutsche Track liegt in DTS-X vor, dessen Core in DTS HD MA 7.1 reproduziert wird. Der Sound ist erstaunlich wechselhaft: manchmal hat man den Eindruck, dass die Klangkulisse leicht nach vorne verschoben und ein wenig kraftlos ist, nur um dann wieder (vor allem während der Flugstunt-Szenen) mit ordentlich Bass und Dynamik überrascht zu werden. Insgesamt betrachtet ist der Track also nicht homogen abgemischt.

Die Extras habe ich ich wie meistens nicht angesehen und vergebe daher einen vorsichtigen Mittelwert. Die Scheibe hat ein Wendecover und einen Digital Code.

Mein persönliches Fazit: von Regisseur Doug Liman ("Die Bourne Identität", "Mr. und Mrs. Smith", "Edge of Tomorrow") und Tom Cruise hätte ich ein wenig mehr erwartet. "Barry Seal" hinterließ bei mir ein wenig den faden Beigeschmack einer tatsächlich irrsinnigen, aber zu komödiantisch dargestellten Story, die eigentlich bestürzen sollte. "Barry Seal" kann man sich mal ansehen, man muss aber nicht. Und in der Sammlung muss der Film definitiv auch nicht stehen. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 3
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 13.01.18 um 12:12
/image/movie/Ares-Der-letzte-seiner-Art-3D-Blu-ray-3D-DE_klein.jpg
Frankreich, 2035: das Land liegt wirtschaftlich und politisch am Boden. 15 Millionen Arbeitslose drohen gegen die Regierung zu rebellieren; die heimlichen Regenten jedoch sind große Pharma-Konzerne. Doping ist mittlerweile legal, und wie weiland in Rom sind Brot und Spiele Mittel der Wahl, um die notleidende und wütende Bevölkerung abzulenken und bei Laune zu halten: mit verschiedenen Substanzen schmerzunempfindlich gemachte und mit potenzierten körperlichen Kräften versehene Fighter kämpfen, live im Fernsehen übertragen, bis aufs Blut und nicht selten bis zum Tod. Reda, Kampfname Ares, war vor zehn Jahren ein Top-Kämpfer; ist aber jetzt nur noch Fallobst. Just als seine Schwester unter fadenscheinigen Gründen inhaftiert wird, aber gegen Geld frei käme bietet sich ihm eine Gelegenheit, genau dieses Geld zu verdienen. Der Pharma-Konzern Dioviane will ausgerechnet ihn, die Nummer 652 der europäischen Rangliste, mit einem neuen Mittel nahezu unbesiegbar und zum Europameister machen. Warum ausgerechnet ihn? Er ist der einzige, der das Mittel verträgt. Aber natürlich steckt mehr dahinter..

Auf dem Cover von "Ares" steht ´"Blade Runner" aus Frankreich´, im Review des Steelbooks werden Vergleiche zu "Babylon A. D." und „Bloodsport“ gezogen. Hm.. Die Vergleichsmöglichkeiten sehe ich nur bedingt, aber einerlei: "Ares" bemüht sich sozialkritisch zu wirken, indem Medienkritik und skrupelloser Forschungswille bei gleichzeitiger Profitgier vordergründig angeprangert werden sollen; der Film scheitert jedoch durch die recht plakative Zurschaustellung der körperlichen Gewalt, vor der der Protagonist auch privat selten zurück schreckt. Nur zum Ende hin hat der Film ein paar gute Momente, ansonsten verschenkt der Streifen das durchaus vorhandene Potential. Die Kulissen, geringes Budget hin oder her, fand ich gelungen: ein Zukunftsszenario muss nicht unbedingt mit Robotern, Raumschiffen oder eben Werbetafeln optisch aufbereitet sein; für mich war das trostlose, (wohn-) ghettoähnliche realistischer als so manch anderer Science Fiction der letzten Zeit.
In "Ares" (warum auch immer der deutsche Zusatztitel "Der letzte seiner Art" lautet. "Der einzige.." wäre da schon folgerichtiger) rechtfertigt kein einziger Schauspieler seine Gage durch Bemühungen, besonders Rapace nicht: der Ex-Mann von Noomi wirkt lediglich durch seine physische Präsenz. Jeder Dorftheater-Darsteller ist dem Schweden in puncto Mimik und Gestik Lichtjahre voraus. Trotz einer Lauflänge (oder eher: Laufkürze) gelingt „Ares“ das bemerkenswerte Kunststück, ein paar kleinere Längen einzubauen, und die romantische Episode mit der Polizistin ist mehr als überflüssig.

Das Bild weist eben nicht eine grundsolide Schärfe auf. Nur in wenigem Nahaufnahmen kann das Bild zufriedenstellen, ansonsten ist das Bild auf dem Niveau einer gut hochskalierten DVD. Die Masse der Szenen ist mindestens leicht unscharf und rauschig. Eine herbe Enttäuschung, normalerweise ist das Bild von aktuellen französischen Produktionen top.

Genau genommen kann ich eigentlich nur die ersten 5 Minuten der 3D-Version bewerten, denn danach habe ich au 2 D umgeschaltet. Die 3D-Version wirkt irgendwie fremdartig, so als wäre alles mindestens farblich verfremdet. Ein stereoskopischer Effekt ist kaum erkennbar und nicht der Rede wert; zudem sind die paar Szenen mit erkennbaren Effekten technisch einfach schlecht.

Der Sound ist ein Witz: DTS HD MA 5.1, und fast alles kommt von vorne und ist zu leise. Kein Bass, keine Dynamik; alles saft- und kraftlos.

Extras habe ich nicht angesehen; ich vergebe den Wert des Reviews. 2D und 3D-Fassung befinden sich auf einer Scheibe, die Veröffentlichung hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: eigentlich hatte ich mir mehr versprochen von "Ares", Potential wäre in der Story genug. Die Umsetzung isses halt.. Kann man vergessen. 
Story
mit 2
Bildqualität
mit 3
Tonqualität
mit 2
Extras
mit 2
bewertet am 07.01.18 um 19:41
/image/movie/game-of-thrones-die-komplette-siebte-staffel-blu-ray---uv-copy-de_klein.jpg
So, jetze is er da, der Winter: und mit ihm hat sich die Armee der Toten der Mauer genähert; bis sie diese überwinden ist es nur noch eine Frage der Zeit. Aber auch der Kampf um den Eisernen Thron geht auf die Zielgerade: das Wissen um die Gefahr aus dem Norden hat noch nicht alle sieben Königslande erreicht. So sind einige Adelshäuser noch mit der Frage beschäftigt, wie sie auf den eisernen Thron gelangen können, den Cersei Lennister nach dem Tod ihrer Kinder bestieg.
Während sich einige um die Mutter der Drachen Daenerys Targaryen scharen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft findet auch Cersei Verbündete, obwohl sie (nicht nur gefühlt) aus jedem Adelshaus mindestens ein Mitglied umgebracht hat und gleichwohl jeder "Verbündete" sich sicher sein kann, trotz einer Allianz mit ihr mindestens beschissen, hintergangen und verraten, aber wahrscheinlich eher langsam und grausam von ihr ermordet zu werden, wenn ihr Zweck erfüllt wurde.
Können die Herrscher der 7 Königslande ihre tiefen Gräben im Kampf gegen die Toten überwinden? Wenn nicht, gibt es bald auch keine Gräben mehr..

"Game of Thrones" ist im Endspurt, aber fieserweise hat man den Endspurt in 2 Hundertmetersprints aufgeteilt, die auch noch zeitlich deutlich kürzer sind und trotzdem gleich viel kosten (egal, was andernorts steht. Die vorherigen Staffeln haben so etwa 33 € gekostet und waren ~ 3 Stunden länger).
Nach wie vor ist "Game of Thrones" auch in der Staffel 7.1 eine hochspannende Serie mit immer wieder neuen, überraschenden Twists; und dass in der aktuellen Staffel das Budget nochmals angehoben wurde ist augenscheinlich: optisch ist "GoT" für Serien das Mass aller Dinge, und selbst den Vergleich mit aktuellen, im 3-stelligen Millionenbereich budgetierten Hollywood-Blockbusterproduktio nen muss die Serie nicht scheuen.
Diese 7. Staffel ist, wie es dem Höhepunkt einer so lange erfolgreichen Serie entspricht, deutlich actionreicher und die Handlung wirkt gestraffter (nicht, dass die vorherigen Staffeln langweilig gewesen wären; im Gegenteil). Wieder sterben Charaktere, denen man das Erleben des Serienendes zugetraut oder gar gewünscht hätte, und allerlei verblüffende Haken schlägt die Story auch wieder. Schade, dass man nun wieder eine gefühlte Ewigkeit auf die Stafel 7.2 (oder auch 8) warten muss.

Das Bild, wie von HBO gewohnt (mit Ausnahme eines kleinen technischen Ausrutschers bei "Band of Brothers" und jüngst, allerdings beabsichtigt, bei "Westworld"), ist auf höchstem Niveau. Die Schärfe ist außerordentlich, ebenso die Plastizität, der Kontrast ist perfekt, so dass auch in den dunklen Stellen auch dunkler Szenen noch Details erkennbar sind. Die Farbgebung ist weitestgehend natürlich, nur selten verfremdet (und wenn, dann meist entsätitgt), Special Effects sind harmonisch eingefügt und wirken nicht fremdartig. Der Transfer dieser Serie lässt so manchen aktuellen Blockbuster alt aussehen.

Nicht nachzuvollziehen ist, warum sich der Publisher dazu hinreissen liess, "nur" eine Dolby Digital-Tonspur aufzuspielen. Der Sound ist dennoch nicht schlecht, nur das letzte bisschen Brillanz in den Höhen und die Räumlichkeit einer echten HD-Tonspur vermisst der Zuschauer etwas, das allerdings ist Jammern auf extrem hohem Niveau. Auch der DD-Track überzeugt mit Räumlichkeit und Dynamik, und in den Actionszenen grummelt der Bass auch ganz ordentlich. Dieser Track tritt mal wieder den Beweis an, dass es durchaus nicht immer HD-Ton sein muss.

Extras gibt es haufenweise auf jeder BDs und auf einer beiliegenden Bonus-BD. Auf dieser ist eine interessante animierte Geschichte der 7 Königslande zu bewundern.
Die Veröffentlichung verfügt über einen schicken Pappschuber (leider dieses Mal ohne Prägung), passend zu den vorhergehenden Veröffentlichungen.

Mein persönliches Fazit: die Nummer 1 unter den Serien. Und womit? Mit Recht! Muss man mindestens gesehen haben; die Serie sollte eigentlich in jeder gut sortierten Sammlung stehen. 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 5
bewertet am 31.12.17 um 13:03
/image/movie/Homeland-Die-komplette-sechste-Staffel-DE_klein.jpg
Carrie Mathison hat dem CIA (vorübergehend) endgültig den Rücken gekehrt, ist in die Vereinigten Staaten zurück gekehrt und arbeitet für eine wohltätige Stiftung, die Muslime in den USA unterstützt. Peter Quinn, der noch immer physisch wie psychisch an seinem schlimmen Schicksal leidet, entflieht diesem immer wieder, indem er Meth raucht und sich mit Nutten vergnügt. Saul ist hinter einem iranischen "Geschäftsmann" her, denn offensichtlich verstößt der Iran gegen das Atom-Abkommen und produziert waffenfähiges Plutonium beim Lieblingsfeind der USA: in Nordkorea. Die Chefs der CIA ringen zeitgleich um die Gunst der neuen, designierten Präsidentin, einer eher liberalen Frau.
Als sich einer von Carries Schützlingen immer stärker radikalisiert, gerät er ins Visier vom FBI und in Untersuchungshaft. Mit einem nicht ganz sauberen Trick presst Carrie den Moslem frei, und prompt begeht dieser ein Selbstmordattentat. Aber wie immer in der Schattenwelt der Agenten ist nichts so, wie es scheint, alles hat einen doppelten Boden; und die aus dem Hut gezogenen Kaninchen sind nicht immer Kaninchen..

Einige der letzten Staffeln von "Homeland" erwiesen sich geradezu als Kristallkugel und prophezeiten durch ihre Ausstrahlung Vorgänge, die später tatsächlich real wurden: so wurde ein US-Soldat freigelassen, der sich 5 Jahre in Taliban-Gefangenschaft befand. Beim Drehbuch für die sechste Staffel gingen die Macher wohl davon aus, dass Hillary Clinton die Wahl gewinnt und legten einen wichtigen Erzählstrang der Staffel auf eine liberale Präsidentin an, die den Geheimdiensten die Zügel straffen will und nicht nur auf militärische Intervention als Allheilmittel setzt. Pustekuchen: wie die Wahl ausging weiß jedes Kind, und einige Medien betonten, dass "das erste Mal bei Homeland die Realität schlimmer sei als die Serie".
Ansonsten hat sich außer der Ausgangsstory bei "Homeland" nicht viel geändert: die Erzählweise ist zunächst behäbig, und die ersten Episoden nehmen sich die Zeit, neue Protagonisten einzuführen, Sachverhalte zu erläutern und die Erzählstränge zusammen zu führen. Wie bisher kumulieren die Vorgänge in den letzten beiden Episoden in einen beinahe unerträglich spannenden Höhepunkt, der in dieser sechsten Season fast an das spektakuläre Finale der ersten Staffel herankommt. Einen wesentlichen Teil bei der sechsten Staffel nimmt dieses Mal die Medienkritik ein; und ein deutlich erhobener Zeigefinger ist eine Weile wie ein Mahnmal sichtbar, wenn auf die Gefahr hingewiesen wird, die durch die Verbreitung von Fake News in sozialen Netzwerken eingegangen wird. Ein Hinweis, den Donald Trump sicherlich missverstehen dürfte.

Das Bild von Staffel 6 ist tadellos. Das im Review angesprochene leichte digitale Rauschen fiel mir so gut wie nie wirklich störend auf. Die Schärfe ist außerordentlich, daraus resultiert mit dem gut gewählten Kontrast ein hoher Detailreichtum auch in dunklen Szenen. Der Schwarzwert könnte ausgewogener sein, das allerdings ist Meckern auf höchstem Niveau.

Der Sound tritt erst in den Vordergrund, wenn er gefordert wird. Der DTS-Track ist für "Homeland" völlig ausreichend, denn in dieser Thriller-Serie dominieren Dialoge. Wenn es allerdings actionmäßig zur Sache geht, dann tut der Sound sein Übriges: bei den wenigen Explosionen grummelt der Bass ordentlich, und die Feuergefechte werden hochdynamisch ins Wohnzimmer transportiert.

Extras habe ich (noch) nicht angesehen, ich vergebe dem Mittelwert aus der 1. Bewertung und des Reviews. Wie gewohnt kommt auch diese Staffel im schicken DigiPak mit Pappschuber, perfekt passend zu den Veröffentlichung der Vorgängerstaffeln.

Mein persönliches Fazit: nach wie vor ist "Homeland" Serienunterhaltung at its best, nur in epischer Breite statt im Spielfilmformat. Dadurch bieten sich große Flächen für die charakterliche Entwicklung der Figuren und die eingehende Erklärung von Sachverhalten, ohne dem Zuschauer das Mitdenken abzunehmen. Nach wie vor eine der besten und anspruchsvollsten Serien auf dem Markt, schön, dass es noch (mindestens) eine 7. Staffel geben wird. 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 28.12.17 um 12:51
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1989, Berlin: in der (noch) geteilten Stadt, dem Mekka aller Geheimdienste, wird ein britischer Agent getötet. Nichts besonderes und an der damaligen Tagesordnung; das Brisante an dieser Liquidierung ist, dass der Agent im Besitz einer Liste mit allen Agenten, ihren Codenamen und Identitäten war und der Täter unbekannt sowie die Liste verschwunden ist. Die Top-Agentin des MI-6 Lorraine Broughton wird nach Berlin geschickt, um die Liste schnellstmöglich zurück zu holen, denn durch Veröffentlichung dieser wären alle Anstrengungen zu Glasnost und Perestroika umsonst gewesen. Dazu muss sie mit Agenten anderer Nationen zusammen arbeiten, kann aber gleichzeitig keinem von ihnen vertrauen und zu allem Überfluss ist der einzige Kontakt in Berlin der mindestens exzentrische und mindestens genauso zwielichtige MI-6 Section Chief Percival, der wiederum den Kontakt zum vermeintlichen Besitzer der Liste "Spyglass" herstellt: einen Stasi-Agenten; nicht gerade Vorbild für Geheimagenten wie James Bond..

Mit "Atomic Blonde" hat sich Charlize Theron einen Wunsch erfüllt: sie wünschte sich einen Actionfilm (natürlich mit ihr in der Hauptrolle), in dem eine Frau die tragende Rolle spielt. Diesen Wunsch haben ihr Regisseur David Leitch (ja, genau: einer der Regisseure von "John Wick") und Drehbuchautor Kurt Johnstadt ("300", "Act of Valor") erfüllt und ihr eine Rolle auf den Leib geschrieben, indem sie die Graphic Novel "The Coldest City" filmisch umsetzten. Wenn man das also alles zusammen zählt, weiß man auch welche Art von Film "Atomic Blonde" ist: nämlich sicherlich kein realistischer Agentenfilm á la "Eine offene Rechnung" (übrigens ein Geheimtipp von mir für die, die ihn nicht kennen) oder "Dame, König, As, Spion" (sicherlich KEIN Geheimtipp von mir), sondern schon eher etwas wie ein Bond ohne jegliche (Selbst-) Ironie, ein Bourne mit Frau, ein Kingsman mit Frau und ohne Humor oder eine Comic-Evelyne Salt.
Wie in Comic-Verfilmungen so üblich, darf man zum Einen nicht gerade die Schieblehre in Geschichte anlegen (wobei die historischen Ereignisse halbwegs stimmen, nur die Klamotten und Frisuren wollen nicht so ganz passen); zum Anderen muss man die Kirche der Realitätsnähe im Dorf lassen. Die Agentin Broughton, vielleicht 58 Kilo leicht, vermöbelt doppelt so schwere Gegner, gerne auch mehrere, kriegt dabei aber auch so sehr aufs Maul dass sie eigentlich wochenlang im Krankenhaus liegen müsste. Wenigstens sieht man ihr die Kloppereien an, was bei vielen anderen Actionern nicht so der Fall ist. Theron macht ihre Sache glaubwürdig und gut; McAvoy hat wie üblich eine leichte Neigung zum Overacting, und Sofia Boutella ist ohne Mumien- oder Alien-Makeup wirklich sehr attraktiv. Aber eins ist "Atomic Blonde" definitiv: saucool. Klar überzeichnet, und das in fast jeder Hinsicht, aber: saucool.
Die Action, vor allem eine in einem Take gedrehte, etwa sieben Minuten lange Prügelei und Schießerei in einem engen Treppenhaus, ist durchaus sehenswert; erinnert aber an ähnliche Szenen in "The Raid 1 & 2" oder an die im Haus von "John Wick".
Insgesamt betrachtet bietet „Atomic Blonde“ nur wenig neues; der Film ist auch nicht sonderlich innovativ. Dem Action-Fan wird jedoch genau das geboten, was er liebt. Der Schlusstwist ist für meinen Geschmack ein wenig fad.

Das Bild von "Atomic Blonde" ist hervorragend, ohne Wenn und Aber. Mir ist kein nennenswerter Bildfehler aufgefallen. Nerven können manche vielleicht die Untertitel, wenn im Original Deutsch oder Russisch gesprochen wird. Ansonsten ist das Bild mängelfrei; perfekt. Punkt.

Der Track von "Atomic Blonde" liegt in DTS-X 7.1 vor, der Core wird von meinem nicht mehr ganz jungen Receiver in DTS HD MA 5.1 reproduziert. Von Beginn an besticht der Track mit einer tollen Räumlichkeit, die besonders bei dem genialen 80er-Soundtrack begeistert. Dynamik bei der Action, ein wirklich tiefreichender und voluminöser Bass und wunderbar abgemischte, perfekt ortbare direktionale Effekte runden den Sound ab. Einer der besten Tracks, die ich in der letzten Zeit so gehört habe.

Die Extras habe ich wie üblich nicht angesehen, ich vergebe die Wertung des Reviews der Amaray. Das Steel mit Pop Art-Artwork finde ich eigentlich ganz schick. Der Digital Code ist auf die Innenseite der J-Card gedruckt.

Mein persönliches Fazit: "Atomic Blonde" ist für mich irgendwie eine wilde Mixtur aus Wick, Bond, Bourne, Salt und sogar ein bisschen "Shoot ´em up" (ohne Karotte). Funktioniert ganz gut, der Streifen; und er unterhält auch gut. Andernorts wird angegeben, dass der Film "so seine Längen hat". Welcher Film hat die nicht, denn gerade die "Längen" bringen die Story meist voran (wenn der Film denn eine hat). Wer keine Längen mag, muss halt "Crank" in Dauerschleife ansehen. Ich brauche "Atomic Blonde" nicht in der Sammlung, und ich muss ihn auch nicht nochmal sehen. Ich persönlich bin der Wertung des Reviews näher als einigen Aussagen in den Kommentaren. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 23.12.17 um 13:29
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Irgendwann, in einer (vielleicht gar nicht mal so) fernen Zukunft: der Robotik- (und sicherlich auch Rüstungs-) Konzern Delos ist größter Anteilseigner eines Vergnügungsparks, der mitten in grandioser Kulisse im Monument Valley in Utah errichtet wurde. Hier können die schwerreichen Gäste (40.000 US $ pro Tag!) in verschiedenen Wild West-Szenarios allerlei Storylines nachgehen und dabei so ganz nebenbei je nach Gusto straffrei ihre dunklen Seiten entdecken und jede erdenkliche Missetat wie Überfälle, Mord, Totschlag und Vergewaltigung begehen. Dabei interagieren die Besucher mit sogenannten Hosts: künstlich begrenzt (je nach Programmierung) intelligenten Maschinen in kybernetischen Körpern, die verletzt und getötet werden können, die aber; wie bei Isaac Asimovs 3 Gesetzen der Robotik, Menschen nicht verletzen und schon gar nicht töten können. "Tote" Hosts werden bei Nacht "wiederbelebt", andere Hosts wiederum werden in anderen Stories eingesetzt.
Einer der Erfinder der Hosts selbst, Dr. Ford, arbeitet noch immer im Park und entwickelt, eher zum Leidwesen des Vorstandes, eine neue Storyline, die einiges im Park durcheinander bringt.
Der Anfang vom Ende beginnt, als der "Vater" des Hosts Dolores ein Foto findet, denn nach und nach fangen die Hosts an, merkwürdige Eigenschaften zu entwickeln, die so gar nicht ihrer Programmierung entsprechen..

Jeder Filmkundige und so ziemlich jeder Lebensältere dürfte den gleichnamigen Film und dessen Nachfolger "Futureworld" aus den Siebzigern kennen, in denen "Gunslinger" Yul Brynner als Host ein sagen wir mal exzentrisches Eigenleben entwickelte. Diesen Filmen lag der Roman "Futureworld" von Michael Crichton zugrunde, und der darin geschilderte Vergnügungspark bildet auch die Story-Grundlage für die neueste Big Budget-Blockbusterserie von HBO. "Westworld" ist in nahezu sämtlichen Hauptrollen mit Anthony Hopkins, Jeffrey Wright, Ed Harris, James Marsden und Thandie Newton stargespickt wie kaum eine andere Serie, und selbst in der zweiten Reihe sieht man jede Menge bekannte Gesichter. Als Regisseure einzelner Folgen findet man so klangvolle Namen wie Neil Marshall ("The Descent", "Centurion") oder Vincenzo Natali ("Cube", "Splice").
"Westworld" sieht man jede Sekunde das enorme Budget an: sämtliche Kulissen im Wild West-Szenario wirken absolut echt und authentisch; und von den Szenen in der Gegenwart innerhalb des Steuerungskomplexes von Westworld kann sich jeder hochbudgetierte Science Fictionfilm noch eine gehörige Scheibe abschneiden.

Wie in der Science Fiction immer wieder gerne genommen stellt auch "Westworld" verschiedene philosophische Fragen. Wann ist eine Maschine schon Mensch, wann noch Maschine; kann eine Maschine eine Bewusstsein entwickeln und welche Bedeutung haben Erinnerungen auf die Entwicklung einer/ der eigenen Persönlichkeit, kann künstliche Intelligenz echte Gefühle entwickeln, wissen "intelligente" Maschinen, dass sie Maschinen sind; all diese Fragen werden in einer Variante beantwortet, die neben verschiedenen überraschenden Twists mit einem bitteren, aber auch konsequenten Ende aufwartet. Dabei geizt "Westworld" weder mit zum Teil brutalster Gewalt noch mit nackten Tatsachen: nackte Körper gibt es in jeder Folge zuhauf zu sehen. "Westworld" verfügt zwar über ein gerüttelt Maß an Action, ist aber keine reine Action-Serie, im Gegenteil: viel Platz nehmen die oft geschliffenen und teils hochphilosophischen Dialoge ein. Trotzdem oder wahrscheinlich gerade deswegen ist keine einzige Folge der Serie auch nur ein wenig langweilig: "Westworld" gehört zum Interessantesten, was die Serienlandschaft zurzeit zu bieten hat.

Kauft man sich eine Veröffentlichung vom Label HBO, geht man wohl automatisch von einer Veröffentlichung in höchster audiovisueller Qualität aus. Beim Bild trifft das erstaunlicherweise nicht völlig zu: während sämtliche Totale in puncto Detailreichtum und Schärfe von herausragender Güte sind, sind es des Öfteren Takes in Mittelgründen und Nahaufnahmen, die teils deutlich unscharf und mitunter etwas detailarm wirken. Close Ups hingegen sind wiederum fehlerfrei: jede Pore, jede Falte und jedes Haar wird perfekt abgebildet. In irgendeiner Quelle las ich sogar davon, dass in manchen Einstellungen bewusst weicher gezeichnet wurde, aber von HBO ist man durch "Game of Thrones", "Boardwalk Empire" und "True Detective" eigentlich besseres gewohnt. Das Bild ist sehr weit davon entfernt schlecht zu sein und es ist immer noch von sehr hoher Qualität, diese Mängel sollen jedoch nicht unerwähnt bleiben; und aus diesen Gründen teile ich die Wertung des Reviewers nicht. Ich vergäbe 8,5 von 10 Punkten, wenn das ginge, so runde ich auf 9 auf und das langt mit Ach und Krach und viel Wohlwollen für die Höchstwertung. Die Angaben betreffen nur die Bildqualität der Blu-ray, für die Quali der UHD bitte andere Bewertungen oder das Review lesen.

Diese hochbudgetierte Serie wurde leider mit einer banalen Dolby Digital-Tonspur abgespeist. Diese müht sich nach Kräften und ist auch alles andere als schlecht. Schaltet man jedoch auf den englischen Original-Track um, erkennt man was machbar gewesen wäre: egal ob nun Dynamik, Bass, Brillanz in Mitten und Höhen, perfekt lokalisierbare direktionale Effekte und Surroundgeräusche, alles ist teils erheblich besser abgemischt. Schade drum, bei einer derart hochbudgetierten und auf Blu-ray teuer verkauften Serie hätte ein HD-Sound eigentlich drin sein müssen.

Bei den Extras vergebe ich den Wert von Review und erster Bewertung. Die Veröffentlichung kommt in einer geprägten Tinbox, mit 3 BDs und 3 UHDs; mit einem wertig gedruckten Booklet und einer Digital Copy. Bedenkt man Preise für Serien wie "Turn – Washingtons Spies" (40 – 45 Euro für etwa 450 Minuten), ist die BD/UHD-Kombo von "Westworld" (Laufzeit über 600 Minuten) in der Tinbox für 44 Euro bei Amazon schon fast ein Schnäppchen. Gab´s übrigens in den Last Minute-Angeboten für schlappe 30€.

Mein persönliches Fazit: bis "Game of Thrones" erschien, habe ich mich nie sonderlich für Serien interessiert, mittlerweile bin ich schon fast Junkie. "Westworld" ist herausragende Serienunterhaltung mit allem, was das Herz begehrt: Sex & Crime, aber auch Anspruch, Intellekt und Tiefgang. Ansehen! 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 20.12.17 um 15:59
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Frankreich, Mai 1940: nach dem selbst für die deutsche militärische Führung überraschend schnellen Vorstoß deutscher Panzerverbände sitzt ein enormer Teil der französischen Armee sowie des British Expeditionary Corps in der Küstenstadt Dunquerque fest, das Meer im Rücken, eingekreist von der übermächtigen Wehrmacht und ständig bedroht von Luftschlägen der deutschen Luftwaffe. 400 00 Soldaten warten wie Zielscheiben am Strand darauf evakuiert zu werden, und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: während die weit vorgedrungenen deutschen Verbände angehalten werden, um den Tross aufschließen zu lassen beginnt die Operation Dynamo: auf Churchills Aufruf hin schippern selbst kleinste zivile Fischerboote über den Ärmelkanal, um die Eingeschlossenen zu retten..

Historikern zufolge verschenkte Hitler und die Führung der Wehrmacht durch den Haltebefehl seinerzeit einen wichtigen Sieg über England, der sehr wahrscheinlich zu der Kriegsniederlage Großbritanniens geführt hätte; und über 330 000 Menschenleben konnten gerettet werden.
In diesem Szenario schildert Christopher Nolan; einer der (für mich) größten lebenden Regisseure; drei Schicksale von recht anonymen Soldaten und teilt diese Soldaten auf die drei Teilstreitkräfte auf. Eine Woche wird der verzweifelte Überlebenskampf von zwei "Fuß"-Soldaten am Strand von Dünkirchen geschildert; einen Tag die heroische Leistung eines Privatiers und seines Sohnes, die sich mit ihrer Nussschale über den Ärmelkanal begeben um wenigstens ein paar Leben zu retten sowie eine Stunde (solange reicht der Betriebsstoff einer Spitfire) im Leben eines britischen Jagdfliegers über dem Ärmelkanal; alle zeitlichen Abschnitte sind perfekt durch Nolans Stamm-Cutter zusammengefügt. Direkte Gefechte sieht der Zuschauer nie, und unmittelbare Angriffe auf die Eingeschlossenen manifestieren sich lediglich in gelegentlichen Luftangriffen.
Nolan wählt in seinem Film verschiedene, innovative Ansätze: seine Protagonisten werden weder ein- noch ausgeführt und bleiben dadurch relativ anonym; außer mit Texttafeln wird auch nicht in die Thematik eingeführt, und "Dunkirk" verfügt nicht, wie andere Filme, über einen Pro- oder Epilog. Der Film geht von der ersten Sekunde an von 0 auf 180 und gönnt dem Zuschauer dabei kaum eine Atempause.
Trotz aller Hetze und Dramatik bleibt immer wieder (kurz) Zeit für beeindruckende Aufnahmen, wie insgesamt die Kameraarbeit bei "Dunkirk" Nolan-typisch exzentrisch-genial ist. Besonders innovativ, beeindruckend und: ein wenig verwirrend ist, wenn in einem sinkenden Schiff der Wasserpegel mal von der Seite her steigt. Nolan braucht für die Erzeugung von spürbarer Lebensgefahr und Dramatik gar keinen Feind: die deutschen Soldaten bleiben, bis auf wenige Momente am Ende des Films, unsichtbar und damit gesichtslos.

Bei Filmstarts.de wird "Dunkirk" mit der Höchstpunktzahl versehen und als Meisterwerk bezeichnet. So weit gehe ich nicht, für mich ist "Dunkirk" sogar Nolans schlechtester Film (wenn man im bisherigen Werk dieses Ausnahmekünstlers überhaupt von "schlecht" sprechen kann): gerade die fehlende Einführung der Hauptcharaktere und die damit einhergehende mangelnde charakterliche Ausbildung, die fehlende Einführung und das fehlende Ende sowie der gesichtslose und nie sichtbare Feind schwimmen derart gegen die gängige Erzählweise in Filmen, dass mancher damit so wie ich seine Probleme haben könnte.

Bild und Ton dieser Veröffentlichung sind abartig.
Ein Formatwechsel beim Bild fiel aufgrund der doch erforderlichen Konzentration beim Betrachten des Films gar nicht auf. Die IMAX-Szenen sind der helle Wahnsinn und bilden wie andere IMAX-Szenen in Nolan-Filmen so ziemlich die Spitze des technisch realisierbaren. Die restlichen Szenen wirken minimal unschärfer, was kaum der Rede wert ist. Die Schärfe ist in allen Bildebenen sehr hoch und bleibt es auch. Der Kontrast und der Schwarzwert sind perfekt gewählt; und die Plastizität (vor allem in den IMAX-Szenen) ist grandios.

Der Sound ist ebenfalls Bombe, und nicht nur beim Abwurf derselben. Der deutsche Track liegt in DTS HD MA 5.1 vor und bietet Surroundgeräusche, direktionale Effekte, Dynamik und Bass im Überfluss. Besonders beeindruckend ist die Signalortbarkeit, wenn die deutsche Artillerie aus der Ferne perfekt lokalisierbar feuert, und wenn Flugzeuge bei ihrer Flugbahn perfekt nachvollziehbar über den Zuschauer hinweg dröhnen oder Bomben abwerfen wird das Wohnzimmer ordentlich umgerührt. Klasse!

Boni liegen bei dieser Veröffentlichung auf einer zweiten Scheibe vor, die muss ich erst noch ansehen. Bis dahin vergebe ich schon mal 4 Balken aufgrund des Umfanges. Die Scheibe hat ein Wendecover und eine Digital Copy.

Mein persönliches Fazit: "Memento", "The Prestige", die "Bat-Men", besonders "Inception", "Interstellar" und der etwas unbekanntere "Insomnia", alles tolle Filme, die nach wie vor in der Sammlung stehen. Bei "Dunkirk" hat sich Nolans Handschrift und Erzählweise verändert, was auf manche besser wirken mag als auf mich, aber wahrscheinlich bin ich zu stark in der klassischen Erzählweise von Filmen bzw. deren Aufbau verhaftet. Für mich reiht sich "Dunkirk" derzeit in Nolans bisherigen Werken ganz hinten ein, was den Film beileibe nicht schlecht machen soll. Aber: urteilt selbst. 
Story
mit 4
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 16.12.17 um 11:54
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Der investigative Journalist Gary Webb wäre gerne bedeutender Reporter, schreibt aber nur für das maximal drittklassige Blatt San José Mercury News. Als ihm eine heiße Mexikanerin streng geheime Unterlagen zukommen lässt, merkt Gary (zu) spät, dass er nur benutzt wurde: mit den Dokumenten wird ein Krimineller freigesprochen. Doch an den Dokumenten ist was dran, und als Gary zu bohren beginnt, sticht er in ein Wespennest: die CIA scheint die Contras in Nicaragua nicht nur mit dem Erlös aus Drogenhandel unterstützt zu haben, die CIA hat auch beim Transport mindestens weg gesehen. Mit der Veröffentlichung des ersten Artikels wird Gary nicht nur berühmt, sondern auch berüchtigt (zumindest bei der CIA). Und die CIA wehrt sich, und eine gnadenlose Hetzkampagne beginnt, bei der Gary nicht nur sich, sondern auch seine Frau und seine Kinder bedroht sieht..

Die Lebensälteren unter uns dürften sich noch an den Skandal Ende der Neunziger erinnern: die Iran-Contra-Affäre, unmittelbar mit den dem Film zugrunde liegenden Vorgängen verbunden schlug hohe Wellen; die USA wurden vom internationalen Gerichtshof verurteilt und trotzdem: der Drahtzieher hinter den Kulissen, Lieutenant Colonel Oliver North, blieb bis heute auf freiem Fuß.
Dieser bestürzende politische Hintergrund ist gleichsam jedoch quasi "nur" Parallelhandlungsstrang, "Kill the Messenger" ist gleichzeitig Biopic/ Biographie des Enthüllungsjournalisten Gary Webb, den auch Zwänge und Repressalien von nahezu allmächtigen staatlichen Institutionen nie vom eingeschlagenen Weg abbringen konnten. Bestürzend ist, welches Schicksal Webb Jahre später erlitt; dies wird am Ende des Films mit Texttafeln eingeblendet.
Leider gelingt es dem Regisseur; trotz eines blendend aufspielenden Jeremy Renner; kaum Spannung zu erzeugen. Dazu ist der Film leider eine zu dröge ablaufende Abfolge vom Aufdecken neuer Informationen, Veröffentlichung dieser und der anschließenden Christenverfolgung durch andere Medien und die Geheimdienste. Selten wird die ständige vage Bedrohung durch die CIA spürbar, und so bleibt die Situation der Familie nur bedingt nachvollziehbar. Action gibt es sehr wenig, und die Dramatik hält sich in Grenzen. Schade drum, Potential hätte das Material mehr als genug.

Das Bild ist gleichbleibend relativ scharf, aber nicht überschärft. Das letzte Quäntchen HD-Schärfe fehlt, was dem Bild aber einen angenehmen Filmlook verleiht und die 90er-Atmosphäre gut transportiert. Der Detailreichtum stellt zufrieden, Kontrast und Schwarzwert auch. Die Plastizität geht gerade noch so in Ordnung.

Der deutsche Sound liegt in DTS vor und hat mit dem dialoglastigen Film leichtes Spiel. Die Surroundkulisse wirkt leicht nach vorne verschoben, direktionale Effekte gibt es so gut wie gar nicht und der Bass bleibt sehr blass. Die fehlende Dynamik und der mangelnde Bass fallen bei diesem Film allerdings kaum ins Gewicht.

Extras habe ich nicht angesehen, ich vergebe den Mittelwert der vorliegenden Bewertungen. Die Scheibe hat ein Wendecover.

Mein persönliches Fazit: "Kill the Messenger" versucht ein wenig (natürlich Jahrzehnte später), im Fahrwasser von "Die Unbestechlichen" (Watergate, Ihr wisst schon) zu schwimmen und die Aufdeckung eines ähnlich unerhörten politischen Skandals zu dokumentieren. Dass das oscarprämierte Vorbild nicht erreicht wird, war von vorne herein relativ klar, aber: aus "Kill the Messenger" ist nicht mal ein spannungsgeladener Politthriller geworden. Kann man sich ein Mal durchaus ansehen, aber statt einem zweiten Mal lieber nochmal "State of Play" in den Player legen. 
Story
mit 3
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 2
bewertet am 15.12.17 um 11:48

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